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1. Die Sache mit der LehrkompetenzLehrkompetenz

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Die fremdsprachendidaktische Diskussion der letzten Jahre wurde u.a. von der Kompetenzfrage mitgeprägt. Der Ansatz der KompetenzorientierungKompetenzorientierung (↗ Art. 43) bemüht sich darum, Unterricht vom Ergebnis her zu betrachten, also von dem, was bei den Lernenden ankommt und verfügbar ist und nicht vom lehrerseitigen InputInput her. Ein Wesensmerkmal dieser Diskussion ist u.a., dass nunmehr der Kompetenzbegriff als stets im Raum stehend eine terminologische Dominanz entfaltet: Hörverstehens-, Schreib- oder Lesekompetenz werden dabei ebenso häufig angeführt wie Textsorten-, soziale oder interaktionale Kompetenz, um nur wenige Beispiele zu nennen. In der Zwischenzeit ist darauf verwiesen worden, dass die bis dato propagierte LernerorientierungLernerorientierung möglicherweise mit dafür verantwortlich ist, dass Person und Rolle der fremdsprachlichen LehrkräfteLehrkräfte aus dem Blick der Forschung geraten sind (vgl. z.B. Königs 2014; 2016). Das ändert sich übrigens nicht zuletzt durch Publikationen der fächerübergreifenden Schulpädagogik (↗ Art. 16) und die von ihr ausgelöste und mitgeprägte Professionalisierungsdebatte (vgl. z.B. Hericks 2006; Roters 2012; Horn 2016) und führt auch in der Fremdsprachendidaktik (↗ Art. 17) zu einem geänderten Blick auf das Forschungsfeld (vgl. z.B. Burwitz-Melzer, Riemer & Schmelter 2018). Nun kann man mit guten Gründen bedauern, dass diese Debatte trotz gegenteiliger Bemühungen um terminologische Differenzierung zumindest unausgesprochen den Schluss nahelegt, dass die zuvor ausgebildeten und tätigen Lehrpersonen eben „unprofessionell“ sind bzw. weniger Professionalität in ihrer Ausbildung angetroffen haben. Das entbindet aber nicht von der Verpflichtung darüber nachzudenken, welche Voraussetzungen Lehrkräfte erfüllen müssen, wollen sie in einem auf Mehrsprachigkeit ausgelegten Fremdsprachenunterricht erfolgreich lehren (↗ Art. 27). Worin besteht also Lehrkompetenz bzw. worin könnte sie bestehen?

Wenn MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit und Unterricht (↗ Art. 6, 7) dem Fremdsprachenunterricht eine neue Qualität verschaffen soll, muss gefragt werden, welche veränderten Aufgaben damit für die Fremdsprachenlehrkraft verbunden sind. Aus dieser Frage kann zunächst abgeleitet werden, dass die Kompetenzorientierung die aktive und methodisch abgesicherte Gestaltung des Unterrichts nicht in die Hand der Lernenden legt, sondern die Verantwortung dafür beim Lehrenden belässt. Begründen lässt sich dies nicht zuletzt mit seinem Wissen über das Funktionieren von SprachenlernenSprachenlernenMehrsprachigkeit und über die (möglichen) Beziehungen zwischen den beteiligten Sprachen. Dabei stellt sich für den Lehrenden eine Vielzahl von AufgabenAufgaben der Lehrkräfteund Mehrsprachigkeit, denen er versuchen sollte, möglichst ausgewogen und umfassend gerecht zu werden. Zu diesen Aufgaben zählt u.a.

 die Beziehungen zwischen den Sprachen sichtbar machen,

 auf die Beziehungen zwischen den Sprachen neugierig machen,

 für unterschiedliche Zugangsweisen unterschiedlicher Lerner sensibilisieren,

 Transparenz für diese Unterschiede schaffen,

 Hilfestellungen beim Aktivieren vorhandener (sprachlicher und sprachlernbezogener) Wissensbestände schaffen,

 variantenreich vorgehen,

 eigene Erfahrungen transparent machen,

 Flexibilität in Bezug auf das Vorgehen, das Interpretieren von Vorwissen und ein ausgewogenes Verhältnis von Fördern und Fordern.

In der unterrichtspraktischen Umsetzung muss dies u.a. führen zu:

 abwechslungsreichen Aufgaben,

 Offenheit für lernerseitige Lösungswege (nicht die Lösungen dürfen offen sein, wohl aber die Wege des Einzelnen, um zu dieser Lösung zu gelangen,

 Freiraum für Lernerfahrungen und den systematischen Austausch darüber,

 Thematisierung der Reflexivität und Selbständigkeit der Lernenden und ebenso beständige wie systematische Einforderung dieser Haltung,

 Kontakt zu einer für die Adressaten authentischen und realistischen mehrsprachigen Interaktionskultur.

Dabei gilt, dass dieser Aufgabenkatalog mit zunehmender Zahl der beteiligten Sprachen und sprachlichen VorwissensbeständeVorwissenRelevanz des immer komplexer wird. Erfüllen können wird man ihn vor allem dann, wenn die Ausbildung die zukünftigen fremdsprachlichen Lehrkräfte angemessen darauf vorbereitet. Damit sind wir bei der grundsätzlichen Frage der Fremdsprachenlehrer(aus)bildung.

Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik

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