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Kapitel 10 Verlöbnis

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Trotz des ‚Zwischenfalls’, wie der Großvater Addas Ausflug gnädig umschrieb, wurde anderntags die Verlobung zelebriert. Die Verbindung der Häuser tom Brook und Allena besaß eine zu große Priorität, als dass man den Zeitpunkt hätte verschieben können. Dass die Braut ein paar Mal fast ums Leben gekommen war… Wen kümmerte das? Ein Missgeschick - oder besser Streich - eines halbwüchsigen Mädchens! Ausgeschlossen, deswegen die Verlobung auszusetzen! Im Übrigen ging es Adda ja gut, so sagte sie zumindest. Ein kleiner Schnupfen, ein paar Nieser, meistens unangebracht die Unterhaltung störend, darüber sah man großzügig hinweg. Ansonsten sollte alles vonstatten gehen als sei nichts Außergewöhnliches geschehen.

Von ihrem Vater bekam Adda freilich noch eine ernste Rüge zu hören. Seine Freude über die erfolgreiche Rettung erschöpfte sich in Vorwürfen.

Und Hima? Wie empfing sie ihre ‚lüttje Puppe’? Da erging es Adda wenig anders. Allerdings wusste Hima von all den Vorgängen nichts, und so war sie zuerst einmal fassungslos über ihren Zustand, als man sie brachte: nackt – in einen fremden Pelz gehüllt, mit nassen, verklebten Haaren, sonst aber allem Anschein nach heil. Die Kindsmagd ließ die arme Adda gar nicht zu Wort kommen: „Wo kommst du her?!” zeterte sie aufgebracht, und ehe Adda sich erklären konnte: „Wo sind deine Kleider, Adda? Um Gottes Willen, wo? Was ist dir geschehen? Was hast du getrieben? Was für Dummheiten hast du wieder gemacht? Wo bist du so lange gewesen, Deern? Und wie siehst du aus? Und warum riechst du so grauenhaft? Du stinkst wie aus der Destille gezogen! Bist du etwa da ‘reingefallen?” Ausdrucksvoll klemmte Hima sich mit zwei Fingern die Nasenflügel zu und Adda bedachte Himas Wortschwall mit müdem Lächeln: „So riecht man eben, wenn man in den Burggraben gefallen ist, bis zum Hals im Moor gesteckt hat und mit Schnaps übergossen wurde, und im Übrigen: Was geht’s dich an? Nichts!” „Geht mich nichts an? Geht mich nichts an? Geht mich sehr viel an sogar! Ich lasse mich von dir dummen Kröte nicht behandeln wie eine ...” Sie suchte den passenden Ausdruck. „... dumme Kuh”, vollendete Adda. „Ja, wie eine dumme Kuh. Schließlich habe ich das Recht, zu erfahren, was geschehen ist!”

„Ich bin müde”, lenkte Adda ein. „Lass mich morgen erzählen...” Ihr fielen buchstäblich die Augen zu vor Erschöpfung. Ans Baden war in diesem Zustand nicht zu denken. So wusch Hima denn geduldig ihre ‚Lüttje Puppe’ und legte sie danach ins tüchtig gewärmte Bett unter einen Berg von Federkissen.

Adda schlief bis zum Mittag, aß ein paar Häppchen und verschlief den weiteren Tag bis zum frühen Abend. Höchste Zeit, als Hima sie aus den Federn holte und ankleidete. Keinen Augenblick zu früh... Da klirrten auf dem Flur schon eilige Männerschritte. Pochen an der Kammertür: „Der hochedelige Häuptling von Osterhusen, Loppersum, Freepsum, Canhusen, Suurhusen, Groothusen und Circwehrum, der Herr Folkmar Allena mit seiner Gefolgschaft...”

„Hörst du, wie vornehm ich versprochen werde?” flüsterte Adda aufgeregt, und ihre Augen leuchteten voller Stolz. Vergessen waren alle Zweifel und Bedenken, zerstoben wie Spreu im Wind, vielleicht auch ertrunken im Sumpf. „...unser hochedeliger und mächtiger Häuptling, Herr Ihmel, befiehlt seine edle Tochter, das Fräulein Adda, in den großen Prunksaal!” endete der Sprecher auf dem Gang und entfernte sich mit raschen Schritten, kaum dass der Widerhall seiner Stimme verklungen war und ohne Antwort abzuwarten. Adda atmete tief ein. Und Hima wusste sofort, dass ihr zumute war wie damals als Kind, wenn sie in das Gefängnis hineinsehen durfte; dasselbe angenehme Kribbeln im Nacken, dasselbe Gemisch aus Furcht und Sicherheit, Neugier und Wissen... Hima nickte verständnisinnig: „Beeil dich Lütte, dein Vater wartet nicht gern. Komm her, such dir aus, welchen Schmuck du tragen willst.” Sie wies auf eine Sandelholztruhe, in welcher Dutzende von Ringen, Ketten, Armbändern, Broschen, Ohrgehängen unordentlich durcheinander lagen. Der Schmuck gehörte zum Nachlass von Addas Mutter. Hastig suchte Adda sich einige Ringe aus den glänzenden, glitzernden Kostbarkeiten heraus. Für die übrigen Schmuckstücke hatte sie im Augenblick keine Verwendung und so warf sie nachlässig den Truhendeckel zu. Der knallte mit lautem Bums zu, woraufhin Hima eine missbilligende Grimasse zog: „Das macht man nicht!” schalt sie. „Davon geht der schön geschnitzte Deckel kaputt.” Aber dann sah sie Addas strahlendes Gesicht und war schon wieder versöhnt: „Schau her, was ich für dich habe. Hast du jemals etwas Schöneres gesehen?”

Geheimnisvoll kramte Hima einen abgeschlissenen Hirschlederbeutel unter ihren Röcken hervor, öffnete ihn andächtig. Wie sich das liebe, alte Gesicht verklärt, dachte Adda, während Hima behutsam einen wunderschönen Pael aus dem schmutzigen, alten Beutel zog. „Schau mal, Lütte, wie die Edelsteine glitzern! Sieh dir die wunderschönen Farben an! Hast du jemals einen größeren Tafeldiamanten gesehen, Adda? Ne, nich? Und dann die vielen Rubine und Aquamarine rundum...”

Hima geriet ins Schwärmen über die Schönheit des Diadems. In der Tat, dergleichen hatte Adda noch nie zu Gesicht bekommen. Freilich, bei Festlichkeiten trugen alle Edelfrauen Diademe im Haar, aber solch einen Pael wie diesen hier, nein, solch ein wertvolles Stück gab es wohl in ganz Friesland kein zweites Mal. Ein blauschimmernder Saphir krönte das Herzstück des Paels, den quadratischen Tafeldiamanten. Auch der Diademreifen war besetzt mit Edelsteinen dicht an dicht. - Bedächtig streckte Adda die Hand danach aus, fuhr leicht mit dem Zeigefinger über die rosa Perlen auf dessen Oberkante, ließ die am unteren Rand hängenden Goldblättchen durch ihre Finger gleiten. Eine besonders große, seidig schimmernde Tropfenperle hing von der Mitte des Paels herab. Wortlos befestigte Hima den Pael in Addas Haar. Wie aber kam sie, die einfache Magd, zu solch einem wertvollen Stück? Irritiert stammelte Adda, dass sie das Diadem nicht annehmen könne.

„Ich gebe dir nur dein Eigentum zurück. Guck nicht so verdwast. Ja, es ist dein Eigentum. Ich habe deiner Mutter geschworen, den Pael für dich zu verwahren bis zu dem Tage, an dem du versprochen wirst. Welch ein Glück, dass ich das noch erleben darf!” Tränen der Rührung rannen über das liebe Gesicht. Da konnte Adda nicht anders, als ihre gute Hima in die Arme zu schließen und ihr die heißen Tränen von den Wangen zu küssen. „Halte den Pael in Ehren, so wie ich es tat, seit deine liebe Mutter dies Jammertal verließ”, schluchzte Hima noch, ehe sie ihre ,lüttje Puppe’ zur Tür hinausschob.

Verwirrt trat Adda auf den Gang hinaus, hinein in eine ungewöhnliche Helligkeit. Das alles irritierte sie: die vielen lodernden Fackeln, die beiden Ehrenjungfrauen. Kannte sie die Mädchen? Ja, vielleicht. Ihre Base Ocka, die Tochter von Tante Elbrig, lächelte sie schüchtern an. An das andere Mädchen konnte Adda sich nicht erinnern, aber sicherlich auch eine Verwandte. Feierlich knicksten die Mädchen, senkten ehrerbietig die Köpfe.

Heiser begrüßte Adda die beiden und ihre Kehle schien wie zugeschnürt.

Dann schritten sie schweigend den Gang hinunter und je näher sie dem Prunksaal kamen, desto lauter quoll ihnen der Lärm heftiger Diskussionen entgegen, dumpf und brodelnd. Kaum ließen sich die Stimmen von Frauen und Männern auseinanderhalten.

Die eisenbeschlagenen Flügel der Saaltür standen weit geöffnet, rechts und links flankiert von einem halben Dutzend Hausknechten. Gelbes Licht von duftenden Wachskerzen ergoss sich weich auf die steinernen Flurplatten.

Mit jedem Schritt stieg Addas Unruhe. Ihr wurde plötzlich so heiß, unsagbar heiß. Die Hände wurden feucht und am liebsten wäre sie umgekehrt und davongelaufen. Aber heute gab es kein Zurück mehr für sie. Unaufhaltsam führten die Ehrenjungfrauen sie ihrem Vater zu. Der stand am Kamin und führte das große Wort, wie immer. Als Ihmel seiner Tochter auf halbem Wege entgegenkam, zogen sich die beiden Mädchen respektvoll zurück.

Wie betäubt stand Adda da, die Hände vor dem Leib gefaltet, den Kopf gesenkt, wie man es sie gelehrt hatte, und wagte nicht aufzuschauen, bemerkte nicht einmal, dass man die Flügeltür schloss, sah nicht die vielen auf sie gerichteten Augenpaare. Heiß pochte das Blut in ihren Schläfen. Wie durch einen dichten roten Schleier nahm sie wahr, dass ein Kreis um sie und ihren Vater gebildet wurde...

Großvater stand da und zwirbelte seinen grauroten Bart.

Des Vaters Worte drangen aus weiter, weiter Ferne zu ihr: „Mein liebes Kind”, sagte er, „mein liebes Kind, wir haben den Vertrag geschlossen, dass ich dich dem hier anwesenden hochedeligen Häuptling Folkmar Allena zur Braut gebe und dieser dich zum Weibe annimmt. Wir wollen nun den Vertrag besiegeln und ich fordere dich, Folkmar Allena, auf, zu uns in den Kreis zu treten.”

Es entstand Unruhe in der ersten Reihe der Umstehenden. Ein leises Klirren begleitete Folkmars Schritt. Dann stand er vor ihr. – Adda musste niesen. Wieder im unrechten Augenblick! – Sie fühlte, wie die raue Hand ihres Vaters sich fest um die ihre schloss, während er fortfuhr: „Ich frage dich nun, meine Tochter, willst du den Häuptling Folkmar Allena zum Bräutigam annehmen, so antworte mit ‚Ja’.” Aber sie musste erneut niesen, ein-, zwei-, drei Mal hintereinander. Jemand kicherte verhalten. Addas Vater räusperte sich vorwurfsvoll und drückte befehlend ihre Hand.

Tastend glitt Addas Blick empor von den mit Edelsteinen bestickten Schuhen des Mannes über die olivgrünen Seidenstrümpfe; kräftige Unterschenkel zeichneten sich ab unter dem feinen Gewebe. Ein Mann, der viel zu Fuß unterwegs war. Dann das Gewand, ebenfalls von der Farbe grüner Oliven. Adda registrierte die goldenen Knöpfe, paarweise, in dichter Reihenfolge. Dann das Gesicht – Folkmar Allenas Gesicht – voll, ernst, sympathisch. Graue Augen, der Mund etwas zu breit, die Nase dafür ein wenig zu schmal. Ein jugendliches Gesicht. Und sie kannte es. Dieser Mann sollte Folkmar Allena sein? Dieser Mann hier? Er war groß von Gestalt, sehr groß sogar, und hell wie Weizen das üppige Haar. Genau wie Hima gesagt hatte. Seine ruhigen Augen hielten Addas erstaunten Blick fest, sie stumm und freundlich ermutigend. Wie von selbst hauchte Adda, kaum hörbar, ihr ‘Ja’ in den Saal. Ja, diesem Mann wollte sie sich gerne anvertrauen, denn es war derselbe, der sie gestern auf seinen Armen heimgebracht, derselbe, der sie aus dem Graben gerettet hatte.

Mit feinem Lächeln zog sich Folkmar Allena einen Ring von der Hand, überreichte ihn auf dem Schwertgriff. Ein Rubin, wie ein dicker Blutstropfen, so rund geschliffen, schmückte den goldenen Reif. Zögernd streckte Adda die Hand danach aus, schob ihn an den rechten Zeigefinger.

Leise, fast sanft, sprach Folkmar Allena die altüberlieferten Worte: „Wie dieser Ring deinen Finger fest umschließt, so gelobe ich dir feste und stete Treue. Die gleiche sollst du mir bewahren... oder… mit deinem Leben büßen.”

Er ist recht lose... der Ring... dachte Adda bei dem etwas zögernd gesprochenen Verlöbnisspruch, und dann fiel ihr ein, dass Hima gesagt hatte, sie müsse ihn danach küssen, den mächtigen Häuptling von Osterhusen, Folkmar Allena. Aber sie wusste nicht, wie sie das anstellen sollte. Er war doch so groß und sein Gesicht so weit weg... und... Hilfesuchend schaute sie sich um. Von ihrem Vater konnte sie offenbar keine Unterstützung erwarten; der stand da mit stolzgeschwellter Brust und glänzenden Augen, und Adda erkannte, dass auch er gespannt auf den Verlobungskuss wartete. Unsicher glitt Addas Blick weiter zu ihrem Großvater; aber der bemerkte die Nöte seiner Enkeltochter noch weniger. Seine Augen schienen leicht gerötet, dabei nestelte er fahrig an seinem Gewand herum, so als suche er etwas. Da nahm Folkmar Allena ihr Gesicht in beide Hände. Ganz nah stand er nun vor ihr. Ein feiner Duft von Seetang ging von ihm aus, angenehm und frisch, genau wie gestern, als sie ihr Gesicht an seine Brust gedrückt hatte. Zart küsste er ihre geschlossenen Lippen. Ein Hauch nur. Und im selben Augenblick ertönte aus hundert Kehlen und mehr der Brautgesang. Als die letzten Töne ausschwangen, hörte man einen Augenblick lang, wie der Sturm wütend um die Burg heulte und den Regen gegen die Fenster klatschte. Ein merkwürdiges Gefühl des Unbehagens stellte sich ein; aber dann spielten die Musikanten auf und das lärmende, tobende Brausen wurde übertönt von Musik und den Stimmen der vielen Gäste, die nun die Verlobten hochleben ließen.

Fast alle waren sie gekommen, die Vornehmen und Mächtigen, Freunde wie auch Feinde. Sie alle überbrachten Glück- und Segenswünsche und viele, viele Geschenke. Allen voran schoss Eberhard Itzinga auf das Brautpaar zu. Adda schaute ihn fragend an und wusste nicht, wohin mit ihm, konnte sich absolut nicht an diesen Mann erinnern. Mit seiner Wangennarbe glich sein Aussehen dem eines Piraten. Die flinken, hellen Augen musterten das Brautpaar, ehe sich der Wald struppig-rotblonder Brauenhaare zusammenzog und er dröhnend lachte: „Ich bin dein Anverwandter, liebe Adda, dein Oheim Eberhard Itzinga. Kennst du mich denn nicht mehr? Nein? Kein Wunder, als ich dich auf meinen Schultern reiten ließ, warst noch sooo klein. – Jetzt reitest du anderswo drauf! Ha, ha, ha!”

Sein Gelächter wirkte ansteckend und Folkmar Allena grinste, dass es soweit noch nicht sei. Schlüpfrige Scherze mochte Adda nicht und sie fragte ablenkend: „Also ein angeheirateter Onkel - und woher hast du die rote Narbe? Sieht ja verwegen aus.”

„Ja, was? Ach das ist nichts weiter.” Er fuhr mit den Fingern dem blutig roten Striemen nach, der sich von der rechten Schläfe über den Wangenknochen bis zum Ohr hinzog. „Das ist ein Andenken... Ich betreibe das Kaperhandwerk, liebste Adda, weißt du denn das nicht?” Er lachte rau. Also doch ein Pirat. Adda spürte Elementares, Tollkühnes! – Ein rechter Mann! Mutig, tapfer, draufgängerisch. Ein Kerl eben! Nach grober Seemannsart drückte er die Verlobten – beide gleichzeitig – an seine Brust. So fest quetschten seine Arme Adda an sich, dass ihr fast die Luft weg blieb. „Noch etwas mehr und du brichst mir sämtliche Rippen!“ stöhnte sie und Eberhard brüllte ihr ins Ohr: „Nur nicht zimperlich! Ein Zimperlieschen kann er nicht gebrauchen. Mit dem da musst du noch einiges mehr aushalten! Ha, ha, ha!”

Alles grölte vor Lachen, nur Adda blickte erschrocken zu Folkmar Allena auf. Ist er wirklich so fürchterlich? Dieser Mann, der mich aus dem Sumpf gerettet, vor dem sicheren Tod bewahrt hat? - Und schon umarmte Tante Doda ihre Nichte: „Meine liebe, süße Nichte! Alles Glück der Erde, das Glück nie endender Liebe, unerschöpfliche Gesundheit und unerhörten Reichtum wünsche ich dir, aber den hast du ja schon.” Sie küsste Adda rechts und links und wieder rechts und mitten auf den Mund. Adda fand Tante Dodas Wünsche ‚extrem‘, wusste doch jeder, dass sie Folkmar Allena nicht sonderlich leiden konnte.

„Ich schließe mich den Wünschen an”, äußerte Edzard Circsena etwas von oben herab und eher ohne Wohlwollen, ganz im Gegensatz zu seiner Frau. Bezeichnend für ihn, dachte Adda, immer unnahbar und kühl bis ans Herz, vornehm bis herablassend. Das ist eben Onkel Edzard. Aber gut sieht er aus, ein schöner Mann – nur leider weiß er das auch.

Edzard reckte seine beeindruckende Körpergröße noch höher, was seine athletische Gestalt noch besser ins rechts Licht setzte. Mit einer Hand strich er sich die Haare aus dem markanten Gesicht. Die hatte er mit der Brennschere in schöne Wellen legen lassen. Er lächelte sparsam, allzu sparsam, wodurch seine auffallend schmale, scharfe Nase noch mehr hervorstach.

„Ganz herzlichen Dank”, knickste Adda, und ihr Blick fiel dabei auf des Onkels Gewänder. Geschickt ausgewählt! Der weit ausladende Spitzenkragen unterstrich die breiten Schultern, während seine eng anliegenden Beinkleider die schmalen Hüften zur Geltung brachten. ‚Ein Schönling’, pflegte der Großvater zu spotten. Plötzlich wusste Adda, was er damit meinte. ‚Edzard legt keinen Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen’ hatte Großvater früher einmal erklärt, als Adda sich über ihren Onkel beklagt hatte. ‚Er will immer eine Sonderbehandlung, die seiner Würde entspricht. Schließlich ist er nicht nur Häuptling, sondern auch oberster Richter in der Krummhörn. Wenn man ihm die Ehrerbietung versagt, lässt er einen ganz schön abfahren. Das ist alles, was du zu spüren bekommen hast. Er ist ja kein Monster. Tu einfach, was er erwartet, dann tut Edzard alles für dich, na ja, fast alles.’ Dem weisen Rat zu folgen, bereitete Adda Probleme. Das lief ihrer Art zuwider. Nein, viel Zuneigung konnte sie dem Onkel nicht entgegen bringen. Aber wer außer der lieben Tante Doda konnte das schon? War es nicht ein Wunder, dass Onkel Edzard überhaupt hier und heute erschien – oder vielmehr ‚auftrat’? –

Als nächster beglückwünschte Haro von Faldern das junge Paar. Dieser Oheim gefiel Adda bedeutend besser, ein Schelm und Witzbold! Onkel Haro rezitierte unbekümmert seinen Spruch. Extra gereimt für sie!

„Seht an ihr Leut‘! Welch Augenweide, rotes Kleide, schön Geschmeide,

sie möcht ihm dienen ganz nach Lust mit ihrem süßen, roten Mund

und nimmt er dies, so findet er das Paradies,

wenn er mit kühnem Sprung, den Graben überwund...”

Alles lachte über Haro Ayelts schlüpfrigen Vers.

„Aber hallo! Jetzt ist es aber genug, Haro!” Das war die Tante Elbrig. Sicherlich wusste sie, was noch alles kommen sollte.

„Du bist ein Raubein, Haro. Mit dir wird es noch ein schlimmes Ende nehmen”, sagte Folkmar Allena versöhnlich. Da fasste Haro sich an seine eingeschlagene Nase, lächelte und meinte verschmitzt: „Da kannst wohl Recht haben, Freund.”

Die Männer klopften einander die Schultern und Elbrig äußerte spitz: „Ja, mein Haro hat eben Feuer. Er ist stets zu allem Unsinn bereit. Dafür opfert er gern seine Schönheit. Das nur nebenbei, aber...”

„Ich weiß, die Schlägerei war überflüssig, hat aber Spaß gemacht“, warf Haro dazwischen.

„Das glaub ich dir sogar. Du musst dich ja selbst nicht anschauen. - Nun zu dir, mein Kind. Herzliche Glückwünsche auch von mir. Hübsch, dein Kleid. Schade, dass deine liebe Mutter das nicht erleben kann. - Aber musstest du unbedingt niesen? In solch einem Augenblick verkneift man sich das. Du musst noch viel lernen, Kindchen...” Tante Elbrig fühlte sich in ihrem Element. In einem fort redete sie auf ihre Nichte ein, kritisierte dies, bemängelte jenes. „Du hast eine rote Nase, Kind”, meinte sie vorwurfsvoll, Adda flüchtig die Wangen küssend, ,,und außerdem bist du ganz blass! Ist dir nicht wohl?”

Gott sei Dank zog Addas Vater seine Schwester auf die Seite: „Na, du alte Krähe! Wie geht’s denn so? Hast wohl eine lange Nacht hinter dir? Hast ‘ne versoffene Stimme, liebste Elbrig.”

Leider, leider konnte Adda die Antwort der Tante Elbrig nicht verstehen, weil die allgemeine Unterhaltung derweil zu einem lautstarken Volksgemurmel angeschwollen war. Dieser Lärm brachte freilich Ulrich Circsena nicht in Verlegenheit. Mit seinem gewaltigen Bass übertönte er ganz ohne Anstrengung jegliches Geschrei und Gelächter. Ulrich Circsena - ein Mann wie aus Eichenholz geschnitzt, kantig und hart aber grundehrlich und treu. Zwei Brüder - Ulrich und Edzard - und doch grundverschieden!

„Grüß euch, Kinder“, brummte Ulrich gutmütig, „und alles Gute und macht mir keinen Ärger, wenigstens nicht vor der Hochzeit. Die will ich nämlich kräftig mitfeiern. Ich mach’ gern mal einen drauf!” fügte er augenzwinkernd hinzu. Verwirrt nickte Adda, haspelte verlegen: „Ich, wir danken und du bist natürlich herzlich eingeladen zur Hochzeit, Onkel Ulrich...”

Hisko Abdena unterbrach Addas Gestotter: „Als Probst von Emden darf ich euch in Vertretung des Bischofs von Münster, Florenz von Wevelinghoven, unsere Segenswünsche darbieten. Werdet glücklich miteinander und ein langes Leben wünschen wir von ganzer Seele.” Er schlug das Kreuz und murmelte einen lateinischen Spruch, denn Adda natürlich nicht verstand. Instinktiv ahnte sie aber, dass sie Hisko Abdena freundlich zu begegnen habe, denn seine kalten Fischaugen verhießen nichts Gutes, obgleich seine geschmeidige Zunge einen anderen Eindruck zu vermitteln suchte. - Die Abdena aus Emden waren dem Hause tom Brook nicht so sehr gewogen. Das lag an diversen Rivalitäten und Machtansprüchen, die einander entgegenwirkten. Aber jetzt wurde Adda eine Allena und für sie wandelte sich damit die Sachlage entscheidend. Dies vor allen Dingen deshalb, weil Kampo, Hisko Abdenas Bruder, seit langem eine enge Freundschaft mit Folkmar Allena verband. Als Drost der Emder Burg hielt Kampo die weltliche Macht in Emden in seinen Händen. Jetzt drängte er sich an die Seite seines asketisch anmutenden Bruders und natürlich war er wieder bis zum sorgfältig gestärkten Kragen getränkt in Alkohol. Trotzdem, seine Glückwünsche klangen herzlich und überzeugend. Kampo trank viel und gern. Darin schlug er seinem Vater nach, aber er erfreute sich des Rufes, ehrlich und treu zu sein. Wen kümmerte es da, dass er häufig zu viel trank? Das taten viele Leute. Dennoch empfand Adda seine Umarmung als widerlich, roch er doch grauenvoll nach Schnaps. Glücklicherweise trennten die nachdrängenden anderen Gratulanten ihn rasch von ihr.

Die meisten Leute kannte Adda noch gar nicht, und sie konnte sich kaum all Namen und Gesichter merken, so schnell zogen sie an ihr vorüber; da waren die Häuptlinge Olrik Sytzena, Emmo von Larrelt, Hero Attena von Dornum; Habbo von der Westerburg entbot steif seine Wünsche. Letzterer also musste Foelkes Bruder sein! Das sah man ihm bei Gott nicht an. Nicht die mindeste Ähnlichkeit mit seiner schönen Schwester. Jedenfalls meinte Adda das, die nur die hässlichen Pockennarben sah, die sein Gesicht entstellten, und als er lachte, gaben sie ihm geradezu etwas Diabolisches.

Bei weitem erfreulicher schaute da Haro Allena aus. Jungenhaft drückte er Bruder und Schwägerin an sich. Dabei verhedderten sich seine feuerroten Locken so sehr in Addas Pael, dass man ein Messer zu Hilfe nehmen musste, um sie voneinander zu trennen. Wieder Anlass für Gelächter und Getuschel! Peinlich für Adda, aber Folkmar zog sie so beschützend an sich, dass sie trotz allem herzlich mitlachte. Und zum ersten Mal spürte sie seine Ausstrahlung. Sie fühlte, wie die Berührung seines Körpers und seiner Hände Sicherheit und Stärke auf sie übertrugen. Und noch eines bemerkte sie mit Verwunderung, dass sie bereits begann, sich in diesem Mann zu verlieben...

Jemand hängte Adda eine Muschelkette um den Hals – Lütet Manninga, der Häuptling von Westeel. Adda freute sich irrsinnig darüber und auch, dass er mit seiner Frau gekommen war. Als kleines Mädchen durfte sie einmal den Sommer auf der schönen Manningaburg am Meer verbringen. Sie erinnerte sich gern daran. Eine glückliche Zeit. Unwillkürlich musste sie daran zurückdenken, erinnerte sich an die herrlichen Spiele im Watt, ans Muschelsammeln und Strandgutsuchen, an den wundervollen Beerengarten der Manninga und die prallen Johannisbeeren, die sie pflücken durfte ebenso wie die zuckersüßen Erdbeeren...

Dann stand plötzlich Foelke von Strackholt vor ihr. Foelke – schön war sie – schön wie eine Meerjungfrau – und sie kannte ihre Wirkung. Unübersehbar das selbstbewusste Lächeln der erdbeerroten Lippen. Straff spannte sich die rosige Haut über leicht hervortretenden Wangenknochen, die ihren Augen einen eigentümlichen Schnitt verliehen. Geringschätzig zuckten Addas Mundwinkel, fand sie doch, dass Foelke recht ärmlich einherging. Lediglich eine unsagbar dünne Silberkordel schmückte ihre Körpermitte und nicht einmal einen Kopfschmuck trug sie! Die Blicke der Männer verrieten allerdings, dass diese keineswegs einen Mangel in Foelkes bescheidener Ausstattung sahen. – Bewundernd hingen deren Augen an Foelkes üppigem rotem Haar, das bis zur Gürtellinie reichte. Geflochten zu einem schweren Zopf, lag es wie ein Sonnenstrahl auf dem grünen Kleid, schöner als rotes Gold - aber eben auch billiger. Blitzschnell blickte Adda zu ihrem Verlobten auf. Ob er sie auch so anstarrte wie die andern Schürzenjäger? Doch nein, Folkmar Allena beobachtete eher erheitert das Begehren seiner Geschlechtsgenossen. Einen Augenblick verspürte Adda Erleichterung, aber sogleich kamen ihr wieder Zweifel. Warum konnte er so gelassen dastehen? War sein Verhalten nicht äußerst fragwürdig? Warum stand er über all den andern? Kannte er sie so gut? War sein Verlangen schon gestillt? Verärgert bemerkte Adda Eifersucht in sich aufkeimen.

„Meine Lieben! Wie freue ich mich!” Honigsüß sprudelten die wohlgewählten Worte aus Foelkes Mund. „Ich hoffe, dass ihr unendlich glücklich werdet.” Sorgsam suchte Foelke mit ihren ungewöhnlich langen dunklen Wimpern die grünen Augen zu verschleiern. Aber Adda sah sie doch, die eigentümliche Flamme, die darin flackerte; eine Flamme, die Foelke tatsächlich besser verbarg. Rasch umarmte Foelke die Braut, und zischte ihr boshaft ins Ohr: „Das wirst du noch bereuen, du aufgetakelte Sumpfkröte. Pass nur auf, dass du nicht platzt vor Eitelkeit, Folkmar mag das nicht...” Wütend stieß Adda sie von sich, so daß sie überrascht rückwärts taumelte, strauchelte und beinahe gestürzt wäre, hätte Addas Vater sie nicht aufgefangen. Erstaunen zeichnete ihr Gesicht und Adda sagte spöttisch: „Ungeschick lässt grüßen.”

„Ich danke sehr”, hauchte Foelke unschuldig. „Adda hat Recht, ich bin manchmal so ungeschickt.” Addas Vater aber hielt sie übermäßig lange im Arm und senkte vielsagend seinen Blick in ihre Augen, ehe er sie endlich frei gab. Foelke – Edelfrau durch und durch – gurrte: „Welch schönes Paar ihr seid! Du, Folkmar, ein Mann so groß und stark und Adda so zart, fast noch ein Kind.” Sie küsste ihm die Wangen, innig und viel zu lange, wie Adda meinte. - Oh, wie gemein sie ist! Und wie schmachtend sie ihn ansieht, und jetzt küsst sie ihn auch noch als ob er ihr gehört, nicht mir. Und Vater hat sie auch so angesehen, und es gefiel ihm auch noch! Infantile Eifersucht schoss in Adda hoch. Am liebsten hätte sie Foelke Gott weiß was an den Kopf geworfen und nicht nur ihr. - „Wir danken dir für deine guten Wünsche, meine liebe Foelke. Ich freue mich, dass du uns diesen Abend verschönst mit deiner Anwesenheit” hörte Adda ihren Verlobten schmeicheln und – hörte sie richtig? – sagte er ,meine liebe Foelke’? Und bebte nicht seine Stimme ganz erregt? Ja, das stimmte. - Er freut sich. Er freut sich! Das kann ich mir denken, dass er sich freut! Und wie er ihr schmeichelt! Das kommt doch wohl nur mir zu, seiner Braut! - Wütend zuckte Addas Hand, bereit, Foelke ins Gesicht zu schlagen. Da umfing Affo Beninga sie unvermutet, küsste ihr überschwänglich die Wangen. Der schmerzhafte Druck seiner groben Bauernhände raubte Adda fast den Atem. Nach Luft schnappend stammelte sie ihren Dank und bat, dass er sie loslassen möge. Affo Beninga lachte dröhnend: „Ich vergaß ganz, dass die Schönste aller Bräute noch nicht gewöhnt ist, von einem richtigen Mann gedrückt zu werden. Vergebung! Ich versichere dir, dass ich keine Absichten hege. Wie hier jedermann weiß, stehe ich bereits selbst im Wort!”

„Adda mach‘ nicht so‘n unglückliches Gesicht!“ bemerkte Tante Doda schmunzelnd. „Oder gefällt es dir nicht, von einem Mann umarmt zu werden?”

„Das wird sich bald ändern”, scherzte Folkmar Allena.

Ob jemand außer Affo etwas von ihrer dummen Absicht bemerkt hatte? Unsicher glitt Addas Blick über die Hochzeitsgesellschaft. Plötzlich erkannte sie, vor welcher Torheit er sie bewahrt hatte. Schon aus geringerem Anlass als dem einer Ohrfeige entstanden mitunter blutige Auseinandersetzungen. Nicht ungewöhnlich, wenn eine gedankenlose Bemerkung, eine abfällige Geste, eine Schlägerei entfesselte. In ihrem Unverstand hätte Adda beinahe... - Oh mein Gott! Was wollte ich tun? - Sie mochte nicht zu Ende denken. Mit zitternden Händen fuhr sie sich über die Schläfen. - Was ist nur in mich gefahren, mich so armselig zu benehmen? Heilige Jungfrau! Was alles hätte passieren können, wo doch auch noch Foelkes Bruder da ist. Der wartet doch nur darauf, eine Keilerei vom Zaune zu brechen. - Und selbst, wenn Foelke und Folkmar... Was macht das schon? Ich werde Folkmars Frau und damit gehören sowieso alle Rechte mir! - Angelegentlich mied sie Foelkes sonderbaren Blick und warf hochmütig den Kopf in den Nacken.

Noch während der Gratulationskur, tischten die Bordmägde die Speisen auf.

Herrlich, wie das duftete! Köstlich, wie das aussah! Der Ochse, der schon seit dem Vortage im Hof am Spieß geröstet worden war, lag zerteilt auf matt schimmernden Zinnplatten neben Wild und Geflügel. Ganze geräucherte Schinken und Käse, fast so groß wie Wagenräder wurden auf eichenen Holztragen herangeschleppt. Irdene Schalen mit leckeren Fischgerichten, Austern, Hummer, geräucherte Aale wurden gebracht. Gebratenes, Gesottenes, Gedünstetes, Gebackenes, Geräuchertes... Zuletzt wurde der gebackene Ochsenkopf hereingetragen. Eine rote Rübe im Maul, geschmückt mit sinnigem Lorbeerkranz und Blumenhalskrause. Dazu wurden Bier, Korn, welscher Wein gereicht.

Es wurde ausgiebig gegessen und getrunken, mehr noch getrunken, um alles gut hinunterzuspülen. Das Fett troff von Händen und Bärten und selbst die vielen Hunde bekamen reichlich an Fleischresten. Schließlich sollten auch sie diesen Tag gehörig genießen. Man langte kräftig zu. Da gab es keinen, der zimperlich die Köstlichkeiten verschmähte, wenngleich die Früchte des Meeres weniger Anklang fanden, da sie, allerorts im Überfluss vorhanden, fast täglich ihren Platz auf der Tafel fanden. Aus diesem Grunde war auch darauf verzichtet worden, Kaviar zu servieren. Derart mindere Armenspeise wagte man nicht, den Gästen anzubieten. Wenn der Stör in großen Schwärmen die Ems hinauf zu den Laichplätzen schwamm, gab es diesen Fisch und den aus seinem Rogen hergestellten Kaviar bis zum Überdruss auf der Tafel. Ständig gesalzene Fischeier! Das ging sogar so weit, dass sich neu verpflichtetes Gesinde bei der Einstellung ausdrücklich ausbat, möglichst wenig dieser ‚schmackhaften Gaumenfreude’ genießen zu müssen.

Fast alle Festteilnehmer waren auf irgendeine Weise miteinander verwandt und verschwägert. Und alle wie sie dasaßen und schwatzten und aßen und tranken und lachten, verstanden sie es, tüchtig zu feiern. Und wie fein sie gekleidet waren! Die Frauen überwiegend in roten oder grünen Kleidern, überreich mit Gold und Kleinodien geschmückt. Weitaus schlichter aber sehr elegant die Männer, deren Gewänder reich mit teuren Borten und Goldknöpfen besetzt waren. Edel! Die schönste der Frauen aber war fraglos Foelke. Sie war die strahlende Königin des Festes, galten ihr doch die gleichermaßen bewundernden wie kühnen Blicke. - Später aber, als sich nämlich Ihmel tom Brook ihrer annahm, verlor sich ihr Reiz für die übrigen Männer rasch. Wagte keiner, dem mächtigen Häuptling von Brookmerland das edle Wild streitig zu machen? Aus welchem Grunde auch immer, die Gunst Ihmels isolierte Foelke in gewisser Weise. Man widmete sich nun mehr den anderen Frauen und vor allem dem Genuss von Bier und gebranntem Korn. Es wurde getanzt und gelacht, man spielte Karten und schimpfte, würfelte und stritt und vertrug sich wieder. Ein unbeschreiblicher Lärm brandete über die Gesellschaft hin: Das Quäken der Dudelsäcke wurde übertönt vom Gekläff der Hunde. Die Paukenschläger ließen ihre Schlägel auf die Bälge niedersausen, dass es nur so krachte. Da war das Klappern von Geschirr und mancher Krug ging zu Bruch, das Singen, Schreien, Lachen, Grölen, Stampfen von ‘zig Füßen. Man vermochte kaum sein eigenes Wort zu verstehen und die Musikanten schienen miteinander im Wettstreit zu liegen, wer den gehörigsten Lärm veranstalten konnte, als würden sie nach Lautstärke entlohnt. Dazwischen turnte eine Handvoll Possenreißer herum und natürlich trug auch Buckel-Ubbo zur Unterhaltung bei, aber irgendwann in dieser Nacht verschwand er, ohne dass es jemand bemerkte, und das war wohl auch gut so.

Chroniken der tom Brook

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