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Kapitel 19 Niederlage gegen Harlingen

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All die stolzen, tapferen Kerle, sie fühlten sich bereits als Gewinner, als sie den Strafzug planten. Aber dann holten sie sich eine blutige Nase und konnten nur wenige Gefangene machen. Ein zersplitterter Haufen geschlagener und zerschlagener Männer kehrte zurück, weit entfernt von strahlenden Siegern. Keno tom Brook konnte nur mit Mühe entkommen und Ulrich Circsena blieb auf dem Schlachtfeld, schreibt der Chronist.

Seit sein jüngster Sohn so tragisch ums Leben gekommen war, hatte Keno Hilmerisna tom Brook wieder die Amtsgeschäfte in seine Hände genommen. Manchmal fiel es ihm sauer. Die Jahre ließen sich nicht leugnen, aber seine Gicht war dank des Kräutertees der alten Hima nicht schlimmer geworden. Sie nahm dazu die Blüten der Herbstzeitlosen und noch einige andere Pflanzen; besser, nicht nachzufragen, was die alte Wicca benutzte. Zumindest schien Kenos Krankheit sich dank ihrer ‚Hexenkünste‘ gebessert zu haben. Für sein Alter fühlte er sich recht wohl.

Soweit es ihm möglich war, sorgte Keno nun für Djudelt Itzinga, die jetzt mit drei unmündigen Kindern allein dastand und er veranlasste, dass Luward von Westerhusen, einer der drei Abdena-Brüder, die Itzinga-Burg in Norden als Drost übernahm und die einsame Witwe unterstützte. Damals konnte er wohl noch nicht wissen, dass Djudelt und Luward Abdena eines Tages in den heiligen Stand der Ehe treten würden. Aber wer weiß? Gewiss mochte der alte Fuchs auch diese Möglichkeit bedacht haben. Schließlich zählte Luward noch keine dreißig Jahre und Djudelt auch nicht viel mehr. Sie heirateten zehn Jahre später im Jahre des Herrn 1382. Gemeinsame Kinder blieben ihnen jedoch versagt.

Die schlimme Niederlage, die Keno bei der Racheexpedition gegen die Harlinger hatte hinnehmen müssen, schmerzte ihn nicht. Letztlich durfte er doch einen Erfolg verbuchen, da er nun den Namen des Meuchlers von Eberhard Itzinga wusste. Endlich wurde ein Vergleich zwischen Keno tom Brook und den Harlingern geschlossen und man tauschte sogar die mehr oder minder lädierten Gefangenen aus. - Nach seiner Rückkehr aus diesem Scharmützel war Keno freilich einige Tage lang nicht ansprechbar gewesen. Zudem hatte Adda den unverzeihlichen Fehler begangen, ihm fortwährend mit ihrem Gemähre in den Ohren zu liegen. Als sie dann auch noch eigenmächtig und unerlaubt einen der Gefangenen von den Kerkerknechten hatte verhören lassen, um den Namen des Itzinga-Mörders zu erpressen, da war ihm der Geduldsfaden endgültig gerissen.

„Eine Dummheit nach der anderen machst du!” schrie er sie an. „Misch dich nicht ständig wo ein! Das geht dich nichts an! Ich werde sorgen, dass du anderswo unterkommst!” Und das tat er dann auch. Trotz ihres Erfolges schob er sie wutentbrannt an die Manninga nach Westeel ab. Die freuten sich, Adda bei sich zu haben; und auch ihr war es nur recht, denn im Kirchspiel Westeel lebte mit großer Wahrscheinlichkeit der gesuchte Itzinga-Meuchler. Keno tom Brook war das gleich. Er sorgte dafür, dass dieser Mann, da man seiner nicht habhaft werden konnte, in Abwesenheit für friedlos erklärt wurde. Damit erledigte sich für ihn dieser Fall. Endlich konnte er sich wieder ungestört seinen Pflichten widmen. - Vorausschauend schloss er Verträge ab, unter anderem mit der mächtigen Handelsvereinigung von Kaufleuten und Städten - der HANSA, mit verschiedenen Häuptlingen und sogar Papst Gregor IX., welcher derzeit in Avignon residierte.

Kenos Energie schien unerschöpflich. Auch die Absage seines Sohnes Ocko aus Neapel konnte ihn nicht entmutigen. Die Nachricht vom Tode seines Bruders hatte Ocko nicht dazu bewegen können, Neapel den Rücken zu kehren. Er schickte einen Boten mit der Antwort, dass Königin Johanna von Neapel ihn nicht aus ihren Diensten entlassen wolle, und im übrigen sehe er keine Veranlassung, den Lückenbüßer zu spielen. Keno blieb davon unbeeindruckt. Er meinte nur gleichmütig, Ocko werde schon den Weg in die Heimat finden, sobald es etwas zu erben gäbe. - So verlief denn das Leben am Hofe von Broke in gewohnten Bahnen, und es verging ein wundervoller Sommer wie im Fluge.

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