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Kapitel 10 Hein

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Viele Jahrtausende, während der letzten großen Eiszeit, bewegte sich kein Mensch durch die Mulde. Weitere 10 000 Jahre beobachte ich das Schmelzen der Eismassen im ewigen Zyklus. Mehrere Tausend Jahre später wühlen sich die abfließenden Wassermassen durch die Urstromtäler der Erdoberfläche und verändern sie.

Auch die kleine Mulde - über die ich wache - veränderte sich im Laufe der Jahrtausende. Sie hat aber letztendlich, fast die gleiche Form behalten, die sie zu Zeiten Argets hatte.

Während der gesamten Dauer habe ich den Weg des Steines, auf der Flucht vor dem ewigen Eis, im Auge behalten.

Tief im Süden Europas beobachte ich seinen Puls als schwaches Licht. Das Gefühl von Schmerz durchzieht mich, wenn mir die Trennung, von meinem Weggefährten, bewusst wird. Es dauert Ewigkeiten, bis die Lebenslinien eines der Besitzer wieder im gleichen Rhythmus mit dem Stein schlagen. Aber der Kontakt ist aufgrund der großen Entfernung unmöglich.

Immer wieder fordere ich, mit aller Konzentration, die mir zur Verfügung steht, die Träger auf, in die Gegend der Mulde, zurückzukehren.

Aber, der Stein bewegt sich, vielleicht jede fünfte oder sechste Menschengeneration, unbedeutend nach Norden.

Einige Male - im Verlaufe der Jahrtausende – kommt Hoffnung in mir auf.

Denn, immer wieder ziehen, von Südosten oder Südwesten kommend, Menschen vorüber. Sie machen jedoch nie Rast - halten nicht einmal an.

Ich beobachte sie und stelle fest, dass sie sich, mit fortschreitender Zeit, verändern. Es gibt langschädelige und rundköpfige, groß und klein gewachsene Menschengruppen. Der Knochenwulst über den Augen ist fast vollständig verschwunden und ein Kinn prägt sich heraus.

Etwas jedoch hat sich nicht verändert. Die Menschen sind Jäger und Fleischesser geblieben.

Ich sehe es an den Jagdwaffen und Werkzeugen der vorüberziehenden Horden. Die Faustbeile mit der einseitigen Schneide sind, bis auf eine ausgewogenere Balance, ähnlich denen, die auch Arget benutzte. Die steinernen Spitzen und die anderen Werkzeuge sind feiner gearbeitet, haben sich jedoch wenig verändert.

Mit der Evolution wandert der Kiesel langsam aber stetig wieder nach Norden.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es schon einmal erwähnt habe … meine Gedanken sind überall zur selben Zeit, am selben Ort … Der Zeitpunkt, den die Menschen, als früher bezeichnen, ist nicht mehr genau zu definieren. Einst lebten sie zeitlos wie ich. In der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie begannen zu denken. Dazu benutzen sie einen kleinen Teil des Körpers, der heute Gehirn genannt wird. Zunächst wussten sie nicht, womit sie dachten. Die Menschen begannen sich von den Tieren zu unterscheiden und suchten einen Halt, um die Bürde des Denkens zu meistern. Zuerst war die Sonne … sie gab Licht und den Antrieb zum Leben. Dann die Erde … die Mutter … die das Leben wachsen ließ. Die Luft … das Wasser … und letztendlich das Feuer. Sie begriffen, wie die Elemente im Einklang wirkten, und schufen Bauwerke, die sich daran orientierten. Weil sie die physikalischen Gesetze nicht verstanden, wurde der Glaube geboren. Unbeeindruckt davon blieben die Träger des Kiesels. Nicht, dass sie nicht glaubten. Sie wussten immer … da war noch etwas. Dieses Wissen gab Sicherheit.

Doch, ich greife vor. Für die Menschheit dieses Planeten beginnt das Leben jetzt.

*

KYRA

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