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Kapitel 12 40 000 v. Chr.

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Arget rastete zur Nacht neben der Quelle. Die Erlebnisse des Tages ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Bis auf den Stein hätte er alles dafür gegeben, einen Schluck des Zaubertranks, zu bekommen. Ein weiteres Problem beschäftigte ihn: Wie sollte er den Kiesel sicher aufbewahren? Wütend schlug er mit den Händen auf den Boden, weil ihm kein Einfall kam, wie er die Aufgabe lösen sollte. Mühsam, weil ergebnislos, versuchte er, den Stein an seinem Körper unterzubringen.

Völlig erschöpft tauchten seine Gedanken in das tiefe Dunkel des Schlafs. Die Lösung seines Problems kam langsam, in einer neuen Erfahrung, mit Bildern und Erkenntnissen. In der Welt des Traumes fiel seine Unsicherheit ab und die verschwommenen Muster und Konturen des ergebnislosen Denkprozesses, wurden präzise Erkenntnisse.

Das Fell eines kleinen Tieres begriff er als Aufbewahrungsort für den Stein und die Sehnen größerer Tiere konnten als Halterung zur Befestigung herhalten. Das Behältnis würde er auf seiner Brust befestigen, dort wo das Leben herkam.

Erfrischt und voller Tatendrang wachte Arget mit den ersten Sonnenstrahlen auf. In der Nacht hatte er etwas gefröstelt, weil die schützende Umgebung seiner Höhle fehlte. Die Sonne wärmte jedoch schon seinen Körper und dehnte das Kältegefühl heraus.

Einige Männer seines Stammes waren schon auf den Beinen, andere bewegten sich träge in den letzten Umarmungen des Schlafes. So hartnäckig waren sie bisher noch nie, bei der Verfolgung eines Ausgestoßenen. In der Nacht, während seines Schlafs, wurde ihm seine Bestimmung klar. Dennoch verstand er seine Gedanken nicht.

Der Stamm hatte Angst vor ihm. Seine neue Sichtweise sagte, dass das eine gute Grundlage zur Beherrschung der Menschen in der Siedlung war. Niemand würde es wagen, ihn wegen dem Tod des Magiers, zur Rechenschaft zu ziehen. Aber, wie sollte er es anfangen? Ein kleiner Restzweifel blieb.

Arget gab sich einen Ruck.

Ein rauer Knurrlaut kam tief aus seiner Brust und die Hände machten das Zeichen von Zauber. Mit neuem Selbstbewusstsein trat er aus dem Bannkreis der Quelle. Vorsichtig, weil nicht sicher, ging er auf die Männer zu. Sie ließen ihn gewähren. Arget stolzierte wie ein Pfau zwischen ihnen und knuffte mal diesen oder jenen in die Seite.

Er wurde Führer und Zauberer seiner kleinen Gemeinschaft, an der Wurm. Mit Akribie baute er die Machtposition Zug um Zug aus. Er war weder tolerant noch geduldig, sondern grausam und selbstsüchtig. Er nutzte, die ihm verliehene Gabe zum eigenen Vorteil. Kein Stammesmitglied widersetze sich ihm, denn es bedeutete den sicheren Tod.

Auf dem Rückweg wurde der Stamm von Wildschweinen aufgehalten, die quiekend ihren Weg querten. Geistesgegenwärtig warf ein Jäger den Speer und traf eines der Tiere. Das waidwunde Schwein verschwand mit den anderen im Gebüsch. Arget gab das Zeichen der dünnen Blutspur in das unwegsame Gelände, zu folgen. Es dauerte, bis sie das verendete Tier fanden.

*

Eine Wölfin zerrte an dem Kadaver. Ein Muttertier. Ihr Gesäuge hing fast bis zum Boden. Kampfbereit drehte sich das hagere, jedoch kräftige Tier, den Jägern zu und entblößte knurrend die gefährlichen Reißzähne. Gelbe Augen fixierten die Jäger. Der Körper der Wölfin spannte sich … jederzeit bereit, durch die Luft zu fliegen, um ihre Beute zu verteidigen.

Aus dem Unterholz brachen verspielt vier Welpen und stürzten auf die Tierleiche. Die Kraft der Kiefer reichte noch nicht, ein Stück Fleisch herauszureißen. Knurrend warnte und drohte die Mutter den Welpen, unverzüglich zu verschwinden. Sie ließen sich nicht stören.

Argets Leute begannen zu tanzen. Dabei stampften sie die Füße fest auf den Boden und schwenkten bedrohlich mit den Waffen. Die Wolfsmutter versuchte erfolglos, ihre Jungen, in Sicherheit zu bringen. Die jungen Tiere achteten, in ihrem Spieltrieb, nicht auf die Umgebung und noch weniger auf die Mahnung der Mutter. Dem erwachsenen Wolf blieb keine andere Wahl, als sich, den Jägern, zu stellen. Wenige Augenblicke später tat er seinen letzten Atemzug … von mehreren Speeren durchbohrt.

Arget stoppte die Jäger, die begannen, die jungen Wölfe zu erschlagen. Die Sinnlosigkeit, sich ihm zu widersetzen, hatten sie schon eingesehen. Sein Zauber war zu groß. Gegen Magie waren Menschen machtlos.

Arget packte wahllos einen Welpen im Genick und bedeutete den Jägern, die anderen zu erschlagen.

Das kleine Wesen kämpfte und versuchte, in seinen Arm zu beißen. Jedoch reichten die Milchzähne noch nicht einmal für einen Kratzer.

Den Jagdzauber und Jagdgesang hielten die Jäger kurz. Die Verfolgung des Schweins hatte viel Zeit gekostet, und wenn sie am Abend ihre Lagerstatt am Fluss erreichen wollten, mussten sie sich beeilen.

Der Welpe war Argets einzige Last. Mittlerweile sah der kleine Wolf ein, dass der Kampf sinnlos war, und lag still im Arm des Anführers. Er widersetzte sich lange und versuchte, zu entkommen. Arget wurde die Zappelei satt und schlug ihm, links und rechts, eine um die Ohren. Der Wolf greinte in hohen Tönen. Doch eines war geregelt: er wusste, wer zu sagen hatte. Nachdem das Wolfsbaby zur Ruhe kam, sah es ihn mit großen gefühlvollen schwarzen Augen an. Das Tier kuschelte sich fest in Argets Arm. Es suchte Wärme und Zuneigung.

In der Lagerstatt herrschte zunächst große Aufregung. Nicht nur der Mörder des Zauberers kehrte zurück, auch ein Wolf. Mochte er auch noch so klein sein, einen Todfeind verjagte oder erschlug man. Aufgeregt hielt der Stamm ein Palaver ab. Die Zurückgebliebenen akzeptierten murrend Argets neue Stellung. Dennoch wurden zwei Wortführer auserkoren, dem Magier klar zu machen, dass er den natürlichen Feind der Menschen töten müsse.

Die beiden standen mit schlotternden Gliedern vor Argets Höhle. Schauerlicher, fröhlicher Gesang empfing sie. Unschlüssig und zaghaft begehrten sie knurrend Einlass.

Doch der Zauberer wäre kein Zauberer, wenn er nicht gewusst hätte, was die beiden wollten. Sein erster Weg nach der Rückkehr führte zu den Vorräten des Zaubertranks. Während er ihn in sich hineinschüttete, wurde ihm klar, dass er ein Zeichen setzen musste. Er wusste auch schon wie und begann zu singen. Der Trank des Zauberers stieg in seinen Kopf. Da kam der Besuch der Abordnung gerade recht. Er packte seine Axt und stürmte aus der Wohnstatt. Bevor die beiden Sprecher des Stammes reagieren konnten, schlug er zu. Dem zuerst Stehenden flog die Schädeldecke weg. Im nächsten Moment sauste das Werkzeug zur Seite und traf den anderen am Ellbogengelenk. Der Verletzte flüchtete schreiend.

Das war geklärt und das Zeichen gesetzt.

In einer ruhigen Minute überlegte Arget, welche Veränderung sein Leben mit dem Stein erfahren hatte. Ihm war nicht erkennbar, welch denkwürdiges Ereignis er damit in Gang setzte. Er dachte.

Die junge Gattung der menschenähnlichen Tiere betrat den Weg, der die Welt veränderte. Seine Gedanken glitten zu dem kleinen Wesen, das sein Herz immer wieder aufs Neue eroberte. Ungeahnte, bisher nebensächliche, Gefühle durchrieselten ihn, wenn er das Fell berührte oder der Welpe auf seinen Schoß sprang.

Den kleinen Vierbeiner mochte er nicht mehr missen. Zwar stank seine Höhle mittlerweile nicht nur nach Feuer und Fellen, sondern auch nach dem Urin und Kot des kleinen Fellknäuels, der sich jedoch mit der Zeit verlor. In der Folgezeit wuchs ein geschmeidiges großes Geschöpf heran, das sein Geschäft draußen erledigte.. Die Augen erfuhren eine Veränderung, zu einer intensiv bezwingenden gelben Farbe. Arget spürte die unbändige Kraft des Wolfes, wenn ermit ihm herumtollte.

Doch das Beste, an dem Arrangement zwischen Mensch und Tier, war, niemand gelangte unbemerkt in seine Höhle. Schon lange vorher spürte das Tier, wenn sich jemand seiner Höhle näherte. Der Wolf lauerte dann leise knurrend vor dem Eingang.

Argets Mythos wuchs. Er schlief nie.

*

KYRA

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