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Kapitel 4 Hein

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Manchmal stelle ich mir die Frage: Weshalb tust du dir das an?

Schon seit Ewigkeiten beobachte ich einen kleinen Stein. Mich interessiert das merkwürdige Stück Fels. Ich weiß es nicht mehr genau, doch irgendwann schleuderte das Ding in die Mulde, die ich beobachte.

Als der Stein fiel, registrierte ich den Vorgang am Rande. Erst mit der Zeit fiel mir der Kiesel auf.

Mattschwarz lag er da. Weder Regenwasser noch schmirgelnde Sandwinde brachten Glanz auf ihn. Trotz seiner geringen Größe hob er sich deutlich von der Umgebung ab.

Die Evolution veränderte das Mineral, anders, als das Gestein um mich herum. Zuerst ganz schwach, aber deutlich stärker werdend, entstand zunehmendes rhythmisches Pulsieren. Eine Aura hellen pochenden Lichts, das an den Rändern ausfranste, umschloss ihn. Bruchteile eines Millimeters stark..

Bei vielen Mineralien gelingt es mir, einzelne Entstehungsschichten zu sehen. Dieser Stein war undurchdringlich.

Mit der Zeit neige ich zu der Ansicht, dass der Stein wahrscheinlich kein Mineral ist. Die stetig pulsierende Ausstrahlung regt zu vielerlei Spekulationen an. Meine Versuche, mit diesem Ding Gedanken auszutauschen, scheitern. Das bedeutet jedoch nichts. Die Welt, in der ich damals lebte, war zwar lebhaft, jedoch gedanklich tot.

*

Um die nachfolgenden Ereignisse zu verstehen, muss ich etwas über mich preisgeben. Ich bin keine Person und tauchte irgendwann aus dem Nichts auf. Nicht von jetzt auf gleich. Bevor ich mir meiner Existenz bewusst wurde, war nichts … zumindest nichts, woran ich mich erinnere. Ich existierte in einer gedanklichen Leere. Um mich herum explodierte das Universum. Sternensysteme entstanden und vergingen. Von irgendwoher bezog ich Energie. Heute weiß ich, dass schon vor Millionen von Jahren gedacht wurde, denn daraus beziehe ich Kraft. Ich bin ein Gedanke … Billionen von Gedanken … und sammle immer noch. Falls irgendwo gedacht wird, nehme ich die Energie auf. Ich schweife ab … dazu später mehr.

Ich kam aus dem Nichts und war ein Nichts. War überall und nirgendwo. Bis … ich weiß nicht. Von einem Augenblick auf den anderen wurde ich ortsfest und beobachte einen Bereich, des im Entstehen begriffenen Planeten, auf dem ich mich befinde. Seit Millionen von Jahren bin ich an diesen Platz gefesselt. Frustration, Einsamkeit und tausend andere Dinge, die fühlende Wesen überfallen können, plagen mich. Der kleine unscheinbare Stein kam gerade recht, weil er mir einen Sinn gibt. Nach Millionen von Jahren konnte ich die Einsamkeit durchbrechen, die mir mehr und mehr zusetzt. Die Beobachtung des Steins nimmt mich so in Anspruch, dass mir die wichtigste Veränderung an mir, erst spät auffiel. Dort wo bisher Gefühl war, entstanden Strukturen. Ich entwickelte ein Gedächtnis. Ich dachte Dinge, die mir unverständlich waren und lange blieben. Zurückschauend begann der Prozess, als die ersten Lebewesen im Wasser des Planeten, mehr als eine Zelle besaßen. Sie sandten Gefühle, die mir Energie gaben. Hunger, Angst, Sexualität und vieles andere, das ich erst später verstehen lernte. Heute kann ich sagen, dass ich ein gefühlskalter Klotz, ohne Emotionen war. Vergleichbar einem elektronischen Speicher, der heute Computer genannt wird.

Während die Welt sich veränderte, blieb ich beständig. Beständig an diesem Ort. Gefangen in alle Ewigkeit.

Mit dem Denken wuchs der Wunsch nach Kommunikation. Ich musste mich mitteilen. Der Stein blieb stumm. Die einzige Möglichkeit zur Unterhaltung, die mir blieb, war das, sich entwickelnde, biologische Leben. Ich machte Tausende von Plänen, die jedoch alle nichts brachten. In meiner Verzweiflung wurde ich zum instabilen Wanderer, ziellos und ohne Steuerung, durch die Zeit. Selten gelang es mir, in einem Augenblick zu verharren. Der Zustand kam keinem Spaziergang gleich. Die Gedanken traten in einem Zeitabschnitt zutage, um in kürzester Zeit wieder in einen anderen zu schalten. Nach endlosen Dekaden beruhigte sich mein Zustand, wohl auch nur, weil die Aura des Steins verrücktspielte. Das ruhige beständige Glühen pulsierte und sandte mikroskopisch kleine Strahlen aus. Nach Millionen Jahren Gemeinsamkeit versuchte der Stein, mich zu zerstören. Die Strahlen verfehlten mich um Millimeter. Später sah ich ein, dass ich keinem Mordversuch ausgesetzt war. Denn, der unbeständige Aufenthalt im Zeitgefüge nahm ein abruptes Ende. Ich verfügte wieder über Steuerung meiner Gedanken.

Mein angeblicher Gegner wurde wieder der Weggefährte, der mein Denken beherrschte. Nicht nur das … der eine konnte ohne den anderen nicht existieren. Passiere was wolle, sagt ich mir oft, ich werde dein Geheimnis lüften.

Meine natürliche Neugierde lässt mich immer wieder versuchen, das Unmögliche auszuloten. Mehr aus Zufall, als in einer gezielten Aktion, verfolgte ich, wie eines der Tiere, die ich Menschen nannte, in den Besitz des Steines gelangte.

Welche Wandlung erfuhr der Stein, in dem Augenblick, als sich die Menschenfaust um ihn schloss? Augenblicklich erstrahlte er und umschloss das Wesen, das hilflos auf dem Boden lag. Konnte es möglich sein, dass ich jetzt endlich Unterhaltung bekam?

*

KYRA

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