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Kapitel 18 40 000 v. Chr.

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Während Argets Wanderung zum heimischen Stamm zog mit jedem Schritt das Gefühl einer Gefahr auf. Sie näherten sich dem Übergang an der Wurm, da brach plötzlich eine Horde wild aussehender Gesellen aus dem Gebüsch. Sie stürzten sich auf Arget und Byrda. Schnell waren sie überwältigt und wurden von dem Trupp in Schach gehalten. In die Mitte genommen, stolperten sie einen halben Tagesmarsch durch den Wald, bis sie auf eine Lichtung gelangten, die die Bande wohl als Basislager nutzte. Mehrere Männer lümmelten auf dem Boden herum und etwas abseits wurden Gefangene bewacht. Frauen und Mädchen, wie Arget und Byrda ausmachten.

Mit Knurren machten die Mannen auf sich aufmerksam. Aus der Mitte, der am Boden liegenden Gruppe, stieg eine riesige Gestalt empor. Mit einem bösen Grinsen kam er näher und knurrte Arget an. Dazu machte er die Zeichen „Habe ich dich endlich.“

„Der hat uns noch gefehlt“, sagte Arget zu Byrda. Er verspürte keine Angst. „Von dem habe ich schon gehört. Er überfällt Stämme. Ein Mörder und Räuber.“

„Du kannst sprechen?“, fragte der Riese ihn verblüfft.

„Du doch auch“, gab Arget ebenso verblüfft zurück. „Nur bei dir verwundert es mich.“

„Ich stopf dir gleich dein Maul“, blaffte der Koloss zurück.

„Wer bist du überhaupt? Hast du überhaupt einen Namen oder soll ich dich Mörder nennen?“

„Ich bin Agnat, der Unbesiegbare.“

„Ich habe dich schon einmal besiegt. Du hast ihr doch den Tiger auf den Hals gehetzt“, nickte er zu Byrda hin.

„Du. Mich besiegt? Du Winzling.“ Er machte einen Schritt auf Arget zu.

„Komm nur. Du weißt, wie es dir ergehen wird.“ Arget spürte keine Angst. Er war sicher, dass der Hüne ihm nichts anhaben konnte. Die Gewissheit kam tief von innen heraus.

Leichte Unsicherheit flackerte in Agnats Augen auf.

„Ich will im Grunde nichts von dir. Außer dem Stein.“

„Was weißt du von dem Stein?“

„Das sollte dich nicht interessieren. Gib mir den Stein und ich werde euch in Frieden ziehen lassen.“

„Weshalb willst du den Stein?“

„Bei der Großen Mutter. Gib mir einfach den Stein.“ Agnat schrie ihn wütend an. Seine Männer scharten sich hinter ihn. Sie verstanden nicht, was hier vor sich ging.

Arget tat einige Schritte auf ihn zu. Der Größenunterschied wurde deutlicher, je näher er auf ihn zu trat. Arget war ein Zwerg.

„Hole ihn dir.“ Er zeigte auf den Fellbeutel auf seiner Brust. „Komm.“ Er ging noch einen Schritt näher und stand nun genau vor ihm.

„Du musst ihn mir geben“, winselte Agnat. Sein Gesicht verlor alle Farbe. Er konnte die Nähe Argets, wie es schien, nicht ertragen.

Arget hob seinen Finger und bewegte ihn in Richtung Agnats Brust. Aufschreiend sprang dieser zurück.

„Ich werde den Stein bekommen. Darauf kannst du dich verlassen. Nimm dein Weib und verschwinde. Wir werden uns wiedersehen.“ Er zeigte in den Wald und machte das deutliche Zeichen, dass er verschwinden solle.

Arget trat Schritt für Schritt zurück und zog Byrda mit.

*

Der Winter war vorüber und der Frühling schickte seine ersten Vorboten. Der ewige Wandel der Natur vom Tod zum Leben begann.

Der diesjährige Winter war mild gewesen. Die langen Nachtfröste blieben aus. Lediglich bei den Mondwechseln sanken die Temperaturen unter die Frostgrenze.

An einem sonnigen Morgen, die kalten Winde bliesen noch unermüdlich, wanderte Arget unruhig durch seine Höhle. Der Wolf war einige Zeit nach der Rückkehr aus der Waldsiedlung wieder aufgetaucht und hatte drei Welpen mitgebracht. Das Gesäuge hing noch dick vom Bauch.

Byrda saß bequem auf einem Felllager und bastelte an einem kleinen Werkzeug herum. Sie beobachtete ihren Gefährten.

„Setz dich doch endlich in eine Ecke und verbreite nicht solche Unrast“, sanft klang ihre Stimme zu ihm.

„Ich habe keine Ruhe. Ich muss auf die Jagd.“

„Ja. Und warum machst du hier alle nervös? Geh doch.“ Sie hatte sich schon in den letzten Tagen darauf vorbereitet. Bei den Männern ihres Stammes war es das Gleiche. Im Frühjahr wurden sie unruhig und unausstehlich. Die Natur zog sie nach draußen. Oft blieben sie tagelang weg und kamen dann erfrischt und bester Laune zurück.

Arget packte seinen Wurfspeer und einen Fellbehälter mit kleinen Werkzeugen sowie einigen getrockneten Nahrungsmitteln, den er schon vor Tagen vorbereitet hatte.

„Ich werde nur ein oder zwei Tage wegbleiben. Ich mache mir Sorgen um dich und unser Kind.“

„Ach du Kindskopf. Weshalb solltest du dir Sorgen machen. Es haben schon viel mehr Frauen Kinder geboren, als ich zur Welt bringen kann.“

„Trotzdem“, brummelte er heraus und schon auf dem Weg zum Ausgang, um ja möglichst schnell wegzukommen. Mit seinem Schwanz peitschend, lief Wolf neben ihm her.

Arget marschierte in direkter Richtung zur Mulde. Alle seine Sinne zogen ihn dorthin. Ungefähr zwei Jahre war er nicht mehr dort gewesen.

Der Wanderung war trist und machte ihn dennoch frei. Die Bäume waren noch winterlich entlaubt und ragten wie Totenfinger in den morgendlichen Himmel. Die Gräser lagen braun und sterbend am Boden, um den Platz für das neue Grün vorzubereiten. Nur einige Spatzen begrüßten sie auf ihrem Weg.

Schließlich stand er auf der kleinen Anhöhe und blickte auf den kleinen Quell, der sprudelnd sein Wasser in die Welt entließ. Die karge Natur, mit dem einzigen Leben des plätschernden Wassers, berührte ihn.

Er ließ seinen Blick über das Hochmoor schweifen. So früh in der Jahreszeit war er noch nie hier gewesen. Weit konnte er über, durch Landverbindungen unterbrochene, Wasserflächen blicken. In der Jahreszeit später würde der Pflanzenbewuchs das meiste verbergen.

Wolf tollte weit vor ihm durch die flachen Wasser auf der Jagd nach einer Ente, die ihn immer wieder narrte.

Langsam stieg Arget vom Hügel herab und ruhte am Bachlauf, um sich mit einem Stück getrockneten Fleisches zu stärken und an dem klaren Wasser zu erfrischen.

Wolf stellte seine Lauscher hoch und lief um den Hügel herum. Arget folgte ihm. Die Sonne wärmte noch nicht und es wurde kühl und damit Zeit zur Suche eines geschützten Nachtlagers. Langsam folgte er Wolf in die Richtung, in der er hinter dem Hügel verschwunden war. Er kam gerade dazu, als Wolf in einer Bärenhöhle verschwand. Während er näherkam, stellte er fest, dass der Eingang gerade so groß war, dass Wolf hinein konnte, aber nicht ausreichend für ihn. Also kein Bär. Arget steckte den Kopf hinein, konnte jedoch nichts erkennen, weil er den Lichteinfall verdeckte. Es war eine Lehmhöhle. Er warf sich mit den Schultern dagegen und schon bröckelten die ersten Stücke heraus. Mit Spaten und Speer verbreiterte er die Öffnung, sodass er hineinkriechen konnte. Nach ungefähr zwei Mannlängen wurde der Gang zu einem großen Raum. Er schüttelte verblüfft den Kopf. Dieser Hohlraum war ihm in all den Jahren nicht aufgefallen.

In der Höhle war es angenehm warm. Die Wände waren trocken und der Boden geglättet. Spärlich fiel das Licht von außen ein und ließ ihn nur schwache Konturen erkennen. Er machte Wolf als Schemen aus.

Eilfertig krabbelte Arget wieder nach draußen und sammelte Reisig sowie trockenes Moos. Seine steifen kalten Fingern bereiteten einige Schwierigkeiten, den Feuerstein zu schlagen. Dennoch gelang es ihm, den kleinen Rauchfaden im trockenen Moos, zu einer züngelnden Flamme, zu entfachen. Mit dem Reisig entfachte er ein Feuer und beleuchtete die Höhle.

Fassungslos schaute Arget sich um. Der Raum hatte riesige Ausmaße und schien den gesamten Hügel einzunehmen. Das Feuer konnte die Wände im Hintergrund nicht erhellen. Er schlug mit seinem Spaten gegen die Wand neben ihm. Sie klang dumpf und schien lediglich aus der Lehmschicht zu bestehen.

Wie er vorhin schon festgestellt hatte, war der Raum sehr trocken und vor allen Dingen, warm. Keine Feuchtigkeit drang aus den Wänden oder durch den Boden. Fatalistisch nahm er die Existenz der Höhle hin.

Bei näherer Besichtigung des Gewölbes stellte er fest, dass Nischen in die Wände führten. Sie ragten oft mehrere Schritte in die Wände hinein oder wurden Gängen, die er nicht verfolgen mochte. In einer der Nischen richtete er sein Nachtlager, weil er sich in der Weite des großen Raumes fürchtete.

Als er erwachte, hatte sich die Höhle verändert. Zunächst konnte er nicht festmachen, was es war. Doch plötzlich klickte es in seinem Verstand. Das Gewölbe erleuchtete sich aus den Wänden heraus.

Nachdem er das Wunder verdaut hatte, erkundete er mit der Wölfin die Höhle. Langsam realisierte er, dass er in dem Gewölbe alles erkennen und sehen konnte. Das sanfte Licht aus den Wänden ließ ihn den gesamten Umfang des gigantischen Gebildes erfassen.

Ein Gang, der in die Wand hinein führte, lockte ihn. Arget wurde neugierig, ob dort vielleicht noch ein Aus- oder Eingang war. Trotz seiner Angst zog es ihn hinein. Automatisch setzte er Schritt vor Schritt. Der Gang war hoch und breit, sodass er aufrecht gehen konnte. Auch hier bestanden die Decke und Wände aus Lehm. Nach zwei Dritteln des Weges schimmerte Licht hinter einer Biegung des Ganges. Dort angelangt staunte er in eine fremde Welt hinein. Er glaubte, ins Freie zu schauen und stand vor einem See mit sandigem Ufer. Kleine Büsche und Bäume umstanden ihn und zogen in einer optischen Täuschung, zu einem endlosen Horizont. Vorsichtig setzte er seinen Fuß auf das vor ihm liegende Grün, das am Sandstrand endete. Es war Gras. Richtig lebendes Gras.

Er erreichte das Wasser. Vor ihm lag eine tiefblaue kristallklare Fläche, deren Oberfläche leicht kräuselte. Ein sanfter Luftzug, lauwarm, strich darüber. Er tauchte einen Fuß in das Nass, das eine angenehme Temperatur aufwies. Im fast gleichen Augenblick wurden seine Glieder schwer. Genauso, wie zu Zeiten, als er den Zaubersaft getrunken hatte. Die Erschöpfung begann im Kopf, der keine Abwehrmöglichkeiten kannte. Er fiel ins Gras und sein Verstand glitt weg.

Kurz schreckte Arget noch einmal hoch und tastete nach seinem Stein. Schon nicht mehr bewusst holte er ihn, in einer automatischen Bewegung, aus dem Fellbeutel, den er um den Hals trug, und schloss eine Faust um ihn.

Lange entbehrte und vermisste Träume überfielen den Steinzeitmenschen. Sie begannen zunächst wie immer. Er sah die Mulde, wie sie in einigen Jahrtausenden aussehen würde. Doch heute ging die Verwandlung von unberührter Natur in eine bewohnte Landschaft sehr schnell, als wenn der Traum keine Zeit habe, zu verweilen. Ganz anders, als er es bisher kannte, sprach eine Stimme zu ihm.

Alt und brüchig, aber dennoch klar, drang sie in seinen Traum.

„Lange Zeit haben wir versucht, der Gattung, die sich anschickt die Erde zu beherrschen, eine Botschaft zu schicken.“

Erschreckt wollte er erwachen.

„Bist du ein Abgesandter der Großen Mutter?“, versuchte er, eine Erklärung zu finden.

„Ich bin, wer ich bin. Ich bin das kollektive Leben dieses Planeten. Du brichst aus dieser Gemeinschaft aus und willst Dein Leben alleine leben.“

„Ich weiß nichts von einem kollektiven Leben. Ich lebe mein Leben.“

„Du Dummkopf. Du bist das Leben der Tiere, die sich anschicken Menschen zu werden. Die sich anschicken über alles Leben dieser Welt zu herrschen und zu zerstören. Du stehst am Beginn dieses Lebens. Deshalb ist deine Aufgabe, auch die Zukunft zu sichern. Du wirst einen Zauber besorgen, der für das Fortbestehen des Lebens auf diesem Planeten wichtig ist. Folge deinen Träumer.“

*

Arget zog früh morgens los. Lediglich Wolf und sein Zauberstein begleiteten ihn. Er kam zügig voran und musste zwei- oder dreimal einem Bären aus dem Weg gehen. Er folgte, soweit es ihm möglich war, den Wildpfaden und meisterte die Hindernisse, die im Weg standen. Wolf schaffte das Fleisch heran und er sammelte unterwegs Beeren und Pflanzen, wie Byrda es ihm gezeigt hatte. Nach sechs Sonnenaufgängen erreichte er ein großes Wasser, das von Sandhügeln begrenzt wurde und sehr salzig schmeckte. Instinktiv lehnte er ab, es zu trinken. Am Rande des Wassers ging der Neandertaler in die Richtung der untergehenden Sonne. Von seinem jetzigen Weg musste er nach rechts. Nach einem Tag bemerkte er, wie er wieder in die Richtung schwenkte, die ein innerer Sensor vorgab. Als er weitere drei Tage später wusste, dass er das Ende seiner Wanderung erreicht hatte, ragte der gleiche Hügel vor ihm auf, den er aus der Mulde auch kannte. Ohne seinen Zauberstein wäre er daran vorbeigelaufen.

Arget umrundete die Bergkuppe, konnte jedoch keinen Eingang finden. Er wurde müde und hatte Durst. Zehn Tage hatte er sich zügig vorwärts bewegt. Meist im gleichen zottelnden Gang, den Wolf ihm demonstrierte. Seine Augen kreisten und entdeckten eine Baumgruppe, an der er Wasser vermutete. Tatsächlich, eine Quelle entließ Wasser plätschernd aus der Erde. Gierig sog er das Nass in sich hinein. Wie ein Schlag warf es ihn um und er fiel in Schlaf. Er träumte wie in seiner Mulde, Bilder, die er nicht verstand. Dennoch wusste er, als er erwachte, dass sich hier in Zukunft ebenso alles verändern würde.

Arget sah in die Baumkronen dreier Weidenbäume, die wie er wusste, auf Ewigkeit Bestand haben werden. Traumwandlerisch ging er zielgerichtet zu einem Findling, der, wie ein Zeigefinger, in den Himmel ragte. Er hob einen Gegenstand auf, der für ihn keinerlei Bedeutung besaß, außer der, dass er ihn in seine Heimat bringen musste. Der Zauber war nicht groß, nicht sperrig und wog fast nichts. Eine kleine flache Scheibe, auf der Punkte angeordnet und mit dünnen Linien verbunden waren. Er befestigte den Schatz am Körper und trat sofort den Rückweg an. Nach wenigen Schritten wandte er sich noch einmal zurück und sog das Bild in sich auf. Der gleiche Ort, wie Zuhause – lediglich die Bäume waren anders. Der Rückweg verlief genauso unspektakulär wie der Hinweg. Automatisch kam er zuerst durch die Mulde, wo es ihn in die Höhle zog, in der er zielgerichtet zum Zentrum ging. Er machte eine kleine Erhebung, mit einer tellergroßen flachen Kuppe, aus, die ihm bis dahin nicht aufgefallen war und legte den Zauber darauf. Erleichterung erfasste ihn und die große Anspannung fiel ab. Er konnte sich wieder den Dingen des täglichen Lebens widmen.

*

Arget wurde mit den Jahren ein seltsamer Kauz. Seine Sonderstellung, als Zauberer und Führer seiner Gemeinschaft, schaffte immer mehr Distanz zu seinen Stammesgenossen.

Bei seinen Wanderungen in die Mulde nahm er immer häufiger Byrda mit. Schließlich und fast schon unausweichlich blieben die beiden in der Nähe des heiligen Ortes, an dem Arget zum Zauberer wurde. Sie diskutierten in der riesigen Höhle die Probleme des Lebens und genossen das Alleinsein.

„Dein Fellbeutel, den du ständig an Deinem Körper hast, was befindet sich darin? Du hast in den Jahren unseres Zusammenlebens nie darüber gesprochen. Oder ist der Zauber so gewaltig, dass du darüber schweigen musst.“ Byrda war etwas fülliger geworden und ihr fehlte mittlerweile, ebenso wie ihrem Mann, die Elastizität der Jugend. Sie lehnte bequem auf einem Felllager in der Höhle unter dem Hügel.

Arget lümmelte ihr gegenüber und spielte an seinem Behältnis für den Stein herum. Wolf lag zwischen ihnen - seine Lauscher gespannt hochgestellt.

„Ein Stein Byrda. Einfach ein Stein. Ich denke immer, es ist mein Traumstein.“

„Weshalb besitzt ein einfacher Stein eine solche Zauberkraft, dass du alle Menschen damit lenken kannst?“

Arget begehrte noch nicht einmal auf, als sie seine Fähigkeiten mit dem Stein in Verbindung brachte. Die Jahre des Zusammenlebens hatten ihn gelehrt, dass Byrda, ihm mindestens ebenbürtig war. „Das ist eine lange Geschichte. Der Stein ist der Auslöser zu meiner Stellung innerhalb unseres Stammes. Jedoch geht es um viel mehr, als die Träume, die ich habe.“

„Du hast die Träume also tatsächlich. Ich dachte immer, es seien Geschichten, die du dir der Situation entsprechend ausgedacht hast.“

„Nein, nein. Die Träume sind echt. Aber, warum fragst du jetzt erst – nach diesen vielen Jahren?“

„Ich lebe mit einem Zauberer zusammen. Einem mächtigen Mann. Da fragt man nicht einfach Dinge, die einem Tabu unterliegen. Du selbst hast doch auch nie etwas gesagt.“

„Das ist richtig. Für mich wurden Dinge selbstverständlich, die ich vorher nie hatte denken können. Meine Reisen in die Traumwelt und die Dinge, die mir vermittelt wurden, waren so kompliziert, dass mich niemand verstanden hätte.“ Geistig müde lehnte er gegen die Höhlenwand und rückte ein Fell zurecht. Er schloss die Augen. „Mir ist, als hätte ich die Verantwortung für einen Stamm, der uns folgen wird. Lange Zeit, nachdem wir schon bei der Großen Mutter sind. Sie nennen sich Menschheit … sind ganz anders als wir und doch so gleich. Mir ist, als sollte ich durch die Welt ziehen und allen Stämmen von meinen Träumen erzählen. Ich konnte Laute in Worte kleiden, bevor ich sprechen konnte. Ich habe Träume, die ich nicht verstehe und doch wieder verstehe. Ich weiß um die Veränderung unserer Welt. Es wird viele Jahrtausende dauern und Völker werden kommen und gehen. Aber, was immer Bestand haben muss, sind die Grundwerte des Lebens.“

Byrda spürte sein Bemühen, ihr Dinge verständlich zu machen, die weder sie noch er verstanden, und strich mit den Fingerspitzen über seine fliehende Stirn.

„Leben vergeht und Leben kommt. Wir werden uns immer wieder erneuern. Was willst du daran ändern?“

„Ich hatte kürzlich einen Traum. Der mahnte mich, den Kreislauf des Lebens zu bewahren. Der Mensch tötet über den Bedarf hinaus, den ihm die Natur zugesteht. Er zerstört das Gleichgewicht. Die Große Mutter wird die Menschen strafen. Ich habe große Berge gefrorenen Wassers geträumt, die sich über die Erde schieben und alles zermalmen, was sich ihnen in den Weg stellt. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“

Byrda machte ein bedrücktes Gesicht. Wolf saß auf den Hinterläufen und es schien, als wolle sie etwas sagen. Aber, sie ließ sich wieder sinken und leckte mit ihrer rauen Zunge Argets Hand.

Byrda tat das einzig richtige und wandte sich den praktischen Dingen des Lebens zu. Sie werkelte am Herdfeuer, das sie im Verlauf der Zeit in der großen Höhle eingerichtet hatten.

Mit den Jahren hatten sie in der Nische, in der Arget seine erste Nacht verbrachte, eine gemütliche Atmosphäre geschaffen.

*

„Ich habe uns einen Kräutertrank zubereitet“, Byrda hielt ihm eine dampfende Schale würzigen Getränks hin. „Der Trank ist übrigens aus den Pflanzen, die du im Dorf gepflanzt hast.“

„Ein herrliches Getränk“, er nahm die Schale aus ihren Händen und schlürfte genussvoll daran. Wohlgefällig musterte er Byrda. Sie gefiel ihm immer mehr, je älter sie wurden. Noch keinen Tag hatte er die damalige Wanderung in das Walddorf bereut. Auch die Kontakte, die sich daraus ergeben hatten, waren für ihn und seinen Stamm von Vorteil. „Weißt du noch, wie wir uns damals kennengelernt haben?“

„Wie sollte ich das vergessen. Danach hatte ich die schönsten Jahre meines Lebens“, sie lächelte ihn zärtlich an und ergriff seine Hand.

„Es hat sich viel verändert, seit damals, von dem Augenblick an, wo wir zusammengefunden haben“, er richtete seine Augen in die Ferne.

„Du bist ein großer Zauberer, mein Schatz. Es gibt keinen anderen, der so weit vorausdenken kann, wie du. Ich bin stolz auf dich.“

Mit einem Druck ihrer Hand nahm er das Kompliment an.

„Ich bin froh, dass wir das Dorf verlassen haben. Hier ist es viel einfacher, den Weg zu bestimmen, den unsere Leute zum Überleben nehmen müssen. Meine Träume zeigen mir den Weg, der, wie ich gesehen habe, grausam sein wird. Nur die Stärksten werden überleben. Stark sind aber auch die, die vorbereitet sind. Wir müssen in unserem Leben alles dazu tun, dass ein Grundstock vorhanden ist, auf dem die nachfolgenden Generationen aufbauen können …“, er unterbrach erschrocken.

Aus den Augenwinkeln wurde er auf Wolf aufmerksam, die Gefahr signalisierte. Ihr Körper war gespannt wie eine Sehne, der Kopf starr auf einen Punkt hinter ihnen gerichtet und die Augen glühten.

Der Stein auf Argets Brust pochte. Vorsichtig wandte er den Kopf nach hinten und erstarrte. Im Raum, kurz unter der Decke des Gewölbes, schwebte eine leuchtende Gestalt. Sie war ein Mensch. Ein Mensch, wie er sie geträumt hatte. Helles Leuchten umgab sie wie ein Kranz und die langen Haare glänzten wie Gold. Sie hatte seltsame Kleidung am Körper – aus einem Material, dass er nicht kannte. Es war weder Fell, noch etwas, wofür er einen Begriff kannte. Die Beinkleider lagen eng an und hatten die Farbe des Morgenhimmels, zu der Zeit, wenn noch die leichten Nebelschwaden darüber zogen und die blaue Farbe durchschimmern ließen. Der Oberkörper war mit einem sehr dünnen Fell – zumindest etwas, was er nicht kannte – bedeckt. Die Erscheinung hatte eine schlanke Figur und war mindestens einen Kopf größer, als er oder Byrda. Es wurde zu viel für ihn. Er schloss seine Augen und schlug die Hände vors Gesicht.

„Byrda, Byrda. Die Götter strafen uns. Meine Traumbilder kommen schon am Tag.“

Durch ihn aufmerksam gemacht, erblickte Byrda die Erscheinung. Sie erschrak fürchterlich, war aber durch die vielen Wunder, die Arget schon bewirkt hatte, abgeklärter. Nach dem Abklingen des Schreckens prägte sie sich die leuchtende Gestalt ein. Sie ist wunderschön, dachte sie, auch wenn sie sehr merkwürdig aussieht. Die Gesichtszüge, die anders aus dem Gesicht herausgearbeitet waren, als bei allem, was sie bisher kannte, faszinieren sie. Am Hals leuchtete das gleiche leuchtende Mal, wie Arget es hatte. Die Augen der fremden Gestalt musterten sie aufmerksam - sie glaubte Bekanntes darin zu erkennen, konnte jedoch nicht festmachen, was es war. Sie fühlte sich zu der schwebenden Göttergestalt hingezogen, ähnlich wie bei ihren Kindern, doch viel intensiver. Aber schon verblasste das Wunder und das Gesicht der immer durchsichtiger werdenden Gestalt drückte Bedauern aus. Die Dunkelheit der Höhle ließ lediglich einen Abglanz des Leuchtens auf ihren Augen zurück.

„Arget“, sanft schüttelte sie ihn an der Schulter. „Nimm die Hände herunter. Es ist vorbei.“

Vorsichtig lugte er durch seine Finger und sah nur Dunkelheit. Langsam wechselte er die Blickrichtung zum Feuer und beobachtete Wolf, der wieder ruhig neben dem Feuer lag.

„Hast du diesen Traum auch gesehen?“, fragte er Byrda. In seiner Frage schwang die Furcht, die er empfand.

„Ja, mein Schatz. Aber, wieso Traum?“

„Solch ein Wesen habe ich schon in meinen Träumen gesehen“, Arget beruhigte sich langsam wieder.

„Sie war wunderschön“, schwärmte Byrda. „Sind deine Träume immer so?“

„Nein. Ich träume während des Schlafs und beim Erwachen kommt die Erinnerung. So wirklich, wie gerade vorhin, habe ich noch nie geträumt.“ Er ließ seine Augen nachdenklich auf ihr ruhen. „Wie kommst du auf den Gedanken, dass du hier ein Weib vor dir hattest?“

„Aber Arget, du hast doch Augen im Kopf und wirst ein weibliches Wesen von einem männlichen unterscheiden können. Du brauchst doch ansonsten nicht deine Hände dazu, einen Mann von einer Frau zu unterscheiden? Ich hatte das Gefühl diese Person zu kennen. Es war, wie, wenn jemand lange Vermisstes in die Familie zurückkehrt. Hattest du es auch gespürt?“

„Nein.“ Er nahm ihre Hand in die seinen. „Ich hatte mich erschrocken und konnte nicht klar denken. Wie sollte ich da etwas spüren oder Gefühle haben?“

„Arget, diese Erscheinung, dieses göttliche Wesen kam sicherlich von der Großen Mutter und wollte dir etwas sagen“, gespannt und atemlos wartete sie auf seine Entgegnung.

„Wenn sie etwas hätte sagen wollen, hätte sie es getan. Aber, wieso dachtest du diese Erscheinung schon einmal gesehen zu haben?“

„Ich habe gesagt, ich glaubte, die Frau zu kennen. Sie hatte den gleichen Fleck am Hals, wie du hier“, sanft fuhr sie mit den Fingerspitzen darüber. „Wir hatten vieles gemeinsam. Schade, dass unser Leben so kurz währt. Ich habe so eine Ahnung, als wenn in weiter Zukunft die Saat unserer Zeit aufgeht und solch göttliche Wesen hervorbringt. Aber komm, wir legen uns auf unsere Schlafstatt. Während wir ruhen, können die Gedanken um dieses Erlebnis kreisen. Vielleicht kommen wir dann, zu einem Ergebnis.“ Sie erhob sich und schlurfte zu ihrem Lager, auf dem sie übergangslos einschlief.

Arget saß noch einige Zeit voll schwerer Gedanken am Feuer, bis er ihr dann folgte.

*

Wolf hatte sich schon tagelang nicht mehr aus der Höhle bewegt und verschlief fast den ganzen Tag. Wolf war alt und jeder Knochen schmerzte sie. Sie vermied jede Bewegung. Arget und Byrda sorgten fürsorglich für die Nahrung und die notwendigen Streicheleinheiten. Fast genierlich schlich Wolf in eine Ecke der Höhle und erledigte ihr Geschäft. Seit Byrda in ihrem Lebensverband war, hatte sie nie mehr ihre Notdurft in einer Höhle erledigt. Die jetzige Situation bereitete ihr körperlichen Schmerz.

Wolf spürte genau, dass der Zeitpunkt gekommen war, an dem sie ihre körperliche Existenz aufgeben musste. Ihr wurde bewusst, dass sie den Grundstein zur Symbiose zwischen Mensch und Tier gelegt hatte und dadurch ein Nebeneinander der beiden Rassen, in der Zukunft gesichert war. Sie verspürte eine seltsame Befriedigung darüber.

Arget und Byrda saßen an ihrem Lager und liebkosten sie. Zum letzten Male schmiegte sie ihren Kopf in Argets Schoss und genoss, mit jeder Faser ihrer Nerven, die kraulende Bewegung seiner Hände.

„Wolf, du kannst mich nicht alleine lassen. So viele Jahre haben wir gemeinsam gelebt und gejagt. Es ist nicht richtig, dass einer von uns beiden vor dem anderen gehen muss.“ Arget jammerte tränenerstickt und bekam die, ihm unbekannten, Gefühle nicht unter Kontrolle.

Wolf himmelte ihn an, als wenn sie jedes Wort verstehen würde. Ihre Augen wurden schon trüb. Aber noch wehrte sie sich. Sie vermittelte eine Botschaft, die keiner von beiden verstehen konnte.

Byrda umfasste sie mit beiden Armen und schmiegte ihre Wange in das raue Fell des Tieres.

„Mein Schatz. Was willst Du uns sagen? Wenn wir doch nur einander verstehen könnten?“ Tränen liefen ihr aus den Augen und die Stimme brach.

Wolf hob den Kopf von Argets Schoss. Die Bewegung bereitete ihr unglaubliche Mühe. Ihre Augen suchten Byrda.

Und Byrda verstand. Zwei Mütter sorgten sich um ihre Nachkommenschaft und den instinktiven Bestand ihrer Rasse.

„Wolf. Wir werden Dein Vermächtnis weiter geben und dafür Sorge tragen, dass unserer beiden Nachkommen, friedlich zusammenleben. Du hast nicht umsonst den Frieden mit den Menschen geschlossen.“

Dankbar und schwach leckte Wolf ihre Hand und wandte sich dem Menschen zu, auf den ihr ganzes Leben fixiert war. Sie nahm ihn noch einmal in sich auf, wie er Tränen überströmt und mit tiefem Schluchzen ihren Kopf nahm und wiegte. Die Augen brachen, es wurde schwarz und ihr Körper streckte sich. Es war vorbei.

Noch lange hielten Arget und Byrda das tote Tier.

„Ich weiß noch genau, wie ich sie damals zu mir nahm“, erzählte er mit brüchiger Stimme. „Ich konnte noch nicht sprechen und knurrte genauso wie sie. Wir waren uns damals viel ähnlicher als heute.“

„Und ich kann mich noch an die Angst erinnern, als ein graues Untier zwischen uns herumsprang“, erwiderte sie unter Tränen.

„Als sie bei den Deinen im Wald verschwand, hatte ich eine tiefe Leere in mir. Ich konnte es nur ertragen, weil du bei mir warst und meine Gefühle auf dich übergingen. Ich vermisste sie sehr. Als sie dann mit ihren Welpen in diesem Spätsommer wieder auftauchte, hatte ich Glücksgefühle, die ich bis dahin nicht kannte. Wolf hat mir und uns viel gegeben. Ich will dieses Gefühl der Leere nicht noch einmal haben.“

„Ja. Wolf hat uns viel gegeben. Wir müssen ihren Tod ehren und dafür Sorge tragen, dass sie dort, wo sie jetzt ist, weiter leben kann.“

Vorsichtig lösten sie die Umarmung des toten Tieres. Sie bahrten Wolf zeremoniell auf. Arget setzte vorsichtig einen Stichel an die Stirn Wolfs und trieb mit sanften Schlägen die Platte des Gehirns ab. Er nahm die noch warme Masse des Gehirns heraus und verspeisten sie gemeinsam mit Byrda. Eine höhere Wertschätzung konnten sie dem Tier nicht zuteilwerden lassen.

Arget blies auf einer Knochenflöte blies eine wehmütige Melodie, in die Byrda mit zeremoniellem Gesang einfiel.

Wolfs Körper wurde, in einer Nische der großen Höhle, beigesetzt. Als besondere Liebesgabe legte Byrda Wolf eine Kette bei, die sie in den all den Jahren als Schmuck getragen hatte.

*

Mit zunehmendem Alter verließ Arget die Höhle nicht mehr. Er lag fast nur noch herum. Selten verließ er seine Lagerstatt auf dem Weg zur Mitte der Höhle.

Normal in ihrem Stamm lebend wären Arget und Byrda schon lange tot. Sie wären verhungert oder im Winter erfroren. Das Schicksal der Kranken und Schwachen in ihrer Zeit.

Es war sein sechsundachtzigter Herbst und er spürte, dass es mit ihm zu Ende ging. Er lebte schon so lange, wie es vor ihm noch nie jemand gelebt hatte.

Wenn er sein Leben rekapitulierte, waren viele merkwürdige Dinge geschehen, die er überwiegend nicht verstand.

Häufiger musste er an die Begegnung mit seiner Nachfahrin Kyra denken. Es war unvorstellbar und aufregend. Wie konnte in einer Zeit, weit vor ihm, noch jemand von seinem Blute existieren? Er hatte eine Erinnerung daran, dass er in einem Abschnitt seines Lebens, einige Zeit mit seiner Nachfahrin an seinem Heimatort verbracht hatte. Doch alles vermischte sich im Alter und er konnte die Zeitabschnitte nicht mehr zuordnen. Auch Agnat ging ihm nicht aus dem Kopf. Er nannte ihn das Böse. Für ihn war er nicht der Unbesiegbare. Die letzte Begegnung lag nur einige Jahre zurück.

Eines Nachmittags im Spätsommer trieb es ihn nach draußen. Er hatte ein ungutes Gefühl. Mühsam schlurfte er zur Quelle und da stand er vor ihm. Keinen Tag älter, als er ihn in Erinnerung hatte und immer noch diese bösen tiefschwarzen Augen.

„Ich bin gekommen, den Stein zu holen“, frech grinste er Arget an.

„Du wirst ihn nie bekommen, das weiß ich sehr sicher“, er brachte die Worte mühsam über die Lippen. „Du bist das Böse in meiner Welt und mit mir wirst auch du vergehen.“

„Ich werde dich noch nach deinem Tode verfolgen, wenn du mir diesen Stein nicht gibst.“

„Ja, weshalb holst du ihn dir nicht. Ich bin ein alter Mann. Du kannst mich leicht überwältigen.“

„Du weißt genau, dass du mir den Stein geben musst. Ich kann ihn dir nicht abnehmen. Du musst es freiwillig tun.“

„Nicht in diesem Leben.“

„Dann in einem anderem.“ Agnat wollte im Dickicht verschwinden.

„Weshalb willst du diesen Stein?“ Arget hielt ihn zurück.

Agnat betrachtete ihn spöttisch. „Das weißt du doch genau.“

„Woher soll ich wissen, weshalb du hinter mir her bist. Ich kenne dich nicht.“

„Ist das ein Spielchen? Nein. Ich kann es in deinen Augen lesen. Du hast keine Ahnung. Wie kann das sein?“ Agnat schüttelte fassungslos den Kopf. Dann breitete sich wieder das dreckige Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Von mir wirst du es nicht erfahren. Frage doch deinen Zauber.“ Laut lachend verschwand er endgültig.

Byrda hatte er von dieser Begegnung nichts erzählt.

Jetzt würde seine große Ruhe kommen, die er in der Gewissheit, dass er in der Zukunft weiterlebte, nicht fürchtete. Er legte sich auf den Rücken und schlief dem Ende entgegen.

So fand ihn, einige Zeit später, Byrda. Sie nahm ihm seinen Beutel mit dem Stein von der Brust, um ihn an ihren ältesten Sohn zu übergeben, so wie Arget es ihr aufgetragen hatte. Sorgfältig stellte sie ihre Grabbeigaben, einen Holzbecher mit Wasser und eine Schüssel mit Obst vor Argets Lagerstatt. Ansonsten veränderte sie nichts. Sie schaute sich noch einmal um und schlurfte zum Höhlenausgang, um den Weg zu ihrer Familie einzuschlagen. Sobald sie die Sandfläche vor dem Hügel verließ, vergaß sie ihr bisheriges Leben.

*

KYRA

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