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3.4.1.1. Vokale

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Das Altniederländische umfasst in betonten Silben die Kurzvokale/a/,/e/,/i/,/u/ und /o/, die aus dem indogermanischen Kurzvokalsystem hervorgegangen waren (vgl. 2.4.1.4.):

/a/aus idg./ə/,/ǒ/,/ĭ/oder/a/, so in balgun (‚Balg‘), vgl. Quae ueterum tuba queue lyra flatibus (balgun) inclyta uel fidibus (snarin) (‚Welche Trompete der Alten oder welche Leier, berühmt von den Tönen, die vom Balgen darauf geblasen werden konnten oder vom Spiel der Saiten‘ PDG 114, 18);/a/wahrscheinlich sekundär aus Laryngal + beispielsweise/ĕ/oder in Substratwörtern;

/e/ aus idg./ə/,/a/,/e/,/i/ oder /o/, so in erthen (‚Erde‘), vgl. Samenstuendon kunninger erthen (‚Die Könige der Erde waren zusammen‘ WPS fa, 2, 2); sodann entstand/e/aus Entrundung von /u/, vgl. uuel in Bekere uuel fiundo minon (‚Wende die übelen Sachen auf meine Feinde ab‘ WPS h, 53, 7);

/i/ aus idg./e/,/i/,/ǎγ/oder /o/, so vische (‚Fisch‘), vgl. Vische noh uleisches er ne gerete (‚Weder Fische noch Fleisch begehrte er‘ MRB c, 226);

/u/ aus idg. /u/ oder aus sonantischem Element von Liquida beziehungsweise Nasal, so tunga (‚Zunge‘), vgl. Bescurgi herro te deile tunga iro, uuanda ic gesag unreht in fluoc an burgi (‚Werf sie nieder, Herr, spalte ihre Zunge, denn ich sah Unrecht und Verfluchung in der Stadt‘ WPS h, 54, 10);

/o/ aus idg. /u/, so fol (‚voll‘), vgl. wanda min hoiuet is fol douwes ande mine lokka fol therro naghtdrophon! (‚denn mein Kopf ist voll Tau und meine Locken sind voll von diesen nächtlichen Tautropfen‘ LWR 4);

/ə/oder Schwa entsteht im Zeitalter des Anl., vgl. in den zitierten Sätzen e in Bildungen wie gesag oder vische.

Sodann kennt das Altniederländische die Langvokale,/ā/,/ē/,/ī/,/ō/und/ū/, die aus Umstrukturierungen des germanischen Vokalsystems entstanden waren beziehungsweise sich durch Dehnung in offenen Silben mit Hauptbetonung entwickelt hatten oder in Lehnwörtern vorkamen:

/ā/war im Germanischen aus an vor h entstanden, wie han (‚hangen‘), vgl. That he lieze petrum an ein cruce han (‚Dass er Petrus an einem Kreuz aufhängen liess‘ MRB a, 406); sodann hatte eine sekundäre germanische Entwicklung/ā/aus/æ/stattgefunden, so in slapho (‚Schlaf‘), vgl. thiu ther werelde thurg minon willon in slapho sii (‚der um meines Willen sich im Schlaf von der Welt absondert‘ LWR 33, 9); eine Pluralform wie daga weist als Alternanz zu dach (‚Tag‘) die Dehnung/ā/auf, vgl. Man bluodo in Losa ne solum gemitdelon daga iro (‚Blutrünstige und bösartige Menschen werden ihre Tage in zwei verteilen‘ WPS h, 54, 24);

/ē/hatte sich aus Germanisch/ai/entwickelt, so in sela (‚Seele‘), vgl. Gehore got gebet min so ik biddon fan forhtun fiundis genere sela mina (‚Hört Gott mein Gebet, wenn ich bete, rette meine Seele von der Angst vor dem Feind‘ WPS 63, 2), weiter aus/a/oder war durch Dehnung entstanden, so in stede als Alternanz zu stad (‚Stelle‘, ‚Stadt‘), vgl. thar an thero seluero stede (‚dort, an der gleichen Stelle‘ LWR 136, 10); auch in Lehnwörtern kommt/ē/vor, so tegula (‚Ziegel‘) im Ortsnamen Tegulon (‚Tegelen‘);

/ī/kommt im Altniederländischen unverändert wie im Germanischen vor, so in tide, vgl. Ne faruuirp mi an tide eldi (‚Verwerfe mich nicht in der Zeit meines Altertums‘ WPS i, 70, 9), sodann in Lehnwörtern, so pil (‚Pfeil‘) im Namen Albertus Pil (GYDB 115);

/ō/hatte sich in der Regel durch Monophthongierung sekundär aus/au/entwickelt, vgl. hoon (‚höhe‘) in Mendida also wrisil te loupom weh, fan hoon himili utgant sin (‚Er freute sich, wie ein Held, sich auf den Weg zu machen, vom hohen Himmel ging er weg‘ WPS 18, 6), es kommen, möglich durch deutschen Einfluss aber auch Bildungen mit/ou/wie in loupom (im Zitat als gerundium louponi ‚laufend‘, aufzufassen) vor;

/ū/kommt im Altniederländischen wie im Germanischen vor, vgl. duuon (‚Tauben‘) in jn ic quad uuie sal geuan mi fetheron also duuon (‚Wer wird mir Flügel wie Tauben geben‘ WPS h, 54, 7); es ist mit einer spontanen Palatalisierung von/u/zu/ū/zu rechnen, so in godeshūs (‚Gottes Haus‘), vgl. Tho wart thaz kint ihesus gedragen zu them gotes hus (‚Dann wurde das Kind Jesus in den Tempel gebracht‘ MRB b, 203).

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