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3.4.1.4. Ingwäonische Lautentwicklungen
ОглавлениеAls frühere küstengermanische oder ingwäonische Lautentwicklung ist die Reduktion beziehungsweise der Schwund des Präfixes in Partizipien zu nennen, vgl. dazu u.a. Van Bree, so in dialektischen Varietäten wie emaakt, eine Erscheinung, die auch im Altniederländischen gelegentlich vorkommt, so makad in factus makad (‚gemacht‘) wie auch im Fri., so makke und Eng., vgl. made gegenüber deutsch gemacht, ndl. gemaakt. Weiter gehört der n-Schwund mit Ersatzdehnung vor stimmloser labialer Frikativa f dazu wie in anl. uif (‚fünf‘), vgl. die Ortsbezeichnung Uif gemete, ebenfalls fri. fiif (‚fünf‘), weiter mit Diphthongierung ndl. vijf, so auch eng. five.
Zu den späteren ingwäonischen Lautentwicklungen ist der n-Schwund mit Ersatzdehnung vor stimmloser dentaler Frikativa zu rechnen, so in Muiden (Ortsname mit der Bedeutung ‚Mündung‘), vgl. eng. Portsmouth gegenüber hds. Wesermünde wie auch in use (‚uns‘), vgl. anl. tho gihelida ina use druhtin (‚dann heilte ihn unser Herr‘ CGY II-1, 39), das auch als uus in niederländischen Küstendialekten sowie im Fri. vgl. ús und Eng., vgl. us vorkommt gegenüber ndl. ons.
Ein Element wie docht im ndl. achterdocht (‚Argwohn‘) geht nach Van Bree auf einen spätingwäonischen Nasalschwund mit Kürzung vor Konsonantencluster zurück, vgl. fri. tocht (‚Gedanke‘) und eng. thought. Sodann ist eine ingwäonische Palatalisierung des/ā/wie *aha >*ehe (‚Wasserlauf‘) in Ortsbezeichnungen festzustellen, vgl. Edam mit als weiterer Entwicklung/ē/>/ī/in Krommenie (Ortsbezeichnung mit der Bedeutung ‚krummes Wasser‘).
Schliesslich zeugen Ortsnamen, insbesondere in den Küstengegenden von der spätingwäonischen Entrundung des/Ø/, das durch i-Umlaut entstanden war, vgl. eng. bridge und die Elemente brig(ge) beziehungsweise breg(ge) (‚Brücke‘) in den Ortsnamen Brigdamme und Terbregge.
Die ingwäonischen Lautentwicklungen haben dem entstehenden Niederländischen einen besonderen Wesenszug verliehen. Gleiches gilt für die ingwäonischen Merkmale des niederländischen Lexikons, vgl. 3.4.3.2.