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2.1.1 Pränatale Entwicklung
ОглавлениеErnährung und Stoffwechsel der Mutter in der Schwangerschaft sind zum einen für die Versorgung der Föten bedeutsam, zum anderen beeinflussen sie zugleich deren Organ- und Stoffwechselentwicklung. Auch für den sich schon während der Schwangerschaft entwickelnden Geschmackssinn ist die mütterliche Ernährung wichtig. Die ersten Geschmackserfahrungen macht ein Fötus, wenn er das Fruchtwasser der Mutter schmeckt und u. a. die Süße kennenlernt. Dies stimuliert die Entwicklung der Geschmacksrezeptoren (zur Unterscheidung von Geschmack und Aroma Kasten 3.2). Hinzu kommen spezifische Aromen aus dem Essen der Mutter, die er später als »normal« und zumeist auch positiv wahrnimmt. Dies und eine bestimmte intrauterine Nährstoffversorgung hat Einfluss auf spätere Erkrankungen im Erwachsenenalter (Hahn et al., 2016)27 oder die Neigung zum Übergewicht (Bächle et al., 2008; Buyken & Kroke, 2009; Koletzko et al., 2019; Landsberg & Ensenauer, 2019; Plagemann & Dudenhausen, 2008).
Alle Sinne werden in der Embryonalphase angelegt und reifen unterschiedlich schnell und lang. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sucht der Fetus z. B. Berührungsreize und vermag zu schmecken und zu hören. Zum Zeitpunkt der Geburt ist der Tastsinn am weitesten entwickelt, der Geruchs- und Geschmackssinn recht weit, das Gehör mäßig und der Gesichtssinn erst rudimentär entwickelt. (Manz & Manz, 2005, S. 88)
So werden in Abhängigkeit von der Ernährung der Mutter die Grundlagen der Geschmacksakzeptanzen des Kindes gelegt – die »In-utero-Programmierung« (Ellrott, 2009a, 2009b). Mit 32 Wochen kann der Fötus darauf reagieren, wenn sich der Geschmack des Fruchtwassers verändert: Bei süßem Fruchtwasser schluckt er häufiger, als wenn Bitterstoffe im Fruchtwasser sind (Dr. Rainer Wild-Stiftung DRWS, 2008a; Krist et al., 2018; Manz & Manz, 2005; Kap. 3.2). Zudem ist bereits pränatal der Geschmack mit dem Hören der Stimme der Mutter (und möglicher anderer Bezugspersonen) und dem ausgelösten (Wohl-)Befinden verbunden. Der Fötus empfindet schon Schmerzen, Berührungen und Lageveränderungen (Draganski & Thelen, 2018; Elsner & Pauen, 2018; Krombholz, 1999; Montada et al., 2018).
Werden im Folgenden Geschmack und Geruch nicht einzeln genannt, sind mit Geschmack immer alle beteiligten Sinne gemäß der kulinarischen Definition gemeint ( Kap. 3.2 u. Kasten 3.2).