Читать книгу Essen und Ernährungsbildung in der KiTa - Kariane Höhn - Страница 36
2.2.3 Emotions- und Tätigkeitsregulierung
ОглавлениеSoziale Gemeinschaften können ein unbegrenztes Ausleben aller Emotionen nicht erlauben. Dies würde auch die Entwicklung von Kindern nicht positiv fördern. Gesellschaften entwickeln daher unterschiedliche Normen und Wege, Emotionen zu regulieren. Kinder lernen diese Regulierung vor allem in der Interaktion, zunächst – wie beschrieben – dadurch, dass Empfindungen mimisch zwischen Kind und Bezugsperson ausgetauscht werden. Eine positiv auffordernde Mimik kann z. B. helfen, von Angst oder Ablehnung zur Neugier zu wechseln. Je älter die Kinder werden, desto besser können sie ihre Gefühle ausdrücken und differenzieren und desto besser können sie die Reaktionen wahrnehmen und zur Wertung des Gefühls bzw. des Erlebten und dem Umgang damit nutzen. So lernen sie zunehmend, ihre Gefühle besser zu regulieren.
Diese Emotionsregulierung muss pädagogisch unterstützt werden. Geschmack wird von Beginn an mit Emotionen assoziiert gespeichert ( Kap. 3.2). Dies erleichtert, emotionales Unbehagen über Essen auszugleichen. Allerdings lernen Kinder dadurch nicht, ihre Emotionen zu unterscheiden und angemessen zu regulieren. Damit sollten pädagogische Fachkräfte umgehen können, da sie auch Kinder zu betreuen haben, die gewohnt sind, ihre Spannungen mit Essen zu regulieren, und die lernen müssen, andere Wege zu finden.
Zur Emotionsregulierung gehört auch, eine Bedürfnisbefriedigung verschieben zu können, z. B. wenn Hunger ertragen werden muss, weil der gemeinsame Anfang einer Mahlzeit noch abzuwarten ist oder weil erst noch der Tisch zu decken ist. Beim Aufschieben einer Bedürfnisbefriedigung sollte zum einen dem Kind signalisiert werden, dass man sein Bedürfnis ernst nimmt, zum anderen sind Alternativen wichtig, die eine Aufschiebung erleichtern, wie z. B. die Ablenkung des Kindes durch andere Kinder oder durch interessante Tätigkeiten wie helfen oder spielen. Emotionen und ihre Regulation sind daher immer im Handlungskontext und vor dem Hintergrund der jeweiligen Motive und Volitionen zu analysieren (Holodynski & Oerter, 2018; vgl. auch Gutknecht & Höhn, 2017; Grunert, 1993; Juul, 2002).