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2.3.1 Theorien zur Strukturierung von Grundbedürfnissen Theorie von Edward L. Deci und Richard M. Ryan

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Deci und Ryan (199334) unterscheiden vier Bedürfnisse:

1. Physische Bedürfnisse35: Dazu gehören vor allem Hunger, Durst und Wärmeregulation. Sie treten lebenslang regelmäßig (dabei auch zyklisch) auf und sind jeweils begrenzt.

Diese Bedürfnisse sind (zumindest zeitweilig) zu befriedigen: Wenn Menschen satt sind, können sie nicht weiter essen, und wenn die Temperatur angenehm ist, wollen sie diese nicht weiter verändern.

Die drei weiteren Bedürfnisse sind dagegen sog. Wachstums- und Entwicklungsziele bzw. -bedürfnisse.

2. Bedürfnis nach Kompetenzerfahrung und Selbstwirksamkeit: Deci und Ryan sehen hierin das Bestreben, sich als handlungsfähig zu erleben, ein Entwicklungsbedürfnis, das sich auf das »persönliche Wachstum« bezieht. Hier finden sich auch Überschneidungen zur Entwicklung des Wirksamkeitsstrebens. Nach Haase und Heckhausen (2018, S. 492) trifft dies auch auf einige Tiere zu.

3. Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung: Menschen wollen ihre Kompetenzen nutzen und sich und der sozialen Gruppe die Möglichkeit und Fähigkeit zum selbstständigen und in diesem Sinne selbstbestimmten Handeln beweisen.

Das Bedürfnis nach Autonomie darf jedoch weder mit dem Streben nach Freiheit noch mit der Ablehnung von Zuwendung und Unterstützung gleichgesetzt werden, wodurch sich Kinder z. B. auch alleine gelassen fühlen würden. Es geht vielmehr um die jeweils angemessene Unterstützung, die herausfordert und begleitet und dadurch unterstützt, selbstständig zu werden.

Was unter Autonomie und Selbstbestimmung verstanden wird, ist in Kulturen sehr unterschiedlich (s. u. a. Borke & Keller, 2021; Krapp, 2005, S. 635).

4. Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit und Zugehörigkeit: Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Abgesehen davon, dass sie in ihrer phylogenetischen Entwicklung nur durch die und mit der Gruppe überleben konnten und nach wie vor können, benötigen sie die soziale Interaktion und die Identifikation mit anderen zur eigenen Entwicklung und die Auseinandersetzung um die gemeinsame Entwicklung zum Erhalt der Gemeinschaft.

Die Theorie wurde von den Autoren als ein Teil einer übergeordneten Motivationstheorie entwickelt, in der u. a. die gleichzeitige Bedeutung von Autonomie, Kompetenzerleben und sozialer Eingebundenheit als Grundlage für Lernen und Lehren belegt werden soll. Die genannten Wachstumsbedürfnisse werden nicht hierarchisiert, sondern gelten als gleichwertig.

Die von Deci und Ryan angeregte Diskussion um das Verhältnis von Selbstbestimmung und pädagogischer Unterstützung hat die pädagogische Diskussion der letzten drei Jahrzehnte bereichert und beeinflusst.

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