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2.3.2 Unterschiedliche Perspektiven – unterschiedliche Strukturierungen

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Die verschiedenen Ansätze zu komprimiert darzustellen und zu vergleichen ist wissenschaftlich prekär. Hier soll jedoch verdeutlicht werden, dass (a) andere Perspektiven zu anderen Strukturierungen führen und (b) vergleichbare oder sich überlappende Bedürfnisse unterschiedlich benannt werden.

Der Fokus von Deci und Ryan bietet Hilfestellung für die Förderung der psychosozialen und kognitiven Entwicklung in der KiTa. Sie verdeutlichen, dass Entwicklung und Bildung, auch das Essenlernen, »Anleitung und Unterstützung zum Selbstständigwerden« benötigen.

Inhaltlich müssen sich die Bedürfnisse nicht widersprechen, denn Maslows Bedürfnisse lassen sich denen nach Deci und Ryan zuordnen bzw. darin integrieren. Im Vergleich zu Maslows entwicklungsbezogener Hierarchisierung stehen bei Deci und Ryan die Grundbedürfnisse gleichwertig nebeneinander. Während Maslow betonen will, dass Entwicklung durch unerfüllte Bedürfnisse behindert werden kann, verweisen Deci und Ryan auf die Gleichwertigkeit der Bedürfnisse – und damit darauf, dass alle zugleich beachtet werden müssen.

Beide Positionen sind bedeutsam: Maslow könnte erklären, warum ein Kind in seiner Entwicklung behindert wird. Deci und Ryan verdeutlichen, dass für die Entwicklung alle Bedürfnisse beachtet werden sollten.

Auch die Bedürfnisstrukturierung von Grawe widerspricht nicht denen der anderen Autoren. Orientierung und Kontrolle geben Sicherheit sowie Kompetenz-, Autonomie- und Selbstwirksamkeitserfahrung. Bindung und Selbstwerterhöhung entsprechen weitgehend dem Bedürfnis nach Achtung, sozialer Eingebundenheit und Zugehörigkeit. Die Bedürfnisse nach Lust und nach Unlustvermeidung bieten einen neuen Fokus auf die Frage: Wie sind Motiv und Motivation mit Emotionen verbunden? Diese Frage bestimmt im Alltag viele Reaktionen und Handlungen, wie Holodynski und Oerter festhalten:

Seit emotionale Bewusstseinserlebnisse in der Phylogenese auftreten, geht es darum, sich angenehme Emotionen zu verschaffen und unangenehme zu vermeiden oder, wenn vorhanden, zu reduzieren. (Holodynski & Oerter, 2018, S. 514)

Eine wichtige Aufgabe ist daher die Emotionsregulierung durch die Volition, d. h. die Kontrolle der Emotionen durch den Willen.

Sie sorgt dafür, dass die Entscheidung für die Befriedigung eines ausgewählten Motivs auch gegen emotionale Widerstände und konkurrierende Motive durchgehalten werden kann. (Holodynski & Oerter, 2018, S. 158)

Die Entwicklung der Volition ist für das Lernen generell sowie speziell für das Essenlernen besonders interessant. Sie wird durch die angeborenen Stoffwechselprozesse beeinflusst: Durch Essen werden Hormone und andere Botenstoffe produziert, die im Allgemeinen positive Gefühle auslösen, u. a. durch eine Dopamin-Ausschüttung (vgl. Meyerhof, 2013, Kap. 3.2). Die Lust, die Essen bereiten kann, sowie die Möglichkeit, Essen zu einem gezielt genutzten Genussbereich zu entwickeln (DRWS, 2008b; Höhl, 2009) sind bedeutende Motivationen, für die Befriedigung dieses Grundbedürfnisses aktiv zu werden. Die Vermeidung von Unlust (z. B. von schlechten Geschmackserfahrungen oder auch von Ressourceneinsatz wie Arbeit oder Zeit) kann damit für das Essverhalten ebenso relevant werden. Dieser Zusammenhang ist bei der Ernährungsbildung zu beachten ( Kap. 3).

Essen und Ernährungsbildung in der KiTa

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