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Dominikanische Republik, Cabarete

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Es war früh am Mor­gen, als Lea und Korn mit dem klei­nen Miet­wa­gen durch Ca­ba­re­te fuh­ren. Die Luft wur­de be­reits wie­der auf­ge­heizt und be­gann lang­sam zu flim­mern. Die Do­mi­ni­ka­ni­sche Re­pu­blik lag noch ver­schla­fen im Schat­ten, aber bald wür­de das bun­te Trei­ben auf den Stra­ßen wie­der star­ten. Ein Pa­ra­dies für Ur­lau­ber, für das die bei­den In­ter­pol Agen­ten lei­der kei­ne Zeit hat­ten. Lea check­te auf dem Bei­fah­rer­sitz noch ein­mal ih­re Aus­rüs­tung und Korn hielt et­was ver­krampft das Lenk­rad in der Hand. Sein Blick fiel stur ge­ra­de­aus, und bis auf die Wind­ge­räusche von au­ßen und das ge­le­gent­li­che Kla­cken, das von Lea kam, war es still. Seit dem Ab­flug aus Ly­on hat­ten bei­de nur noch Ge­schäft­li­ches be­spro­chen. Lea hat­te mehr­fach ver­sucht, nach­zu­ha­ken und Mi­cha­el zu ei­nem Sta­te­ment zu brin­gen, doch er war stumm ge­blie­ben wie ein Fisch. Es stör­te sie, dass aus Korn nichts her­aus­zu­krie­gen war.

»Wie hei­ßen die bei­den hal­b­en Hähn­chen die ich zum Früh­stück be­kom­me ei­gent­lich Lea?«

»Goran Bu­ric, ein Ma­te­ri­al­for­scher und Kor Onut, ein Ener­gie­for­scher.«

»Wie weit bist du mit dei­ner Aus­rüs­tung? In ein paar Mi­nu­ten wer­den wir da sein«, frag­te er.

»So weit fer­tig ei­gent­lich. Ich hof­fe, ich kann heu­te ei­ni­gen bö­sen Jungs in den Kopf bal­lern.«

Er schüt­tel­te den Kopf, »Wir sind nicht hier, um wel­che um­zu­le­gen, son­dern um sie aus­zu­fra­gen. Wenn man uns an­greift, wo­von ich der­zeit eher nicht aus­ge­he, soll­test du sie kampf­un­fä­hig ma­chen, da­mit ich mir die Büb­chen vor­neh­men kann. Ich will wis­sen, wer da hin­ten­dran die Fä­den zieht.«

»Scha­de ei­gent­lich. Ir­gend­wel­che Ein­wän­de, wenn ich even­tu­el­le An­grei­fer so an bal­le­re das sie zwar re­den kön­nen, aber nie mehr je­man­dem et­was tun kön­nen?«

»Was hast du vor Lea?«

»Nicht viel, ich schieß ih­nen den Knö­chel ka­putt, oder so in den Fuß, dass ge­hen, nur noch am Stock mög­lich ist. Wär das Okay für dich?«

»Da­mit kann ich le­ben«, ant­wor­te­te er.

Die Stra­ße, in die sie ein­bo­gen, hat­te ih­re bes­ten Zei­ten schon lan­ge hin­ter sich. Der As­phalt war brü­chig und die dich­ten Schlaglö­cher wa­ren tief. Sla­lom um die Ver­tie­fun­gen war nicht mehr mög­lich. Korn muss­te fast mit Schritt­tem­po fah­ren, um die Stoß­dämp­fer des Miet­wa­gens zu scho­nen. Trotz­dem schau­kel­ten die bei­den In­sas­sen hin und her. Das Haus in dem Rous­sel die bei­den Wis­sen­schaft­ler ver­steckt hat­te, war ein eher mo­der­ne­res Ge­bäu­de. Der klei­ne Vor­gar­ten war von bun­ten Blu­men über­zo­gen, de­ren Blü­ten die auf­ge­hen­de Son­ne re­flek­tier­ten. Ein sand­far­be­ner An­strich ließ das zwei­stö­cki­ge Haus fast mit dem Hin­ter­grund ver­schmel­zen. Korn sah sich das Ge­bäu­de aus dem Miet­wa­gen, den er ge­gen­über ge­parkt hat­te, lan­ge in­ten­siv an. Dann stieg er aus und blick­te sich auf der Stra­ße um. Al­les war ru­hig. Er ging auf Lea zu, die eben­falls aus­ge­stie­gen war, und sag­te »Siehst du da hin­ten den klei­nen Hü­gel Lea? Ich den­ke, das ist die per­fek­te Po­si­ti­on, um in De­ckung zu ge­hen. Egal wer oder was sich nä­hert, soll­test du von dort se­hen kön­nen, was meinst du?«

Lea blick­te zu dem Hü­gel hin­über und nick­te »Ich glau­be, du hast recht. Gib mir ei­ni­ge Mi­nu­ten, um in Po­si­ti­on zu ge­hen.«

Korn griff in sei­ne Ta­sche und zog ein Dö­schen her­vor, das er Lea reich­te.

»Das sind Funk­emp­fän­ger Lea. Ein­fach ins Ohr ste­cken und wir sind ver­bun­den. Gib mir Be­scheid, wenn du so weit bist, und falls sich was nä­hert, in­for­mie­re mich um­ge­hend, OK?«

»Cool, ich hab das bis­her im­mer mit ei­nem Head­set ge­re­gelt, war al­ler­dings nicht ganz so ver­läss­lich.«

»Neues­te Tech­nik. Glas­kla­rer Empfang bis zu 800 m Ent­fer­nung und ab­hör­si­cher.«

»Heißt, dass ich kann al­les mit­hö­ren, was ihr da drin re­det?«, frag­te sie.

Er nick­te, »Du hörst je­des Wort mit. Los jetzt, wir ha­ben kei­ne Zeit zu ver­lie­ren.«

Lea schul­ter­te ih­re Aus­rüs­tung und lief zu dem Hü­gel, wäh­rend Korn sei­ne Glock, die er im Schul­ter­hols­ter bei sich trug, durch­lud. We­nig spä­ter hör­te er über den Emp­fän­ger in sei­nem lin­ken Ohr, das Lea in Po­si­ti­on war, und so­weit al­les ru­hig. Er at­me­te noch ein­mal tief durch und über­quer­te die Stra­ße. Vor dem Ein­gang blieb er ste­hen und ramm­te sei­nen Zei­ge­fin­ger auf die Klin­gel. Oh­ne die Glo­cke los­zu­las­sen, blieb er ste­hen bis ein schüch­ter­ner Al­ter Mann in hel­len Lei­nen­ho­sen und dunklem Po­los­hirt die Tür öff­ne­te. Er rieb sich noch ver­schla­fen die Au­gen als Korn ihn ein­fach in den Haus­flur zu­rück­dräng­te und die Tür hin­ter sich zu­warf.

»W-w-wer sind sie?«, stot­ter­te der Al­te ängst­lich.

»Man könn­te mich als Lu­xus­pro­blem be­zeich­nen, Mis­ter Bu­ric wie ich am Dia­lekt hö­re. Wo steckt ihr Kol­le­ge Onut?«

»Ich bin hier! Kei­ne Be­we­gung sonst wer­den sie nur noch einen Knall hö­ren«, droh­te ei­ne jün­ge­re Stim­me hin­ter ihm.

»Ste­cken sie das Spiel­zeug weg, ich möch­te sie nicht un­be­dingt ver­let­zen müs­sen, be­vor sie mir sa­gen, was ich wis­sen will«, lach­te Korn.

»Die­ses Spiel­zeug macht häss­li­che Lö­cher«, sag­te die Stim­me hin­ter ihm.

Blitz­schnell dreh­te Korn sich um, schlug ge­gen den Un­ter­arm, der die Waf­fe hielt, die dar­auf hin pol­ternd zu Bo­den fiel, und schnapp­te den über­rasch­ten Mann mit der lin­ken Hand am Kra­gen. In ei­ner ele­gan­ten Dre­hung warf er den jun­gen an Bu­ric vor­bei zu Bo­den. Mi­cha­el blick­te kurz zu der Waf­fe, die am Bo­den lag und lach­te.

»Ei­ne Schreck­schuss­pis­to­le macht kei­ne Lö­cher Mis­ter Ko­kos­nuss, und be­vor sie ab­drücken könn­ten, müs­sen sie die Waf­fe ent­si­chern. Hat sich wohl noch nicht bis in die Tür­kei her­um­ge­spro­chen. Neh­men sie Hal­tung an oder krab­beln sie zu der Couch im Wohn­zim­mer, dann kom­men wir zum spa­ßi­gen Teil der Ver­an­stal­tung«, brumm­te Korn amü­siert.

Lei­se hör­te er Lea durch den Funk­emp­fän­ger in sei­nem Ohr ki­chern. Korn trat auf die bei­den ver­dutz­ten Wis­sen­schaft­ler zu und be­trach­te­te die nä­he­re Um­ge­bung. Es war ein of­fen ge­bau­tes Haus. Links von ihm führ­te ei­ne Trep­pe in ei­nem 90 Grad Win­kel zur obe­ren Eta­ge hin­auf. Vor ihm er­streck­te sich ein of­fen ge­hal­te­nes Wohn­zim­mer mit ei­nem Tisch, um den vier Holz­stüh­le stan­den, ein be­quem wir­ken­des So­fa stand vor ei­nem LCD Fern­se­her, der an der Wand hing und rechts stand ei­ne Kochin­sel mit Gas­herd. Da­hin­ter führ­te ei­ne klei­ne Tür in ein hell­blau ge­flies­tes Ba­de­zim­mer. Bu­ric war für sei­ne 60 Jah­re noch ganz schön drah­tig ge­baut. Die tie­fen Fal­ten in sei­nem Ge­sicht und die schloh­wei­ßen Haa­re, die wie ein Hei­li­gen­schein um sei­ne un­be­haar­te Kopf­haut wu­cher­ten, ga­ben ihm das Aus­se­hen ei­nes net­ten Groß­va­ters. Die tief lie­gen­den grau­brau­nen Au­gen ver­steck­ten sich hin­ter ei­ner schlan­ken Bril­le, die er auf sei­ner Na­sen­spit­ze ba­lan­cier­te. Kor Onut, war ge­ra­de mal halb so alt wie der Al­te. Ein klei­ner Un­ter­set­zer Typ mit pech­schwar­zen Haa­ren, die er wohl in Un­men­gen Haar­gel zu er­trän­ken ver­such­te. Bu­schi­ge Au­gen­brau­en über den eher her­vor­ste­hen­den dunklen grü­nen Au­gen ga­ben ihm das Aus­se­hen ei­nes Fal­ken. Die flei­schi­ge Na­se wirk­te wie ein Fremd­kör­per in sei­nem gold­braun, schim­mern­dem Ge­sicht. Müh­sam rap­pel­te er sich auf und woll­te einen er­neu­ten An­griff auf Korn star­ten als er sei­nen Kopf wie ein Stier nach un­ten beug­te. Korn schlug ihm einen lin­ken Ha­ken auf die Nie­re, be­vor er ihn wie einen gu­ten Freund mit sei­nen Ar­men um­fing und so am Fal­len hin­der­te.

»Du möch­test nicht den gan­zen Tag mit mir tan­zen Ko­kos­nuss. Es sei denn, dir liegt nichts an dei­nen Harn­we­gen und du stehst auf Schmer­zen. Pack dei­nen fet­ten Arsch auf das So­fa und ent­spann dich«, knurr­te ihm Korn ins Ohr.

Keu­chend wie ei­ne Dampf­lok und mit schmerz­ver­zerr­tem Ge­sicht wank­te der tür­ki­sche Wis­sen­schaft­ler auf die Couch zu und fiel mit ei­nem Äch­zen in das Pols­ter. Bu­ric folg­te ihm und setz­te sich, rechts ne­ben sei­nen Kol­le­gen, als er noch ein­mal frag­te, »Wer sind sie, und was wol­len sie?«

»Mein Na­me ist Korn. Ich kom­me von In­ter­pol und wer­de ih­nen bei­den Fra­gen stel­len, die sie mir aus­führ­lichst be­ant­wor­ten wer­den. Wenn ich mer­ke, dass sie Spiel­chen mit mir trei­ben wol­len sor­ge ich für ei­ne Un­ter­brin­gung im mie­ses­ten Kran­ken­haus der gan­zen Ka­ri­bik und ma­che den Ärz­ten klar, dass sich Mor­phi­um bei ih­nen nicht lohnt.«

»Aber Ber­nand Rous­sel von In­ter­pol hat uns hier­her­ge­bracht, da­mit wir in Si­cher­heit sind«, wi­der­sprach Bu­ric

»Das ist rich­tig, nur Rous­sel wuss­te nicht, dass sie uns wich­ti­ge In­for­ma­tio­nen vor­ent­hal­ten. Des­halb muss­te ich den At­lan­tik über­que­ren, um mit ih­nen bei­den hal­b­en Por­tio­nen ein erns­tes Wort zu re­den. Dass ich nicht ge­ra­de ger­ne hier bin, dür­fen sie mir glau­ben. Mei­ne Kol­le­gin und ich hät­ten auch Bes­se­res zu tun.«

»Wir ent­hal­ten ih­nen kei­ne wich­ti­gen In­for­ma­tio­nen. Al­les, was sie wis­sen müs­sen ha­ben wir ih­nen be­reits ge­sagt!«, mo­nier­te Onut.

»Al­les, was wir wis­sen müs­sen viel­leicht, uns geht es aber um die In­for­ma­tio­nen, die wir ih­rer Mei­nung nicht wis­sen müs­sen.«

»Mis­ter Korn, die­se In­for­ma­tio­nen sind un­se­re Le­bens­ver­si­che­rung! Glau­ben sie wirk­lich, wir wür­den sie ein­fach so aus­plau­dern, wenn je­mand hier an­kommt?«, jam­mer­te Onut und stand auf, dreh­te sich zu Bu­ric um und sag­te »Goran, du auch einen Kaf­fee? Wir wur­den ja so un­sanft vor dem Früh­stück ge­stört.«

»Ger­ne Kor«, sprach Bu­ric ver­gnügt und füg­te dann hin­zu »Un­ser fle­gel­haf­ter Gast be­kommt aber kei­nen.«

»Opa, falls ich eben zu un­deut­lich ge­we­sen sein soll­te, sag ich es noch mal ver­ständ­li­cher für sie bei­den Null­num­mern. Ich will je­de Ein­zel­heit wis­sen und die wer­de ich auch er­fah­ren. Mir ist es voll­kom­men egal, wel­che Kno­chen ich ih­nen bre­chen muss oder wel­che Or­ga­ne ich oh­ne Be­täu­bung aus ih­ren ver­weich­lich­ten le­ben­den Hül­len her­aus­neh­me. Ha­ben sie das jetzt be­grif­fen?«

Onut hat­te in der Zwi­schen­zeit zwei Tas­sen mit Kaf­fee ge­füllt und kam zu der Couch zu­rück. Er reich­te Bu­ric ei­ne Tas­se, setz­te sich wie­der und trank ei­ni­ge große Schlu­cke.

»Jetzt ist der Kaf­fee schon fast kalt. Pro­bier mal Goran, schmeckt ir­gend­wie ko­misch. Oder das liegt an dem Be­such heu­te Nacht der den Ge­schmack be­ein­träch­tigt.«

Bu­ric führ­te die Tas­se zur Na­se. »Riecht wie nor­ma­ler Kaf­fee«, mein­te er la­pi­dar und kipp­te sich die Tas­se fast in ei­nem Zug in sei­nen Sch­lund.

»Schluss jetzt mit dem Kaf­fee­kränz­chen für die Hal­baf­fen. Jetzt wer­den wir sie bei­den mal auf links zie­hen!«, pol­ter­te Korn.

Bu­ric und Onut wur­den mit ei­nem Mal weiß wie ei­ne frisch ge­stri­che­ne Wand. Jeg­li­che Far­be war aus ih­ren oh­ne­hin blei­chen Ge­sich­tern ge­wi­chen. Der tür­ki­sche Wis­sen­schaft­ler riss den Mund auf und schnapp­te nach Luft be­vor er nach links kipp­te. Bu­ric zog ei­ne Frat­ze und sank in sich zu­sam­men. Bei­de wa­ren auf der Stel­le tot. Korn sah ir­ri­tiert auf die bei­den Kör­per her­ab. Er griff an den Hals von Bu­ric, um nach dem Herz­schlag zu tas­ten, aber da war nichts mehr.

»Lea, hast du drau­ßen ir­gend­was be­merkt?«, frag­te Korn.

»Nein, hier war al­les ru­hig bis auf einen Tou­ris­ten, der mit sei­nem Kö­ter die Stra­ße lang ging«, kam so­fort die Ant­wort.

»Un­se­re bei­den ver­kapp­ten No­bel­preis­fuz­zis sit­zen tot auf der Couch«, re­si­gnier­te Korn.

»Wie jetzt? Du hast ja nicht mal an­ge­fan­gen, die bei­den aus­ein­an­der­zu­neh­men.«

»Mir scheint, da war Gift im Kaf­fee. Du kannst dei­nen Pos­ten drau­ßen auf­ge­ben. Komm rein, wir durch­su­chen den La­den. Vi­el­leicht fin­den wir ja et­was, was uns wei­ter­hilft«, mein­te Korn, wäh­rend er be­reits mit sei­nen Au­gen den Raum ab­such­te.

»Hat ei­ner der bei­den nicht von ei­nem Be­such heu­te Nacht ge­spro­chen?«, frag­te Lea als sie auf­stand und ih­re Aus­rüs­tung über die Schul­ter warf.

»Du hast recht Lea. Ich dach­te, der Arsch meint mich da­mit, weil wir so früh hier wa­ren«, stutz­te Korn.

Der Bo­dy­guard durch­such­te die bei­den leb­lo­sen Kör­per. Al­les, was er fand, war ein Päck­chen Zi­ga­ret­ten so­wie ein klei­nes sil­ber­far­be­nes Feu­er­zeug in der Ta­sche des Äl­te­ren. Lea klin­gel­te. Mi­cha­el öff­ne­te die Haus­tür. Sein Blick senk­te sich über sei­ne Kol­le­gin und er ver­harr­te ei­ne Se­kun­de län­ger als nö­tig, be­vor er einen Schritt zur Sei­te mach­te, um sie ein­tre­ten zu las­sen. Sie schi­en es be­merkt zu ha­ben, sag­te aber nichts. Bei­de durch­such­ten gründ­lich das gan­ze Haus fan­den aber kei­ne Auf­zeich­nun­gen oder ir­gen­det­was Brauch­ba­res. Korn setz­te sich an den Lap­top, der auf dem Tisch stand und star­te­te ihn. Aber auch nach län­ge­rer War­te­zeit war kein Be­triebs­sys­tem ge­la­den. Er sag­te zu Lea, »Je­mand hat wohl die Fest­plat­te mit­ge­nom­men oder ge­löscht, wir soll­ten Banks das Gerät an den Kopf wer­fen, viel­leicht kann er ja was da­mit an­fan­gen.«

Sie ki­cher­te lei­se be­vor sie sag­te, »Du magst ihn nicht be­son­ders, oder? Hat er auch ver­sucht, bei dir zu lan­den, ob­wohl du gar nicht aus­siehst wie ei­ne Frau?«

»Das wä­re mir egal ge­we­sen. Er hat bei ei­nem Job sei­nen Pos­ten ver­las­sen, ei­ne Min­der­jäh­ri­ge in sei­nem stin­ken­den Van ge­vö­gelt und die Jungs mit dem MG's die be­reits drau­ßen war­te­ten nicht be­ach­tet. Des­we­gen ha­be ich meh­re­re gu­te Män­ner ver­lo­ren und zwei Ziel­per­so­nen wur­den ge­tö­tet«, ant­wor­te­te er tro­cken.

»Sieh es po­si­tiv, du hast über­lebt Mi­cha­el«, lä­chel­te sie.

»Ich hät­te mir ge­wünscht, das dem nicht so ist«, sag­te er und be­dach­te sie mit ei­nem Blick, den sie nicht deu­ten konn­te.

Mit großen Au­gen sag­te sie, »Du hät­test dir ge­wünscht, dort zu ster­ben?«

»Ich bin schon lan­ge vor­her ge­stor­ben Lea.«

»Nein, ich kann se­hen, dass et­was in dir ge­stor­ben ist, was dich run­ter­zieht, aber es kom­men auch wie­der bes­se­re Ta­ge.«

»Lea, ich … ach ver­dammt!«, schrie er und häm­mer­te sei­ne Faust ge­gen die Wand hin­ter dem Tisch. Dort wo er ge­trof­fen hat­te, blieb ein Ab­druck zu­rück, aber es war noch et­was an­de­res zu hö­ren. Es klang wie ei­ne zit­tern­de Me­tall­plat­te. Lea hat­te erst ge­dacht, er wür­de sie an­grei­fen und wich et­was zu­rück, aber dann sah sie, das der An­griff nicht ihr galt. Sie hat­te wohl ein The­ma er­wi­scht, über das Korn nicht re­den woll­te oder konn­te. Er al­ler­dings ver­nahm das zit­tern­de Geräusch und schau­te reg­los zur Wand. Sie sah ihm an, dass er nicht ein­ord­nen konn­te, wo­her das Geräusch kam. Korn häm­mer­te er­neut ge­gen die Wand. Wie­der die­ses Geräusch.

»Ir­gend­was ist in der Wand ver­bor­gen Lea. Wir su­chen al­les ge­nau ab!«, rief er und be­gann je­den Mil­li­me­ter der Ober­flä­che ab­zu­tas­ten. Lea tat es ihm gleich, als sie ih­ren kur­z­en Schock über­wun­den hat­te. Nach­dem sie die kom­plet­te Wand un­ter­sucht hat­ten, wa­ren sie auf nichts ge­sto­ßen. Korn tipp­te mit den Fin­gern auf die Wand. Man sah ihm an, dass er über­leg­te, was zu tun war. Er zog sei­ne Glock aus dem Schul­ter­hols­ter, warf das Ma­ga­zin aus und leer­te die Pa­tro­nen­kam­mer. Dann be­gann er mit dem Griff die Wand ab­zu­klop­fen. Lea tat es ihm gleich. An ei­ner Stel­le na­he der De­cke klang es hohl, aber es war nichts zu se­hen, was auf ein Ver­steck hin­ge­deu­tet hät­te. Korn blick­te auf und sag­te »Was ist da oben­drü­ber?«

»Ähm, das Ba­de­zim­mer glau­be ich!«, sag­te sie.

Korn rann­te die Trep­pe hin­auf. Lea folg­te ihm. Es war tat­säch­lich das Ba­de­zim­mer. Korn warf sich auf die Knie und such­te die hel­len Flie­sen ober­halb des Bo­dens ab. Zwi­schen der Du­sche und der Toi­let­te stand ein of­fe­nes Re­gal. Korn warf es acht­los hin­ter sich in den Raum. Wo es ge­stan­den hat­te, fiel sein Blick auf vier Flie­sen, die wie der Zu­gang zu ei­nem Ablauf aus­sa­hen. Er riss dar­an her­um, be­kam es aber nicht auf. Kur­zer­hand nahm er sei­ne Waf­fe und zer­trüm­mer­te die Flie­sen. Ein­ge­las­sen in der Wand kam ei­ne Stahl­röh­re zum Vor­schein, die nach un­ten führ­te. Sie war zu eng als das Korn sei­ne mäch­ti­gen Hän­de rein­be­kom­men wür­de. Er stand auf um Lea, die hin­ter ihm stand, Platz zu ma­chen. Die klei­ne blon­de Frau hat­te die deut­lich klei­ne­ren Hän­de. Vor­sich­tig griff sie in die Öff­nung und zog ei­ne klei­ne SSD Fest­plat­te her­aus. Tri­um­phie­rend streck­te sie den Arm gen Him­mel und rief, »Ich ver­wet­te mei­nen sü­ßen Arsch dar­auf, das wir die Da­ten ge­fun­den ha­ben!«

»Ich bin mir nicht si­cher«, brumm­te Korn, »lass uns erst her­aus­fin­den, was wir da ge­fun­den ha­ben.«

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