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Deutschland, Berlin

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Dunkle Wol­ken zo­gen sich über der Stadt zu­sam­men, als Korn und sei­ne Lea den Miet­wa­gen er­reich­ten. Lea war noch nie in Deutsch­land und ver­stand auch kein Wort von der har­ten ab­ge­hack­ten Spra­che. Korn war hier zu Hau­se und sie be­wun­der­te wie er von Deutsch ins Eng­li­sche wech­seln konn­te. Er öff­ne­te den dunklen Ford-SUV mit ei­nem Druck auf die Fern­be­die­nung. Lea setz­te sich auf den Bei­fah­rer­sitz und zog die Tür zu wäh­rend Korn ihr klei­nes Rei­se­ge­päck in den Kof­fer­raum warf. Er klemm­te sich hin­ter das Lenk­rad.

»Gibt es denn nur noch Zwer­ge und Idio­ten auf der Welt?«, stöhn­te er, als er den Sitz nach hin­ten schob.

»Nicht al­le Men­schen sind so lang wie du Mi­cha­el. Aber wo siehst du Idio­ten?«, frag­te sie und dreh­te amü­siert den Kopf.

»Die Pfei­fe von der Au­to­ver­mie­tung hat mich ernst­haft ge­fragt, wel­che Ver­si­che­rung ich ha­ben will!«

»Ja, und?«

»Ich brau­che kei­ne ver­damm­te Ver­si­che­rung!«

»Brauchst du schon, im­mer­hin sit­ze ich auch hier drin Schatz!«

»Ich weiß, des­we­gen fahr ich auch be­son­ders vor­sich­tig.«, sag­te er und fuhr mit durch­dre­hen­den Rä­dern los.

»Das nennst du vor­sich­tig? Ich glau­be, ich brau­che noch einen Si­cher­heits­gurt.«

»Ich könn­te dir einen Kin­der­sitz an­bie­ten. Liegt im Kof­fer­raum.«

Lea schlug ihn, so fest sie konn­te auf den Obe­r­arm. Korn brems­te, blieb am Stra­ßen­rand ste­hen und zog die Hand­brem­se an.

»Ich lie­be dich!«, sag­te er, nahm sie in den Arm und küss­te sie. Lea lä­chel­te ihn an, als sie sag­te »Du hast es dir ge­merkt!«

»Na­tür­lich ha­be ich es mir ge­merkt Lea. Ich könn­te es mir nie ver­zei­hen dich zu ent­täu­schen.«

»In der rau­en und sta­che­li­gen Scha­le steckt ja doch ein ganz lie­ber und für­sorg­li­cher Mensch, man muss ihn nur manch­mal an die Ober­flä­che lo­cken.«, grins­te sie.

»Ja, aber ver­ra­te es kei­nem. Nach­her glau­ben die noch, ich wä­re weich ge­wor­den.«, scherz­te er.

»Du bist weich Mi­cha­el, ich hat­te dich schon im Arm. Rich­tig ku­sche­lig.«

»Dan­ke für die Blu­men, aber lass uns wei­ter­fah­ren da war­tet ein Lut­scher in Na­del­strei­fen dar­auf, the­ra­piert zu wer­den.«

»Das möch­te ich auf kei­nen Fall ver­pas­sen.«

Korn lös­te die Hand­brem­se und setz­te die Fahrt ru­hi­ger fort. Auf dem Teil­stück der Au­to­bahn zog er ganz nach links, trat das Gas­pe­dal voll durch, um den Wa­gen auf Höchst­ge­schwin­dig­keit zu brin­gen. Lea sah im Fens­ter die Bäu­me, Sträu­cher und an­de­ren Fahr­zeu­ge vor­bei­flie­gen. In­stink­tiv leg­te sie ih­re Hän­de an die Grif­fe, um sich fest­zu­klam­mern. Korn be­merk­te, wie sie sich ver­steif­te. Er leg­te sanft sei­ne rech­te Hand auf ih­ren schlan­ken Ober­schen­kel. »Ent­spann dich Lea. Du brauchst kei­ne Angst zu ha­ben.«

Sie ver­zog ih­ren Mund zu ei­nem schie­fen lä­cheln, sag­te aber nichts. Korn nahm ein biss­chen Ge­schwin­dig­keit zu­rück. Sie wur­de wie­der lo­cke­rer.

»Wie schnell bist du eben ge­fah­ren?«, frag­te sie mit be­sorg­tem Ton.

»250 km/h, mehr kommt aus der Möh­re hier nicht raus.«

»Wenn die Cops hier ir­gend­wo ste­hen, gehst du nur noch zu Fuß.«

Er lach­te »Nein mein Herz. Wir sind hier nicht in den USA, wo man mit 90 Mei­len (ca. 145 km) über den Highway schleicht. In Deutsch­land darfst du auf der Au­to­bahn so schnell fah­ren, wie du willst, es sei denn, es gibt Schil­der, die dich ein­brem­sen. Auf die­sem Stück dürf­ten wir so­gar noch schnel­ler fah­ren, aber un­se­re Kar­re gibt ein­fach nicht mehr her.«

»OK, das für mich ganz neu. Bis­her war ich noch nie in Eu­ro­pa mit dem Au­to un­ter­wegs. Da muss ich mich erst dran ge­wöh­nen.«

Korn nahm die Aus­fahrt und dros­sel­te auf die zu­läs­si­ge Ge­schwin­dig­keit. Sie er­reich­ten einen rie­si­gen Palast aus Stahl und Glas. Die we­ni­gen Son­nen­strah­len, die noch durch die Wol­ken­de­cke dran­gen, fun­kel­ten wie Ster­ne in dem Bau­werk. Lea fand es atem­be­rau­bend schön. Er steu­er­te den Fir­men­park­platz an. Sie hat­ten ihr Ziel er­reicht. Ir­gend­wo in dem Ge­bäu­de wür­den sie den Chef der SilOld AG fin­den.

Die Empfangs­da­me im Erd­ge­schoss mach­te ein mür­ri­sches Ge­sicht. Korn hat­te sie an­ge­spro­chen und ver­lang­te, den Chef zu spre­chen. Der Chef des welt­weit agie­ren­den Un­ter­neh­mens war für nie­man­den zu spre­chen, schon gar nicht für einen Mann wie Mi­cha­el Korn. Al­lei­ne schon sein Er­schei­nungs­bild reich­te als Grund aus. Schwar­ze Carg­o­ho­se, schwe­re Stie­fel mit ei­nem schwar­zen T-Shirt, das am Ober­kör­per spann­te, lie­ßen ihn aus­se­hen wie einen Ver­bre­cher. Sei­ne Beglei­tung, ei­ne klei­ne blon­de Frau steck­te in Fleck­tarn­ho­sen und ei­nem en­gen Top. Das war kein Auf­zug, in dem man zum Chef ei­nes Welt­un­ter­neh­mens vor­ge­las­sen wur­de. Sie rief die Män­ner von der Se­cu­ri­ty, um die bei­den nach drau­ßen brin­gen zu las­sen. Zwei Män­ner in ih­ren dun­kelblau­en Uni­for­men nä­her­ten sich den Be­su­chern. Korn stell­te sich vor Lea und warf den bei­den einen bö­sen Blick zu. Der Äl­te­re von bei­den sprach Korn an »Ver­las­sen Sie bit­te das Ge­bäu­de!«

»Hör zu Torf­na­se, du nimmst jetzt dei­nen Freund mit den Se­gel­oh­ren an der Hand und bringst uns zu Vol­ker Putt, sonst lass ich dir die Luft raus und ver­sen­ke euch im Wann­see!«, sag­te er kühl.

»Ver­las­sen Sie bit­te das Ge­bäu­de. Wir kön­nen auch an­ders!«, kam zu­rück.

Korn griff in sei­ne Ta­sche, aber in dem Mo­ment zo­gen die bei­den schon ih­re Waf­fen. Er ver­harr­te in der Be­we­gung und sag­te »Packt eu­er Spiel­zeug weg. Ich möch­te euch zwei Eier­köp­fe un­gern ver­let­zen. Au­ßer­dem ist es nicht hilf­reich, In­ter­po­l­agen­ten mit Waf­fen zu be­dro­hen.«

»In­ter­po­l­agen­ten? Ma­chen Sie sich nicht lä­cher­lich. Letz­te War­nung, sie bei­den ver­las­sen um­ge­hend das Ge­bäu­de!«

Korn dreh­te sei­nen Kopf zu Lea »Halt den hüb­schen Kopf un­ten, ich nehm sie jetzt aus­ein­an­der.« Lea lä­chel­te ihn an und nick­te. Im sel­ben Mo­ment schleu­der­te Korn sei­nen lin­ken Arm auf die Hand mit der Waf­fe, die wie ei­ne Tau­be durch die Hal­le se­gel­te, pack­te mit der rech­ten Hand die Waf­fe des an­de­ren und dreh­te sie ge­schickt nach rechts weg. Korn tauch­te nach links un­ten weg, be­vor er sei­ne rech­te Schul­ter auf die Rip­pen des lin­ken Wach­manns knal­len ließ. Nach ei­ner kur­z­en Dre­hung um die ei­ge­ne Ach­se lan­de­te sei­ne Hand am Hals des rech­ten, der keu­chend zu Bo­den ging und nach Luft schnapp­te. Dann nahm er den an­de­ren mit sei­nem rech­ten Arm in den Schwitz­kas­ten, zog sei­nen Aus­weis aus der Ta­sche und hielt ihm dem Mann vor die Au­gen. Dann sag­te er »Du bringst uns jetzt zum Ober­motz, sonst reiß ich dir den Kopf ab.«

»OK«, krächz­te er mit großer An­stren­gung.

Korn ließ ihn los und herrsch­te ihn an »Vor­wärts be­vor ich Ernst ma­che!«

Der Wach­mann wand­te sich zu den Auf­zü­gen um. Lea stell­te sich links ne­ben Korn. Un­be­merkt vor al­len Au­gen gab sie ihm einen leich­ten Klaps auf den Hin­tern. Der Wach­mann führ­te sie zu den Auf­zü­gen. Sie tra­ten ein. Sur­rend glit­ten die Tü­ren zu. Der Wach­mann hielt ei­ne Chip­kar­te vor ein Le­se­ge­rät, das mit ei­nem Piep die Be­rech­ti­gung quit­tier­te. Er drück­te auf den Knopf für die 23. Eta­ge. Sach­te setz­te sich die Ka­bi­ne in Be­we­gung.

Oben an­ge­kom­men stan­den sie in ei­ner mit weißem Mar­mor­stei­nen aus­ge­klei­de­ten Hal­le. Bil­der an den Wän­den er­zähl­ten die Ge­schich­te der Fir­ma von der Grün­dung im Jahr 1906 bis heu­te. Der Wach­mann führ­te sie an der Ga­le­rie vor­bei, an de­ren En­de ei­ne Da­me in ei­nem schi­cken flie­der­far­be­nen Out­fit an ei­nem Schreib­tisch saß. Ih­re tiefrot la­ckier­ten Fin­ger­nä­gel kratz­ten auf ei­ner Ta­sta­tur. Der Wach­mann stell­te Korn und Lea als In­ter­po­l­agen­ten vor. Als die Da­me auf­sah, nick­te sie ihm kurz zu. Er ging wie­der zum Fahr­stuhl zu­rück. Korn re­gis­trier­te das klei­ne Na­mens­schild, das vor ihr auf dem Schreib­tisch stand. »Brit­ta Her­zog« war dar­auf zu le­sen. Sie er­kun­dig­te sich nach dem Grund des Be­suchs. Mi­cha­el sah sie kühl an, sag­te aber nichts. Sie be­tä­tig­te ei­ne Tas­te auf ei­ner An­la­ge und sag­te »Herr Putt, hier sind zwei Herr­schaf­ten von In­ter­pol, die sie spre­chen möch­ten.«

»Dan­ke Brit­ta. Schi­cken sie Sie her­ein.«

Frau Her­zog stand auf und öff­ne­te ei­ne Tür. Mit ei­ner ein­la­den­den Ges­te wies sie in den Raum. Korn ließ Lea den Vor­tritt. Die Tür wur­de lei­se hin­ter ih­nen ge­schlos­sen.

Vol­ker Putt war ein schlan­ker hoch­ge­wach­se­ner Mann im mitt­le­ren Al­ter. Sei­ne dun­kel­brau­nen Haa­re wa­ren mit grau­en Sch­lie­ren durch­setzt. Er trug einen Bei­ge­far­be­nen An­zug mit ro­tem Ein­steck­tuch. An den Är­meln blitz­ten gold­far­be­ne Man­schet­ten­knöp­fe her­vor.

»Neh­men sie Platz. Darf ich ih­nen et­was an­bie­ten?«, be­grüß­te er sie mit ver­hal­te­nem Lä­cheln.

»Herr Putt, das ist mei­ne Kol­le­gin Lea Tay­lor. Mein Na­me ist Mi­cha­el Korn. Ich wür­de sie bit­ten die­se Un­ter­hal­tung in Eng­lisch zu füh­ren, da­mit mei­ne ge­schätz­te Kol­le­gin al­les ver­steht.«

»Na­tür­lich Mis­ter Korn. Miss Tay­lor, darf ich ih­nen et­was an­bie­ten? Tee, Kaf­fee, viel­leicht ein Was­ser?«

»Dan­ke nein«, er­klär­te Lea.

»Sie sind Mi­cha­el Korn? Et­wa der Mi­cha­el Korn?«, frag­te Putt.

»Nein, ich ha­be mei­nen Dop­pel­gän­ger ge­schickt. Sie schie­nen mir nicht wich­tig ge­nug, um selbst zu er­schei­nen. Wir sind nicht hier um mit ih­nen zu plau­schen Mis­ter Putt. Ih­re bei­den Mit­ar­bei­ter die In­ter­pol in Si­cher­heit ge­bracht hat, ha­ben ih­re Kit­tel end­gül­tig an der Gar­de­ro­be ab­ge­ge­ben. Ab­ge­se­hen da­von das Rous­sel den Feh­ler ge­macht hat ih­nen in ei­ner E-Mail mit­zu­tei­len, wo sie zu fin­den sind, kön­nen die Mör­der nur hier er­fah­ren ha­ben, wo man sie su­chen muss. Spa­ren wir uns al­so den Teil, in dem sie uns Ho­nig in den Bart schmie­ren wol­len und kom­men zum The­ma«, sag­te Korn mit emo­ti­ons­lo­ser Stim­me.

»In­ter­pol hat sie ex­tra hier her­ge­schickt, um mir mit­zu­tei­len das mei­ne Mit­ar­bei­ter ge­tö­tet wur­den?«, frag­te Putt.

»Uns schickt man nicht, um ih­nen mit­zu­tei­len, das ihr Hu­man­ka­pi­tal zum Teu­fel ist. Wir sind hier, um zu er­fah­ren, wo die un­dich­te Stel­le ist. Zum jet­zi­gen Zeit­punkt ver­mu­te ich sie näm­lich vor mir!«

»Man hat mir schon oft be­rich­tet, sie sei­en schwie­rig. Ich woll­te das nicht glau­ben, muss aber ein­se­hen, dass es stimmt. Sie soll­ten jetzt bes­ser ge­hen Mis­ter Korn«, ver­such­te Putt das Ge­spräch zu be­en­den.

»Ich ha­be noch nicht ein­mal an­ge­fan­gen, schwie­rig zu wer­den. Wir wol­len wis­sen, wer auf die­se E-Mails Zu­griff hat, warum und wann. Au­ßer­dem will ich von ih­nen hö­ren, wel­che In­for­ma­tio­nen sie In­ter­pol vor­ent­hal­ten. Und nur da­mit sie klar se­hen, ihr Si­cher­heits­dienst, die paar Kin­der­gärt­ner, die hier her­um­lau­fen, brin­gen mich nicht zum Ge­hen. Fan­gen sie an, zu sin­gen, be­vor ich viel­leicht et­was un­sanft dar­auf be­ste­hen muss mir zu sa­gen, was ich wis­sen will!«, knurr­te Korn ihn an.

»Hö­ren sie Mis­ter Korn, sie kom­men hier in mein Bü­ro und ver­lan­gen In­for­ma­tio­nen, die ich ih­nen nicht ge­ben kann oder will. Das liegt nicht dar­in be­grün­det, weil ich kein Ver­trau­en in In­ter­pol ha­be. Mir ob­liegt die Pf­licht, die­sen Kon­zern zu füh­ren. Das be­deu­tet, ich muss in ers­ter Li­nie mög­li­che Neu­ent­wick­lun­gen schüt­zen. Mit­ar­bei­ter in der For­schung sind er­setz­bar, aber die vor­han­de­nen Da­ten nicht. Ich ha­be be­reits ei­ni­ge Vor­keh­run­gen ge­trof­fen und die wer­de ich ih­nen nicht auf die Na­se bin­den.«

»Ih­re Re­ak­ti­on hat mir be­reits mehr als ge­nug ver­ra­ten. Sie ha­ben al­so da­für ge­sorgt, dass sämt­li­che Da­ten aus Me­xi­ko ver­schwun­den sind. Den Auf­ent­halts­ort möch­ten sie nicht preis­ge­ben. Das Le­ben ih­rer Mit­ar­bei­ter set­zen sie ger­ne aufs Spiel, aber wie sieht es mit ih­rem ei­ge­nen aus?«, warf ihm Korn an den Kopf.

»Ich ver­ste­he nicht.«, stam­mel­te Putt.

»Ich hel­fe ih­rem Erb­sen­ge­hirn mal auf die Sprün­ge. Egal wer hin­ter den In­for­ma­tio­nen her ist, wird raus­fin­den, dass in Me­xi­ko nichts mehr zu ho­len ist. Oh, ich se­he ge­ra­de, man hat es al­so schon her­aus­ge­fun­den. Das heißt, es kann nicht vie­le Men­schen ge­ben, die wis­sen, wo sie es ver­steckt ha­ben. Je­der halb­wegs in­tel­li­gen­te Mensch weiß aber das sie über die­se In­for­ma­tio­nen ver­fü­gen. Wie lan­ge wird es wohl dau­ern bis sie kopf­über von der De­cke hän­gen, man ih­nen die Ze­hen­nä­gel mit dem Löt­kol­ben ent­fernt und die Schön­heits­ope­ra­tio­nen mit ei­nem ros­ti­gen Mes­ser durch­führt? Oh­ne Be­täu­bung na­tür­lich. Sie kön­nen jetzt al­so wäh­len, ob sie es mir sa­gen wol­len, oder in spä­tes­tens zwei oder drei Ta­gen den nächt­li­chen Be­su­chern!«

Wäh­rend Korn das er­zähl­te, krit­zel­te er ei­ni­ge Zei­len auf einen Zet­tel vor ihm. Er hielt ihm den Zet­tel hin. Vol­ker Putts Au­gen wur­den im­mer grö­ßer als er las:

Wan­ze in ih­rem Te­le­fon.

Nen­nen Sie ein Ziel, an dem nichts zu ho­len ist und schrei­ben die Wahr­heit hier auf. Kein Wort zu nie­man­dem!

»Sie ha­ben recht Mis­ter Korn. Man hat in Cancún drei­ßig Si­cher­heits­leu­te ge­tö­tet und die Sa­fes auf­ge­bro­chen. Ich ha­be da­für ge­sorgt das al­le Da­ten, For­meln und Pro­to­ty­pen nach Ca­ra­cas in Ve­ne­zue­la ge­bracht wur­den. Dort sind sie si­cher auf­ge­ho­ben, bis die An­ge­le­gen­heit be­rei­nigt wur­de und wir die For­schung, un­ter hö­he­ren Si­cher­heits­vor­keh­run­gen fort­set­zen kön­nen.«

Er schob Korn wie­der das Blatt zu.

Die Da­ten sind in Car­ta­ge­na und die Pro­to­ty­pen in Kap­stadt!

Die For­mel lag nicht mehr im Sa­fe!

»In Ord­nung«, sag­te Korn, »al­ler­dings den­ke ich, es dürf­te si­che­rer sein, wenn wir sie jetzt eben­falls ir­gend­wo un­ter­brin­gen, wo sie nicht ge­fun­den wer­den. Na­tür­lich liegt das an ih­nen. Sie dür­fen auch ger­ne dar­auf war­ten, wer sie nachts be­su­chen kommt.«

»Mal an­ge­nom­men ich wä­re nicht so scharf dar­auf, das zu er­fah­ren. Was wür­den sie an mei­ner Stel­le tun?«, frag­te Putt.

»Mei­nen Pass ver­bren­nen, die Gren­ze nach Bel­gi­en über­que­ren und ein neu­es Le­ben als Pom­mes­bra­ter be­gin­nen. Sie könn­ten aber auch mit uns die­ses Ge­bäu­de ver­las­sen und dar­auf ver­trau­en, das wir sie si­cher un­ter­brin­gen.«, er­klär­te Korn un­be­küm­mert.

»Bel­gi­en klingt ver­lo­ckend. Op­ti­on zwei wür­de ich den­noch vor­zie­hen.«

»Dann fol­gen sie uns ein­fach.«, lä­chel­te Korn und stand auf. Lea, die wäh­rend des gan­zen Ge­sprächs ver­sucht hat­te, wie Korn in Putts Ge­sicht zu le­sen, er­hob sich eben­falls. Als sie aus dem Bü­ro ka­men, sag­te Vol­ker Putt zu sei­ner Se­kre­tä­rin »Brit­ta sa­gen sie al­le mei­ne Ter­mi­ne ab. Ich muss drin­gend ei­ni­ges er­le­di­gen.«

»Na­tür­lich, Herr Putt, ich küm­me­re mich dar­um.«, flö­te­te sie und warf ihm ein Lä­cheln zu. Dann be­gann sie zu te­le­fo­nie­ren.

Korn be­ob­ach­te­te die Sze­ne, sag­te aber nichts wei­ter.

Als die drei das Ge­bäu­de ver­lie­ßen, zog Mi­cha­el sei­ne Zi­ga­ret­ten her­vor und reich­te Lea ei­ne da­von. Die bei­den so­gen genüss­lich den Rauch ein. Dann wand­te sich Korn zu Putt und sag­te »Sie müs­sen den An­zug los­wer­den. Das ist zu auf­fäl­lig!«

Wäh­rend Lea rauch­te, stand Vol­ker Putt da­ne­ben und wuss­te nicht, was er tun soll­te. Korn lehn­te an dem Miet­wa­gen, sog den Rauch ein und tipp­te in sein Han­dy. Die­ses hielt er dann Vol­ker Putt hin und leg­te sei­nen Zei­ge­fin­ger über den Mund.

Ich ver­mu­te, dass in ih­ren Kla­mot­ten auch ein Sen­der ver­steckt ist. Wir brin­gen sie zu ei­nem Su­per­markt. Kau­fen Sie sich et­was zum An­zie­hen, neue So­cken so­wie neue Schu­he. Zie­hen Sie sich auf der Kun­den­toi­let­te um. Las­sen Sie ih­ren An­zug dort lie­gen und wer­den sie ihr Smart­pho­ne los. Dann stei­gen sie wie­der in den Wa­gen. Bis da­hin kein ein­zi­ges Wort!

Vol­ker Putt nick­te zum Zei­chen, das er ver­stan­den hat­te. Sie stie­gen in den Miet­wa­gen und Korn fuhr zu ei­nem un­auf­fäl­li­gen Fa­shi­on-Sto­re in der In­nen­stadt. Der Vor­stands­vor­sit­zen­de der SilOld AG schäl­te sich aus dem Wa­gen und ver­schwand im La­den. Lea und Korn blie­ben dar­in zu­rück. Sie blick­te Putt fra­gend hin­ter­her, wäh­rend sie Mi­cha­el frag­te »Was war denn los? Was soll­te das al­les und was treibt er jetzt da drin?«

Korn grins­te leicht »Un­ser Groß­kotz wur­de in sei­nem Bü­ro ab­ge­hört Lea. Ver­mut­lich steckt in sei­nem Te­le­fon ei­ne Wan­ze. Si­cher­heits­hal­ber wird er jetzt sei­nen An­zug und sein Smart­pho­ne los, falls da eben­falls et­was ver­steckt sein soll­te.«

»Er wur­de ab­ge­hört? Aber von wem?«, frag­te Lea.

»Ich ha­be ei­ne Ver­mu­tung. Al­ler­dings ist es jetzt erst ein­mal wich­tig, so schnell wie mög­lich nach Ve­ne­zue­la zu rei­sen. Dort hast du dei­nen großen Auf­tritt.«

»Was soll ich tun?«, kam es von ihr und die Neu­gier war ihr ins Ge­sicht ge­schrie­ben.

»Al­les zu sei­ner Zeit mein Schatz. Wäh­rend des Flu­ges wer­den wir einen ge­nau­en Plan aus­ar­bei­ten«, lach­te er.

Michael Korn & Liz Croll Trilogie

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