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32. Kapitel Frankreich, Lyon

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Sehr früh am Mor­gen be­trat Ber­nand Rous­sel das Bü­ro sei­nes Te­ams. Banks war zu die­sem Zeit­punkt be­reits seit Stun­den an­we­send. Sei­ne Nachtru­he wur­de im­mer wie­der von der Nach­richt ge­stört, die er auf der Fest­plat­te ge­fun­den hat­te. Er hat­te das gan­ze Le­ben von Bu­ric, dem kroa­ti­schen Wis­sen­schaft­ler, wie­der und wie­der durch­fors­tet. Je­dem noch so klei­nen Hin­weis war er nach­ge­gan­gen, konn­te aber kei­nen Nach­weis über einen Berg, Fel­sen oder Stein fin­den den Bu­ric re­gel­mä­ßig be­sucht, be­ses­sen oder be­stie­gen hat­te. Der Wis­sen­schaft­ler hat­te sein gan­zes Le­ben eher in fla­che­ren Re­gio­nen ver­bracht. Er moch­te Was­ser­sport, und da er es lieb­te, wenn es rich­tig warm war, ver­brach­te er sei­ne freie Zeit fast nur am Meer. Den höchs­ten Punkt, den er er­reicht hat­te, war die Zug­spit­ze. Mi­ke fand ein­fach kei­nen brauch­ba­ren An­satz, um dem Rät­sel auf die Spur zu kom­men. Rous­sel hat­te den Abend zu­vor auch da­mit ver­bracht dar­über nach­zu­den­ken. Eben­so wie Mi­ke wur­de er dar­aus nicht schlau. Sei­ne Kol­le­gen wa­ren noch in Ca­ra­cas. Auf sei­ne An­ru­fe hat­te kei­ner rea­giert, al­so ent­schied er sich, ih­nen Nach­rich­ten zu­kom­men zu las­sen. Rück­mel­dun­gen hat­te er kei­ne er­hal­ten.

Kaf­fee­duft wa­ber­te durch den Raum, als die bei­den in der Sitz­grup­pe Platz nah­men. Sie be­rie­ten sich über meh­re­re Stun­den. Je­der neue An­satz, den sie fan­den, er­wies sich nach Be­trach­tung als neu­er­li­che Sack­gas­se. Hier war je­de Men­ge Hirn­schmalz von Nö­ten. Ber­nand sah nur ei­ne Mög­lich­keit. Je­der Mit­ar­bei­ter von In­ter­pol, der über ei­ne ge­wis­se Si­cher­heits­frei­ga­be ver­füg­te, soll­te hel­fen, die­ses Rät­sel zu lö­sen. Mi­ke sträub­te sich erst da­ge­gen, aber als er län­ger dar­über nach­dach­te, er­kann­te er die Vor­tei­le. Es wür­de Hun­der­te neu­er Hin­wei­se ge­ben, und es blieb ja kei­ne an­de­re Wahl, woll­te man das Rät­sel lö­sen. Schließ­lich, es war kurz vor Mit­tag, stimm­te er dem Plan zu. Man ei­nig­te sich nur auf die obe­re Ebe­ne. Al­le mit min­des­tens ei­ner Le­vel 4 Si­cher­heits­frei­ga­be soll­ten hel­fen. Das wa­ren nicht sehr vie­le Per­so­nen, al­ler­dings wa­ren sie al­le cle­ve­re Mit­ar­bei­ter. Gera­de als Mi­ke den Ver­tei­ler ein­rich­te­te, klin­gel­te sein Han­dy. Im Dis­play wur­de Liz an­ge­zeigt.

»Hey Liz,«, mel­de­te er sich, »na, wie ist es in Ca­ra­cas ge­lau­fen?«

»Mi­ke, wir ha­ben nicht viel Zeit zum Quat­schen. Lea und ich ha­ben eben dei­ne Nach­richt ge­se­hen. War das al­les auf der Fest­plat­te?«

Mi­ke seufz­te »Ja, lei­der. Nach­dem ich das Pass­wort erst ge­knackt hat­te, kam die­se Da­tei zum Vor­schein. Die rest­li­che Plat­te ist kom­plett leer. Rous­sel und ich ha­ben uns das Hirn zer­mar­tert, ka­men aber auf kei­ne Lö­sung!«

»Wir wis­sen im Mo­ment auch nichts da­mit an­zu­fan­gen. Aber was an­de­res kannst du uns in Ca­ra­cas auf die Schnel­le einen Mi­ni­trans­mit­ter or­ga­ni­sie­ren?«, frag­te Liz.

»Ei­ne Wan­ze meinst du?«, frag­te Mi­ke nach.

»Nein, ir­gend so ein Mi­ni­teil was den Stand­ort, mög­lichst ge­nau, wei­ter­gibt«, prä­zi­sier­te sie.

»Ach­so, du meinst einen GPS-Tra­cker.«

»Wie auch im­mer! Kannst du, oder kannst du nicht?«

»Bis wann brauchst du den?«, frag­te er.

»Am bes­ten ges­tern Mi­ke. Wir ha­ben noch ma­xi­mal 2 Stun­den Zeit, dann sind wir wie­der in der Luft. Spä­tes­tens dann müs­sen wir al­les zu­sam­men ha­ben, was wir brau­chen. Lea und Korn sind schon un­ter­wegs. Al­so flott!«, schrie sie er­regt in das Te­le­fon.

»Mach dich mal lo­cker. Wo bist du jetzt?«

»Ca­ra­cas, et­wa 14 Mei­len (ca. 23 km) süd­lich des Flug­ha­fens.«

»Okay Liz, ich schick dir je­man­den zum Flug­ha­fen, sie wird al­les da­bei ha­ben, was du brauchst. In spä­tes­tens an­dert­halb Stun­den ist sie vor Ort, okay?«

»Lass mich bloß nicht hän­gen Mi­ke!«, seufz­te sie und leg­te auf.

Der Ver­tei­ler war be­reits schon fast ver­ges­sen. Mi­ke wähl­te ei­ne Num­mer in sei­nem Te­le­fon. Nach dem zwei­ten Klin­gel­ton mel­de­te sich ei­ne, fast piep­si­ge, Frau­en­stim­me.

»Hal­lo?«

»Ka­rya­ni, mei­ne sü­ße But­ter­blu­me. Wie hab ich dei­ne Stim­me ver­misst.«

»Mi­ke, mein wei­ßer Ti­ger. End­lich hö­re ich dei­ne Stim­me wie­der. Bist du aus dem Ge­fäng­nis raus? Wann kommst du?«

»Ka­rya­ni, mein Ho­nig­tört­chen. Ich war lan­ge im Knast we­gen der Ge­schich­te mit dem First La­dy­boy und als ich raus­kam, hat­test du ei­ne an­de­re Num­mer. Erst in Ly­on konn­te ich sie dann fin­den«, flö­te­te der Ha­cker.

»Ly­on? Et­wa in Frank­reich?«

»Ja, in Frank­reich Ro­sen­blätt­chen.«

»Was machst du in Frank­reich? Du soll­test bei mir sein!«, kam es et­was un­ge­hal­ten.

»Be­ru­hi­ge dich Zau­ber­lämm­chen! Ich woll­te ja di­rekt zu dir, bis mich In­ter­pol noch im Knast ab­ge­holt hat!«

»Das man dich ver­haf­tet hat weiß ich, Zucker­löck­chen ich muss­te es mit an­hö­ren, aber warum sitzt du jetzt schon wie­der? Dies­mal so­gar bei In­ter­pol.«

»Ich ar­bei­te jetzt bei In­ter­pol Gold­schneck­chen.«

»Verarsch mich nicht! Der größ­te Ha­cker der Welt, der ein­zi­ge der in mei­ner Pu­ki steck­te, ar­bei­tet ganz si­cher nicht für In­ter­pol!«

»Doch, mein Wein­brandtrüf­fel. Ich brau­che dei­ne Hil­fe, be­zie­hungs­wei­se In­ter­pol braucht dei­ne Hil­fe.«

»Du meinst so rich­tig of­fi­zi­ell?«, frag­te sie stau­nend.

»Ja, du wirst so­gar be­zahlt Co­lafläsch­chen.«

»So rich­tig mit Bar­geld, das ich nicht erst wie­der über 500 Kon­ten schi­cken muss?«

»Ja, ich bring es dir höchst­per­sön­lich in Ve­ne­zue­la vor­bei und le­ge noch ein Flug­ticket oben­drauf!«, grins­te er.

»Ein Flug­ticket? Bist du ver­rückt Sch­nuf­fel­ha­se? Du weißt, ich kann Ve­ne­zue­la nicht ver­las­sen, oh­ne di­rekt in ver­git­ter­te Ge­bäu­de ge­steckt zu wer­den«, rief sie ängst­lich.

»Doch Ho­nig­würm­chen, ich flie­ge mit dir nach Pa­ris, die Stadt der Lie­be, und nie­mand wird dich ver­haf­ten. Ver­spro­chen!«

»Was für Ge­mein­hei­ten muss ich da­für tun?«, frag­te Ka­rya­ni.

»Du nimmst dir dei­nen Not­fall­kof­fer mit dem Wun­der­spiel­zeug und stehst in spä­tes­tens ei­ner Stun­de in Ca­ra­cas am Flug­ha­fen. Dort gehst du zu den Pri­vat­ma­schi­nen­ter­mi­nals. Da steht ei­ne Gulf­stream mit dem Lo­go von In­ter­pol. Drei Kol­le­gen wer­den dort ein­tref­fen. Zwei Frau­en, bei­de un­ge­fähr so groß wie du Zau­ber­stan­ge, und ein rie­si­ger gries­grä­mi­ger Mann. Ei­ne der bei­den heißt Liz Croll, der gibst du al­les, was sie möch­te. Hal­te dich aber bes­ser von dem Mann fern, das ist ein Son­der­klas­searsch­loch. Ist das okay für dich?«

»Flug­ha­fen, In­ter­pol­ma­schi­ne, Croll, ei­ne Stun­de, Wun­der­spiel­zeug, vom Mann fern­hal­ten. Be­trach­te es als er­le­digt Zau­ber­würm­chen. Wann darf ich dich wie­der in mei­ne Ar­me schlie­ßen?«, frag­te sie.

»Wenn es nach mir gin­ge jetzt gleich, aber ich kann hier noch nicht weg. Ich be­sor­ge dir einen sau­be­ren Pass und wir fan­gen neu an, zu­sam­men.«

»Du bist ver­rückt Ha­se, aber des­we­gen lie­be ich dich. Wir te­le­fo­nie­ren, okay? Wenn ich zum Flug­ha­fen muss, ha­be ich nicht mehr viel Zeit.«

»Ich lie­be dich auch Ho­ni­gröschen. So wie ich Zeit fin­de, ru­fe ich dich an«, hauch­te er in den Hö­rer, küss­te das Mi­kro­fon und leg­te auf.

Mi­ke saß vor den Mo­ni­to­ren und konn­te sich nicht mehr dar­an er­in­nern, was er hier woll­te. Vor sei­nem in­ne­ren Au­ge lie­fen Bil­der von längst ver­ges­se­nen Zei­ten ab. Wie er die sü­ße Ka­rya­ni Sas­mi­ta zum ers­ten Mal ge­trof­fen hat­te. Das Elek­tro­nik­ge­nie aus In­do­ne­si­en mit der gol­de­nen Haut und den lan­gen schwar­zen Haa­ren. In ei­ner Bar in Ja­kar­ta hat­te er sie ge­trof­fen. Es lie­fen Sze­nen ab, er hör­te ih­re sü­ße Stim­me in sei­nen Ohren nach­hal­len. Al­les, was da­mals pas­siert war, kehr­te jetzt wie­der zu­rück. Er ver­lor sich in sei­nen Träu­me­rei­en. Den Com­pu­ter, auf dem der schwar­ze Cur­sor blink­te, ver­gaß er völ­lig. Er schal­te­te den Rech­ner aus und lief aus dem Ge­bäu­de. Um die al­ten Zei­ten wach zu hal­ten, be­schloss er sich zu ei­nem Cock­tail ir­gend­wo in der Stadt. Ein Man­go Spi­cy Col­lins, Ka­rya­nis Lieb­lings­cock­tail, wä­re ge­nau das Rich­ti­ge. In­do­ne­si­en war zwar ein vor­wie­gend mus­li­mi­sches Land, was es schon schwer ge­nug mach­te an Al­ko­hol zu kom­men, aber Ka­rya­ni wuss­te im­mer, wo sie wel­chen be­kam. Sie war zwar in In­do­ne­si­en ge­bo­ren, hat­te aber we­der mit Re­li­gi­on oder Ge­bräu­chen ir­gend­wel­che Ver­bin­dun­gen. Ih­re Re­li­gi­on hieß Elek­tro­nik, und dar­in war sie ein­sa­me Spit­ze. Lei­der hat­te sie sehr viel Pech in ih­rem Le­ben, was wohl von ih­ren il­le­ga­len Ge­schäf­ten her­rühr­te aber In­do­ne­si­en war ja nicht das ein­zi­ge Land auf der Welt. Sie hat­te in den meis­ten da­von ge­lebt, bis sie flie­hen muss­te. Heu­te war sie in fast al­len Staa­ten der Er­de ei­ne Ver­bre­che­rin und wä­re so­fort nach der Ein­rei­se ver­haf­tet wor­den. Nur in Ve­ne­zue­la konn­te sie sich re­la­tiv frei be­we­gen. Mi­ke wünsch­te, er wä­re mit nach Ve­ne­zue­la ge­flo­gen. Vi­el­leicht hät­te er Ka­rya­ni be­su­chen kön­nen und ei­ni­ge schö­ne Stun­den mit ihr ver­lebt. Er nahm sich vor, nach dem Auf­trag, mit ihr vie­le Ta­ge, und auch Näch­te, zu ver­brin­gen. Vi­el­leicht könn­te er sie so­gar zu sich ho­len und ein neu­es Le­ben be­gin­nen.

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