Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 39
Venezuela, Caracas
ОглавлениеEs war bereits fast Mitternacht, als Trina Bates mit ihrem Team in Venezuela landete. Sie waren direkt nach dem Abschluss der Mission zu ihren neusten Auftrag geflogen. Während der Einsatzbesprechung hatte ihr Stellvertreter Dale Buck das Gespräch geführt und Bates anschließend informiert. Für sie war die Auftragsbeschreibung nichts Neues mehr. Kaum nützliche Informationen kamen aus Langley. Sie und ihr Team mussten mal wieder alles selbst zusammentragen, um ihren Auftrag zu erledigen. Wieder einmal sollten sie ein Gebäude stürmen und alles herausholen, was es zu holen gab. Das war nicht der Job, den sich die Mittdreißigerin aus Arizona erhofft hatte. Was ihr Freude machte, waren die Einsatzplanung, darin war sie richtig gut. So einfach war das aber nicht, denn mittlerweile musste sie auch selbst zur Waffe greifen und an den Einsätzen teilnehmen. Sie bevorzugte eher klassische Methoden wie überwachen und abhören. Eindringen und ausräuchern war nicht ihr Vorgehen. Bei diesem Einsatz ging es mal wieder nur ums Töten von Menschen, deren einziger Fehler es war, sich gerade zu dem Zeitpunkt an einem Ort aufzuhalten, den sie als Ziel bekommen hatte. Dale, ihr Stellvertreter, liebte diese Art von Vorgehen. Er sah sich gerne in der Rolle des großen Helden, der einfach ein Gebäude auslöscht, nachdem er am Eingang bereits drei Dutzend Männer über den Haufen geschossen hatte. Der Spitzname, den er sich selbst gegeben hatte, war Rambo. Benannt nach dem großen Actionfilm mit Sylvester Stallone der im Alleingang eine komplette Kompanie ausrottet, nur um einen Kriegsgefangenen nach Hause zu holen. Seine Kriegsgefangenen waren nur keine Staatsbürger, sondern Papiere, Festplatten, Computer und Objekte. Trina und Dale arbeiteten bereits seit sieben Jahren sehr erfolgreich zusammen. Sie entwarf die Pläne, die er mit den restlichen drei Kollegen dann in die Tat umsetzte. Sie hielt sich dabei meist eher im Hintergrund.
Auf dem Flug von Brasilien nach Caracas hatte sie sich bereits das Objekt angeschaut. Ein schlichter Betonbau umgeben von einem etwa 100 m breiten grünen Streifen. Einige Bäume und Sträucher konnten ihnen Schutz bieten, um in der Dunkelheit Sicherheitskräfte auszuschalten. Dale hatte erklärt, dass Interpol wohl darin verwickelt war und sie deshalb auf besondere Sicherheitsmaßnahmen treffen würden. Großspurig hatte er verkündet »Ich hoffe, die haben da richtig viele Leute aufgefahren, das wird ein Spaß!« Trina selbst hatte gehofft, nur auf ein paar wenige Leute zu treffen. Nicht, weil es alles leichter gemacht hätte. Ihr ging es um die vielen Unschuldigen, die sie töten mussten. Als sie jetzt in einiger Entfernung durch ihr Fernglas spähte, war sie beruhigt. Es gab einen Eingang, vor dem sich fünf bis acht Personen zeigten. Es waren immer zwei zu sehen, die in unregelmäßigen Abständen wechselten. Einer davon patrouillierte alle paar Minuten vor dem Gebäude. Zu ihrer Überraschung lag der komplette Grünstreifen im Dunkeln und war überwuchert von hohen Sträuchern. Da konnte man gemütlich auf einem Elefanten bis etwa zehn Meter vor das Gebäude reiten, ohne entdeckt zu werden. Im Gebäude brannte kein Licht, niemand war auf dem Dach postiert worden und die Sicherheitsvorkehrungen waren eher ein schlechter Witz.
»Aus deinem Schlachtfest wird nichts werden Dale. Ich zähle maximal acht Mann mit leichter Bewaffnung!«, raunte sie ihrem Kollegen zu.
»Verdammt, ich hatte mich schon so gefreut, Interpol und den Cops den Arsch bis nach Washington aufzureißen«, klagte er.
»Das wird ein Sommerspaziergang zum Eingang, eine kurze Schießerei und dann Feierabend.«
»Nächstes Mal sollten wir Clarkson sagen, wir wollen eine Armee vor der Hütte haben damit wir was zu tun bekommen«, maulte Dale.
»Jungs und ihre Kriegsfantasien«, lächelte sie müde.
»Wie gehen wir vor Trina?«, fragte er übermütig.
»Ganz klassisch würde ich sagen. Zwei linke Flanke, zwei rechte Flanke und ich übernehme das Zentrum, falls einer abhaut«, erklärte sie.
»Falls einer abhaut … Du machst wohl Scherze Trina. Das Einzige, was da abhaut, ist der Geruch von Blut, mehr nicht.«
»Wenn ihr in Position seid, gehts los.«, sagte Trina. Dale wandte sich den restlichen drei Männern zu.
»Brock geht mit mir nach links, ihr beide nach rechts. Nehmt etwa dreißig Meter Abstand zueinander. Klassischer Zangenangriff. Trina gibt uns das Startsignal, wenn wir so weit sind. Alles klar Ladys?«
Die Männer nickten kurz und stoben wie Fliegen auseinander. Dale und sein Kollege Brock schlichen sich durch das Dickicht weit auf die linke Seite des Gebäudes. Sie bewegten sich fast lautlos. Trina lief durch das Gestrüpp auf einen kleinen Baum zu der fast zentral vor dem Gebäude stand. Dornen zerrten an ihren Beinen. Alles war ruhig, als sie ihren Beobachtungsposten erreicht hatte. Das Gebäude ragte etwa vierzig Meter vor ihr auf. Am Eingang zeigte sich das übliche Wechselspiel der Wachen, ansonsten war nichts zu sehen. Es knackte leise in ihrem Headset. Die rechte Flanke war in Position gegangen. Wenige Sekunden später meldete auch Dale Einsatzbereitschaft.
Trina sprach ein kurzes Gebet und atmete tief durch. »Wenn die Patrouille auf der Position ganz links kehrt macht, eröffnet ihr das Feuer!«