Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 41
31. Kapitel Venezuela, Caracas
ОглавлениеLiz konnte auf ihrem Monitor sechs Wärmesignaturen erkennen. Eine lag still und heimlich seit Stunden in einem Strauch und bewegte sich nicht. Eine der Personen lief direkt an ihm vorbei und blieb hinter einem Baum stehen. Liz gab das sofort an Lea, die eine fast zentrale Position innehatte weiter. Die Killerin konnte aber nicht durch Bäume schießen. Korn meldete sich im Flüsterton »Das ist wohl die Chefin des Trupps. Kümmert euch um die anderen vier, ich übernehme die hier.«
Croll begann ganz links außen die Positionen an Lea zu übermitteln. In ihrem Zielfernrohr erkannte sie fast nichts.
»Ganz am linken Rand. Circa 70 m entfernt. Zwischen den zwei kleinen Bäumen kniet jemand im Busch!«, flüsterte Liz.
Lea sah die beiden Bäume, die Liz erwähnt hatte, und sah durch ihr optisches Visier. Langsam und sorgfältig fuhr sie das Gebüsch ab. Dann entdeckte sie einen leicht glänzenden Knopf, der sich in dem kaum vorhandenen Mondlicht spiegelte. Es war der Knopf einer Beintasche. Sie suchte die Arme der Person. Als sie die rechte Schulter des Mannes erkannte drückt sie ab. Ein kurzes Plopp und die Kugel flog durch die immer noch heiße Nachtluft. Die Person krümmte sich und ließ ein Gewehr sinken. Leas Kugel hatte die Schulter durchschlagen. Sein Arm, der eben noch die Finger am Abzug hatte, bewegte sich fast in Zeitlupe zu seiner Hüfte. Vermutlich der Sender des Funkgeräts schoss es Lea durch den Kopf. Sie zielte erneut, dieses Mal auf die Finger, und schoss. Es gab nur einen kurzen Schrei zu hören.
Korn hatte sich unmerklich bis auf etwa vier Meter an die Frau heran gerobbt, die mit einem Fernglas zur Eingangstür spähte. Als sie den Schrei hörte, warf sie ihren Kopf nach rechts, konnte aber nichts erkennen. Sie griff nach ihrem Gürtel und flüsterte aufgeregt »Seid leise ihr Idioten. Die Patrouille ist noch nicht mal aus der Tür. Absolute Stille verdammt!« Ihre Hand griff wieder zum Fernglas als sie wie eine Puppe gegen den Baum prallte. Ihr wurde schwarz vor Augen. Korn hatte, während sie flüsterte, sich ganz nahe an sie herangeschlichen und sie mit einem kurzen Griff ins Genick gegen den Baum geschlagen. Er ließ sie langsam und leise zu Boden gleiten. Um ihre Arme und Beine schlang er Kabelbinder und zog sie fest. Bevor er sich entfernte, zerstörte er noch den Sender an ihrem Gürtel. Er schlug den Weg nach links ein.
»Halblinke Position, rechts neben dem windschiefen Baum, liegend am Boden Lea«, kam es wieder von Liz.
Lea bewegte den Lauf ihres Gewehrs auf den Baum. Sie suchte seelenruhig das Gebiet um den Baum ab. »Da ist nichts Liz, noch mal!«
»Der Baum der sich um etwa 20 Grad nach links neigt Lea. Halblinke Position. Rechts neben dem Stamm liegt er!«
»Entfernung?«, fragte Lea, »Da stehen zwei von der Sorte.«
»Der hintere, müssten 80 m sein.«
Sie richtete ihr Zielfernrohr neu aus. Neben dem Stamm konnte sie zwar etwas erkennen, was wie der Umriss eines Kopfes aussah, aber weiter entdeckte sie nichts. »Kein eindeutiges Ziel Liz. Gib mir den halbrechts.«
»Bei den zwei kleinen Palmen, Entfernung etwa 70 m. Liegt etwas nach hinten versetzt dazwischen.«
Die Killerin schielte über den Rand des Gebäudes nach rechts. Da standen zwei noch ganz junge Palmen gerade mal einen Meter auseinander. Sie legte an, prüfte die Position anhand der Palmblätter und sah durch ihre Optik. Mühsam besah sie sich das Gelände. Dann entdeckte sie etwas, das aussah wie ein Schuh. Sie fuhr die Kontur ab. In dem Moment sah sie einen Mündungsblitz, direkt danach zwei weitere. Die Hände konnte sie nicht sehen. Sie ging auf Nummer sicher und zielte auf das, was sie für den Rücken hielt. Viermal zog sie den Abzug durch. Dann brach die Hölle los.
Aus der ihrer halblinken Position ging ein Kugelhagel auf das Gebäude, ebenso von ganz rechts außen. Die Geschosse zerfetzten den unter ihr liegenden Eingang. Sie zielte nach rechts außen, direkt auf die Mündungsblitze die in wildem Stakkato aufleuchteten, und drückte mehrfach hintereinander ab. Schreie durchbrachen die Nacht.
»Lea, schnapp dir den links. Den Rechten kauf ich mir persönlich. Croll sie gehen nach unten an ein Fenster und leeren ihr Magazin auf den Typen aus, falls er sich noch bewegt!«, schrie Korn.
Lea suchte die Mündungsblitze und gab Schuss um Schuss ab. Mit einem Scharfschützengewehr konnte man kein Dauerfeuer geben. Dafür waren sie auch nicht gedacht. Ihr Magazin fasste nur 8 Patronen, dann musste sie wieder ein neues einlegen. Sie feuerte, was das Gewehr nur hergab, aber die Mündungsblitze verebbten einfach nicht. Liz warf die Wärmebildkamera neben sich und rannte, so schnell sie konnte auf die Tür zu, durch die sie vorher auf das Dach gelangt waren. Sie sprang, so schnell es ging über die Stufen nach unten. Im zweiten Stockwerk rannte sie nach links durch den Flur und griff nach ihrer Glock. Auf der Hälfte des Flurs riss sie eine Tür auf und flog förmlich über einen Schreibtisch, der im Weg stand. Vor dem Fenster kam sie auf dem Boden zu liegen. Die Knie taten ihr weh, als sie sich aufrichtete. Vor dem Fenster erkannte sie einen Mann, der mit einem Gewehr wild schießend auf den Eingang zulief. Sie legte an und schoss so gut sie konnte auf den Eindringling. Liz feuerte ihr gesamtes Magazin auf ihn ab, doch es schien, als könnte sie ihn nicht treffen. Er bemerkte das Feuer aus dem Fenster und riss das Gewehr auf ihre Position. Liz warf sich unter das Fenster und krabbelte auf allen vieren um den Schreibtisch herum zur Tür. Über ihr schlugen jede Menge Kugeln ein. Der Putz regnete von den Wänden und der Decke in das Zimmer herab.
Michael Korn rannte durch das wilde Gestrüpp nach links auf den Angreifer zu, der ebenso wie sein Kollege wild feuernd auf den Eingang zuhielt. Der jedoch war von seinem Dauerfeuer so abgelenkt, das er den herannahenden Bodyguard gar nicht bemerkte. Korn warf ihm aus vollem Lauf seinen rechten Ellbogen ins Gesicht. Der Treffer war so heftig, dass der Angreifer fast einen seitlichen Salto schlug und zu Boden fiel. Korn rannte einen kleinen Bogen nach rechts, um wieder zum Gebäude zu kommen. Die Schüsse von links hielten unvermindert an.
Lea stand jetzt aufrecht an der Kante des Gebäudes und feuerte nach unten. Dann sah sie im Licht der schwachen Außenbeleuchtung, warum ihre ganzen Schüsse ihn nicht aufzuhalten vermochten. Er trug, so wie es aussah mehrere kugelsichere Westen übereinander. Sein Helm, der wie ein Motorradhelm aussah, war wohl ebenfalls kugelsicher. Instinktiv schrie sie »Der ist gepanzert! Schießt auf die Beine!«
Liz, die das hörte, rannte gerade in das nächste Zimmer und stürzte zum Fenster. Sie konnte ihn nicht mehr entdecken. Er hatte wohl an der Außenwand des Gebäudes Stellung bezogen. Aus ihrer Position gab es kein Schussfeld, ohne das sie sich aus dem Fenster lehnte. Das kam aber einem Selbstmord gleich. »Ich kann ihn nicht erreichen, er steht direkt an der Wand zum Gebäude!«, schrie sie.
Korn warf sich ins Gebüsch. Der Angreifer war gepanzert und stand etwa 30 Meter neben dem Eingang an der Wand. Ohne Unterlass verließen die Kugeln den Lauf seiner Waffe. Erst jetzt erkannte Korn das er ein Maschinengewehr trug, das aus einem Gurt mit Munition versorgt wurde. Das könnte noch ewig dauern, bis ihm die Munition ausging. Korn griff sich seine Glock. Auf diese Entfernung allerdings wusste er, dass sie fast wirkungslos bleiben würde. Er zielte und drückte ab. Der Angreifer hingegen feuerte einfach weiter, als sei nichts passiert. »Er ist außerhalb meiner Reichweite. Irgendwelche Ideen?«, fragte er.
»Kannst du das Gewehr seines Kollegen erreichen?«, fragte Lea besorgt.
»Negativ. Offenes Feld und zu weit. Würde ich nicht überleben!«, sagte er.
Liz dachte fieberhaft nach, kam aber auf keine Lösung. »Wir müssen warten bis er keine Munition mehr hat, eine andere Option gibt es nicht mehr!«, erklärte sie sachlich.
»Lassen sie sich Zeit Croll, bis dahin bin ich tot!«, kam es von Korn zurück.
Lea fragte »Michael, kannst du irgendetwas sehen, was eine Schwachstelle sein könnte?«
»Wieder negativ Schatz. Ich liege hinter einem Baum, den der Irre gerade absägt mit seinen Kugeln!«
»Liz, wo steht der Arsch?«, rief Lea.
»Ich weiß es nicht. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nichts!«, sagte sie.
»Gebt mir eine Minute!«, kam es von Lea.
Sie beugte ihren Kopf über die Kante des Gebäudes und sah nach unten. Er war weiter vorgerückt und stand fast direkt neben dem Eingang.
»Liz, er steht direkt am Eingang. Mach das Fenster auf und knall ihn über den Haufen!«, gab sie weiter.
»Okay, Sekunde!«
Liz ging zum Fenster und öffnete es. Vorsichtig blickte sie nach rechts zum Eingang. Dort stand der Angreifer und feuerte wahllos auf die Bäume. Hinter einem davon lag Korn in Deckung. Sie steckte ein neues Magazin in ihre Glock. Dann legte sie an, zielte auf die Oberschenkel und begann zu feuern. Der Angreifer sackte nach hinten weg, fiel zu Boden und feuerte in die Luft. Lea rollte sich von der Kante weg, kurz bevor er senkrecht nach oben feuerte. »Hört denn dieser Idiot nie auf?«, schrien Liz und Lea fast synchron.
»Ich übernehme ihn. Bleibt in Deckung und gebt mir knapp zwei Minuten!«, sagte Korn und man konnte sein lächeln hören.
Er rollte sich nach links vom Baum weg und kroch bis auf drei Dutzend Meter an den Angreifer heran. Der feuerte, am Boden liegend, mehr in die Luft. Zielen war aus seiner Position fast unmöglich. Er war auf die Knie gesunken und sein Oberkörper lag fast zwischen seinen Stiefeln am Boden. Aufrichten konnte er sich nicht mehr. Das Gewicht seines Gewehrs drückte ihn nach unten. Seine Oberschenkel, die Liz durchlöchert hatte, konnten der Schwerkraft nichts mehr entgegensetzen. Seine Arme versuchten, den Gewehrlauf nach unten zu halten, aber aufgrund der unnatürlichen Haltung ging das nur für kurze Zeit.
Korn schob seine Glock nach vorne und feuerte sein gesamtes Magazin auf ihn ab. Schon nach dem ersten Schuss fiel das Gewehr des Angreifers zu Boden und schwieg. Michael stand auf, blickte auf seine linke Hand und sagte »00.23 Uhr. Mission beendet.«
Zehn Minuten später standen die drei Agenten vor dem Gebäude und rauchten. Lea drückte sich dabei auffällig dicht an ihren Freund. Liz war aus dem zweiten Stock nach unten gelaufen, während Lea leichtfüßig vom Dach nach unten stürmte. Korn hatte in der Zwischenzeit die Angreifer mit Kabelbindern versorgt. Zumindest vier davon. Beim Fünften, dem Angreifer an der Wand war das nicht mehr nötig. Scherzhaft sagte er »Ich hatte kein besonders großes Ziel, also habe ich ein bisschen die Glocken läuten lassen. Pech für ihn, dass die Kugeln durch sein Glockenspiel geflogen sind und die inneren Organe perforiert haben.«
»Und ich durfte keinen abknallen!«, beschwerte sich Lea gespielt.
»Du mein Schatz hast einem davon ein zweites Arschloch geschossen. Der jammert da drüben!«, lachte er.
Lea kicherte. Liz murmelte »Immerhin haben wir ja vier zum Befragen, wenn sie notversorgt wurden.«
»Rein theoretisch sind es vier. Praktisch allerdings nur eine! Einer ist hinüber, drei verbringen einen längeren Urlaub in der Klinik, falls sie es überleben werden. Aber das Nashorn hier wird uns liebend gerne verraten, was sie weiß«, erklärte er grinsend und zeigte auf eine schlanke Frau, die mit dem Gesicht im Dreck lag.
»Wer ist das?«, fragte Liz.
»Das ist wohl die Anführerin des Teams. Die stand hinter dem Baum. Leider ist sie so extrem naturverliebt, dass ihr der Stamm volle Suppe ins Gesicht gesprungen ist. Sie hat ein Horn, was ein Nashorn neidisch macht und einen dröhnenden Schädel, aber mit ein bisschen Wohlwollen von unserer Seite wird sie singen wie eine Lärche!«, resümierte Korn.
»Sie werden nichts erfahren, gar nichts.«, schrie die Frau etwas gequält.
Korn lächelte, beugte sich zu ihr und sagte »Es dauert keine fünf Minuten bis sie so lange reden, dass man ihnen den Hals zukleben muss, um sie zum Schweigen zu bekommen.«
Lea grinste ihren Freund an, als sie fragte »Was hast du vor?«
»Schatz, normale Frauen reden gerne über drei Themen. Das sind Schuhe, Klamotten und Parfüm. Okay, du redest lieber über Waffen. Aber diese Östrogenkanne hier ist ein Sonderfall. Nach außen gibt sie die Harte, diese Schule kenne ich bereits zur Genüge, aber ich weiß, was dagegen hilft!«, half ihr Korn auf die Sprünge.
»Sie sprechen in Rätseln Mister Korn. Hätten sie es vielleicht etwas genauer?«, sprach Liz zu ihm.
»Miss Croll, ich möchte sie nicht dumm sterben lassen.«, sagte er süffisant, »sie gibt sich superhart, bewegt sich geschmeidig wie eine Katze und redet ungern. Ihr ganzes Verhalten wurde ihr an einem Ort beigebracht, den man gemein hin "das Camp" nennt. Das alles schreit förmlich schon nach CIA. Diese Jungs und Mädels brauchen nur ein bisschen ihrer eigenen Medizin und sie bringen sie fast nicht mehr zum Schweigen.«
»Die CIA? Sind sie sicher?«, fragte Liz verdutzt.
»Ja, ich bin mir sicher«, kam es von Korn.
»Okay Schatz, aber du sagtest "ihre eigene Medizin". Was heißt das?«, fragte Lea.
»Mein Herz, du bist aus den USA. Du solltest das besser wissen als ich. Die Central Intelligence Agency bevorzugt vier Methoden, jemandem zum Reden zu bringen. Am beliebtesten ist das Waterboarding. Eine ziemlich nasse Angelegenheit. Dann nacheinander Psychofolter, Strom oder den Zahnarzt. Die Psychofolter dauert zu lange für brauchbare Ergebnisse, mit Strom habe ich es nicht so, weil es sehr unangenehm riecht, und einen Zahnarztstuhl werden wir hier nicht finden, also werde ich ein bisschen in meine persönliche Trickkiste greifen!«, erläuterte Michael.
»Das heißt sie wollen die arme Frau foltern?«, schrie Liz.
»So könnte man das ausdrücken«, bestätigte er.
»Das werde ich auf keinen Fall zulassen Mister Korn, verlassen sie sich darauf!«
»Alternativen Miss Croll?«
»Ich werde sie befragen. Sie wird schon reden!«, beharrte Liz.
Lea blickte sich unsicher zwischen den beiden um. »Schatz, ich denke, Liz wird sie zum Reden bringen. Wir müssen ihr nichts antun!«
»Versucht euer Glück, viel Spaß«, sagte er ruhig.
Seit knapp zwei Stunden saß Trina Bates bereits in einem ansonsten leeren Raum auf einem Stuhl. Liz hatte es mit nettem Plaudern versucht, aber außer Atemgeräuschen hatten sie nichts gehört. Lea war sogar so weit gegangen, ihr einige harte Ohrfeigen zu verpassen, aber Bates schwieg wie ein Grab. Korn saß auf dem Boden, lehnte an der Wand und mühte sich an einem Spiel ab, das er auf seinem Smartphone installiert hatte. Er sagte die ganze Zeit keinen Ton. Die beiden Agentinnen umkreisten die gelangweilt dreinschauende Bates wie Motten das Licht. All ihre Versuche endeten in eisernem Schweigen. Korn begann sich zu langweilen, als Liz und Lea immer wieder die gleichen Fragen stellten, die Bates einfach ignorierte. Sie saß bequem auf ihrem Stuhl, beobachtete die Vögel, die in den Sträuchern umherflogen und tat, was sie am besten konnte, nämlich schweigen. Lea warf als Erste das Handtuch und setzte sich trotzig neben ihren Freund. Croll redete noch eine weitere halbe Stunde mit Engelszungen auf die Frau ein, bevor auch sie entnervt aufgab. Sie ging zu ihren beiden Kollegen, baute sich vor Korn auf und giftete ihn an »Sie gehört ihnen, ich hab die Schnauze voll!«
Mit leichtem Stöhnen drückte sich Michael die Wand nach oben, kniete sich vor seine Lea und sagte zu ihr »Mein Herz, dürfte ich mir deine Haarklammern einen Augenblick ausleihen?«
Lea sah ihn verwundert an, griff aber in ihre Haare und zog zwei Klammern daraus hervor. Ihr bis dahin hochgestecktes Haar folgte der Schwerkraft nach unten. Sie schüttelte es aus ihrem Gesicht, als sie die Klammern in Michaels Hand legte. Langsam stand Korn auf und stellte sich vor Bates. Dann begann er »Wir werden jetzt ein kleines Spiel spielen. Ich stelle ihnen Fragen und wenn sie mir eine Antwort geben, die mir nicht gefällt, spüren sie eine oder beide Klammern. Soweit verstanden?«
Bates sah ihn kurz an, lächelte und schwieg.
»Wie heißen sie?«, fragte Korn.
Bates blickte zu den Vögeln, sagte aber nichts.
»Die Antwort gefällt mir nicht!«, sagte er fast amüsiert, nahm eine der Klammern und drückte sie gegen das linke Ohr von Bates. Sie zuckte nur kurz zusammen, blieb aber still.
»Also noch mal von vorne. Ihr Name?«
Bates zeigte keine Reaktion. »Überraschung, die Antwort gefällt mir auch nicht«, lachte er. Korn packte ihren Kopf an den Haaren, legte ihn auf die Seite und steckte die Haarklammer tief in den Gehörgang von Bates. Dann sagte er ruhig »Miss Croll und Schatz, ihr solltet euch jetzt die Ohren zuhalten, es könnte etwas laut werden!« Liz und Lea folgten der Aufforderung. Korn stach die Nadel durch Bates Trommelfell. Ein blitzartiger Schmerz durchfuhr die Frau und sie schrie sich die Seele aus dem Leib. Korn zog die Haarklammer zurück und ließ ihren Kopf los.
»Und wieder von vorne. Name?«, fragte er etwas lauter.
Bates hielt sich das Ohr, aus dem Blut tropfte, schwieg aber weiterhin.
Ohne etwas zu sagen, rammte er ihr eine der Haarklammern in die linke Brust. Unkontrolliert, wie von einem Geschoss getroffen, wand sich Bates auf dem Stuhl und schrie, bis sie fast atemlos zusammenbrach. Korn schlug ihr ins Gesicht.
»Deinen Namen will ich wissen!«, knurrte Korn.
Bates wimmerte, fand aber ihre Sprache nicht.
»Gut, dann wird es jetzt richtig hässlich«, sagte er gleichgültig, griff an Bates Oberteil und riss es mit Schwung von ihrem Leib. Dann schob er ihren Büstenhalter über die Brüste und setzte eine Haarklammer direkt auf ihre Rechte Brustwarze, die er langsam aber unaufhörlich in das weiche Fleisch presste. Als die Klammer etwa einen halben Zentimeter eingedrungen war, wurde aus dem Schrei der Satz »Bates. Trina Bates!«
»Na sieh mal einer an, du kannst ja doch sprechen! Für wen arbeitest du?«
»Für die CIA!«, heulte sie.
»Na so was. Wie heißt der Arsch, für den ihr hier auf Safari seid?«
»Clarkson, John Clarkson in Langley!«
»Was war euer Auftrag?«, fragte Korn mit zuckersüßer Stimme. Liz traute ihren Ohren kaum, als sie den Bodyguard so sprechen hörte. Eigentlich war er abweisend und kühl und seine Stimme verriet selten etwas über seinen Gemütszustand. Jetzt aber schwang aus seiner Stimme eine Melodie heraus, die sie ihm nie zugetraut hätte. Irritiert blickte sie zu Lea. Die lächelte ihren Freund an. Diese Stimme schien ihr bekannt zu sein.
»Wir sollten eindringen, alles an Daten mitnehmen, was da ist und keine Zeugen zurücklassen!«, wimmerte Bates, die große Mühe hatte etwas zu sagen.
Korn lachte. »Ich habe eine beschissene Nachricht für dich Bates. In dem Gebäude gibt es absolut nichts außer stinkender Luft!«
Trina brauchte einige Sekunden, bis sie die Nachricht verstand. »Das Ganze war eine Falle?«, fragte sie keuchend.
»Natürlich war das eine Falle. Woher bekommt dieser miese Köter Clarkson seine Hinweise?«, nahm Korn die Befragung wieder auf.
»Ich weiß es nicht, ehrlich nicht. Wir bekommen nur gesagt, was wir zu tun haben.«, stammelte Bates.
»Wie kann man diesen Penner erreichen?«, mischte sich Liz ein.
Bevor Bates etwas sagen konnte, meinte Korn »Croll, wir wollen ihn nicht zu einem Kaffeekränzchen einladen!«
»Das hatte ich auch nicht vor Korn. Ich denke, wir sollten ihm mal die Hammelbeine stramm ziehen!«, erwiderte Liz.
»Miss Croll, sie kommen ja langsam in die Spur, ich bin beeindruckt«, lobte er, bevor er sich wieder an Bates wandte »Also, wie erreichen wir den Dünnbrettbohrer?«
»Er sitzt irgendwo in Langley. Unsere Anfragen werden ihm durch die Zentrale übermittelt. Wenn er etwas will, ruft er an!«, sagte Bates.
»Das hab ich mir bereits gedacht«, warf Lea ein, »diese Ärsche verstecken sich hinter der Bürokratie!«
»Das wird ihm nicht helfen. Nicht in diesem Fall«, orakelte Croll.
»Erleuchten sie uns Croll, an was denkt ihr Spatzenhirn?«, fragte Korn.
Liz ging langsam auf und ab, legte einen Finger an ihr Kinn und dachte nach. Dann blieb sie abrupt stehen, wandte sich an Lea und Michael und begann zu erzählen. Als Liz ihre Ausführungen beendet hatte, war Lea hellauf begeistert. Korn hingegen bedachte sie mit einem bösen Blick. »Das wird nie funktionieren!«, sagte er.