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31. Kapitel Venezuela, Caracas

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Liz konn­te auf ih­rem Mo­ni­tor sechs Wär­me­si­gna­tu­ren er­ken­nen. Ei­ne lag still und heim­lich seit Stun­den in ei­nem Strauch und be­weg­te sich nicht. Ei­ne der Per­so­nen lief di­rekt an ihm vor­bei und blieb hin­ter ei­nem Baum ste­hen. Liz gab das so­fort an Lea, die ei­ne fast zen­tra­le Po­si­ti­on in­ne­hat­te wei­ter. Die Kil­le­rin konn­te aber nicht durch Bäu­me schie­ßen. Korn mel­de­te sich im Flüs­ter­ton »Das ist wohl die Che­fin des Trupps. Küm­mert euch um die an­de­ren vier, ich über­neh­me die hier.«

Croll be­gann ganz links au­ßen die Po­si­tio­nen an Lea zu über­mit­teln. In ih­rem Ziel­fern­rohr er­kann­te sie fast nichts.

»Ganz am lin­ken Rand. Cir­ca 70 m ent­fernt. Zwi­schen den zwei klei­nen Bäu­men kniet je­mand im Busch!«, flüs­ter­te Liz.

Lea sah die bei­den Bäu­me, die Liz er­wähnt hat­te, und sah durch ihr op­ti­sches Vi­sier. Lang­sam und sorg­fäl­tig fuhr sie das Ge­büsch ab. Dann ent­deck­te sie einen leicht glän­zen­den Knopf, der sich in dem kaum vor­han­de­nen Mond­licht spie­gel­te. Es war der Knopf ei­ner Bein­ta­sche. Sie such­te die Ar­me der Per­son. Als sie die rech­te Schul­ter des Man­nes er­kann­te drückt sie ab. Ein kur­z­es Plopp und die Ku­gel flog durch die im­mer noch hei­ße Nacht­luft. Die Per­son krümm­te sich und ließ ein Ge­wehr sin­ken. Leas Ku­gel hat­te die Schul­ter durch­schla­gen. Sein Arm, der eben noch die Fin­ger am Ab­zug hat­te, be­weg­te sich fast in Zeit­lu­pe zu sei­ner Hüf­te. Ver­mut­lich der Sen­der des Funk­ge­räts schoss es Lea durch den Kopf. Sie ziel­te er­neut, die­ses Mal auf die Fin­ger, und schoss. Es gab nur einen kur­z­en Schrei zu hö­ren.

Korn hat­te sich un­merk­lich bis auf et­wa vier Me­ter an die Frau her­an ge­robbt, die mit ei­nem Fern­glas zur Ein­gangs­tür späh­te. Als sie den Schrei hör­te, warf sie ih­ren Kopf nach rechts, konn­te aber nichts er­ken­nen. Sie griff nach ih­rem Gür­tel und flüs­ter­te auf­ge­regt »Seid lei­se ihr Idio­ten. Die Pa­trouil­le ist noch nicht mal aus der Tür. Ab­so­lu­te Stil­le ver­dammt!« Ih­re Hand griff wie­der zum Fern­glas als sie wie ei­ne Pup­pe ge­gen den Baum prall­te. Ihr wur­de schwarz vor Au­gen. Korn hat­te, wäh­rend sie flüs­ter­te, sich ganz na­he an sie her­an­ge­schli­chen und sie mit ei­nem kur­z­en Griff ins Ge­nick ge­gen den Baum ge­schla­gen. Er ließ sie lang­sam und lei­se zu Bo­den glei­ten. Um ih­re Ar­me und Bei­ne schlang er Ka­bel­bin­der und zog sie fest. Be­vor er sich ent­fern­te, zer­stör­te er noch den Sen­der an ih­rem Gür­tel. Er schlug den Weg nach links ein.

»Halb­lin­ke Po­si­ti­on, rechts ne­ben dem wind­schie­fen Baum, lie­gend am Bo­den Lea«, kam es wie­der von Liz.

Lea be­weg­te den Lauf ih­res Ge­wehrs auf den Baum. Sie such­te see­len­ru­hig das Ge­biet um den Baum ab. »Da ist nichts Liz, noch mal!«

»Der Baum der sich um et­wa 20 Grad nach links neigt Lea. Halb­lin­ke Po­si­ti­on. Rechts ne­ben dem Stamm liegt er!«

»Ent­fer­nung?«, frag­te Lea, »Da ste­hen zwei von der Sor­te.«

»Der hin­te­re, müss­ten 80 m sein.«

Sie rich­te­te ihr Ziel­fern­rohr neu aus. Ne­ben dem Stamm konn­te sie zwar et­was er­ken­nen, was wie der Um­riss ei­nes Kop­fes aus­sah, aber wei­ter ent­deck­te sie nichts. »Kein ein­deu­ti­ges Ziel Liz. Gib mir den halb­rechts.«

»Bei den zwei klei­nen Pal­men, Ent­fer­nung et­wa 70 m. Liegt et­was nach hin­ten ver­setzt da­zwi­schen.«

Die Kil­le­rin schiel­te über den Rand des Ge­bäu­des nach rechts. Da stan­den zwei noch ganz jun­ge Pal­men ge­ra­de mal einen Me­ter aus­ein­an­der. Sie leg­te an, prüf­te die Po­si­ti­on an­hand der Palm­blät­ter und sah durch ih­re Op­tik. Müh­sam be­sah sie sich das Ge­län­de. Dann ent­deck­te sie et­was, das aus­sah wie ein Schuh. Sie fuhr die Kon­tur ab. In dem Mo­ment sah sie einen Mün­dungs­blitz, di­rekt da­nach zwei wei­te­re. Die Hän­de konn­te sie nicht se­hen. Sie ging auf Num­mer si­cher und ziel­te auf das, was sie für den Rücken hielt. Vier­mal zog sie den Ab­zug durch. Dann brach die Höl­le los.

Aus der ih­rer halb­lin­ken Po­si­ti­on ging ein Ku­gel­ha­gel auf das Ge­bäu­de, eben­so von ganz rechts au­ßen. Die Ge­schos­se zer­fetz­ten den un­ter ihr lie­gen­den Ein­gang. Sie ziel­te nach rechts au­ßen, di­rekt auf die Mün­dungs­blit­ze die in wil­dem Stak­ka­to auf­leuch­te­ten, und drück­te mehr­fach hin­ter­ein­an­der ab. Schreie durch­bra­chen die Nacht.

»Lea, schnapp dir den links. Den Rech­ten kauf ich mir per­sön­lich. Croll sie ge­hen nach un­ten an ein Fens­ter und lee­ren ihr Ma­ga­zin auf den Ty­pen aus, falls er sich noch be­wegt!«, schrie Korn.

Lea such­te die Mün­dungs­blit­ze und gab Schuss um Schuss ab. Mit ei­nem Scharf­schüt­zen­ge­wehr konn­te man kein Dau­er­feu­er ge­ben. Da­für wa­ren sie auch nicht ge­dacht. Ihr Ma­ga­zin fass­te nur 8 Pa­tro­nen, dann muss­te sie wie­der ein neu­es ein­le­gen. Sie feu­er­te, was das Ge­wehr nur her­gab, aber die Mün­dungs­blit­ze ver­ebb­ten ein­fach nicht. Liz warf die Wär­me­bild­ka­me­ra ne­ben sich und rann­te, so schnell sie konn­te auf die Tür zu, durch die sie vor­her auf das Dach ge­langt wa­ren. Sie sprang, so schnell es ging über die Stu­fen nach un­ten. Im zwei­ten Stock­werk rann­te sie nach links durch den Flur und griff nach ih­rer Glock. Auf der Hälf­te des Flurs riss sie ei­ne Tür auf und flog förm­lich über einen Schreib­tisch, der im Weg stand. Vor dem Fens­ter kam sie auf dem Bo­den zu lie­gen. Die Knie ta­ten ihr weh, als sie sich auf­rich­te­te. Vor dem Fens­ter er­kann­te sie einen Mann, der mit ei­nem Ge­wehr wild schie­ßend auf den Ein­gang zu­lief. Sie leg­te an und schoss so gut sie konn­te auf den Ein­dring­ling. Liz feu­er­te ihr ge­sam­tes Ma­ga­zin auf ihn ab, doch es schi­en, als könn­te sie ihn nicht tref­fen. Er be­merk­te das Feu­er aus dem Fens­ter und riss das Ge­wehr auf ih­re Po­si­ti­on. Liz warf sich un­ter das Fens­ter und krab­bel­te auf al­len vie­ren um den Schreib­tisch her­um zur Tür. Über ihr schlu­gen je­de Men­ge Ku­geln ein. Der Putz reg­ne­te von den Wän­den und der De­cke in das Zim­mer her­ab.

Mi­cha­el Korn rann­te durch das wil­de Ge­strüpp nach links auf den An­grei­fer zu, der eben­so wie sein Kol­le­ge wild feu­ernd auf den Ein­gang zu­hielt. Der je­doch war von sei­nem Dau­er­feu­er so ab­ge­lenkt, das er den her­an­na­hen­den Bo­dy­guard gar nicht be­merk­te. Korn warf ihm aus vol­lem Lauf sei­nen rech­ten Ell­bo­gen ins Ge­sicht. Der Tref­fer war so hef­tig, dass der An­grei­fer fast einen seit­li­chen Sal­to schlug und zu Bo­den fiel. Korn rann­te einen klei­nen Bo­gen nach rechts, um wie­der zum Ge­bäu­de zu kom­men. Die Schüs­se von links hiel­ten un­ver­min­dert an.

Lea stand jetzt auf­recht an der Kan­te des Ge­bäu­des und feu­er­te nach un­ten. Dann sah sie im Licht der schwa­chen Au­ßen­be­leuch­tung, warum ih­re gan­zen Schüs­se ihn nicht auf­zu­hal­ten ver­moch­ten. Er trug, so wie es aus­sah meh­re­re ku­gel­si­che­re Wes­ten über­ein­an­der. Sein Helm, der wie ein Mo­tor­rad­helm aus­sah, war wohl eben­falls ku­gel­si­cher. In­stink­tiv schrie sie »Der ist ge­pan­zert! Schießt auf die Bei­ne!«

Liz, die das hör­te, rann­te ge­ra­de in das nächs­te Zim­mer und stürz­te zum Fens­ter. Sie konn­te ihn nicht mehr ent­de­cken. Er hat­te wohl an der Au­ßen­wand des Ge­bäu­des Stel­lung be­zo­gen. Aus ih­rer Po­si­ti­on gab es kein Schuss­feld, oh­ne das sie sich aus dem Fens­ter lehn­te. Das kam aber ei­nem Selbst­mord gleich. »Ich kann ihn nicht er­rei­chen, er steht di­rekt an der Wand zum Ge­bäu­de!«, schrie sie.

Korn warf sich ins Ge­büsch. Der An­grei­fer war ge­pan­zert und stand et­wa 30 Me­ter ne­ben dem Ein­gang an der Wand. Oh­ne Un­ter­lass ver­lie­ßen die Ku­geln den Lauf sei­ner Waf­fe. Erst jetzt er­kann­te Korn das er ein Ma­schi­nen­ge­wehr trug, das aus ei­nem Gurt mit Mu­ni­ti­on ver­sorgt wur­de. Das könn­te noch ewig dau­ern, bis ihm die Mu­ni­ti­on aus­ging. Korn griff sich sei­ne Glock. Auf die­se Ent­fer­nung al­ler­dings wuss­te er, dass sie fast wir­kungs­los blei­ben wür­de. Er ziel­te und drück­te ab. Der An­grei­fer hin­ge­gen feu­er­te ein­fach wei­ter, als sei nichts pas­siert. »Er ist au­ßer­halb mei­ner Reich­wei­te. Ir­gend­wel­che Ide­en?«, frag­te er.

»Kannst du das Ge­wehr sei­nes Kol­le­gen er­rei­chen?«, frag­te Lea be­sorgt.

»Ne­ga­tiv. Of­fe­nes Feld und zu weit. Wür­de ich nicht über­le­ben!«, sag­te er.

Liz dach­te fie­ber­haft nach, kam aber auf kei­ne Lö­sung. »Wir müs­sen war­ten bis er kei­ne Mu­ni­ti­on mehr hat, ei­ne an­de­re Op­ti­on gibt es nicht mehr!«, er­klär­te sie sach­lich.

»Las­sen sie sich Zeit Croll, bis da­hin bin ich tot!«, kam es von Korn zu­rück.

Lea frag­te »Mi­cha­el, kannst du ir­gen­det­was se­hen, was ei­ne Schwach­stel­le sein könn­te?«

»Wie­der ne­ga­tiv Schatz. Ich lie­ge hin­ter ei­nem Baum, den der Ir­re ge­ra­de ab­sägt mit sei­nen Ku­geln!«

»Liz, wo steht der Arsch?«, rief Lea.

»Ich weiß es nicht. Wenn ich aus dem Fens­ter schaue, se­he ich nichts!«, sag­te sie.

»Gebt mir ei­ne Mi­nu­te!«, kam es von Lea.

Sie beug­te ih­ren Kopf über die Kan­te des Ge­bäu­des und sah nach un­ten. Er war wei­ter vor­ge­rückt und stand fast di­rekt ne­ben dem Ein­gang.

»Liz, er steht di­rekt am Ein­gang. Mach das Fens­ter auf und knall ihn über den Hau­fen!«, gab sie wei­ter.

»Okay, Se­kun­de!«

Liz ging zum Fens­ter und öff­ne­te es. Vor­sich­tig blick­te sie nach rechts zum Ein­gang. Dort stand der An­grei­fer und feu­er­te wahl­los auf die Bäu­me. Hin­ter ei­nem da­von lag Korn in De­ckung. Sie steck­te ein neu­es Ma­ga­zin in ih­re Glock. Dann leg­te sie an, ziel­te auf die Ober­schen­kel und be­gann zu feu­ern. Der An­grei­fer sack­te nach hin­ten weg, fiel zu Bo­den und feu­er­te in die Luft. Lea roll­te sich von der Kan­te weg, kurz be­vor er senk­recht nach oben feu­er­te. »Hört denn die­ser Idi­ot nie auf?«, schri­en Liz und Lea fast syn­chron.

»Ich über­neh­me ihn. Bleibt in De­ckung und gebt mir knapp zwei Mi­nu­ten!«, sag­te Korn und man konn­te sein lä­cheln hö­ren.

Er roll­te sich nach links vom Baum weg und kroch bis auf drei Dut­zend Me­ter an den An­grei­fer her­an. Der feu­er­te, am Bo­den lie­gend, mehr in die Luft. Zie­len war aus sei­ner Po­si­ti­on fast un­mög­lich. Er war auf die Knie ge­sun­ken und sein Ober­kör­per lag fast zwi­schen sei­nen Stie­feln am Bo­den. Auf­rich­ten konn­te er sich nicht mehr. Das Ge­wicht sei­nes Ge­wehrs drück­te ihn nach un­ten. Sei­ne Ober­schen­kel, die Liz durch­lö­chert hat­te, konn­ten der Schwer­kraft nichts mehr ent­ge­gen­set­zen. Sei­ne Ar­me ver­such­ten, den Ge­wehr­lauf nach un­ten zu hal­ten, aber auf­grund der un­na­tür­li­chen Hal­tung ging das nur für kur­ze Zeit.

Korn schob sei­ne Glock nach vor­ne und feu­er­te sein ge­sam­tes Ma­ga­zin auf ihn ab. Schon nach dem ers­ten Schuss fiel das Ge­wehr des An­grei­fers zu Bo­den und schwieg. Mi­cha­el stand auf, blick­te auf sei­ne lin­ke Hand und sag­te »00.23 Uhr. Mis­si­on be­en­det.«

Zehn Mi­nu­ten spä­ter stan­den die drei Agen­ten vor dem Ge­bäu­de und rauch­ten. Lea drück­te sich da­bei auf­fäl­lig dicht an ih­ren Freund. Liz war aus dem zwei­ten Stock nach un­ten ge­lau­fen, wäh­rend Lea leicht­fü­ßig vom Dach nach un­ten stürm­te. Korn hat­te in der Zwi­schen­zeit die An­grei­fer mit Ka­bel­bin­dern ver­sorgt. Zu­min­dest vier da­von. Beim Fünf­ten, dem An­grei­fer an der Wand war das nicht mehr nö­tig. Scherz­haft sag­te er »Ich hat­te kein be­son­ders großes Ziel, al­so ha­be ich ein biss­chen die Glo­cken läu­ten las­sen. Pech für ihn, dass die Ku­geln durch sein Glo­cken­spiel ge­flo­gen sind und die in­ne­ren Or­ga­ne per­fo­riert ha­ben.«

»Und ich durf­te kei­nen ab­knal­len!«, be­schwer­te sich Lea ge­spielt.

»Du mein Schatz hast ei­nem da­von ein zwei­tes Ar­sch­loch ge­schos­sen. Der jam­mert da drü­ben!«, lach­te er.

Lea ki­cher­te. Liz mur­mel­te »Im­mer­hin ha­ben wir ja vier zum Be­fra­gen, wenn sie not­ver­sorgt wur­den.«

»Rein theo­re­tisch sind es vier. Prak­tisch al­ler­dings nur ei­ne! Ei­ner ist hin­über, drei ver­brin­gen einen län­ge­ren Ur­laub in der Kli­nik, falls sie es über­le­ben wer­den. Aber das Nas­horn hier wird uns lie­bend ger­ne ver­ra­ten, was sie weiß«, er­klär­te er grin­send und zeig­te auf ei­ne schlan­ke Frau, die mit dem Ge­sicht im Dreck lag.

»Wer ist das?«, frag­te Liz.

»Das ist wohl die An­füh­re­rin des Te­ams. Die stand hin­ter dem Baum. Lei­der ist sie so ex­trem na­tur­ver­liebt, dass ihr der Stamm vol­le Sup­pe ins Ge­sicht ge­sprun­gen ist. Sie hat ein Horn, was ein Nas­horn nei­disch macht und einen dröh­nen­den Schä­del, aber mit ein biss­chen Wohl­wol­len von un­se­rer Sei­te wird sie sin­gen wie ei­ne Lär­che!«, re­sü­mier­te Korn.

»Sie wer­den nichts er­fah­ren, gar nichts.«, schrie die Frau et­was ge­quält.

Korn lä­chel­te, beug­te sich zu ihr und sag­te »Es dau­ert kei­ne fünf Mi­nu­ten bis sie so lan­ge re­den, dass man ih­nen den Hals zu­kle­ben muss, um sie zum Schwei­gen zu be­kom­men.«

Lea grins­te ih­ren Freund an, als sie frag­te »Was hast du vor?«

»Schatz, nor­ma­le Frau­en re­den ger­ne über drei The­men. Das sind Schu­he, Kla­mot­ten und Par­füm. Okay, du re­dest lie­ber über Waf­fen. Aber die­se Östro­gen­kan­ne hier ist ein Son­der­fall. Nach au­ßen gibt sie die Har­te, die­se Schu­le ken­ne ich be­reits zur Ge­nü­ge, aber ich weiß, was da­ge­gen hilft!«, half ihr Korn auf die Sprün­ge.

»Sie spre­chen in Rät­seln Mis­ter Korn. Hät­ten sie es viel­leicht et­was ge­nau­er?«, sprach Liz zu ihm.

»Miss Croll, ich möch­te sie nicht dumm ster­ben las­sen.«, sag­te er süf­fi­sant, »sie gibt sich su­per­hart, be­wegt sich ge­schmei­dig wie ei­ne Kat­ze und re­det un­gern. Ihr gan­zes Ver­hal­ten wur­de ihr an ei­nem Ort bei­ge­bracht, den man ge­mein hin "das Camp" nennt. Das al­les schreit förm­lich schon nach CIA. Die­se Jungs und Mä­dels brau­chen nur ein biss­chen ih­rer ei­ge­nen Me­di­zin und sie brin­gen sie fast nicht mehr zum Schwei­gen.«

»Die CIA? Sind sie si­cher?«, frag­te Liz ver­dutzt.

»Ja, ich bin mir si­cher«, kam es von Korn.

»Okay Schatz, aber du sag­test "ih­re ei­ge­ne Me­di­zin". Was heißt das?«, frag­te Lea.

»Mein Herz, du bist aus den USA. Du soll­test das bes­ser wis­sen als ich. Die Cen­tral In­tel­li­gence Agen­cy be­vor­zugt vier Metho­den, je­man­dem zum Re­den zu brin­gen. Am be­lieb­tes­ten ist das Wa­ter­boar­ding. Ei­ne ziem­lich nas­se An­ge­le­gen­heit. Dann nach­ein­an­der Psy­cho­fol­ter, Strom oder den Zahn­arzt. Die Psy­cho­fol­ter dau­ert zu lan­ge für brauch­ba­re Er­geb­nis­se, mit Strom ha­be ich es nicht so, weil es sehr un­an­ge­nehm riecht, und einen Zahn­arzt­stuhl wer­den wir hier nicht fin­den, al­so wer­de ich ein biss­chen in mei­ne per­sön­li­che Trick­kis­te grei­fen!«, er­läu­ter­te Mi­cha­el.

»Das heißt sie wol­len die ar­me Frau fol­tern?«, schrie Liz.

»So könn­te man das aus­drücken«, be­stä­tig­te er.

»Das wer­de ich auf kei­nen Fall zu­las­sen Mis­ter Korn, ver­las­sen sie sich dar­auf!«

»Al­ter­na­ti­ven Miss Croll?«

»Ich wer­de sie be­fra­gen. Sie wird schon re­den!«, be­harr­te Liz.

Lea blick­te sich un­si­cher zwi­schen den bei­den um. »Schatz, ich den­ke, Liz wird sie zum Re­den brin­gen. Wir müs­sen ihr nichts an­tun!«

»Ver­sucht eu­er Glück, viel Spaß«, sag­te er ru­hig.

Seit knapp zwei Stun­den saß Tri­na Ba­tes be­reits in ei­nem an­sons­ten lee­ren Raum auf ei­nem Stuhl. Liz hat­te es mit net­tem Plau­dern ver­sucht, aber au­ßer Atem­ge­räuschen hat­ten sie nichts ge­hört. Lea war so­gar so weit ge­gan­gen, ihr ei­ni­ge har­te Ohr­fei­gen zu ver­pas­sen, aber Ba­tes schwieg wie ein Grab. Korn saß auf dem Bo­den, lehn­te an der Wand und müh­te sich an ei­nem Spiel ab, das er auf sei­nem Smart­pho­ne in­stal­liert hat­te. Er sag­te die gan­ze Zeit kei­nen Ton. Die bei­den Agen­tin­nen um­kreis­ten die ge­lang­weilt drein­schau­en­de Ba­tes wie Mot­ten das Licht. All ih­re Ver­su­che en­de­ten in ei­ser­nem Schwei­gen. Korn be­gann sich zu lang­wei­len, als Liz und Lea im­mer wie­der die glei­chen Fra­gen stell­ten, die Ba­tes ein­fach igno­rier­te. Sie saß be­quem auf ih­rem Stuhl, be­ob­ach­te­te die Vö­gel, die in den Sträu­chern um­her­flo­gen und tat, was sie am bes­ten konn­te, näm­lich schwei­gen. Lea warf als Ers­te das Hand­tuch und setz­te sich trot­zig ne­ben ih­ren Freund. Croll re­de­te noch ei­ne wei­te­re hal­be Stun­de mit En­gels­zun­gen auf die Frau ein, be­vor auch sie ent­nervt auf­gab. Sie ging zu ih­ren bei­den Kol­le­gen, bau­te sich vor Korn auf und gif­te­te ihn an »Sie ge­hört ih­nen, ich hab die Schnau­ze voll!«

Mit leich­tem Stöh­nen drück­te sich Mi­cha­el die Wand nach oben, knie­te sich vor sei­ne Lea und sag­te zu ihr »Mein Herz, dürf­te ich mir dei­ne Haar­klam­mern einen Au­gen­blick aus­lei­hen?«

Lea sah ihn ver­wun­dert an, griff aber in ih­re Haa­re und zog zwei Klam­mern dar­aus her­vor. Ihr bis da­hin hoch­ge­steck­tes Haar folg­te der Schwer­kraft nach un­ten. Sie schüt­tel­te es aus ih­rem Ge­sicht, als sie die Klam­mern in Mi­chaels Hand leg­te. Lang­sam stand Korn auf und stell­te sich vor Ba­tes. Dann be­gann er »Wir wer­den jetzt ein klei­nes Spiel spie­len. Ich stel­le ih­nen Fra­gen und wenn sie mir ei­ne Ant­wort ge­ben, die mir nicht ge­fällt, spü­ren sie ei­ne oder bei­de Klam­mern. So­weit ver­stan­den?«

Ba­tes sah ihn kurz an, lä­chel­te und schwieg.

»Wie hei­ßen sie?«, frag­te Korn.

Ba­tes blick­te zu den Vö­geln, sag­te aber nichts.

»Die Ant­wort ge­fällt mir nicht!«, sag­te er fast amü­siert, nahm ei­ne der Klam­mern und drück­te sie ge­gen das lin­ke Ohr von Ba­tes. Sie zuck­te nur kurz zu­sam­men, blieb aber still.

»Al­so noch mal von vor­ne. Ihr Na­me?«

Ba­tes zeig­te kei­ne Re­ak­ti­on. »Über­ra­schung, die Ant­wort ge­fällt mir auch nicht«, lach­te er. Korn pack­te ih­ren Kopf an den Haa­ren, leg­te ihn auf die Sei­te und steck­te die Haar­klam­mer tief in den Ge­hör­gang von Ba­tes. Dann sag­te er ru­hig »Miss Croll und Schatz, ihr soll­tet euch jetzt die Ohren zu­hal­ten, es könn­te et­was laut wer­den!« Liz und Lea folg­ten der Auf­for­de­rung. Korn stach die Na­del durch Ba­tes Trom­mel­fell. Ein blitz­ar­ti­ger Schmerz durch­fuhr die Frau und sie schrie sich die See­le aus dem Leib. Korn zog die Haar­klam­mer zu­rück und ließ ih­ren Kopf los.

»Und wie­der von vor­ne. Na­me?«, frag­te er et­was lau­ter.

Ba­tes hielt sich das Ohr, aus dem Blut tropf­te, schwieg aber wei­ter­hin.

Oh­ne et­was zu sa­gen, ramm­te er ihr ei­ne der Haar­klam­mern in die lin­ke Brust. Un­kon­trol­liert, wie von ei­nem Ge­schoss ge­trof­fen, wand sich Ba­tes auf dem Stuhl und schrie, bis sie fast atem­los zu­sam­men­brach. Korn schlug ihr ins Ge­sicht.

»Dei­nen Na­men will ich wis­sen!«, knurr­te Korn.

Ba­tes wim­mer­te, fand aber ih­re Spra­che nicht.

»Gut, dann wird es jetzt rich­tig häss­lich«, sag­te er gleich­gül­tig, griff an Ba­tes Ober­teil und riss es mit Schwung von ih­rem Leib. Dann schob er ih­ren Büs­ten­hal­ter über die Brüs­te und setz­te ei­ne Haar­klam­mer di­rekt auf ih­re Rech­te Brust­war­ze, die er lang­sam aber un­auf­hör­lich in das wei­che Fleisch press­te. Als die Klam­mer et­wa einen hal­b­en Zen­ti­me­ter ein­ge­drun­gen war, wur­de aus dem Schrei der Satz »Ba­tes. Tri­na Ba­tes!«

»Na sieh mal ei­ner an, du kannst ja doch spre­chen! Für wen ar­bei­test du?«

»Für die CIA!«, heul­te sie.

»Na so was. Wie heißt der Arsch, für den ihr hier auf Sa­fa­ri seid?«

»Clark­son, John Clark­son in Langley!«

»Was war eu­er Auf­trag?«, frag­te Korn mit zucker­sü­ßer Stim­me. Liz trau­te ih­ren Ohren kaum, als sie den Bo­dy­guard so spre­chen hör­te. Ei­gent­lich war er ab­wei­send und kühl und sei­ne Stim­me ver­riet sel­ten et­was über sei­nen Ge­müts­zu­stand. Jetzt aber schwang aus sei­ner Stim­me ei­ne Me­lo­die her­aus, die sie ihm nie zu­ge­traut hät­te. Ir­ri­tiert blick­te sie zu Lea. Die lä­chel­te ih­ren Freund an. Die­se Stim­me schi­en ihr be­kannt zu sein.

»Wir soll­ten ein­drin­gen, al­les an Da­ten mit­neh­men, was da ist und kei­ne Zeu­gen zu­rück­las­sen!«, wim­mer­te Ba­tes, die große Mü­he hat­te et­was zu sa­gen.

Korn lach­te. »Ich ha­be ei­ne be­schis­se­ne Nach­richt für dich Ba­tes. In dem Ge­bäu­de gibt es ab­so­lut nichts au­ßer stin­ken­der Luft!«

Tri­na brauch­te ei­ni­ge Se­kun­den, bis sie die Nach­richt ver­stand. »Das Gan­ze war ei­ne Fal­le?«, frag­te sie keu­chend.

»Na­tür­lich war das ei­ne Fal­le. Wo­her be­kommt die­ser mie­se Kö­ter Clark­son sei­ne Hin­wei­se?«, nahm Korn die Be­fra­gung wie­der auf.

»Ich weiß es nicht, ehr­lich nicht. Wir be­kom­men nur ge­sagt, was wir zu tun ha­ben.«, stam­mel­te Ba­tes.

»Wie kann man die­sen Pen­ner er­rei­chen?«, misch­te sich Liz ein.

Be­vor Ba­tes et­was sa­gen konn­te, mein­te Korn »Croll, wir wol­len ihn nicht zu ei­nem Kaf­fee­kränz­chen ein­la­den!«

»Das hat­te ich auch nicht vor Korn. Ich den­ke, wir soll­ten ihm mal die Ham­mel­bei­ne stramm zie­hen!«, er­wi­der­te Liz.

»Miss Croll, sie kom­men ja lang­sam in die Spur, ich bin be­ein­druckt«, lob­te er, be­vor er sich wie­der an Ba­tes wand­te »Al­so, wie er­rei­chen wir den Dünn­brett­boh­rer?«

»Er sitzt ir­gend­wo in Langley. Un­se­re An­fra­gen wer­den ihm durch die Zen­tra­le über­mit­telt. Wenn er et­was will, ruft er an!«, sag­te Ba­tes.

»Das hab ich mir be­reits ge­dacht«, warf Lea ein, »die­se Är­sche ver­ste­cken sich hin­ter der Bü­ro­kra­tie!«

»Das wird ihm nicht hel­fen. Nicht in die­sem Fall«, ora­kel­te Croll.

»Er­leuch­ten sie uns Croll, an was denkt ihr Spat­zen­hirn?«, frag­te Korn.

Liz ging lang­sam auf und ab, leg­te einen Fin­ger an ihr Kinn und dach­te nach. Dann blieb sie ab­rupt ste­hen, wand­te sich an Lea und Mi­cha­el und be­gann zu er­zäh­len. Als Liz ih­re Aus­füh­run­gen be­en­det hat­te, war Lea hellauf be­geis­tert. Korn hin­ge­gen be­dach­te sie mit ei­nem bö­sen Blick. »Das wird nie funk­tio­nie­ren!«, sag­te er.

Michael Korn & Liz Croll Trilogie

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