Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 36
Оглавление27. Kapitel
Vereinigte Staaten, Langley (VA)
»Caracas also. Gut gemacht. Ich schicke sofort eine Einheit hin!«, murmelte John Clarkson in den Hörer und unterbrach die Verbindung.
»Es geht doch nichts über einen informellen Mitarbeiter in den Schaltzentralen der Wirtschaft«, dachte er bei sich, als er sich in seinem Computer den Plan seiner unterstellten Einheiten aufrief. Lange dachte er nach, welche Einheit wohl am schnellsten nach Caracas kam. Er wusste, dass Interpolagenten, ein neu aufgestelltes Team in Lyon, die ersten mit Sonderbefugnissen überhaupt, von Roussel schon davon Erfahren hatte. Was immer er machte, musste so schnell wie möglich passieren. Wenn erst mal Interpol in den Besitz des Materials kam, konnte er fast nichts mehr ausrichten. Diese unabhängige Organisation konnte man kaum unterwandern. Er hatte unzählige Versuche unternommen einen Mitarbeiter dort unterzubringen, aber sie alle wurden enttarnt, bevor es zu einer Einstellung kam. Dieser verfluchte Roussel hatte überall seine Finger drin. Informationen verlängern nicht nur das Leben, sie bedeuten auch Macht. Interpol hatte alle Informationen direkt aus den Polizeibehörden rund um die Welt, und wie wenn das nicht schon genug wäre, hatten sie über die Jahre verschiedene Spione in Stellung gebracht, um eigene Informationen zu generieren. Das Interpolteam aus Lyon würde sicher keine Zeit verlieren, um nach Caracas zu kommen. Clarksons Wahl fiel auf die Einheit in Brasilien, die gerade dabei waren einige Jungs einer Favela auf die Füße zu treten. Die Drogen, die dort hergestellt wurden, gelangten über sonderbare Kanäle in die Staaten. Kaum hatte man eine Route ausgeräuchert, gab es sofort drei neue. Offiziell führte Amerika einen erbarmungslosen Krieg gegen die Drogen, allerdings nur um das verblödete Volk ruhig zu stellen. Drogen waren ein überaus lukratives Geschäftsfeld. Darum ging es doch. Der Krieg gegen die Drogen war nicht zu gewinnen, aber man konnte dem Volk Erfolge vorweisen, wenn man einige kleine Verteiler von der Straße holte. Im Hintergrund ging es aber nicht darum, das Geschäft zu vernichten, sondern darum es möglichst zu übernehmen. Das beste Beispiel war der angezettelte Krieg gegen Afghanistan. Dem Volk konnte man glaubhaft versichern, man müsse einen Diktator ausschalten, den hatte man zwar vorher selbst erst an die Macht gebracht, aber jetzt musste er weg. Demokratie müsse dort herrschen. Unsinn, es ging nicht um Demokratie, es ging schlicht und einfach um die Ressource Erdöl. Davon verbrauchte man Unmengen und in dieser Steinwüste existierten große Mengen davon. Was lag also näher den Machthaber zu killen, die Firmen des eigenen Landes das Öl fördern zu lassen, um Einnahmen zu generieren. Netter Nebeneffekt waren die dortigen Drogenfelder. Man kontrollierte diese mit den eingesetzten Truppen des Militärapparates, um sie zu übernehmen. Sie waren nicht weg, sondern die Einnahmen landeten über Umwege bei den Initiatoren. Eine klassische Win-win-Situation. Ein anderes Feld, in dem man gerne die Finger gehabt hätte, war das Geld. Allerdings hatte dieses Geschäft die Schweiz unter Kontrolle. So ein kleines Land verwaltete Abermilliarden für jeden der es sich leisten konnte und anonym bleiben wollte. Nachteil, es war bereits eine Demokratie und man brauchte dringend einen Kriegsgrund, um dort einzumarschieren. Aber selbst, wenn man den gefunden hätte, war es schwer, die Schweiz zu übernehmen. Umgeben von hohen Bergen kam man mit Panzern einfach nicht hinein. Die Schweizer konnten heilfroh sein, dass sie nicht über Massen an Erdöl verfügten. Hätte man dort welches gefunden, würde man sich einen Grund an den Haaren herbeiziehen, um dort einzumarschieren. Aber das waren Gedankenspiele, für die er nicht zuständig war. Seine Aufgabe war ein operatives Geschäftsfeld zu führen. John Clarkson griff zu seinem Telefon und wählte die Nummer seines Anführers in Brasilien. Nach dem fünften Klingeln stand endlich die Verbindung.
»Clarkson hier. Wie lange brauchen sie noch in Brasilien?«, fragte er.
»Wir bereiten uns gerade auf die letzte Aktion vor. Bis heute Nachmittag 0300 sollten wir fertig sein Chef«
»Beeilen sie sich so gut es geht. Direkt danach begeben sie sich nach Venezuela. Landen Sie in Caracas. Sie werden dort in ein Gebäude eindringen und alles mitnehmen, was sie finden können.«
»Wie ist das Gebäude gesichert?«, fragte der Teamführer.
»Diese Informationen liegen nicht vor. Gehen Sie aber davon aus, das es relativ gut gesichert wird. Nach bisherigem Kenntnisstand weiß Interpol von der Sache. Sie werden wohl für zusätzliche Sicherheit gesorgt haben.«, erklärte er kühl.
»Verhalten bei Feindkontakt?«
»Sammeln sie alles ein, was zu finden ist. Keine Zeugen. Sorgen Sie dafür, das dort nicht mal eine Maus herauskommt. Notfalls jagen sie das Gebäude in die Luft, wenn sie es ausgeräumt haben. Verstanden?«
»Alles klar Chef. Wir werden das in der Nacht erledigen.«
Clarkson legte auf. Sein Team würde Stellung beziehen und kurzen Prozess machen. Spätestens Morgen würde er die Ergebnisse auf dem Tisch haben. Dann ging es nur noch darum, Nutzen aus der Erfindung zu ziehen. Es wurde zwar ein Patent angemeldet, aber das war in einem Vasallenstaat beantragt worden. Seine Kontaktperson würde dafür Sorgen, dass dieses Patent irgendwie verloren geht, sonst würde sie verloren gehen.
Europa, Irgendwo über Deutschland
Die blau lackierte Pilatus PC-24 glitt in 30000 Fuß (ca. 9 km) Höhe über den leicht bewölkten Himmel in Deutschland. Der kleine Businessjet hatte die Mörder Sjaak Vis und seinen Kollegen und Partner Cody Foley fast 11 Millionen US$ gekostet. Diese kleine Investition erlaubte, es ihnen aber fast überall landen und starten zu können. Bei einer Reichweite von fast 3700 km und einer Höchstgeschwindigkeit von 815 km/h war die Maschine nicht auf befestigte Pisten angewiesen. 900 m Graslandschaft mitten im Nirgendwo würde ausreichen, um bequem landen zu können. Und sie hatten genug Platz. Der kleine Jet konnte bis zu elf Passagiere befördern, was es den beiden Killern erlaubte, ihre Waffen überall mit hinzunehmen. Es brauchte nur einen Piloten, um damit zu fliegen. Cody hatte den Pilotenschein schon vor langer Zeit gemacht und saß im Cockpit. Sjaak hatte sein kleines Reich etwas dahinter eingerichtet. Edles Holz dominierte den Innenraum, fein abgesetzt mit goldenen Applikationen. Es war ihre beste Transportmöglichkeit und diente ganz nebenbei auch noch als mobiles Hotel. Die Strecke von Kopenhagen bis nach Barcelona lag mit 2100 km weit unter der Reichweite der Pilatus. Sjaak versuchte herauszufinden, wohin Interpol die Wissenschaftlerin Marie Wasserstein gebracht hatte. Dieses Mal würden sie alles daran setzen, als Erste am Ziel zu sein. Es war die erste heiße Spur ihren Auftrag zu erledigen. So kompliziert hatte es gar nicht werden sollen. Ein paar Daten und Forschungsergebnisse besorgen und den Wissenschaftlern eine ewige Schaffenspause zu verordnen war nicht gerade ein Traumauftrag, aber dafür würden sie sehr gut bezahlt werden. Wenn sie nur nicht immer zu spät kommen würden. Egal welche Spur sie bisher entdeckt hatten, sie waren immer zu spät gekommen. Die CIA war grundsätzlich schon vor Ort, bevor sie ankamen. In Kopenhagen waren sie schon wieder zu spät, da war diese Liz Croll von Interpol vor ihnen. Es wäre ein Kinderspiel gewesen sie aus dem Weg zu räumen, wenn sie nicht noch die Daten besorgen mussten. Cody wollte eigentlich dem Fahrer des Mietwagens in den Kopf schießen. Leider saß diese blöde Wissenschaftlerin direkt hinter ihm. Sie wollten das Fahrzeug stoppen, kamen allerdings nie nahe genug heran. Die Reifen wären eine Möglichkeit gewesen, allerdings hätte dann die Gefahr eines wunderbaren Unfalls bestanden und das vorzeitige Ableben der Wissenschaftlerin bedeutete den Verlust jedes Hinweises. In Barcelona bekämen sie die nächste Chance.
»Sjaak, hast du schon was gefunden?«, rief Cody vom Pilotensitz.
»Nein. Bisher absolut nichts. Das Transpondersignal der Gulfstream ist ebenfalls verschwunden, nachdem sie im französischen Luftraum war. Scheinbar hat Interpol ein bisschen was gelernt.«
»Hast du mal diese Croll überprüft, was das für eine ist?«
»Klar hab ich. Die ist nicht mal von Interpol. Ist bei den Cops in England. Ein heißer Feger eigentlich, nur etwas zu kurz geraten.«
»Delikatessen sind immer klein, wusstest du das nicht?«, lachte Cody
»Du bist der Feinschmecker von uns beiden. Mir reicht es, zu wissen, dass sie liegend alle gleich groß sind. Da findet man alles leichter.«
»Typischer Holländer. Nur das eine in der Birne. Hast du was über den Fahrer erfahren? Irgendwoher kenne ich den Typen.«
»Nein, total Fehlanzeige. Wird so ein Idiot von Interpol gewesen sein, schätze ich. Keine Ahnung, woher du den kennen willst?«
»Sjaak, ich vergesse nie ein Gesicht!«
»Daher also die ganzen schlechten Träume, weil du alle noch mal umlegen musst«, lachte der einzige Passagier.
»Nein, den hab ich irgendwo mal gesehen. Keine Ahnung wo.«
»Was weiß ich, vielleicht hast du mal seinen Doppelgänger abgeknallt. Rein statistisch gesehen hat jeder sieben Doppelgänger auf der Welt, wusstest du das?«, fragte Sjaak.
»Nein, ist mir neu. Aber wenn es immer sieben Stück sind, warum haben wir diese kleine Blonde aus Malaysia nie wieder gesehen?«
»Ehrlich jetzt? Du denkst immer noch an die kleine Tussi, die den Manager abgeknallt hat?«
»Naja, die ist die Einzige, die bisher entkommen konnte und wir haben sie nie gefunden, obwohl wir sie über die halbe Welt verfolgt haben. Ich hätte für die immer eine Kugel übrig«, gestand Cody.
»Cody, du weißt genauso gut wie ich, dass die ein Profi ist. Auf die Entfernung gibt es nicht viele, die mit dieser Präzision zu Werke gehen. Es gibt einen Grund, warum man sie Lady Sniper nennt und sie bisher nie jemand gesehen hat. Wie oft haben wir jetzt schon versucht, sie aus ihrem Bau zu locken? Waren es achtzig oder neunzig Mal?«
»Um genau zu sein haben wir es neunundsechzig mal versucht. Davon hat sie 53 Mal abgelehnt und 16 davon hat sie erschossen, ohne uns auch nur die geringste Spur zu hinterlassen, was uns insgesamt 26 Millionen gekostet hat.«, schrie Cody seinen Partner an.
»Vergiss sie einfach, die verpfeift uns nicht, sonst hätte sie es längst getan«, versuchte Sjaak ihn zu beruhigen.
»Ich kann einfach einen Auftrag, der nicht vollständig erledigt ist, vergessen. Bisher haben wir noch jeden Auftrag erledigt, außer diesen einen. Aber ich garantiere dir, die werde ich noch aufspüren und erledigen. Auch, wenn es das Letzte ist, was ich noch mache.«
»Alter Cody, du brauchst dringend mal Urlaub und Entspannung. Sie war ein Auftrag, der lange vorbei ist. Such dir irgendein blondes kleines Weibsstück, vernasche sie und dann mach sie kalt. Oder andersrum, keine Ahnung wie du das handhabst. Sozusagen als Ersatz und dann ist es auch erledigt.«
»Ich bring sie noch um die Ecke, egal ob mit dir zusammen oder alleine. Die entkommt mir nicht. Sieh zu, ob du irgendwas findest, wo Interpol die andere Schlampe versteckt. Danach nehmen wir uns diesen Putt in Deutschland vor, bevor wir dann im großen Finale die Typen vom CIA abschlachten.«
»Hast du sonst noch irgendwelche großen Pläne?«, fragte Sjaak spitz.
»Ja, die habe ich. Ein eiskaltes Guinness in meinem Pub in Dublin und dazu eine hübsche Tänzerin mit großen Titten!«
»Typischer Ire.«, lachte Sjaak und die kleine PC-24 flog weiter ihrem Ziel Barcelona entgegen.