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22. Kapitel Dänemark, Kopenhagen

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Noch wäh­rend Liz in Han­no­ver ge­fah­ren war, hat­te Mi­ke den Brief von Ma­rie Was­ser­stein an ih­re El­tern ge­le­sen. Es war ein Lie­bes­ge­ständ­nis über das jun­ge Glück zwi­schen ihr und ih­rer Freun­din Mar­ti­na. Ih­re El­tern soll­ten sich kei­ne Sor­gen ma­chen. Ma­rie wür­de, so­lan­ge das For­schungs­zen­trum ge­schlos­sen war, bei ih­rer Freun­din blei­ben.

Mi­ke durch­such­te noch wäh­rend der Fahrt die Da­ten­ban­ken und fand ei­ne Mar­ti­na aus Ko­pen­ha­gen. Liz und er mach­ten sich so­fort auf den Weg. In Dä­ne­mark war es deut­lich küh­ler als noch in Deutsch­land. Es war Hoch­som­mer. Da Dä­ne­mark ein biss­chen wei­ter nörd­lich liegt, war es an­ge­nehm warm, aber nicht so drückend schwül wie im Rest der Welt. Das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät in dem Miet­wa­gen vom Flug­ha­fen lots­te sie quer durch die In­nen­stadt von Ko­pen­ha­gen. Die Groß­stadt war gar nicht so wirk­lich groß. Die 630.000 Ein­woh­ner ver­teil­ten sich auf ei­ner Flä­che von 86 km². Die Haupt­stadt Dä­ne­marks lag un­ter den Städ­ten mit der höchs­ten Le­bens­qua­li­tät be­stän­dig un­ter den Top 10 und bot ei­ni­ges an Se­hens­wür­dig­kei­ten. Kein schlech­tes Fleck­chen, um einen Ur­laub zu ver­brin­gen. Das Haus von Mar­ti­na lag in ei­ner net­ten, ru­hi­gen Wohn­ge­gend. Sie lag et­wa 20 Geh­mi­nu­ten vom Zen­trum ent­fernt und bot al­les, was man brauch­te. Auch das Café, aus dem Ma­ri­es letz­tes Han­dy­si­gnal ge­kom­men war, lag nur we­ni­ge Hun­dert Me­ter ent­fernt.

Liz hielt di­rekt vor dem Haus. Mi­ke steck­te sei­nen Lap­top in die Ta­sche und at­me­te tief durch, als er auf dem Geh­weg vor dem hüb­schen Häu­schen stand. Liz blick­te sich um. Sie war noch nicht viel in der Welt her­um­ge­kom­men au­ßer in ih­rer Hei­mat Groß­bri­tan­ni­en. Sie wun­der­te sich nur über das im­mer schö­ne Wet­ter, das schein­bar über­all herrsch­te, nur eben nicht in Lon­don, ih­rer Hei­mat­stadt. Ihr Ni­ko­tin­spie­gel lag wie­der ex­trem nied­rig, bis­her hat­te sie kei­ne Zeit für ihr Las­ter fin­den kön­nen, al­les muss­te schnell ge­hen und im Au­to durf­te sie nicht rau­chen. Sie stieg die vier Stein­stu­fen zum Ein­gang hin­auf und klin­gel­te. Nach ei­ner kur­z­en War­te­zeit be­tä­tig­te sie er­neut die Klin­gel und klopf­te zu­sätz­lich vor­sich­tig an die Tür. Es dau­er­te ei­ne hal­be Ewig­keit, bis sie hin­ter der Tür ei­ne Be­we­gung be­merk­te. Dann wur­de die Tür einen Spalt breit ge­öff­net und das Ge­sicht ei­ner jun­gen Frau, mit völ­lig zer­zaus­ten blon­den Haa­ren er­schi­en.

»Wer sind sie?«

»Frau Dam­gaard, ich bin Liz Croll und mein Kol­le­ge Mi­ke Banks. Wir sind von In­ter­pol und wür­den ger­ne mit Ma­rie Was­ser­stein spre­chen. Sie hält sich doch hier auf?«, sag­te Liz und hielt der jun­gen Frau ih­ren Aus­weis vor die Na­se.

»Ma­rie schläft noch, kom­men sie in ei­ner Stun­de wie­der her, ja?«, er­wi­der­te sie.

Liz wur­de es zu bunt, »Frau Dam­gaard, wir ha­ben nicht die Zeit für ih­re Spiel­chen. Ih­re Freun­din schwebt in Le­bens­ge­fahr. Wenn sie die Tür schlie­ßen bre­chen wir sie auf und sie ver­rot­ten im Ge­fäng­nis, al­ler­dings oh­ne ih­re ge­lieb­te Ma­rie. Ha­be ich mich deut­lich aus­ge­drückt?«

»In Le­bens­ge­fahr sa­gen sie? Kom­men sie her­ein, ich ho­le Ma­rie, aber bit­te tun Sie ihr nichts.«, schoss es aus Mar­ti­na her­aus und sie öff­ne­te die Tür, be­vor sie so­fort in ei­nem Gang ver­schwand. Liz sah, dass sie nur in ei­nem Hö­schen die Tür ge­öff­net hat­te. Mi­ke und sie hat­ten sie wohl ge­ra­de im Bett ge­stört. Der Ha­cker hat­te zum Glück nichts von der halb nack­ten jun­gen Frau ge­se­hen. Die bei­den tra­ten ein und Mi­ke über­zeug­te sich noch ein­mal, dass ih­nen nie­mand ge­folgt war. Nie­mand war zu se­hen, als er die Tür schloss und ver­rie­gel­te. Aus dem Schlaf­zim­mer dran­gen ge­dämpf­te Stim­men zu ih­nen, wäh­rend sie sich um­sa­hen. Di­rekt vor Liz lag die klei­ne Kü­che mit ei­nem klei­nen Tisch und zwei Stüh­len, links da­von gab ei­ne halb ge­öff­ne­te Tür den Blick auf ein ge­schmack­voll ein­ge­rich­te­tes Wohn­zim­mer frei. In dem Flur, den Mar­ti­na durch­quert hat­te lag das Ba­de­zim­mer und et­was da­hin­ter das Schlaf­zim­mer. Mehr gab es nicht zu se­hen. Das Haus war nicht ge­ra­de sehr groß, aber für ei­ne al­lein­ste­hen­de jun­ge Frau reich­te es. We­nig spä­ter er­schie­nen die bei­den frisch Ver­lieb­ten zu­sam­men und ka­men auf Mi­ke und Liz zu. Mi­ke be­kam große Au­gen, als er Ma­rie zum ers­ten Mal vor sich sah. Die schlan­ke Brü­net­te mit den klei­nen fes­ten Brüs­ten hat­te sich nur schnell ein Trä­ger­kleid über­ge­wor­fen, das von zwei klei­nen Fä­den auf der Schul­ter ge­hal­ten wur­de. Sie wirk­te eben­so wie ih­re Freun­din, als wä­re sie ge­ra­de erst aus dem Bett ge­fal­len, nach­dem sie von den bei­den Agen­ten so un­sanft un­ter­bro­chen wur­den. Liz hat­te Mikes Re­ak­ti­on eben­falls be­merkt und stell­te sich schnell vor ih­ren Kol­le­gen, be­vor er sei­nen Ch­ar­me aus­pa­cken konn­te.

»Miss Was­ser­stein, ich bin Liz Croll von In­ter­pol. Könn­ten wir uns et­was un­ter­hal­ten?«, be­gann Liz.

Was­ser­stein mus­ter­te die bei­den Be­su­cher mit wa­chem Blick, als sie sag­te »Wie­so über­fällt mich In­ter­pol früh am Mor­gen, an ei­nem Ort, der kaum je­man­dem be­kannt ist und be­haup­tet auch noch ich wä­re in Le­bens­ge­fahr?«

»Weil sie eben ge­fähr­det sind Miss Was­ser­stein. Hät­ten wir nicht durch Zu­fall ih­ren Brief, den sie ih­ren El­tern ge­schickt ha­ben, in die Hän­de be­kom­men wür­den wir sie im­mer noch su­chen. Al­ler­dings su­chen ver­mut­lich auch Leu­te nach ih­nen, die nicht so freund­lich sind.«

»Miss Croll, wie­so soll­te je­mand nach mir su­chen und was lässt sie glau­ben die­se Leu­te wä­ren un­freund­lich?«

»Ei­gent­lich woll­te ich es nicht so hart aus­drücken, aber da sie die Si­tua­ti­on nicht be­grei­fen wol­len, ih­re El­tern Miss Was­ser­stein wur­den er­mor­det, weil ei­ni­ge Leu­te hin­ter ih­ren For­schun­gen her sind, War das jetzt ver­ständ­lich?«

Die bei­den Frau­en blick­ten sich un­si­cher an. Mar­ti­na fand als Ers­tes ih­re Spra­che wie­der. »Du hast ver­sucht sie an­zu­ru­fen Ma­rie, aber nie­mand nahm den An­ruf ent­ge­gen. Dann hast Du den Brief ge­schrie­ben. Erin­nerst Du Dich?«

»Na­tür­lich er­in­ne­re ich mich, aber wie­so soll­te man mei­nen El­tern et­was an­tun. Mein Han­dy liegt im Wohn­zim­mer, das hät­te si­cher schon ge­klin­gelt, wenn das so wä­re.«

»So­weit ich weiß, hast Du es aus­ge­macht, als wir das Café ver­las­sen ha­ben und um die Häu­ser ge­zo­gen sind. Seit­dem ha­ben wir das Schlaf­zim­mer nur noch ver­las­sen um ein biss­chen was zu Es­sen Schatz.«

»Oh mein Gott, Du hast recht. Ich wer­de so­fort ver­su­chen sie an­zu­ru­fen«, stam­mel­te Ma­rie und woll­te zu ih­rem Han­dy stür­men.

Liz stell­te sich Ihr in den Weg. »Miss Was­ser­stein, las­sen sie Ihr Han­dy aus­ge­schal­tet. So­gar wir ha­ben be­reits ver­sucht sie da­mit zu or­ten, und glau­ben sie mir, die Leu­te, die es auf sie ab­ge­se­hen ha­ben wer­den nur dar­auf war­ten ih­ren ge­nau­en Auf­ent­halts­ort zu er­fah­ren.«

In die­sem Mo­ment klin­gel­te das Smart­pho­ne von Liz in ih­rer Ta­sche. Sie nahm ab, hör­te ei­ni­ge Se­kun­den zu und leg­te dann wie­der auf. Sie leg­te die Stirn in Fal­ten und dreh­te sich zu Mi­ke um.

»Das war Rous­sel. Lea und Korn ha­ben die bei­den Wis­sen­schaft­ler be­sucht. Sie sind bei­de tot. Ver­gif­tet.«

»Aber die wa­ren in ei­nem si­che­ren Haus un­ter­ge­bracht Liz«, rief Mi­ke.

»Ich weiß Mi­ke. Korn woll­te sie be­fra­gen, aber be­vor er da­zu kam, wa­ren bei­de schon tot. Lea und er konn­ten nur ei­ne Fest­plat­te si­cher­stel­len, al­ler­dings ver­schlüs­selt. Wir müs­sen uns be­ei­len und so schnell wie mög­lich zu­rück nach Ly­on.«

Ma­rie hör­te das al­les mit und wur­de zu­neh­mend un­ru­hig.

»Wer ist tot, wel­che Wis­sen­schaft­ler?«, frag­te sie mit be­sorg­tem Blick.

»Ein Ma­te­ri­al­for­scher mit Na­men Bu­ric und ein Ener­gie­for­scher der auf den Na­men Onut hör­te«, mein­te Mi­ke.

Mar­ti­na und Ma­rie wur­den bleich. Sie hat­ten bei­de ge­kannt. Bu­ric war Ihr Kol­le­ge, der die For­mel des Ma­te­ri­als un­ter Ver­schluss hat­te. Onut war erst ei­ni­ge Ta­ge da­bei und soll­te die Ener­gie­ge­win­nung un­ter­su­chen. Liz sah die bei­den jun­gen Frau­en scharf an und über­leg­te einen kur­z­en Mo­ment. Dann sag­te sie zu Mi­ke »In 5 Mi­nu­ten fah­ren wir zu­rück zum Flug­ha­fen, gib dem Pi­lo­ten Be­scheid. Wenn wir in der Ma­schi­ne sit­zen hat er 30 Se­kun­den bis wir in der Luft sind« Mi­ke griff nach sei­nem Han­dy und Liz dreh­te sich zu den bei­den Frau­en um. »Sie bei­de pa­cken nur das Nö­tigs­te ein. Sie ha­ben 3 Mi­nu­ten. Los gehts!«

»Ich flie­ge nir­gend­wo hin« pro­tes­tier­te Ma­rie.

»Miss Was­ser­stein, sie wer­den uns be­glei­ten, ob sie wol­len oder nicht. Wenn nicht frei­wil­lig dann be­trach­ten sie sich jetzt als in Schutz­haft ge­nom­men. Ist das an­ge­kom­men?«, ent­geg­ne­te Liz mit ei­nem Ton, der je­den Wi­der­spruch un­mög­lich mach­te.

Bei­de Frau­en hech­te­ten ins Schlaf­zim­mer und be­gan­nen zu pa­cken. Mi­ke brüll­te in sein Smart­pho­ne, wäh­rend Liz ih­re Waf­fe zog und vor­sich­tig durchs Fens­ter auf die Stra­ße schau­te. Al­les war ru­hig, das ganz nor­ma­le Le­ben pul­sier­te in der Ge­gend. Liz ver­such­te Ge­stal­ten aus­zu­ma­chen, die nicht in die­se Ge­gend pass­ten. Ihr Blick such­te die ge­park­ten Au­tos ab. Es gab kei­ne Auf­fäl­lig­kei­ten zu ent­de­cken. Mit ge­pack­ten Ta­schen ka­men Mar­ti­na und ih­re Ma­rie wie­der in den Flur als Mi­ke auf­leg­te und sein Te­le­fon in die Ta­sche glei­ten ließ.

»Wir sind so­fort start­klar Liz«, gab Mi­ke ihr die In­for­ma­ti­on wei­ter.

»OK, Mi­ke, du bringst uns zum Flug­ha­fen. Fahr so schnell es geht. Am bes­ten noch schnel­ler. Ich be­hal­te die Um­ge­bung im Au­ge. Wir müs­sen, so schnell es geht hier weg. Ich ha­be das un­gu­te Ge­fühl, dass man uns ver­folgt«, sag­te sie und hielt ihm den Au­to­schlüs­sel hin.

Mi­ke nahm den Schlüs­sel an sich, öff­ne­te die Tür und sprang hin­aus. Den Kof­fer­raum ent­rie­gel­te er im Vor­bei­ge­hen und die Klap­pe schwang laut­los auf, als er sich schon den Sitz zu­rück­stell­te, um ein­zu­stei­gen. Liz si­cher­te mit vor­ge­hal­te­ner Waf­fe den Geh­steig, und trieb die bei­den Frau­en an, ihr Ge­päck ins Au­to zu wer­fen und ein­zu­stei­gen, so schnell es ging. Sie zog die Haus­tür zu und sprang auf den Bei­fah­rer­sitz. Mi­ke trat aufs Gas und ras­te durch die Stra­ße als wä­re es ei­ne Renn­stre­cke. Liz be­hielt den Über­blick und such­te mit ih­ren Au­gen nach Be­dro­hun­gen. Plötz­lich sag­te Mi­ke »Wir ha­ben Ge­sell­schaft Liz. Uns folgt ein dun­kelblau­er BMW!« Liz sah nach hin­ten und ent­deck­te das Fahr­zeug. Zwei Män­ner in dunklen An­zü­gen, die ih­re Son­nen­bril­len auf den Au­gen hat­ten. »Ver­such, sie los­zu­wer­den Mi­ke!«, sag­te sie. Er fuhr, so schnell er konn­te durch die Stra­ßen, über ei­ni­ge ro­te Am­peln hin­weg und drif­te­te um ei­ni­ge Kreu­zun­gen, aber der blaue Wa­gen kleb­te an ih­nen wie ein al­ter Kau­gum­mi. Liz hat­te ei­ne Idee und frag­te Mar­ti­na »Gibt es hier ir­gend­wo Ge­schwin­dig­keits­kon­trol­len?«

»Ma­chen sie sich Sor­gen we­gen ei­ner Ge­schwin­dig­keits­über­tre­tung. Sie sind doch von In­ter­pol!«, ant­wor­te­te sie.

»Quatsch, ich möch­te ein Bild von dem Wa­gen und den Män­nern ha­ben, viel­leicht be­kom­men wir so raus, wer es auf uns ab­ge­se­hen hat.«

»Ver­ste­he, reicht auch ein Han­dy­fo­to?«, frag­te die Blon­de.

»Ja das reicht. Ver­su­chen sie, gu­te Auf­nah­men zu be­kom­men. Num­mern­schild und die bei­den In­sas­sen!«

Mar­ti­na nahm ihr Han­dy und dreh­te sich auf ih­rem Sitz nach hin­ten. Dann hielt sie ihr Smart­pho­ne an das Fens­ter und drück­te im­mer wie­der auf den Aus­lö­ser. Plötz­lich schrie Mi­ke »Liz, da fährt ei­ne Po­li­zei­strei­fe vor uns. Ich nehm die mit ins Spiel!«

Er ras­te die Stra­ße ent­lang, hielt sei­ne Hand auf die Hu­pe und zog mit ge­rin­gem Ab­stand an der Strei­fe vor­bei. Der blaue BMW wur­de et­was lang­sa­mer und bog dann in ei­ne klei­ne Sei­ten­stra­ße ein. Die Po­li­zei­strei­fe folg­te mit Blau­licht und Si­re­ne dem Miet­wa­gen den Mi­ke Rich­tung Flug­ha­fen steu­er­te.

Am Vor­platz zu den Pri­vat­ma­schi­nen kam er mit quiet­schen­den Rei­fen zum Ste­hen. Dicht da­hin­ter stopp­te auch die Strei­fe. Die bei­den Be­am­ten stie­gen aus, ver­steck­ten sich hin­ter den Tü­ren ih­res Fahr­zeugs und leg­ten ih­re Waf­fen auf die vier Per­so­nen an. Liz öff­ne­te lang­sam die Bei­fahrer­tür, stieg aus und hielt ih­ren In­ter­po­l­aus­weis in die Hö­he. Vor­sich­tig nä­her­te sie sich den Be­am­ten. Als sie den Aus­weis er­ken­nen konn­ten, lie­ßen sie die Waf­fen sin­ken. Liz er­klär­te ih­nen, dass man sie ver­folgt hat­te, und frag­te sie, ob sie ihr hel­fen könn­ten. Die Be­am­ten nah­men die Be­schrei­bung auf und ga­ben sie über Funk an ih­re Kol­le­gen wei­ter, wäh­rend sie selbst die nä­he­re Um­ge­bung si­cher­ten. Mi­ke, Liz und die bei­den Frau­en klet­ter­ten in die In­ter­pol­ma­schi­ne. So­fort be­gann die Ma­schi­ne Fahrt auf­zu­neh­men und wäh­rend­des­sen fuhr die Trep­pe ein und die Tür wur­de ge­schlos­sen. Sil­b­rig glit­zernd stieg sie in den Him­mel über Ko­pen­ha­gen und dreh­te nach Süd­wes­ten ab.

Liz und Mi­ke klär­ten die bei­den ver­ängs­tigt wir­ken­den Frau­en wäh­rend des Flu­ges auf, was al­les Ge­sche­hen war. Erst jetzt wur­de Ma­rie Was­ser­stein be­wusst, dass sie ih­re El­tern nie wie­der in die Ar­me schlie­ßen wür­de kön­nen. Sie be­gann hem­mungs­los zu wei­nen und ver­grub ihr Ge­sicht in der Schul­ter ih­rer Freun­din, die sie um­klam­mer­te und fest­hielt. Trotz­dem konn­te Liz jetzt nicht auf­hö­ren, Fra­gen zu stel­len. Wie war es den bei­den ge­lun­gen, oh­ne ei­ne Spur aus Me­xi­ko zu ver­schwin­den und in Dä­ne­mark wie­der auf­zut­au­chen. Mar­ti­na be­gann zu er­klä­ren, »Als das For­schungs­zen­trum ge­schlos­sen wur­de, hat man uns be­fragt. Es ging um den Dieb­stahl, den Ma­rie ent­deck­te. Sie war ja im Ur­laub und an ih­rem ers­ten Ar­beits­tag war der Pro­to­typ ver­schwun­den. Sie war al­so un­schul­dig. Ich ar­bei­te in der Post­stel­le, aber Pa­ke­te ver­sen­de ich kei­ne, nur Brie­fe al­so kam es auf dem Weg auch nicht raus. Au­ßer­dem ha­be ich kei­ne Zu­tritts­be­rech­ti­gung zum Tre­sor. Al­so durf­ten wir bei­den ge­hen. Da wir be­freun­det sind und Ma­rie erst bei ih­ren El­tern war, woll­te sie ei­gent­lich in ih­rer Woh­nung blei­ben. Ich hat­te aber von ei­ner Be­kann­ten das An­ge­bot be­kom­men mit nach Ja­mai­ka zu schip­pern. Da ich so­wie­so schon lan­ge in Ma­rie ver­liebt war, hab ich sie ge­fragt, ob sie mich nicht be­glei­ten will. Sie hat zu­ge­sagt und wir sind mit dem Boot rü­ber nach Ja­mai­ka. Dort lebt ein Ge­schäfts­freund mei­nes Va­ters, den wir be­sucht ha­ben. Er hat­te aber nicht sehr viel Zeit, weil er ge­schäft­lich nach Dä­ne­mark muss­te. Ma­rie war noch nie hier und da ich hier woh­ne, ha­ben wir uns ent­schie­den mit­zu­flie­gen und hier einen Ur­laub zu ver­brin­gen. Al­so wa­ren wir zu­sam­men in Ko­pen­ha­gen un­ter­wegs und ich ha­be ihr die Se­hens­wür­dig­kei­ten ge­zeigt. Abends sind wir dann in ei­ner Cock­tail­bar ge­lan­det und nach reich­lich Al­ko­hol hat mir Ma­rie ver­ra­ten, dass sie sich in mich ver­liebt hat. Ab da sind wir ei­gent­lich kaum mehr aus dem Bett ge­kom­men. Bis sie heu­te Mor­gen auf­ge­taucht sind und uns ge­stört ha­ben.«

»Tja, die Stö­rung tut mir leid. Mir wä­re es auch lie­ber, sie bei­den könn­ten sich noch im Bett ver­gnü­gen, aber so wie es aus­sieht, sind sehr vie­le ver­schie­de­ne Grup­pen hin­ter der For­schung und den Er­geb­nis­sen her und der­zeit hal­ten die­se Leu­te wohl nichts da­von Men­schen, die da­mit zu tun ha­ben, am Le­ben zu las­sen. In­ter­pol hat die bei­den For­scher in der Do­mi­ni­ka­ni­schen Re­pu­blik ver­steckt. Mei­ne Kol­le­gen sind dort hin­ge­flo­gen, um mehr In­for­ma­tio­nen zu be­kom­men, aber be­vor sie et­was ver­ra­ten konn­ten, wur­den sie ge­tö­tet. Wir ha­ben Ma­ri­es El­tern in Han­no­ver aus­fin­dig ge­macht. Am Te­le­fon ha­ben wir we­der Ma­rie noch ih­re El­tern er­reicht. Al­so ha­ben wir das Haus in Han­no­ver auf­ge­sucht, konn­ten aber dort nur noch die Lei­chen fin­den. Da lief ge­ra­de die Un­ter­su­chung des Ta­torts, als ihr Brief an­kam. Da­rauf­hin sind wir nach Ko­pen­ha­gen ge­flo­gen und schein­bar hat auch je­mand an­ders er­fah­ren, wo sie zu fin­den wa­ren.«

»Okay, und was pas­siert jetzt?«, frag­te Mar­ti­na.

»Wir wer­den sie ir­gend­wo un­ter­brin­gen müs­sen. Al­ler­dings an ei­nem Ort, den nur wir sechs Per­so­nen ken­nen.«, gab Liz zu­rück.

»Sechs? Kann man bei In­ter­pol nicht zäh­len? Wir sind nur vier!«

»Un­se­re bei­den Kol­le­gen noch, al­ler­dings wer­de ich of­fi­zi­el­le Stel­len da raus­hal­ten. Wer weiß an wel­cher Stel­le da In­for­ma­tio­nen her­aus­ge­hen. Den Auf­ent­halts­ort der bei­den an­de­ren Wis­sen­schaft­ler wuss­te auch nur In­ter­pol.«

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