Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 38
29. Kapitel Deutschland, Berlin
ОглавлениеDer kleine Besprechungsraum in der Mitte Berlins war gut klimatisiert. Bodo Eggers hatte endlich einen Termin bekommen. Es ging, um einige Millionen, die er besorgen musste, um die beiden Profis die er angeheuert hatte zu bezahlen. Die Methode war so einfach, dass sie grundsätzlich immer funktionierte. Nur die deutsche Wirtschaft hatte in Berlin etwas zu sagen, nicht die Politiker. Gewählte Volksvertreter waren nur austauschbare Marionetten. Die Fäden die diese Figuren aber bewegten lagen fest in den Händen einiger Manager von Konzernen. Wenn man genug Mitarbeiter beschäftigte, nicht nur die Stammbelegschaft, sondern auch die Zulieferer gehörte man in den Kreis der Puppenspieler in Berlin. Alleine das kleine Wort Arbeitsplätze war der Türöffner. Wenn dann noch Begriffe hinzukamen wie gefährdet, bedroht oder nicht mehr haltbar rannte man offene Türen ein. Es spielte keine Rolle, wer da im Kanzleramt oder im Reichstag seinen Arbeitsplatz hatte. In seiner Funktion als Chef von Energart, der größte Energieriese der Bundesrepublik und Arbeitgeber von insgesamt 2,4 Millionen Beschäftigten in Deutschland hatte in Berlin mehr zu entscheiden als jeder gewählte Volksvertreter. Die derzeit amtierende Obermarionette Angelika Rotenfels würde exakt so schnell einbrechen wie immer. Dieses Mal war es sogar noch einfacher. Es ging nur um maximal 30 Millionen €, die er von den Steuerzahlern übernehmen lassen wollte. Das waren Peanuts im Vergleich zu den vielen Milliarden, die diese Bundesregierung für die Entsorgung und Lagerung der verbrauchten Brennstäbe der Atommeiler bezahlte. Im Endeffekt haftete dafür der Steuerzahler mit seinen Steuern, die Berlin großzügig abschöpfte. Mehrwertsteuer, Ökosteuer und nicht zuletzt die wundervolle Idee mit den CO² Zertifikaten waren eine Goldgrube. Die Steuern sprudelten aus Tausenden unerschöpflichen Quellen und landeten großzügig in den Taschen der Konzerne, wenn man nur die richtigen Argumente hatte. Seine Haupteinnahmequelle waren nur die Strompreise, die man im Laufe der letzten Jahre immer weiter angehoben hatte. Berlin wollte Steuern abzapfen, er aber höhere Gewinne erzielen. So hatte man es geschafft, dass Strom nirgendwo teurer war als in Deutschland. Die armen Steuerzahler, denen man im Gegenzug die Reallöhne immer weiter gesenkt hatte, wurden ausgepresst wie Weintrauben. Immer wenn sie dachten, es könne nicht mehr schlimmer kommen wollte Berlin höhere Steuereinnahmen und die Konzerne mindestens den gleichen Gewinn wie im Vorjahr, oder natürlich noch mehr. Steuern und Preise kletterten in immer neue Rekordhöhen. Wenn die Gewerkschaften dann höhere Löhne forderten, damit der kleine Steuerzahler das auch alles brav bezahlen kann, drückte man die Forderungen immer weiter. Meist sprang nicht einmal der Inflationsausgleich dabei heraus. Zum Glück verstanden diese Menschen das Geldsystem nicht. Wenn sie es begreifen würden, hätte man noch vor Sonnenaufgang eine Revolution. Er handelte allerdings nach einer anderen Formel. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Die Gewinne immer schön selbst einstreichen und die Verluste von Berlin bezahlen lassen. Aber dieses System verstanden auch die Politiker nicht. Die legten lieber pro Jahr etliche Millionen in Beratern an, die ihnen allerdings auch nur die halbe Wahrheit erzählten. Politiker waren schon ein besonderes Volk. Ohne ihre Berater würden sie wohl nicht einmal die Toilette finden. Zu dieser Gattung Mensch gehörte auch Bundeskanzlerin Angelika Rotenfels, die in diesem Moment den kleinen Raum betrat. Äußerlich besaß sie die Schönheit, wie man sie manchmal nach sehr schweren Unfällen vorfindet. Was ihren Intellekt angeht, musste stark bezweifelt werden, ob sie in der Lage war sich richtig herum auf eine Toilette zu setzen. Und wenn doch, ob sie daran denken konnte vorher den Deckel hochzuklappen. Bodo Eggers spielte das nur in die Karten. Sie kam auf ihn zu und gab ihm die Hand.
»Herr Eggers, sie baten um einen privaten Termin. Um was handelt es sich denn?«, fragte sie.
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass Wissenschaftler etwas entdeckt haben könnten, was die Energieproduktion revolutionieren wird. Allerdings nach bisherigem Kenntnisstand in einem solch großen Ausmaß, das es unverantwortlich wäre, es in die falschen Hände gelangen zu lassen Frau Bundeskanzlerin.«
»Hätten sie es vielleicht ein bisschen genauer?«
»Offiziell ist natürlich noch nichts bekannt, aber man munkelt, es handelt sich um ein Material, das Energie abgibt, und zwar unerschöpflich«, erklärte Eggers.
»Das wäre eine wunderbare Erfindung. Strom ohne Emissionen sind ein Traum. Wenn das stimmt, was sie sagen, wären diese Fridays for Future zumindest mal halbwegs beruhigt«, freute sie sich.
»Frau Bundeskanzlerin, von diesen Spinnern würde ich nicht zu viel erwarten. Wer der Meinung ist Atomkraftwerke stillzulegen, um den Strom aus Kohlekraftwerken zu beziehen, was nach deren Meinung weniger Emissionen verursacht, gehört eigentlich in eine geschlossene Anstalt und nicht auf die Straße. Aber das ist ihr Problem und nicht meines. Mir geht es eher darum, sicherzustellen, dass die Energie weiterhin von zugelassenen Unternehmen bereitgestellt wird«, kam Eggers langsam zum Punkt.
»Was meinen sie damit?«
»Wenn dieses neuartige Material Energie erzeugt, sind die Gefahren gar nicht abzuschätzen. Wir sollten also sicherstellen das nur ausgebildete Personen damit hantieren. Wer könnte das wohl besser als unsere Mitarbeiter?«
»Herr Eggers, kann es sein das sie gerade versuchen wollen diese Technologie dafür zu nutzen, Energie günstiger herzustellen und zu vertreiben?«, fragte sie mit kühlem Blick.
»Wo denken sie hin Frau Bundeskanzlerin? Ich versuche, Arbeitsplätze und die Menschen zu schützen. Niemand weiß, wie gefährlich dieses Material sein kann. Was wäre, wenn sich jeder eine Batterie in den Keller stellen lässt, nur um später festzustellen, dass die Strahlung davon lebensgefährlich ist, oder es zu Störfällen neigt, die einer Atombombe gleicht? Ich wäre nicht begeistert, wenn ich wüsste, dass in jedem Haushalt eine potenzielle Atombombe steht und von Laien beaufsichtigt wird«, log Eggers.
»Nun, möglicherweise haben sie recht. Eine Bombe unter jedem Haus ist nicht in meinem Sinne. Es müsste sichergestellt werden diese Technologie, ohne eine Gefahr für alle zu nutzen. Aber das bedeutet auch, dass der Strompreis sinken muss Herr Eggers«, stellte sie fest.
»Dazu kann ich derzeit noch keine Aussage treffen, ohne es kalkuliert zu haben. Allerdings kann ich es erst kalkulieren, wenn ich es habe. Beschaffung und Wartungskosten, Lohn und Nebenkosten der Mitarbeiter, Vertrieb und die Wartung der Netzinfrastruktur und so weiter kann ich jetzt nicht abschätzen. Das werden sie verstehen Frau Bundeskanzlerin.«
»Das leuchtet mir ein. Aber ich verstehe nicht genau, warum sie damit zu mir kommen Herr Eggers.«
»Dieses Material gefährdet Tausende von Arbeitsplätzen Frau Bundeskanzlerin. Um ein kleines Kraftwerk sicher zu betreiben, brauchen wir Hunderte Mitarbeiter. Von der Wartung über den Elektriker bis hin zu den Ingenieuren, die alles überwachen. Um eine Batterie zu überwachen brauchen wir vielleicht nicht einmal die Hälfte. Das bedeutet alleine in meiner Firma reden wir grob geschätzt über 1,2 Millionen Menschen, die ich entlassen müsste. Sie können sicher abschätzen wie viele Menschen das für die ohnehin leeren Sozialkassen bedeutet, von den wegbrechenden Steuereinnahmen gar nicht zu sprechen. Und meine Firma ist ja nicht die einzige.«
»Von der Seite habe ich es gar nicht betrachtet, muss ich zugeben. Das wäre eine riesige Katastrophe. Aber was können wir da tun?«
»Ich habe bereits mit den anderen Firmeninhabern telefoniert. Um die Arbeitsplätze zu schützen, benötigen wir rund 40 Millionen pro Jahr. In allen Firmen wohlgemerkt, also nicht meine alleine. Das müsste irgendwie von der Bundesregierung subventioniert werden.«
»40 Millionen im Jahr? Verdammt Eggers wo soll ich die denn wieder hernehmen?«, fragte sie ratlos.
»Das ist ein vergleichsweise niedriger Preis. Die Alternative wären Massenentlassungen und die Kosten für die Sozialsysteme übersteigen diese 40 Millionen locker um das Doppelte. Was ist ihnen also lieber? Und nur damit wir uns richtig verstehen, Frau Bundeskanzlerin, wenn der Strompreis sinkt, brechen ihnen auch einige Steuereinnahmen weg«, sagte Eggers spitz.
Angelika Rotenfels überlegte eine ganze Zeit lang. Eggers sah ihr an, dass er gewonnen hatte, wieder einmal. Und er hatte es nicht nur geschafft, die Kosten für die Profis herauszuschlagen, die er engagiert hatte, sondern auch noch 10 Millionen im ersten Jahr und weitere 40 Millionen in jedem weiteren Jahr. Als Sahnehäubchen obendrauf bekäme, er sogar noch die Forschungsergebnisse, die er vermarkten könnte. Das versprach Umsatzgewinne in Milliardenhöhe jedes Jahr. Die Bundeskanzlerin machte ein miesepetriges Gesicht, als sie schließlich ihre Zustimmung gab die 40 Millionen pro Jahr zu übernehmen.
Ihr einziger Trost war, dass sie wusste, dass er die Forschungsergebnisse niemals in die Hände bekommen würde. Diese Milliarden landeten über Umwege bei ihr. Also musste der Steuerzahler im Jahr weitere Millionen abdrücken und sie war die Gewinnerin dieses Spiels. Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen, das dieses verfluchte Patent der SilOld AG verschwindet. Politik war nur ihr Sprungbrett für ein Leben in Reichtum. Mit einem zufriedenen Lächeln verließ sie den Besprechungsraum. Sie hatte ihren Gegenüber so geschickt über den Tisch gezogen, dass er die Reibungshitze als Nestwärme empfunden hatte.