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26. Kapitel Frankreich, Lyon

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»Vi­el­leicht ist es mir ge­lun­gen, un­se­re bei­den Ver­fol­ger ein biss­chen auf Ab­stand zu hal­ten«, ki­cher­te Mi­ke auf dem Weg in ein klei­nes Ho­tel am Stadt­rand von Ly­on.

»Wie soll ich das Ver­ste­hen Mi­ke?«, frag­te Liz et­was ir­ri­tiert.

»Wenn die bei­den wirk­lich so cle­ver sind, wie Lea sagt, wer­den sie ver­mut­lich wis­sen, dass wir in der Gulf­stream von In­ter­pol ab­ge­hau­en sind. Wir dür­fen al­so da­von aus­ge­hen, dass sie sich un­se­ren Flug­plan et­was ge­nau­er an­se­hen. Als wir ge­st­ar­tet sind, ha­be ich den ein biss­chen fri­siert. Statt Ly­on ha­be ich als Rei­se­ziel Bar­ce­lo­na an­ge­ge­ben.«

»OK, ver­ste­he. Aber warum Bar­ce­lo­na und nicht Mos­kau oder Prag?«

»Liz, Flug­zeu­ge kann man an­hand ih­res Trans­pon­der­si­gnals ver­fol­gen. Falls sie das ge­tan ha­ben, hät­ten sie ge­se­hen das wir Deutsch­land über­flo­gen ha­ben mit Kurs auf Frank­reich. Mos­kau und Prag lie­gen nicht auf die­ser Rou­te.«, er­klär­te er sie­ges­si­cher.

»Und wenn sie das Trans­pon­der­si­gnal, was im­mer das auch ist, ver­fol­gen und raus­fin­den dass wir doch in Ly­on ge­lan­det sind, was dann?

Sie wer­den es nicht fin­den Liz. Ich ha­be die Pi­lo­ten ge­be­ten den Trans­pon­der aus­zu­schal­ten und in Ly­on einen an­de­ren ein­bau­en zu las­sen. Un­se­re letz­te Po­si­ti­on ist kurz hin­ter der Gren­ze zu Frank­reich. Da­nach taucht es nir­gend­wo mehr auf.«

»Dann hof­fen wir mal das es uns et­was Zeit ver­schafft.«, seufz­te Liz.

Ihr Wa­gen hielt kurz vor dem klei­nen Ho­tel am Stadt­rand. Da Liz die bei­den Frau­en so si­cher wie mög­lich un­ter­brin­gen woll­te, zog sie Bar­geld an ei­nem Geld­au­to­ma­ten. Das klei­ne Ho­tel mach­te einen sau­be­ren, je­doch nicht ge­ra­de lu­xu­ri­ösen Ein­druck, aber der Auf­ent­halt soll­te auch nicht auf Dau­er sein. Ers­te Re­gel zur si­che­ren Un­ter­brin­gung ver­wen­de nie­mals dei­nen rich­ti­gen Na­men. Zwei­te Re­gel, ver­än­de­re dein Aus­se­hen, so gut es geht. Drit­te Re­gel, ver­hal­te dich un­auf­fäl­lig. Die bei­den jun­gen Frau­en wur­den als The­resa Mil­ler und Sa­rah Brighton ein­ge­checkt. Tou­ris­tin­nen aus Eng­land, die hier ih­ren Ur­laub ver­brin­gen woll­ten. Das Zim­mer wur­de gleich für zwei Wo­chen bar be­zahlt. Liz ließ sich, mit ei­ni­gem Wi­der­stand der bei­den Bank und Kre­dit­kar­ten aus­hän­di­gen. Sie soll­ten Bar be­zah­len. Da­mit man sie nicht so ein­fach er­ken­nen konn­te, schie­nen ein Haar­schnitt mit Tö­nung an­ge­bracht. Vi­el­leicht wür­den sie noch Son­nen­bril­len auf­set­zen. Liz drück­te ih­nen noch drei­tau­send € in die Hand und sag­te ih­nen das sie sich wie nor­ma­le Tou­ris­tin­nen ver­hal­ten soll­ten. Hier einen Kaf­fee, da ei­ne Se­hens­wür­dig­keit und viel­leicht ein Bum­mel durch die Ein­kaufs­mei­le, falls sie es aus dem Bett schaff­ten. Da­mit lie­ßen sie die bei­den zu­rück und mach­ten sich auf den Weg zu In­ter­pol. Gera­de als sie kurz vor ih­rem Ziel wa­ren, mel­de­te sich das Smart­pho­ne von Liz. Der An­ru­fer leuch­te­te als Mis­ter Arsch im Dis­play auf. Sie ver­zog so­fort das Ge­sicht. Auf den hat­te sie ge­ra­de noch ge­war­tet.

»Was wol­len sie denn schon wie­der?«, mel­de­te sie sich ge­nervt.

»Miss Croll, wo sind sie ge­ra­de?«, frag­te Korn.

»Auf der Su­che nach ei­nem si­che­ren Ver­steck vor ih­nen!«, zisch­te sie.

»Da­für bleibt kei­ne Zeit. Pa­cken Sie ein paar Sa­chen ein. Banks soll sie zum Flug­ha­fen brin­gen. Sie stei­gen in un­se­re Ma­schi­ne, er bringt un­se­ren Gast in ir­gend­ei­nem dritt­klas­si­gen Ho­tel un­ter und küm­mert sich dann um die Fest­plat­te die Lea und ich in Ca­ba­re­te si­cher­ge­stellt ha­ben. Ich brau­che sie in Ca­ra­cas!«

»Mis­ter Arsch, mir steht der Sinn nicht nach ei­ner wei­te­ren Rei­se. Wir sind ge­ra­de erst ge­lan­det ver­dammt.«

»Miss Croll, ich könn­te mir auch ei­ni­ges vor­stel­len wie ich mei­ne Zeit an­spre­chen­der und ver­gnüg­li­cher zu­brin­gen könn­te, als mit ih­nen in ei­ner Blech­do­se über dem At­lan­tik zu sit­zen. Bei­spiels­wei­se mit ei­ner Ana­kon­da in ei­nem klei­nen See, oder mit Schwimm­flos­sen und Ba­de­ho­se in der Ark­tis, aber mo­men­tan ver­su­che ich ei­ni­gen Ver­fol­gern das Hand­werk zu le­gen, was es lei­der nö­tig macht, sie mit­zu­neh­men.«

»Mis­ter Arsch, un­se­re Auf­ga­be ist es For­schungs­da­ten zu fin­den und nicht ir­gend­wel­che Ver­fol­ger hoch­zu­neh­men!«, be­lehr­te sie ihn.

»Ich weiß, die Cops im Kö­nig­reich sind zu blöd ein Loch in den Schnee zu pis­sen, aber wenn sie ei­nes auf der Schu­le, falls sie wirk­lich mal ei­ne be­sucht ha­ben soll­ten, was ich lang­sam be­zweifle, ge­lernt ha­ben soll­ten, dann doch wohl das es viel ein­fa­cher ist et­was zu fin­den, wenn nicht drei­hun­dert schwach­sin­ni­ge schieß­wü­ti­ge Ham­pel­män­ner ver­su­chen ih­nen ein Loch in den häss­li­chen Schä­del zu bla­sen. Okay in ih­rem Fall wä­re, das zwar ei­ne Ver­bes­se­rung aber da­mit ist der Gag auch schon weg.«

Liz dach­te et­was län­ger über das nach, was Korn ge­sagt hat­te, be­vor sie sag­te »Hat­ten wir nicht aus­ge­macht das sie von ih­rem Ego­trip her­un­ter­kom­men und ver­su­chen, et­was net­ter zu sein?«

Im Hin­ter­grund hör­te sie ein lei­ses Ge­mur­mel, was klang wie »Lea, über­nimm du die Sch­nep­fe, be­vor ich einen An­fall krie­ge und ihr mit wach­sen­der Be­geis­te­rung die Fres­se ein­schla­ge. Ich hab es satt mit die­ser engstir­ni­gen Dop­pel­nul­l­agen­tin zu ver­han­deln. Ent­we­der kann sie, oder will sie kei­ne Zu­sam­men­hän­ge be­grei­fen!«

Lea mel­de­te sich »Liz, hier ist Lea. Mi­cha­el hat ver­sucht, nett zu sein, aber du machst es ihm nicht ge­ra­de ein­fach.«

»Von dem Ver­such ha­be ich nicht viel be­merkt. Was ich be­merkt ha­be, ist, dass er un­se­ren Auf­trag aus den Au­gen ver­liert und statt­des­sen ir­gend­wel­chen Hirn­ge­spins­ten hin­ter­her­jagt.«

»Die­se Hirn­ge­spins­te, wie du sie nennst, wer­den al­ler­dings al­les in ih­rer Macht Ste­hen­de ver­su­chen, uns dar­an zu hin­dern. Nie­mand hat ger­ne ei­ne Laus im Pelz, und wir ha­ben da­von, wie es scheint ei­ne gan­ze Men­ge, die un­se­re Be­we­gungs­frei­heit stö­ren und uns mit Freu­de um­le­gen, um an die Er­geb­nis­se zu kom­men!«, er­klär­te Lea mit ru­hi­ger Stim­me.

»Und des­we­gen will er jetzt noch ein paar un­wich­ti­gen Möch­te­gern­ver­bre­chern hin­ter­her­lau­fen?«

»Liz, Sjaak Vis und sein Kum­pan sind kei­ne Kin­der­gärt­ner, die man so ein­fach los­wird. Die ha­ben einen Auf­trag und ein Ziel. De­nen ist es völ­lig egal, ob sie zwei oder zwei­hun­dert Men­schen um­brin­gen müs­sen, und sie wer­den auch nicht auf­hö­ren, be­vor sie ihr Ziel er­reicht ha­ben. Aber die bei­den sind nicht un­ser ein­zi­ges Pro­blem. Hin­ter den Er­geb­nis­sen sind al­le mög­li­chen Leu­te her und wir wis­sen nicht wie weit sie ge­hen wer­den, um das zu be­kom­men, was sie wol­len.«, ver­such­te Lea ihr klar zu ma­chen.

»Soll das hei­ßen wir sit­zen in ei­nem Spiel der an­ony­men Auf­trags­mör­der oder wie?«

»Lang­sam glau­be ich wirk­lich, dass Mi­cha­el recht hat, und du willst das Aus­maß ein­fach nicht be­grei­fen. Das ist kein ver­damm­tes Vi­deo­spiel, wo man ein­fach wie­der von vor­ne be­ginnt. Die le­gen uns al­le um und la­chen sich eins. Vi­el­leicht ist es bes­ser, du gehst wie­der zu­rück nach Eng­land und stoppst Ju­gend­li­che, die Lut­scher klau­en«, rea­gier­te Lea wü­tend und trenn­te die Ver­bin­dung.

»Was ist heu­te? Tag der Voll­spa­ten oder so?«, dach­te Liz bei sich, als sie ihr Te­le­fon wie­der in die Ta­sche steck­te. Mi­ke, der ru­hig mit­ge­hört hat­te, frag­te nach »Was ist los Liz?«

»Ach, die bei­den den­ken, es ist bes­ser, auf Mör­der­jagd zu ge­hen, be­vor wir un­se­ren Auf­trag er­le­digt ha­ben.«, jam­mer­te sie.

»Liz, meinst du nicht, es wä­re sinn­vol­ler uns ei­ni­ge Ver­fol­ger vom Hals zu hal­ten, da­mit wir in Ru­he den Spu­ren nach­ge­hen kön­nen?«

»Jetzt fängst du auch noch an. Wir sol­len Do­ku­men­te be­schaf­fen!«

»Das weiß ich, aber mög­lichst, oh­ne ab­ge­knallt zu wer­den. Erin­ne­re dich an die bei­den in Ko­pen­ha­gen, die wa­ren nicht zum Spaß hin­ter uns her!«

»So hat Korn auch schon ar­gu­men­tiert!«

»Liz, viel­leicht soll­test du mal auf ihn hö­ren. Ich weiß du magst ihn nicht und er fällt dir auf die Ner­ven, aber ich hat­te schon mit ihm zu tun. Du kannst mir glau­ben, wenn er et­was macht, hat er schon sei­nen Grund da­für, auch wenn er sich uns auf den ers­ten Blick nicht of­fen­bart. Au­ßer­dem kannst du hier im Mo­ment so­wie­so nicht hel­fen. Ich wer­de der Fest­plat­te ihr Ge­heim­nis ent­lo­cken. Willst du ne­ben­dran sit­zen und zu­se­hen oder lie­ber et­was ma­chen, was uns wei­ter bringt?«

»Vi­el­leicht hast du recht Mi­ke, aber ich wer­de den Arsch nicht an­ru­fen.«, stöhn­te sie.

»Dann ruf Lea an, die ist viel­leicht et­was um­gäng­li­cher«, lä­chel­te er.

»Die hat ja das Ge­spräch eben be­en­det, nach­dem sie mir auch einen Spruch ge­drückt hat.«

»Ist ja lang­sam wie im Kin­der­gar­ten. Dann ruf ich an und sa­ge ih­nen, dass du doch mit­kommst, ok?«

Liz nick­te nur stumm. Mi­ke zog sein Blue­tooth-Head­set aus der Ta­sche, fum­mel­te es über sein lin­kes Ohr und wähl­te die Num­mer von Lea. Nach dem drit­ten Klin­geln nahm sie den An­ruf leicht un­ter­kühlt an.

»Was willst du denn noch?«, frag­te sie leicht ge­reizt.

»Ganz ru­hig Zucker­maus! Liz wird euch hel­fen, weil sie hier ge­ra­de nichts tun kann, okay?«

»Nenn mich noch ein­mal Zucker­maus und ich sor­ge da­für, dass das Teil in dei­ner Ho­se nie wie­der zu ge­brau­chen ist. Schreib dir das hin­ter die un­ge­wa­sche­nen Ohren« schrie sie ihm ins Ohr, das so­gar Liz ne­ben­an je­des Wort ver­stand.

»Ja, ja, ist ja schon gut. Ich ha­be es be­grif­fen. Könnt ihr jetzt mal wie­der fried­lich sein?«, frag­te er, wäh­rend sein Ge­sicht ei­ne röt­li­che Fär­bung an­nahm.

»Bring die Queen zum Flug­ha­fen. Sie soll ein paar Kla­mot­ten ein­pa­cken und ih­re Was­ser­pis­to­le nicht ver­ges­sen. Du über­nimmst einen Gast und schaffst ihn in ir­gend­ein bil­li­ges Ho­tel, er weiß be­reits, was er zu tun hat, und dann mach dich an die Fest­plat­te, ka­piert?«

»Ja hab ich ver­stan­den. Sonst noch was?«, frag­te Mi­ke.

»Wir lan­den in knapp ei­ner Stun­de, tan­ken den Vo­gel auf und flie­gen dann wei­ter. Sie soll recht­zei­tig da sein.«, kam es von Lea und die Lei­tung war tot.

Ei­ne Drei­vier­tel­stun­de spä­ter stan­den Liz und Mi­ke schon am Flug­ha­fen be­reit. Die sil­ber­ne Gulf­stream glit­zer­te in der lang­sam un­ter­ge­hen­den Son­ne, wäh­rend sie die Lan­de­bahn an­steu­er­te. Die Trag­flä­chen be­weg­ten sich im­mer wie­der auf und ab was wie ein Win­ken wirk­te. Nie­mand freu­te sich al­ler­dings. Die Ma­schi­ne setz­te sanft auf. Mit sehr ho­hem Tem­po roll­te sie auf den Vor­platz des klei­nen Han­gars. Kaum war sie zum Ste­hen ge­kom­men, riss Korn die Tür auf und ver­ließ ge­folgt von ei­nem Mann in Jeans und T-Shirt zu­sam­men mit Lea die Trep­pe. Ei­ni­ge Se­kun­den spä­ter wur­de die Gulf­stream be­reits wie­der be­tankt.

Lea und Mi­cha­el stan­den et­was ab­seits, rauch­ten ei­ne Zi­ga­ret­te und un­ter­hiel­ten sich an­ge­regt. Sie schie­nen bes­ter Stim­mung zu sein. Der Mann in Jeans kam auf Mi­ke Banks zu, stell­te sich als Bill Yard vor, und woll­te in ein Ho­tel ge­bracht wer­den. Sein Ge­päck be­stand aus ei­nem Bün­del Bar­geld und den Sa­chen, die er trug. Die bei­den Män­ner stie­gen in den schwar­zen Au­di und Mi­ke kurv­te vom Ge­län­de. Liz stand et­was ver­lo­ren und ein­sam auf dem Vor­feld. Ihr Roll­kof­fer diente ihr als Sitz­ge­le­gen­heit, wäh­rend sie eben­falls rau­chend ziel­los in die Ge­gend blick­te. Korn und die ehe­ma­li­ge Auf­trags­kil­le­rin be­ach­te­ten sie nicht. Ihr Ge­spräch ließ sie al­les um sich her­um ver­ges­sen. Liz wun­der­te sich über den lo­cke­ren Um­gang der bei­den mit­ein­an­der. Ihr fiel es schwer zu glau­ben, das Korn tat­säch­lich in der La­ge war ein freund­li­ches Ge­spräch zu füh­ren.

Nach ei­ner wei­te­ren Zi­ga­ret­te der bei­den war der Be­tan­kungs­vor­gang der Gulf­stream ab­ge­schlos­sen. Der Pi­lot dreh­te ei­ne letz­te Run­de um die ste­hen­de Ma­schi­ne und brach­te die vor­ge­schrie­be­ne Sicht­prü­fung hin­ter sich. Als er sie be­en­de­te be­deu­te­te er Korn und Lea, wie­der ein­zu­stei­gen. Sie gin­gen zü­gig auf die Tür zu. Erst im letz­ten Mo­ment dreh­te sich Korn um und rief »Ein­stei­gen Croll!«, dann ver­schwand er in der sil­ber­nen Röh­re. Liz stand auf und stieg eben­falls ein. Kaum hat­te sie sich ge­setzt, wur­de die Tür ver­schlos­sen und die Trieb­wer­ke er­wach­ten wie­der zum Le­ben. Mit leich­tem Hol­pern roll­te die Gulf­stream auf dem un­ebe­nen As­phalt zur Start­bahn. Oh­ne an­zu­hal­ten, be­schleu­nig­te sie und er­hob sich ge­gen die Schwer­kraft über die da­hin ra­sen­de Land­schaft. Korn und Lea sa­ßen ne­ben­ein­an­der in den Ses­seln. Sie hat­ten ih­re Un­ter­hal­tung nicht un­ter­bro­chen. Liz saß in der Nä­he der Tür und konn­te die Ab­leh­nung von Korn und Lea deut­lich spü­ren. Erst als sie die Rei­sehö­he er­klom­men, der Pi­lot die An­schnall­zei­chen aus­schal­te­te, rief sie Lea zu ih­nen. Wi­der­wil­lig setz­te sich Liz zu den bei­den an den Tisch. Korn blick­te nicht ein­mal auf, als sie sich ge­gen­über in den Ses­sel sin­ken ließ.

»Ich weiß nicht, wer dir am En­de noch Ver­nunft ein­ge­pflanzt hat Liz, aber schein­bar war es er­folg­reich«, er­öff­ne­te Lea.

»Das hat nichts mit Ver­nunft zu tun, ich hal­te es ein­fach nur für sinn­los«, klag­te die­se.

Korn woll­te ge­ra­de los­le­gen, als ihm Lea die Hand auf den Un­ter­arm leg­te und sag­te »Psst, du hast es mir ver­spro­chen ru­hig zu blei­ben.«

Man konn­te se­hen, wie er ei­ni­ge tie­fe Atem­zü­ge nahm und dann ver­sucht ru­hig sag­te »Wir wol­len ei­ni­ge Ver­fol­ger los­wer­den Miss Croll, und sie dür­fen mir glau­ben, das sie nicht mei­ne ers­te Wahl wa­ren. Wenn es nach mir ge­gan­gen wä­re, wür­den sie in Ly­on am Schreib­tisch sit­zen, Zei­tung le­sen und sich die Nä­gel la­ckie­ren. Ih­re Auf­ga­be hät­te ir­gend­ein hirn­lo­ser Strei­fen­bul­le aus Ca­ra­cas eben­so er­le­di­gen kön­nen. Be­dan­ken Sie sich bei Lea. Oh­ne sie wä­ren sie jetzt nicht hier.«

»Ich soll mich auch noch be­dan­ken?«, frag­te Liz an­griffs­lus­tig.

»Hö­ren sie mir gut zu Miss Croll. Ich bin ver­sucht ih­nen die Tür zu öff­nen und sie nach drau­ßen spie­len zu schi­cken. Lei­der darf ich das nicht ein­fach so. Statt­des­sen ver­su­che, ich sie so gut ich kann zu igno­rie­ren. Lea wird ih­nen er­klä­ren, was sie zu tun ha­ben.«, sag­te er mit ei­nem Blick, der sie frös­teln ließ.

»Bis wir in Ca­ra­cas lan­den ver­su­che, ich dir al­les so gut ich kann, zu er­klä­ren Liz. Mi­cha­el hat mir ver­spro­chen, so gut er kann ru­hig zu blei­ben, oh­ne dich in mund­ge­rech­te Fet­zen zu rei­ßen, was er lie­bend ger­ne tun wür­de. Ver­such ihn bit­te nicht zu rei­zen, denn ich bin kaum in der La­ge ihn auf­zu­hal­ten, okay?«, setz­te Lea an.

»Lea, die­sen Ir­ren be­kom­me ich ziem­lich schnell un­ter Kon­trol­le. Es ge­nügt ein Wort und er sitzt heu­lend auf sei­nem Stühl­chen«, ant­wor­te­te Liz mit ru­hi­ger Stim­me.

»Das wird nicht funk­tio­nie­ren, Liz. Du darfst es ger­ne ver­su­chen, aber es wird nicht mehr hel­fen, einen Na­men zu er­wäh­nen, glaub es mir.«

»Du weißt da­von?«, frag­te Liz er­staunt.

»Ich weiß noch ei­ne gan­ze Men­ge mehr. Dar­un­ter ei­ni­ges was so­gar Mi­ke nicht in Er­fah­rung brin­gen kann, und wenn er ei­ni­ge Jah­re mit su­chen ver­brin­gen wür­de. Sa­gen wir ein­fach, sie ist Ge­schich­te.«

»Ich hät­te mir die Num­mer ab­spei­chern sol­len, dann könn­te ich Isa­bel­la fra­gen«, sag­te Liz und be­ob­ach­te­te Korns Re­ak­ti­on. Er saß in sei­nem Ses­sel, hat­te die Hän­de auf den Ober­schen­keln lie­gen und mach­te einen ent­spann­ten Ein­druck. Nur sei­ne großen Hän­de zuck­ten ganz kurz, aber leg­ten sich so­fort wie­der. Liz war­te­te ei­ni­ge Se­kun­den auf die Trä­nen in sei­nem Ge­sicht, aber er­staun­li­cher­wei­se zeig­ten sie sich nicht. Lea grins­te die brü­net­te Frau über­le­gen an.

»Ich ha­be dir ge­sagt, es wird nicht funk­tio­nie­ren. War trotz­dem ein net­ter Ver­such Liz«, lach­te Lea.

»Er ist ein gu­ter Schau­spie­ler, glau­be ich. Zu­min­dest ge­wor­den seit ich ihn das letz­te Mal ge­se­hen ha­be.«

»Nein, es hat sich nur ei­ni­ges ge­än­dert, wo­von ihr kei­ne Ah­nung habt, das ist al­les«, kam von Lea, die ein zu­frie­de­nes Ge­sicht mach­te.

»Hast du ihn um­pro­gram­miert? Hast du an dem Ro­bo­ter den USB-Port ge­fun­den und ei­ne neue Soft­wa­re auf­ge­spielt?«

Korn senk­te einen ei­si­gen Blick auf Liz. Er woll­te ge­ra­de zu ei­nem Kom­men­tar an­set­zen als er sich an­ders über­leg­te und still blieb. Lang­sam er­hob er sich, blick­te kurz zu Lea und ver­schwand in der Bord­kü­che. Nur Se­kun­den spä­ter kehr­te er mit ei­nem Kaf­fee und ei­ner klei­nen Fla­sche Was­ser an den Tisch zu­rück. Vor­sich­tig stell­te er die wei­ße Tas­se mit dem Heiß­ge­tränk vor Lea ab, be­vor er wie­der Platz nahm. Die klei­ne blon­de Frau warf ihm einen dan­ken­den Blick zu.

»Na hopp­la, Mis­ter Arsch kann ja auf ein­mal ei­ne net­te Sei­te zei­gen. Das gab es noch nie«, sag­te Liz schnip­pisch.

Korn öff­ne­te die klei­ne Fla­sche Was­ser, schüt­te­te einen klei­nen Teil des In­halts ge­zielt auf die klei­ne Frau aus Eng­land und sag­te dann »Ups!«

Lea griff nach der Fla­sche in sei­ner Hand, sah ihn ru­hig an und form­te ein ton­lo­ses »Nicht« auf ih­ren Lip­pen. Er nick­te nur kurz.

Liz sprang wü­tend auf und schrie »Gut er­zo­gen hast du dein Haus­tier aber nicht!«

»Krieg dich wie­der ein Liz. Ich ha­be dir ge­sagt du soll­test mei­nen Freund nicht rei­zen.«

»Dei­nen was?«, rief Liz und starr­te Lea mit of­fe­nem Mund an.

Erst jetzt rea­li­sier­te Lea daß sie wie­der ein­mal, oh­ne nach­zu­den­ken et­was aus­ge­plau­dert hat­te. Sie dreh­te ih­ren Kopf zu Mi­cha­el und ein lei­ses »Es tut mir leid Schatz.«, ver­ließ ih­ren Mund. Korn sah zu ihr und schüt­tel­te nur leicht den Kopf. Er nahm ih­re Hand und drück­te sie zärt­lich. Lea wand­te sich an Liz.

»Ich woll­te das ei­gent­lich nicht sa­gen, aber manch­mal plap­pe­re ich viel zu schnell, oh­ne dar­über nach­zu­den­ken. Jetzt ist es eh schon egal. Mi­cha­el und ich sind ein Paar«, be­stä­tig­te Lea ih­ren Faux­pas.

»Mis­ter Arsch, was ha­ben sie da­zu zu sa­gen«, frag­te sie über­rascht.

»Schul­dig im Sin­ne der An­kla­ge. Ich möch­te nur an­mer­ken, dass ich die­ses zar­te We­sen aus gan­zem Her­zen lie­be«, sag­te er be­stimmt.

»Ich fas­se es nicht. Ein ehe­ma­li­ger Bo­dy­guard liebt ei­ne mehr­fa­che Mör­de­rin, die er erst ein paar Ta­ge kennt!«, schrie Liz.

»Liz, es spielt kei­ne Rol­le, wie vie­le Men­schen ich ge­tö­tet ha­be. Wich­tig ist es, wie ich mit de­nen zu­recht­kom­me die noch Le­ben. Mi­cha­el ist ein wun­der­vol­ler Mensch, er ver­steckt es nur un­ter sei­ner rau­en Scha­le, weil er schwer ver­letzt wur­de, als er sich ein­mal ver­liebt hat. Das ist ewig her und als er mich ge­se­hen hat, war es um ihn ge­sche­hen. Um mich im Üb­ri­gen auch. Seit­dem ha­ben wir stun­den­lang mit­ein­an­der ge­spro­chen. Die gan­ze Zeit, die wir zu­sam­men in der Luft wa­ren, ha­ben wir mit re­den ver­bracht, zu­min­dest dann, wenn wir uns nicht ge­küsst ha­ben. Er weiß al­les über mich, und ich weiß al­les über ihn«, er­klär­te Lea be­geis­tert.

»Du weißt hof­fent­lich, das dein Freund, den drin­gen­den Wunsch hat, zu ster­ben«, ätz­te Liz.

»Hat­te«, be­rich­tig­te Lea, »Er hat mir das al­les haarklein er­zählt.«

»Du meinst, er will nicht mehr drauf­ge­hen?«

»Nein, der­zeit ver­spü­re ich nur den Drang, je­mand an­de­ren um­zu­le­gen. Wer das ist, se­hen sie im Spie­gel«, hak­te Korn ein.

»Er hat mir ver­spro­chen da­von ab­zu­se­hen, wenn es ir­gend­ei­ne Mög­lich­keit gibt, das ihr bei­den euch ver­tra­gen könnt. Vi­el­leicht hast du be­merkt, dass er sich sicht­lich be­müht dich freund­li­cher zu be­han­deln. Er hält sich sehr zu­rück, was ihm ex­trem schwer­fällt. Du al­ler­dings, legst es im­mer wie­der dar­auf an, ge­nau das zu kit­zeln. Nur weiß ich nicht wie lan­ge das noch an­hält. Du ver­stehst, viel­leicht das auch bei ihm ir­gend­wann ein­mal der Punkt er­reicht ist, an dem er ge­nug hat. Wir wis­sen bei­de, dass ihn dann nichts mehr auf­hal­ten kann. Al­so mach es ihm ein biss­chen leich­ter, okay?«, er­klär­te Lea ein­dring­lich.

»Lea, das ist nicht ein­fach zu mer­ken. Dein neu­er Freund hat ei­ne Art an sich, die es ei­nem sehr schwer macht, ru­hig zu blei­ben.«

»Kannst du es we­nigs­tens ver­su­chen?«, frag­te sie ner­vös.

»Ich weiß es nicht. Wenn ich ihn se­he, möch­te ich mei­ne Waf­fe zie­hen und ihn von sei­nem Leid er­lö­sen.«

»Liz, du wür­dest es nicht glau­ben, wie oft er schon über dich ge­wü­tet hat. Auch das du jetzt hier bist, ist mei­ne Idee ge­we­sen. Mi­cha­el woll­te das nicht. Als ich ihm ge­sagt ha­be, dass ich möch­te, dass du den Part über­nimmst, war sei­ne Ant­wort mehr als ein­deu­tig.«

»So? Was hat er denn ge­sagt?«

»Ich ha­be ge­sagt: Be­vor die den Job über­nimmt, su­che ich mir den blö­des­ten Kö­ter, den ich fin­den kann, setz ihm ei­ne Fred­dy Krü­ger Mas­ke auf und lass ihn da rum­ren­nen, das hat ers­tens den wir­kungs­vol­le­ren Ef­fekt und zwei­tens kann der Kö­ter nicht mal voll be­sof­fen in vier Stun­den so viel Un­sinn an­stel­len wie die eng­li­sche Piss­nel­ke in zwei Se­kun­den!«, wie­der­hol­te Korn tro­cken.

Lea nick­te ver­schämt, als ihr Freund sei­nen Satz be­en­det hat­te, wäh­rend Liz tro­cken schluck­te. So ei­ne Ant­wort hat­te sie nicht er­war­tet.

»Na vie­len Dank auch. Aber wür­de mir bit­te mal je­mand er­klä­ren, was ei­gent­lich ge­plant ist?«

»Okay, al­so pass auf«, fing Lea an zu schil­dern, »wir ha­ben uns ge­dacht dass …«

Michael Korn & Liz Croll Trilogie

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