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Europa unter dem Kreuz der Christen
ОглавлениеDer Investiturstreit endet nach außen mit einem Unentschieden. Tatsächlich aber ist die Macht der Päpste gestärkt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, steht der europäische Kontinent unter päpstlichem Definitionsmonopol. Die Päpste bestimmen, wer die mächtigen und reichen Erzbistümer leitet. Über den nun vom deutschen Kaiser garantierten direkten Zugriff können sie sicherstellen, dass die reine Lehre des christlichen Glaubens, die ausschließlich in Rom definiert wird, unverändert unter die Leute kommt. Je mehr die christliche Lehre den Kontinent durchdringt und die Menschen erreicht, desto stärkere Bindekräfte entwickelt sie auch. Die heilige Schrift und deren apostolische Interpretation bietet den Menschen eine überirdische Sinnerklärung ihres Lebens an. Durch die christliche Lehre ist das Leben der mittelalterlichen Menschen von der Vorstellung geprägt, schon im Diesseits für das Jenseits zu leben. Im jenseitigen Reich des gütigen, christlichen Herrn würden die Menschen für ihre irdischen Qualen reichlich entschädigt werden, so lautet die aus den Heilsbeschreibungen der römischen Kirche abgeleitete Hoffnung. Damit lassen sich für die einen alle irdischen Ungerechtigkeiten leichter ertragen und für die anderen besser rechtfertigen. Religion dient bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts als irdischer Blitzableiters für Zustände, die für die Menschen anders nicht zu erdulden gewesen sind. Im Namen der heiligen Schrift werden die Armen gespeist und die Abweichler verbrannt. Unter dem Zeichen des Kreuzes ziehen Ritter aus ganz Europa ins gelobte Land, um Jerusalem – das spirituelle Zentrum des christlichen Glaubens - von den „heidnischen“ Seldschuken zu befreien. Die Seldschuken sind sunnitische Muslime, haben sich über weite Teile des Orients ausgebreitet und stehen nun vor den Toren der heiligen Stadt. Diese Bedrohung Jerusalems beschert der christlichen Kirche im Mittelalter eine unangefochtene Position auf dem europäischen Kontinent. Europa ist geeint unter dem christlichen Kreuz. Der Papst als direkter Vertreter Gottes ist heilig, ihm zur Seite steht die weltliche Macht, die – wenn nötig – mit militärischen Mitteln diesen Zustand zu sichern hat.
Am 12. März 1088 wird mit Papst Urban II. ein Mann in sein apostolisches Amt eingeführt, der die Gunst diese Umstands nicht ausschlagen wird. Ihn erreichen in regelmäßigen Abständen …