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3 Schlacht um die Krone 1256 – 1414

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... denn nach dem Tod von Kaiser Friedrich II., der sich während seiner Regentschaft höchst selten in Deutschland aufgehalten hatte, droht das deutsche Reich Mitte des 13. Jahrhunderts in den Wirren innenpolitischer Auseinadersetzungen zu versinken. Der Weg ins Chaos scheint nach dem Ende der Stauferherrschaft vorgezeichnet, weil es weder in Italien noch in Deutschland eine zentrale politische und administrative Macht gibt. Nur die Fürsten, die mit der Wahl eines neuen Königs keine Eile haben, profitieren von dieser Situation. Die mächtigen Territorialfürsten sind der Korruption anheim gefallen, sodass die Wahlentscheidung des kurfürstlichen Kollegiums nichts mit der tatsächlichen Qualifikation eines Kandidaten zu tun haben muss. 1257 und 1258 kaufen sich mit Alfons von Kastilien und Richard von Cornwall zwei ausländische Bewerber, die niemals deutschen Boden betreten haben, in die deutsche Königswürde ein. Andere Kandidaten, die sehr wohl geeignet sind, haben deshalb keine Chance, weil sie den Kurfürsten zu mächtig geworden wären. Die Kurfürsten verwandeln ihr Recht zur Königswahl in klingende Münzen. Während die Bedeutung des deutschen Königs sinkt, steigen sie zu den eigentlichen Machthabern in Deutschland auf.

Die innerdeutschen Konflikte um die Krone und die hohen Kosten für die Kreuzzüge haben die Kassen der Fürsten geplündert. Jetzt ist rasche Abhilfe erforderlich und das geht - damals wie heute - am besten über Steuern und Abgaben. Das Land wird überzogen mit einem System unterschiedlicher Steuern, die ab sofort beim Betreten des jeweiligen Territoriums zu entrichten sind. Deutschland ist nun nicht nur territorial sondern nun auch wirtschaftlich gespalten. Die willkürlich festgelegten Steuern lasten auf den Kaufleuten und Bauern, denen ein planbarer Broterwerb damit fast unmöglich gemacht wird. Der Verarmungsprozess, der weite Teile Deutschlands erfasst, macht auch vor adeligen Familien nicht Halt. Viele von ihnen hatten auf neue Ländereien in den Kreuzfahrer-Staaten gehofft. Nachdem daraus nichts geworden ist, müssen auch Angehörige des Adels schmählichen sozialen Abstieg ertragen. Über dem Land Karls des Großen kreisen die Geier.

Ein weiterer Umstand lässt das Leben in Deutschland für die meisten Menschen endgültig zur Qual werden, denn in allen Teilen des Landes erblüht das Raubritterwesen. Marodierenden Banden ziehen umher und nehmen sich, was sie brauchen. Gibt es Streitigkeiten zwischen zwei Familien, wird zur Selbsthilfe gegriffen, weil es keine übergreifende Ordnungsmacht gibt. Im Gegenteil: diese Form der Justiz ist durch das Fehderecht, das die fehlende königliche Ordnungsmacht ersetzt, abgesichert. Die prügelnden Ritter unterliegen zwar formalen Vorschriften, in dem sie etwa den sprichwörtlichen Fehdehandschuh in des Nachbarn Garten werfen müssen, tatsächlich aber herrscht in Deutschland das Faustrecht. Darunter leiden vor allem Kaufleute und Bauern, die sich kaum noch auf die Straße trauen, weil sie Angst haben müssen, ihren Kopf von den Schultern zu verlieren. Zerrieben von der Machtgier einzelner Territorialherren taumelt das Land in der Mitte Europas seiner politischen Bedeutungslosigkeit entgegen.

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