Читать книгу AKTE EUROPA - Matthias von Hellfeld - Страница 40

Tod im Namen des Herrn – Die Inquisition

Оглавление

Die Inquisition fördert nicht irgendwelche Abartigkeiten einzelner Päpste zu Tage. Nein, sie hat Prinzip und ist perfekt organisiert. An der Spitze des „Heiligen Offiziums“ steht der Großinquisitor. Diese Handkante des Papstes hat meist eine blendende Karriere als christlicher Denunziant hinter sich und ist mit den gängigen Foltermethoden des Mittelalters vertraut. Unter ihm arbeiten zahlreiche Inquisitoren, die die „Ermittlungen“ gegen die Abweichler zu führen und zu protokollieren haben. Jeder Anzeige wegen Ketzerei, und ist sie noch so unsinnig, wird nachgegangen. Deshalb landen viele Menschen auf den christlichen Scheiterhaufen, die sich – auch im Sinne der Inquisition - nichts zu schulden haben kommen lassen, ihren Nachbarn aber missliebig sind.

Die blutige Spur der Inquisition zieht sich über den ganzen Kontinent, bald ist kein Land vor den christlichen Schergen im Bischofsgewand sicher. Das aus Geistlichen und Laien bestehende Inquisitionstribunal ist mobil und reist über Land. Den Laien bleibt die Ermordung vorbehalten, weil sich der Inquisitor selbst die Hände nicht schmutzig machten wollen. Mord steht in zu großem Gegensatz zum 5. biblischen Gebot, das auch damals schon „Du sollst nicht töten“ heißt. Der Angeklagte hat sich beim Tribunal einzufinden oder freiwillig mit einer Selbstanzeige zu melden. Zur Verurteilung genügen zwei Zeugenaussagen. In Zweifelsfällen wird von der Folter hemmungslos Gebrauch gemacht. Die Strafen reichen von Strafgeldern, öffentlicher Auspeitschung und Konfiszierung des Eigentums bis zum Todesurteil. Über 30.000 Menschen kommen auf diese Weise ums Leben, knapp 300.000 werden zu Kerkerhaft und Vermögenseinzug verurteilt. Das so gewonnene Vermögen wird aufgeteilt – der Denunziant bekommt ein Drittel, den Rest teilen sich Staat und Kirche. Auch wenn es kaum glaubhaft klingt, aber das „Heilige Offizium“ existiert bis 1965. Danach wird das Offizium in „christliche Glaubenskongregation“ umgetauft, der bis zu seiner Wahl zum Papst der deutsche Kardinal Josef Ratzinger vorstand.

Die Inquisition verbreitet Angst und Schrecken über ganz Europa. Aus der Religion der Liebe ist eine Ideologie der Ruchlosigkeit und der Gewalt geworden. In dieser gewalttätigen Stimmung wendet sich die Mordlust auch gegen so genannte Hexen, denen ein direkter Kontakt mit dem Teufel ebenso unterstellt wird wie ein sexuell ausschweifendes Leben, das sie angeblich mit dem Dämon und anderen üblen Gestalten teilen. Die so der Unzucht mit dem Teufel überführten Frauen werden dem Feuer übergeben, die Zuschauer beklatschen derartige Exzesse als Akt der Selbstreinigung. Etwa 1 Million Frauen werden auf diese Weise in Europa ums Leben gebracht. Religiöser Leitfaden dieser Mordorgien ist die „Hexenbulle“ von Papst Innozenz VIII. aus dem Jahr 1484.

AKTE EUROPA

Подняться наверх