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Tod über Europa: Scheiterhaufen und Pest 1347 – 1440

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… erscheint Jan Hus im November 1414 vor dem Kardinalskollegium in Konstanz, bereit seine Reformvorschläge gegen die Argumente der Kurie zu verteidigen. Aber dazu kommt es nicht, denn die christlichen Herren sperren ihn erst einmal acht Monate in den Kerker. Für Jan Hus ist die Kirche die „Gemeinschaft der Guten“, die weder Priester noch die strenge Hierarchie der vom Papst regierten römischen Kirche benötigt. Das ist der Generalangriff auf das ausgeklügelte Herrschaftssystem der Kirche, die über das Monopol verfügt, zwischen Menschen und Gott vermitteln zu können. Sie allein kann Sünden vergeben und sie allein ist berechtigt im Sinne und im Auftrag Gottes das Leben der Menschen zu reglementieren. Im Juni 1415 kommt es schließlich zur Generaldebatte zwischen Jan Hus und den Kardinälen. Als er nicht nur den Widerruf seiner Werke verweigert, sondern auch noch die höchste Lehrautorität des Konzils anzweifelt und die Abschwörung seiner Irrtümer ablehnt, wird er als Ketzer verurteilt. Im Namen der heiligen Schrift lautet das Urteil: Tod durch den Scheiterhaufen. Dieser Mord, der ein Jahr später auch an seinem Freund und Verteidiger Hieronymus von Prag begangen wird, findet am 6. Juli 1415 vor den Augen einer schaulustigen Menge statt. Unter ihnen befinden sich mehr als 1500 Prostituierte, die wegen des guten Geschäfts mit den Kardinälen eigens nach Konstanz gekommen sind. Der Hergang der Ermordung des Jan Hus ist uns von einem Stadtschreiber namens Ulrich von Richental überliefert:

„Da ließ man Meister Jan Hus von Böhmen, den Ketzer, kommen und, vor ihm predigte der hochwürdige göttliche Meister Peter von Ailly von der Schule zu Paris über seine schlimme Ketzerei. Und Hus wurde mit heiliger göttlicher Lehre aus der heiligen Schrift überwunden, dass seine Artikel, die er gepredigt und gelehrt habe, eine recht falsche Ketzerei seien. (…) Da rief Herzog Ludwig den Vogt der Stadt Konstanz (…) und sprach: ‚Vogt, nun nimm den von unser beider Urteil wegen und verbrenne ihn als einen Ketzer.’ (…) Die von Konstanz führten ihn mit mehr als tausend gewappneten Männern hinaus (…) Auf der Brücke am Geltinger Tor musste man die Leute anhalten, damit nur je eine Schar hinübergehe, denn man fürchtete, die Brücke könnte zusammenbrechen. (…) Als Hus auf die Richtstätte kam und Feuer, Holz und Stroh sah, fiel der auf die Knie und sprach mit lauter Stimme: ’Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, der du für uns gelitten hast, erbarme dich meiner!’ (…) Danach wollte er anfangen zu predigen in deutscher Sprache. Das wollte Herzog Ludwig nicht und hieß ihn verbrennen. Da nahm ihn der Henker und band ihn in seinen Kleidern an den Pfahl und stellte ihm einen Schemel unter die Füße und legte Holz und Stroh um ihn und schüttete ein wenig Pech darein und zündete es an.“

Die Hinrichtung von Jan Hus löst in seiner böhmischen Heimat schwere Unruhen aus, es sammeln sich bewaffnete Gottesstreiter, die nicht nur seine Lehre verteidigen, sondern sich auch gegen den König erheben.

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