Читать книгу Die Oslo-Connection - Thriller - Olav Njølstad - Страница 18
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Оглавление»Ich habe gute Neuigkeiten«, sagte Doktor Adler. »Alle Ergebnisse sind hervorragend. Ihr Körper scheint Ihr neues Herz zu mögen. Es gibt keine Anzeichen einer Abstoßung. Noch ein paar Tage, und ich kann ›Entwarnung‹ geben und Sie gesundschreiben!«
Werner richtete sich auf. Er war im Laufe des letzten Tages deutlich frischer geworden und sehr optimistisch.
»Und wann darf ich hoffen, entlassen zu werden? Ich sehne mich danach, etwas anderes zu sehen als nur weiße Wände.«
»Zuerst einmal sollten Sie sich darüber freuen, dass Sie nicht sehen, was da draußen vor sich geht«, sagte Adler kurz. »Wir leben in einer geisteskranken Welt, Werner. Ja, vielleicht nicht da, wo Sie leben. Aber hier. Es ist wie in einer Irrenanstalt!« Er seufzte resigniert. »Und das ist mein Land! Mein Volk!«
Werner musterte ihn.
»Meinen Sie, dass auch Israel einen Teil der Schuld an dem Blutvergießen trägt? Dass doch nicht alles Arafats Schuld ist oder die seiner Nachfolger?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Adler ernst. »Das ist alles so kompliziert. Ich bin nur ein kleiner Herzchirurg und verstehe nichts von Politik. Aber wann hat man zuletzt einen Krieg erlebt, an dem nur eine Partei schuld war?«
Er trat ans Fenster und sah hinaus.
»Zum Glück sieht man von hier nichts von den Kampfhandlungen. Aber wir hören, wie sie sich gegenseitig umbringen. Inzwischen ärgere ich mich darüber, dass ich nicht ausgereist bin. In die USA oder nach Europa, wo meine Vorfahren über Generationen gelebt haben. Bloß, wo soll ich hin? Alle Angehörigen, die überlebt haben, sind hier – der Rest ist im Holocaust verschwunden.« Er drehte sich rasch um, als wolle er die traurigen Gedanken verscheuchen. »Was haben Sie vor, nachdem ich Sie entlassen habe? Sie müssen ja noch ein paar Wochen im Land bleiben. Wir lassen Sie erst nach der 4-Wochen-Kontrolle nach Hause fahren.«
»An die Mittelmeerküste«, antwortete Werner begeistert. »In der Nähe von Ashdod ist ein Hotel für uns reserviert worden. Zwei Wochen, nur Katarina und ich. Das werden die längsten gemeinsamen Ferien, die wir jemals hatten! – All das hat Doktor Schwartz arrangiert.«
»Ja, in ihm haben Sie wirklich einen guten Freund. Das merkt man in vielerlei Hinsicht.«
Etwas im Tonfall des Doktors ließ Werner aufhorchen.
»Denken Sie an etwas Spezielles?«
Adler zögerte.
»Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll. Aber hier im Krankenhaus haben wir zu spüren bekommen, dass Dr. Schwartz ein Mann ist, der Ihnen Gutes will. Und der gewohnt ist, zu bekommen, was er will.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Abby zu viel Druck auf Sie ausgeübt hat?« Werner verdrehte die Augen, als wolle er unterstreichen, welch absurder Gedanke das war. »Ich bin doch sicherlich nicht der erste Ausländer, den Sie operiert haben?«
»Nein, ganz und gar nicht«, antwortete Adler. »Aber die anderen haben warten müssen, bis sie an der Reihe waren, wie meine eigenen Landsleute zum Beispiel. Normalerweise behandeln wir alle Menschen gleich.«
Werner war verlegen.
»Wollen Sie damit sagen, dass ich eine Sonderbehandlung bekommen habe? Dass Schwartz geholfen hat, mich nach vorne zu mogeln?«
Adler setzte sich auf die Bettkante.
»Nein, Sie haben niemandem den Platz weggenommen.« Er schwieg, während er durch das Stethoskop lauschte. »Man kann eher sagen, dass Ihnen jemand ein Extraherz beschafft hat. Auf diese Weise konnten Sie außer der Reihe einen Termin bekommen.«
»Ich glaube, ich verstehe Sie immer noch nicht richtig. Was meinen Sie damit, dass mir jemand ein Extraherz beschafft hat? Das hört sich seltsam an.«
Adler stand auf.
»Ihr Herzrhythmus ist stabil. Keine Anzeichen für irgendwelche Komplikationen.« Er ging zur Tür. »Ich meinte das ganz einfach so, wie ich es gesagt habe. Dass es einer der unabsichtlichen Nebenaspekte eines solchen Krieges ist, wenn man vermehrten Zugang zu vitalen menschlichen Organen hat. Von jungen, starken Männern. Soldaten werden erschossen – manche sterben auf der Stelle, andere werden lebensgefährlich verletzt. Die Letztgenannten können uns nutzen. Werden sie rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht, können wir uns Nieren und Herzen sichern, ehe sie von uns gehen. So wird ihr viel zu früher Tod ein bisschen weniger sinnlos.«
Werner sagte nichts.
Adler drehte sich in der Tür um und sah ihn mit gerunzelten Brauen an.
»An dem Tag, an dem Sie operiert wurden, haben wir zwei junge Männer verloren. Sie wurden in den Kopf geschossen, als sie einen Schulbus verteidigten, der angegriffen wurde. Das nenne ich einen Heldentod.«
»Ich fühle mich nicht ganz wohl«, sagte Werner ernüchtert. »Sind Sie sicher, dass es noch nicht wieder an der Zeit für etwas Morphin ist?«