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Fiktionales Storytelling
ОглавлениеFiktionales StorytellingStorytellingfiktionales erfolgt häufig sehnsuchtsmotiviert (z. B. Paradies) oder literarisch (z. B. Märchen, Mythen). Märchen sind fiktionale Erzählformen, die oftmals einen moralischen Ansatz verfolgen und aufklärerische oder erziehungsrelevante Funktionen erfüllen (Fischer/Storksdieck 2018). Im Eventmanagement entwerfen große fiktionale Narrationen ErlebnisweltenErlebniswelten, wie beispielsweise die Fantasiewelt des jährlich stattfindenden Festivals Tomorrowland. Das Festival öffnet jedes Jahr ein neues ‚Buchkapitel‘ und entführt seine Besucher in fantastische Erzählungen einer besseren Welt, in der die Festivalbesucher:innen als People of Tomorrow in Frieden, Harmonie und Verbundenheit mit der Natur leben. Zuletzt fand das Festival unter dem Motto „Tomorrowland around the World“ im Coronajahr 2020 als digitaler Stream statt. Über eine Million Menschen aus der ganzen Welt wurden in die digital geschaffene Welt The Magical Island Pāpiliōnem entführt, eine fiktive Insel in Schmetterlingsform. Acht Bühnen und über 60 Künstler:innen konnten vor überdimensional großen, märchenhaft gestalteten Bühnenbildern und Lichtershows, die auf einer Bühne z. B. Anklänge an Pandora aus dem Film Avatar zitieren, digital-live erlebt werden (siehe dazu beispielsweise das offizielle Aftermovie (Tommorrowland 2020). Typischerweise werden diese Narrationen in den drei Phasen Pre-, Live-, Post-Event über alle genutzten Medienkanäle gespielt, mit dem Ziel, die Besucher:innen bereits vor dem Event in eine Welt zu entführen, schon in der Pre-Event-Phase einen dramaturgischen Spannungsbogen zu erzeugen und das Live-Event in die Pre- und Post-Phase zu verlängern. Die Zuschauer:innen tauchen früh in diese Welt ein und erzählen über Empfehlungen und eigene Posts bereits in der Pre-Event-Phase ihr eigenes Erleben der Geschichte und erleben das eigentliche Event als Höhepunkt der Narration.
Auch aus dem internationalen Sportgeschehen sind fiktionale Narrationen bekannt, wie z. B. das jährliche Medienspektakel anlässlich der Super-Bowl-Halftime-Show-Inszenierungen der NFL. In der Show 2017 beispielsweise reitet Katy Perry auf einem überdimensionierten Tiger in die Halftime-Show ein und fliegt im weiteren Verlauf am Ende der Show als Sternschnuppe singend durch das Stadion. Aber auch die großen Eröffnungszeremonien der Olympischen Spiele entwerfen kulturelle und historische Narrationen, wie z. B. das russische Geschichtsballett zu Beginn der Winterspiele in Sotchi 2014 (Süddeutsche Zeitung 2014).
Auch im B2B- und B2C-Messegeschehen werden fiktionale Erlebniswelten für Markeninszenierungen geschaffen. Die Audi-Inszenierung „Hängende Stadt“ im Rahmen der IAA 2013 beispielsweise bot den Besucher:innen einen Perspektivwechsel, um das Thema Mobilität aus einem ungewohnten Blickwinkel zu betrachten, neue Sichtweise zu eröffnen, technologische Innovationen aktiv zu erleben und Anforderungen an Mobilität der Zukunft mittels Fiktion zu visualisieren. Dazu wurde ein 3.400 m² großer, ‚schwebender‘ Pavillon geschaffen, in dem der städtische Raum von der Decke hing, Straßen und Autos mittels Spiegelung medial an die Decke projiziert wurden (siehe dazu Schmidhuber o. J.).