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StorytellingStorytellingHospitality im HospitalityHospitality-Kontext
ОглавлениеAuch in Hotels und in der Gastronomie werden raumbezogene Erlebniswelten kreiert. Der Restaurantbesuch soll den Gast nicht nur satt machen, sondern ihn aus dem Alltag entführen in eine Markenwelt, die einzigartige Erlebnisse kreiert, welche dem Gast langfristig in Erinnerung bleiben (Jochen Schweizer im Grußwort zu Gruner et al. 2014).
Im Kontext von Events kommt dem Catering eine besondere Bedeutung als relationale und somit emotionalisierende Erlebniskomponente zu (Doppler et al. 2020). Essenserlebnisse bei Veranstaltungen ermöglichen den Ausdruck von Gastfreundschaft (Sharples 2014, S. 176), aber auch Prestige und Status (ebd., S. 171). Event-Catering bietet eine Plattform zur Interaktion, zum Netzwerken und zur Kommunikation in einer ungezwungenen und informellen Atmosphäre (ebd., S. 173) und erzeugt eine familiäre sowie gemeinschaftliche Atmosphäre (Doppler et al. 2020; Doppler/Steffen 2020). Caterer entwickelten in der Vergangenheit einen nahezu künstlerischen Ausdruck in der Präsentation des Essens und schaffen Erlebnisse, die alle Sinne einbeziehen (Thinius/Untiedt 2013, S. V), was zu einer nachhaltigen Erinnerung bei den Teilnehmer:innen führt und Auswirkungen auf die Kund:innenzufriedenheit haben kann (Doppler et al. 2020).
Von jeher hat Essen eine starke ritualisierte Komponente mit großer emotionaler sowie biografischer Bedeutung für Menschen und aktiviert nostalgische Gefühle (Kauppinen-Räisänen et al. 2013). All dies sind relevante Zutaten für unvergessliche Momente. Die Bedeutung der Einzigartigkeit der Präsentation und die Passung zwischen Eventdesign, Atmosphäre und Essen (Kleinhans et al. 2016) führen zum Ansatz, auch im Event-Catering das Instrument Storytelling zur Inszenierung von Veranstaltungen einzusetzen. Dabei können lokale und regionale, aber auch inhaltliche Bezüge wie z. B. zum Motto oder zum Anlass der Veranstaltung hergestellt werden (Doppler et al. 2020). In einem Experten-Interview, das der Studie von Doppler et al. zugrunde liegt, erzählt beispielsweise ein Catering-Experte, dass anlässlich eines Geburtstagsfestessens des Gründers des Catering-Unternehmens, zu dem auch gute Kund:innen eingeladen waren, dessen Lieblingsessen Schinkennudeln als Mitternachtssnack serviert wurde.
Lebensmittel mit lokalem und regionalem Bezug werden als authentisch, rein und traditionell wahrgenommen (Kauppinen-Räisänen et al. 2013) und kreieren eine Atmosphäre der Wahrhaftigkeit. Dies bietet auch Anknüpfungspunkte für Inszenierungen, in denen das Esserlebnis angereichert wird durch themenbezogene Erzählungen (Doppler et al. 2020). Das Fine-Dining-Restaurant The Fat Duck beispielsweise bietet Gästen eine ‚Reise‘ an, die der Gast mit der Reservierung seines themenbezogenen Restaurantbesuchs beginnt (The World’s 50 Bests Restaurants 2017; The Fat Duck o. J.). Diese Reise erzählt in einem luxuriösen 15-Gänge-Menü die wichtigsten Urlaubserinnerungen aus der Kindheit des Inhabers Heston Blumenthal. Auch in Norbert Nierkoflers Drei-Sterne-Michelin-Restaurant in Südtirol (Italien) werden z. B. nur biologisch erzeugte Lebensmittel aus der Region verwendet. Der Küchenchef erzählt sein Konzept unter dem Slogan „Den Berg kochen“ mit Verweis auf die Idee, die nachhaltige Landwirtschaft in der Region zu unterstützen. Das Ergebnis ist eine eigene Erzählung, eine Geschichte über Tradition, Herkunft, Erbe und gesundes Essen (Beller 2019).
Im Bereich Social-Media-Content spielt TäuschungTäuschung eine relevante Rolle z. B. im Kaufentscheidungsprozess. Im Umgang mit Influencer:innen warnt Gebel (2020, S. 137) in seinem Buch Social Media im Tourismusmarketing, das sich an Praktiker der Tourismusbranche wendet, davor, Content auf Instagram zu beschönigen, da dies das Vertrauen der User:innen empfindlich stört. Social-Media-Rezipient:innen tendieren dazu, die Story ihrer Reise im ‚besten Licht‘ und möglichst so darzustellen, dass sie Follower:innen gefällt. Vor allem Influencer:innen neigen dazu, Inhalte, die dem ‚perfekten Leben‘ nicht entsprechen, wegzulassen, wodurch eine weniger realistische Story und Szenerie entsteht (Bennet 2014, S. 71). Eine von den beiden Autor:innen dieses Buchs betreute, unveröffentlichte Bachelorarbeit (Stengel 2020) untersuchte im Kontext von Tourismus, ob und wenn ja wie Instagram-Posts von Influencer:innen zu Täuschung von Reisenden beitragen und inwiefern der Kaufentscheidungsprozess dadurch beeinflusst wird. Dazu wurden Kriterien zur Beurteilung von Täuschung literaturbasiert abgeleitet. Neben weiteren Kriterien ist der Grad, inwieweit Fakten vertrauenswürdig vermittelt werden und Reisekonsument:innen zwischen Storytelling und Fakten unterscheiden können, ein valides Kriterium, um Täuschung durch Social-Media-Content zu beurteilen. Ein Ergebnis der Arbeit ist, dass Reise-Content auf Instagram insgesamt ein hohes Täuschungspotenzial hat, wobei Mega-Influencer:innen deutlich stärker dazu neigen als Mikro-Influencer:innen (ebd.).