Читать книгу Der Zornige: Werdung eines Terroristen - Ralph Ardnassak - Страница 16
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ОглавлениеUnsere Klinik, früher ein städtisches Krankenhaus, in dem alle medizinischen Disziplinen vertreten waren, Teil einer gemeinnützigen GmbH und durch die mehr als 35.000 Einwohner unserer kleinen Stadt und die Bewohner der umliegenden Ortschaften sehr gut ausgelastet, soll nun plötzlich an den größten Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum, eine Krankenhaus-Holding, die mehr als 35 Standorte in Deutschland, Österreich, in der Schweiz und Liechtenstein besitzt und betreibt, verkauft werden.
Der Gesellschafter unserer gemeinnützigen Klinik-GmbH war der Landkreis gewesen und es hieß, durch den Verkauf des Klinikums könne der Landkreis auf einen Schlag schuldenfrei werden und seinen Bürgern viel mehr bieten und attraktiver werden.
Im Aufsichtsrat der gemeinnützigen GmbH sitzt selbstverständlich der Landrat und er plädiert natürlich vehement für den Verkauf des Klinikums. Es heißt, er bekäme vom Käufer eine stattliche Provision für den Deal und wolle sich danach zur Ruhe setzen und nur noch Golf spielen, da auch alle seine Familienmitglieder inzwischen überaus gut versorgt seien.
Wir aber sind in Sorge, wir wissen, dass es im Grunde gar nicht darum geht, dass der Landkreis schuldenfrei wird, der sich einen protzigen neuen Busbahnhof und zahlreiche teure Renommierbauten gönnte, die dem Bürger gar nichts nützen.
Wir wissen, es geht um Profitmacherei für den Käufer des Klinikums und dem Landrat geht es ganz allein um seine Provision!
Der Landrat hat verkündet, nach dem Verkauf des Klinikums wird es keinerlei Entlassungen oder Lohnkürzungen geben. Aber wir wissen längst, das ist eine Lüge!
Alle Tageszeitungen und auch das Internet ist voll Berichten darüber, wie die große Krankenhaus-Holding mit jenen Krankenhäusern verfährt, die sie im ganzen deutschsprachigen Raum wie im Rausch aufkauft.
Spezialabteilungen mit nicht überdurchschnittlich hoher Auslastung und Profitabilität, wie beispielsweise Augen, Geburtshilfe und Onkologie werden in diesen Häusern rigoros geschlossen und die Beschäftigten entlassen.
Es spielt keine Rolle, wie weit die Bürger dann fahren müssen, wenn sie einmal einen Spezialisten benötigen und wie weit das Niveau der medizinischen Versorgung an diesen Standorten dadurch absinkt!
Auch die übrigen Beschäftigten, die das Glück haben, noch bleiben zu dürfen, werden schließlich reihenweise entlassen und kurzerhand durch Leiharbeiter ersetzt, für die man keine Sozialabgaben abführen muss und die jederzeit nach Hause geschickt werden können. Ein geringer Teil der entlassenen beschäftigten wird dann wieder eingestellt, jedoch zu einem anderen Tarifvertrag bei wesentlich niedrigeren Löhnen, die nicht einmal die laufenden Kosten der privaten Lebenshaltung decken!
Meine Frau besucht gern die hiesige Filiale von McDonald’s, die es am Stadtrand seit langem gibt und die unter der Tatsache leidet, dass die einstige Durchgangsstraße inzwischen durch die nahe Autobahn ersetzt wurde.
Sie liebt das amerikanische Fast Food, den rauchigen Geschmack der Barbecue-Soßen und die dick mit Käse, Salatblättern und Zwiebelringen belegten Burger, die die wie gehetzte Tiere wirkenden schwitzenden Angestellten den Wartenden mit gequältem Lächeln im Akkord über den Tresen reichen.
Als sie unlängst wieder McDonald’s besuchte, um ihren Burger zu essen und ihren Kaffee zu trinken, saßen zwei Manager der Krankenhaus-Holding am Nebentisch, die anscheinend bereits die Übernahme des Krankenhauses planten und vorbereiteten.
Die Herren, in Anzügen, Krawatten und teuren feinen Schuhen, gingen die Dienstpläne der Angestellten durch und stießen dabei offenbar auf eine in ihren Augen besonders renitente Mitarbeiterin.
„Du, Marcus, die hier ist alleinerziehend mit drei Kindern! Die macht mächtig Stress, ist gewerkschaftlich engagiert und so! Das könnte Probleme geben!“
Sein Gegenüber zog genüsslich am Strohhalm, der in seiner Cola mit Eiswürfeln steckte.
„Hat die keinen Stecher daheim? Zeig mal das Passfoto her, Xaver!“
„Hier, bitte! Die würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen!“
„Ok, Xaver! Folgende Verfahrensweise mit der Dame: Die wird zunächst in unserem Krankenhaus 60 km weiter entfernt eingesetzt! Da muss sie täglich fahren und bekommt Stress wegen der Unterbringung der Kinder! Da wird sie schon ganz handzahm werden! Dann lade ich sie mir zum Personalgespräch ins Büro, drohe ihr mit fristloser Entlassung, besteige sie du wir schieben sie eins unserer Krankenhäuser, wo sie mindestens 100 km pro Tag fahren muss. Einfache Entfernung natürlich, versteht sich! Wenn Du dann Bock hast, kannst Du sie auch nochmal besteigen und wenn sie dann inzwischen nicht schon so fix und fertig ist, dass sie von sich aus kündigt, wird sich schon ein Grund finden lassen, um sie abzuschießen!“