Читать книгу Der Zornige: Werdung eines Terroristen - Ralph Ardnassak - Страница 24
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ОглавлениеMacht es Spaß, in einem Land leben zu müssen, in dem die Armen immer ärmer, die Reichen jedoch immer reicher werden und daher allmählich die Spielregeln ganz alleine bestimmen können, weil sie sogar dank ihrer gewaltigen Finanzkraft Einfluss auf die Politik erlangt haben nun deren Funktionen und Spielregeln untergraben?
Nein, macht es nicht, denn man hat keine soziale Sicherheit mehr und am Ende auch keinerlei Rechtssicherheit.
Die sogenannte Gesellschaft wurde zur Spielwiese weniger superreicher Familien, die darauf schalten und walten können, wie immer es ihnen beliebt!
Angst ergriff mich, die geradezu als gewalttätig empfundene nackte Form einer Existenzangst. Die Furcht, auf der Straße zu landen, den Job zu verlieren, die Wohnung und jede nur denkbare Form von Einkommen!
Ich empfand es als eine ungeheure Form des Zynismus, dass die Medien es als notwendig erachteten, dass die Reichen in Deutschland immer reicher werden müssten, weil sie sonst auswandern würden. Das scheue Reh Kapital, welches gehätschelt und verwöhnt werden musste, damit es nicht davon lief und außer Landes ging, Gérard Depardieu hatte es schließlich vor gemacht!
Was war ein Land noch wert, dass nicht mehr der Mehrheit seiner Bewohner diente, sondern sie nur noch abkassierte und sich darauf beschränkte, wenigen superreichen Familien die besten nur denkbaren Bedingungen zur hemmungslosen Geldvermehrung zu schaffen?
Die Reichen und die Großkonzerne, die sich arrogant und dreist weigerten, Steuern im Inland zu zahlen und die damit in der Regel auch noch durch kamen, waren keinen Deut besser als Adolf Hitler, der sich als Führer und Reichskanzler auch selbstherrlich geweigert hatte, jemals Steuern zu zahlen, obwohl er Millionen verdiente!
Arroganz, Gier und Rechtsbeugung hatten in Deutschland schließlich eine gute und jahrzehntelange Tradition! Und die Gleichheit aller vor dem Gesetz bestand in Wirklichkeit nur auf einem Stück Papier! Es war geradezu unerträglich für jeden, der nicht einfach die Augen zu allem zu machte und vollkommen resignierte. Der deutsche Kapitalismus hatte sich unter den Augen der Öffentlichkeit von seinem letzten und winzigsten sozialen Anspruch getrennt und nun war er außerdem auch noch dabei, sich vollständig von der Demokratie zu verabschieden.
Wer es sehen wollte, konnte es sehen, denn man machte sich nicht einmal mehr die Mühe, es vor der Öffentlichkeit zu verbergen und angesichts geballter Finanz- und Polizeimacht wurde der Kapitalismus, in dem wenige sagenhaft reich, aber viele entsetzlich arm werden würden, ganz einfach als alternativloser Weg für die gesamte Menschheit deklariert.
Wie ein Lichtblick in dunkler Nacht erschien mir daher der Blog-Beitrag eines Users im Internet, in welchem geschrieben stand, das Deutschland des Jahres 2014 würde dringend eben solche Männer brauchen, wie jene des 20. Juli 1944. Aber dies war wohl viel eher nur ein Rufer im Sturm, dessen Ansicht ungehört verhallte.
In einem Land, in dessen Vergangenheit es für viele Menschen bereits völlig normal gewesen war, dass beispielsweise Mitschüler, mit denen man auf ein und derselben Schulbank gesessen hatten, quasi im Akkord vergast wurden, schienen auch in der Zukunft grauenvolle Dinge denkbar!
Wenn eine ganze Gesellschaft ausschließlich damit beschäftigt war, dem schnellen Geld nachzujagen und dabei sehenden Auges moralisch verfiel, musste schließlich auch ihr öffentliches Gewissen verkommen.