Читать книгу Der Zornige: Werdung eines Terroristen - Ralph Ardnassak - Страница 21
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ОглавлениеNatürlich haben sie unsere kleine Klinik verkauft! Unsere Proteste haben nichts genützt und nur dazu geführt, dass wir Ärger und die geballte Macht des Staates zu spüren bekamen, als wären wir Schwerverbrecher oder Terroristen!
Einige von uns fühlen sich seither regelrecht unwohl in ihrer Haut. Sie meinen, beobachtet zu werden und sie spüren, dass irgendetwas nicht mehr stimmt bei ihnen und dass mysteriöse Dinge in ihrem Umfeld geschehen, die sie sich nicht anders erklären können, als das irgendjemand offenbar versucht, sie fertig zu machen.
Auch ich habe Angst. Es ist eine unbestimmte Angst davor, entlassen zu werden und aus meinem bisher sorgsam gepflegten bürgerlichen Leben einfach ins soziale Nirwana abzustürzen. Das hat mit Paranoia nichts zu tun! Beispiele dafür gibt es schließlich genug! Beispiele von gut ausgebildeten und fleißigen Leuten, die im Obdachlosenasyl oder auf der Straße landeten! Und diese Leute waren weder drogenabhängig, noch waren sie Trinker!
Ich nenne so etwas multiple Schicksalsschläge: Erst verliert man den Job und dann die Ehefrau und die Familie, dann die Wohnung und ganz zuletzt, nachdem man schon die Zähne und ein menschenwürdiges Äußeres verloren hat, gehen auch noch die Selbstachtung und die Menschenwürde flöten! Und genau davor habe ich regelrecht panische Angst!
Diese Angst treibt mich an, weiter zur Arbeit zu gehen und das Maul zu halten. Es ist vermutlich die Motivation für tausende von Menschen, die am Ende unter Selbstzweifeln, Panikattacken und Burn Out Syndromen leiden. Beschwerden, die kein Arbeitgeber ernst nimmt! Billige Vorwände sollen das lediglich sein, die die Leute nutzen, um sich drücken zu können.
Vorerst bleibt in unserer Klinik noch alles beim Alten. Die Betonung liegt allerdings auf dem Wörtchen vorerst. Es heißt, unsere Lohnansprüche wären für den Betreiber nicht mehr tragbar und es müsse jetzt endlich einmal wirtschaftlich gearbeitet werden! Wir waren also allesamt gierige Faulpelze in der Vergangenheit gewesen, die nichts auf die Reihe bekommen haben!
Wir schreiben alle Bewerbungen wie wild, aber in unserer Branche gibt es zwar Bedarf, doch auch eine regelrechte Schwemme von Bewerbern, von denen viele jünger und billiger sind als wir. Leute, die aus Osteuropa kommen und praktisch alles mit sich machen lassen. Ich denke dabei an die Worte meines Großvaters, der im Ersten Weltkrieg zuerst in Frankreich und zuletzt schließlich auch in Russland war. Über die Leidensfähigkeit der russischen Dorfbevölkerung war er, ein preußischer Husar, regelrecht sprachlos.
„Der Russe ist ganz groß im Leiden! Hat er genug Wodka, dann hält er praktisch alles aus: Kälte und Hunger und selbstverständlich auch Schläge und Erniedrigungen! Der Russe braucht Wodka, seinen Glauben und eine harte Hand! Der russische Bauer ist von der Konstitution wohl dem geschundenen Ochsen weit näher, als einer menschlichen Kreatur!“, das waren seine Worte gewesen.
Sie scheinen auch auf jene Kollegen zu passen, die, aus dem Osten kommend, sich zu Hungerlöhnen um Stellen als Alten- und Krankenpfleger verdingen!
Am Anfang haben wir gedacht, das wären lediglich arme Schweine, die alles mit sich machen lassen und die deshalb noch weit unter uns stehen würden. Ich bin über Fünfzig, wenn ich Bewerbungen schreibe, bekomme ich nur Absagen. Meine Qualifikationen und meine Berufserfahrungen interessieren niemanden mehr. Und wenn ich dann in den Absagen lese, man habe sich leider für andere Bewerber entschieden, dann kann ich mir schon denken, für welche!
Ich bin nie ein Ausländerfeind gewesen, aber ich sehe die Leute aus Osteuropa heute in einem ganz anderen Licht. Ich sehe sie als Konkurrenz! Und daran sind sie nicht einmal selbst schuld, sondern die Unternehmer, die sie bevorzugt einstellen, um sie dann schamlos auszubeuten und mit ihrer Angst in Schach zu halten und vor allem die Politik, weil sie so etwas zulässt, indem sie einfach weg schaut!
Die neuen Kolleginnen und Kollegen aus Russland arbeiten wie die Tiere, stellen keine Fragen und lassen sich absolut alles gefallen! Sie verstehen ja nicht einmal richtig Deutsch! Der Stationsarzt und die Oberschwester, die „Ilse“, wie wir sie nennen, sind für sie vermutlich der Bojar oder der Ataman, denen sie nie widersprechen würden und von denen sie selbstverständlich alles hinnehmen!
Sie machen damit jene Rechte kaputt, die wir uns hier mühsam erkämpft haben! Es gibt unter uns auch alleinerziehende Mütter, die können nicht praktisch 24 Stunden durch arbeiten, wovon sie nur 8 Stunden bezahlt bekommen! Die müssen abends pünktlich nach Hause, um ihre Kinder aus der Krippe oder dem Kindergarten abholen zu können! Das nimmt man ihnen aber neuerdings übel, dass sie pünktlich Feierabend machen wollen und generell, dass sie Kinder haben! Die Russen haben keine Kinder und wollen auch keine und Feierabend machen sie erst, wenn die Oberschwester sie endlich mal nach Hause schickt. Lieber fallen sie tot auf dem Stationsflur um, als von sich aus nach achteinhalb Stunden Feierabend zu machen! Früher war mir das egal, heute stört es mich! Mich stört auch die Tatsache, dass sich die Russen nicht mit uns solidarisieren wollen! Sie bleiben Einzelgänger und machen ihr eigenes Ding! Damit spielen sie der Klinikleitung in die Hände, die ohnehin nach dem Prinzip „Teile und herrsche“ verfährt!
Die große Klinik-Holding, die uns gekauft hat, hat uns zunächst zwei Krankenhaus-Manager vor die Nase gesetzt, die die Prozesse und Abläufe bei uns studieren und dokumentieren und dann alles optimieren sollen.
Der Eine von ihnen ist ein gewisser Claas Möller, ein unangenehmer Typ. Er stammt nicht aus dem Fach, hat irgendwo im Ruhrgebiet Betriebswirtschaft studiert, dann in leitenden Positionen in der Reisebranche gearbeitet und wohl irgendwann die richtigen Leute kennengelernt. Er nennt sich Vice President der Klinik-Gruppe für Controlling und für Kostenmanagement.
Er mag zwei oder drei Jahre älter sein als ich und hält sich bisher nur an drei Tagen pro Woche bei uns auf. Er logiert im besten Hotel der Stadt und verbringt viel Zeit damit, per Handy seine Flüge und Mietwagenbuchungen zu koordinieren. Ein Mietwagen unterhalb der E-Klasse von Daimler-Benz, mit Vollausstattung und Automatikgetriebe, ärgert ihn. Er ruft in diesem Fall am Flughafen, bei Sixt, an und diskutiert mit den Mitarbeitern. Er sei schließlich Vielflieger und deshalb auch von Sixt zu Recht einen besseren Service gewöhnt. Fluchend verlangt er dann von den Sixt-Mitarbeitern ein „Upgrading“.
Er ist schlank und hochgewachsen und man sieht ihm das regelmäßige Training im Fitness-Club an. Er liebt dunkle Anzüge in gedeckten Farben, zu denen er meist einfarbige Maßhemden mit Manschettenknöpfen trägt, nie Krawatte, keine Uhr am Handgelenk.
Er spricht sehr schnell und hastig, in einem nordwestdeutschen Dialekt und mit heiserer Stimme. Wenn er spricht, klingt es, als würde ein heiserer Schäferhund bellen.
Er ist stets glatt rasiert und verströmt eine Wolke aus Eau de Parfum und After Shave. Sein strohblondes Haar trägt er kurz und gescheitelt wie ein Wehrmachtsoffizier. Seine stahlblauen Augen, mit denen er die Leute stets direkt ansieht, liegen unter auffallend dichten und langen Wimpern. Die Linie seiner Oberlippe ist fein geschwungen.
Claas Möller, Vice President, ist es gewöhnt, Anweisungen zu geben, die nicht diskutabel sind. Gefürchtet werden seine Anfälle von plötzlich aufflackerndem Jähzorn, die unberechenbar und schwer zu löschen sind, als wären sie veritable Buschfeuer.
In diesem Jähzorn liebt er es, mit Unterlagen zu werfen, Türen zu knallen und mit seiner heiseren Stimme im bellenden Stakkato laut zu brüllen. In diesem Jähzorn hat er seinen Vorgesetzten schon mit seiner Kündigung gedroht, was regelmäßig zu deren Einlenken führte. Claas Möller ist schlicht unersetzlich und er weiß es.
Seine Terminologie ist regelmäßig militärisch. Er spricht oft davon, unseren „Laden auf Vordermann bringen“ zu wollen, wobei es natürlich unvermeidlich sei, dass „Köpfe rollen“ würden. Auch sei jetzt „Schluss mit lustig“ und der Schlendrian, der hier bei uns eingerissen sei, müsse der Vergangenheit angehören.
Sein Standardsatz lautet: „Sie müssen in anderen Kriterien denken!“ Und sein Lieblingswort heißt „final“.
Bisher dachten wir in denjenigen Kriterien, die den Patienten zu Gute kamen. Wir dachten, die Patienten seien unsere Kunden und wir müssten selbstverständlich alles tun, was den Patienten gut tat, damit sie uns weiter empfehlen konnten.
Die neuen Kriterien, die Claas Möller propagiert, heißen Profit und Rentabilität. Was die Patienten anbelangt, so müssen wir uns künftig auf „Standards“ und „Basics“ begrenzen und die Normen einer „Grundversorgung“ einhalten, was den Materialverbrauch an Heil- und Hilfsmitteln, aber auch den Zeitaufwand je Patient anbelangt!
„Wir sind hier schließlich nicht bei der Diakonie, sondern in einer inhabergeführten und wirtschaftlich überaus erfolgreichen Klinik-Holding!“, bellt Claas Möller mit heiserer Hundestimme: „Und selbst die Diakonie muss heute nach Rentabilitätsgrundsätzen agieren! Wenn Sie das nicht endlich final begreifen wollen, Damen und Herren, ich sag’s, wie es ist, dann rationalisieren Sie sich hier selber final weg! Und zwar mit Karracho!“
Die Andere ist Christina Schmidtbaur. Wenigstens sie kommt vom Fach. Sie ist ur-bayerisch und hat an der Uni München ein Medizinstudium absolviert. Sie soll sogar approbierte Ärztin sein, allerdings ohne Doktortitel. Es hieß, sie habe nach der Zeit als Assistenzärztin die „Schnauze voll“ gehabt und sich entschieden, aus dem klinischen Dienst in den reinen Verwaltungsbereich einer Klinik zu wechseln.
Sie ist schlechthin das, was man wohl eine Schönheit nennt. Allerdings eine Schönheit ohne Herz. Ganz offensichtlich ist die Münchnerin Christina Schmidtbaur beruflich sehr erfolgreich. Ein Erfolg, dessen Ursache eine explosive Mischung aus Engagement, Dynamik, zweifellos vorhandener Fachkompetenz, Ehrgeiz und jeder Menge Sex Appeal sein muss.
Christina Schmidtbaur ist beim Top Management der Klinik-Holding sehr geschätzt und böse Gerüchte besagen, dies beinhalte auch ihre körperlichen Vorzüge.
Sie ist in Franken geboren und aufgewachsen und spricht den für diesen Landstrich so typischen und liebenswerten Dialekt mit dem rollenden R. Dazu noch ein Augenaufschlag ihrer kastanienbraunen Augen und sie erreicht bei ihrem Gesprächspartner beinahe alles.
Christina Schmidtbaur ist sich dieser Wirkung bewusst und sie setzt sie gezielt ein. Sie wickelt die Leute um den Finger, ehe diese noch wissen, wie ihnen geschieht.
Christina Schmidtbaur, die Expertin der Holding-Leitung für Change-Management und Prozessanalyse, ist immer dann mit von der Partie, wenn es um die Übernahme eines neuen Klinikstandortes für die Holding geht, ob nun im deutschsprachigen Raum oder im Ausland, vorzugsweise in Osteuropa. Sie ist demzufolge auf den wichtigsten europäischen Flughäfen und in den großen Hotelketten Europas zu Hause.
Christina Schmidtbaur ist verheiratet und es heißt, ihr Mann habe eine hohe Stellung im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen inne. Was er letztendlich dort tut, bleibt geheim. Sie lässt nur verlauten, dass sie beide ein großes Haus mit parkähnlichem Garten im Münchner Stadtteil Schwabing bewohnen und dass sie sich stets über ihre Hausangestellte ärgern müsse, die eine dumme Pute sei, weil sie immer den falschen Rotwein einkaufe. Christina Schmidtbaur ist zwar verheiratet, trägt aber nicht den Nachnamen ihres Mannes. Sie legt Wert auf die Tradition ihres Nachnamens Schmidtbaur. Kinder hat sie nicht. Vermutlich wegen einer schweren Krankheit, die sie in den letzten Jahren durch gemacht hat und an der sie, nach eigenem Bekunden, beinahe „abgenippelt“ sei. Um welche Krankheit es sich dabei konkret handelt, erfährt man jedoch nicht.
Christina Schmidtbaur ist attraktiv, ja zweifellos sogar sehr schön. Jeder halbwegs normale Mann, der ihr gegenüber tritt, verfällt umgehend ihrem Charme und ihrer Ausstrahlung und will mit ihr ins Bett. Sie weiß das sehr genau und es heißt, nur die Leitung der Klinik habe bei ihr diesbezüglich Chancen. Auf diese Weise würde sie ihren Job und ihren weiteren Aufstieg sichern.
Sie hat dickes und volles Haar von derselben kastanienbraunen Farbe wie ihre Augen. Und sie trägt es kurz. Ihr Gesicht ist schön und ebenmäßig, als habe es ein Bildhauer in seinem Studio nach den idealen Proportionen geschaffen und ihr strahlendes Lächeln erscheint geschäftsmäßig und einstudiert.
Ihre braunen Augen fangen den Gesprächspartner regelrecht ein und wenn sie dabei fragend und neugierig die schmalen und eleganten Brauen hoch zieht und ihr Gegenüber intensiv fixiert, bekommt man, zumindest als Mann, stets Angst, sie könne die intimsten Gedanken erraten, die man hegt, während man gerade mit ihr spricht.
Natürlich errät sie diese Gedanken stets, denn sie sind bei allen Männern gleich, die ihr gegenüber stehen. Sie ist sehr groß und schlank und wirkt durchtrainiert und es erscheint einem völlig normal, dass eine so schöne Frau natürlich auch zugleich reich und mächtig sein muss.
Ihr Lächeln, wenn es nicht berechnend ist, sondern gutmütig, was selten genug vorkommt, ist dann ebenso entwaffnend, wie ihr teures Parfum.
Die Klinik-Holding weiß, dass jeder Widerstand schmilzt, wo Christina Schmidtbaur auftaucht und lächelt und ihrem Gegenüber, während sie in ihrer fränkischen Aussprache mit dem unnachahmlichen rollenden R mit ihm spricht, mit der Hand gelegentlich leicht auf die Schulter fasst, wie es ihre Art ist, als wolle sie ihre Gesprächspartner damit zum Ritter schlagen.
Sie ist so schön, dass sie etwas Anziehendes, aber auch etwas Furchteinflößendes hat. Das Furchteinflößende kommt daher, das man sich als Mann sagt, so viel Schönheit müsse auch hohe Ansprüche an einen Partner oder Liebhaber haben. Dennoch überwiegt bei ihr das Anziehende! Man ist gern bei ihr und nutzt automatisch jede noch so kleine, sich bietende Gelegenheit, um in ihrer Nähe sein und mit ihr sprechen zu können.
Selbst, wer sie nicht kennt und zum ersten Mal trifft, ist sofort neidisch auf jene Personen, die sie mit einer Umarmung und mit züchtigen Luftküsschen auf beide Wangen begrüßt.
Jedoch ist ihre Schönheit kalt, wie die einer bronzenen Skulptur. Und ihre Freundlichkeit ist berechnend und ohne jede Wärme. Man ahnt, wie zerstörerisch ihre Zielstrebigkeit sein kann.
Es ist die Aufgabe von Christina Schmidtbaur, jede Klinik, die übernommen werden soll, zunächst zu „scannen“. Sie betrachtet sich die Organigramme und sitzt mit einem dicken roten Textmarker davor. Dann wütet sie mit ihrem Rotstift in den Organigrammen, wie ein strenger Lehrer in den mangelhaften Klassenarbeiten seiner Schüler. Sie selbst nennt diesen Vorgang „Straffung“ oder „Forwarding“.
Christina Schmidtbaur hat auch die Aufgabe, unter bezauberndem Lächeln, unnachahmlichen Augenaufschlägen und dem für ihre Gesprächsführung typischen Wechseln aus direktem Blickkontakt und diskreter Vermeidung, die erforderlichen Kündigungen auszusprechen.
Niemand widerspricht so viel geballter Schönheit. Und niemand ist einer schönen Frau je böse. Auch dann nicht, wenn sie einen vorher vollkommen vernichtet hat.
Es gab Kollegen, die ihrem Charme und ihrer Aura so sehr verfielen, dass sie, während Christina Schmidtbauer sie anlächelte, ihnen dabei mal in die Augen blickte, dann jedoch wieder wie unschuldig aus dem Fenster hinaus, sofort den Aufhebungsvertrag unter Verzicht auf jede Abfindungssumme unterschrieben, den sie ihnen vorgelegt hatte.
Sie fühlten sich hinterher nicht gekündigt, sondern sie fühlten sich, als hätte Christina Schmidtbaur mit ihnen geschlafen. Dabei hatte sie sie nur angesehen und ihnen ihre Kündigung ausgehändigt. Nun waren sie zwar gekündigt, dabei aber auch völlig verzückt.
Christina Schmidtbaur war sich ihrer manipulativen Wirkung stets bewusst. Sie rauchte beinahe ununterbrochen, stets jedoch Zigaretten der französischen Marke Gauloises, mit dem für sie typischen hellen und starken Virginia Tabak.
Es bereitete mir Unbehagen, zu wissen, dass Christina Schmidtbaur in ihrem Büro nun auch über meiner Personalakte brütete. Mein Alter war schließlich eine schwere Bürde, die ich zu tragen hatte!
Natürlich bekam Christina Schmidtbaur jede Menge an Einladungen. Einladungen zum Essen, zu Theaterbesuchen. Meist waren es die Ärzte oder Chefärzte, die sie einluden. Einfache Krankenpfleger wie ich, trauten sich nicht an sie heran und mussten sich demzufolge darauf beschränken, nur von ihr zu träumen.
Doch sie lehnte alle Einladungen mit einem kühlen Lächeln ab. Niemand in unserer kleinen Klinik bekam je ihre private Telefonnummer und unter den Kolleginnen und Kollegen hatte sie schon bald den Spitznamen „das Rasseweib“ weg.