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2 Spinat macht stark.

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Stimmt nicht.

Klar, jeder hätte gern so dicke Muskeln wie der Seemann Popeye! (Also, jeder Junge jedenfalls – bei Mädchen sähe das vielleicht ein bisschen komisch aus. Aber so stark wie Pippi Langstrumpf zu sein, wäre ihnen wahrscheinlich auch ganz recht. Obwohl Pippi nie Spinat gegessen hat, glaube ich.)

Popeye braucht nur eine Dose Spinat einzuwerfen, schon ist er unbesiegbar. Blöd bloß, dass Popeye eine Comicfigur ist. Es gibt in diesem Zusammenhang auch noch einige andere Verhaltensweisen, die man nicht nachahmen sollte: Wie Superman zu fliegen versuchen ist ganz ungesund. Und ohne Hose aus dem Haus zu gehen wie Donald Duck, der sich nur nach dem Duschen schamhaft ein Handtuch um die Hüften wickelt, könnte sich auch als problematisch erweisen. Ähnlich ist es mit dem Starkwerden: Popeye, Spinat, Muskeln – klappt. Ich, Spinat, Muskeln – klappt nicht. So einfach ist das.

Aber wie kam es denn überhaupt zu diesem Gerücht? Immerhin sollen Kinder ja schon seit Generationen brav ihren Spinat aufessen, um «groß und stark» zu werden. Und tatsächlich verzehren die Deutschen kein Tiefkühlgemüse so oft wie Spinat. Diese Erfolgsgeschichte begann vor etwa hundert Jahren. Damals wollten Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Spinat haufenweise Eisen enthält. Bei der Gelegenheit: Was ist eigentlich Eisen, und was nützt es uns? Eisen ist ein Metall. Seine Freunde nennen es gerne auch Fe – das ist die chemische Bezeichnung. Und obwohl Fe so klingt wie der Name eines zarten Mädchens, kann Eisen ganz schön hart und schmerzhaft sein. Jeder, dem schon mal eine Pfanne aus Gusseisen auf den Fuß gefallen ist, weiß, wovon ich rede. In der richtigen Menge und Zusammensetzung aber ist Eisen für den Körper ein lebenswichtiges Spurenelement. Es sorgt unter anderem dafür, dass unser Blut Sauerstoff speichern und transportieren kann. Einfach gesagt ist Eisen stark und hart und gut für den Körper. Da braucht man nur eins und eins zusammenzuzählen, und schon landet man bei einem spinatverschlingenden Seemann mit riesigen Muskeln.

Schade nur, dass die ganze Geschichte auf ein bis zwei Irrtümern beruht. Denn damals hat der Schweizer Wissenschaftler Gustav von Bunge den Eisengehalt von getrocknetem Spinat gemessen – von Spinatpulver. Da frischer Spinat aber zu etwa 90 Prozent aus Wasser besteht, müsste man davon fast zehnmal so viel essen, bis man den Eisengehalt von getrocknetem Spinat erreicht.

Eine andere Variante der Geschichte besagt, dass sich eine Sekretärin im Forschungslabor einfach vertippt hat. So wurde durch einen Kommafehler aus dem Spinat ein Power-Gemüse, das auf 100 Gramm 30 Milligramm Eisen enthält.

In Wahrheit sind es nicht 30, sondern nur drei Milligramm. Und das ist nichts Besonderes. Es gibt viele Lebensmittel, die diese Menge Eisen schaffen. Rindfleisch zum Beispiel enthält mehr Eisen als Spinat, Leberwurst etwa doppelt so viel, und sogar Weißbrot oder Pommes sind gleichauf. Aber besonders viel Eisen steckt ausgerechnet in – kleiner Tusch – Schokolade! Der Eisengehalt einer Tafel Schokolade ist mehr als doppelt so hoch wie der von der gleichen Menge Spinat! (Jaha, ich hab’s immer schon geahnt, dass Schokolade nicht ganz ungesund sein kann.)

Schade nur, dass man auch von Schokolade keine dicken Muskeln bekommt, sondern allerhöchstens einen dicken Bauch.

Ich hab´s dir ja gesagt

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