Читать книгу Ich hab´s dir ja gesagt - Ralph Caspers - Страница 8

5 Kuchenteig und frisches Brot essen
macht Bauchweh.

Оглавление

Stimmt nicht ganz.

Wenn früher bei uns zu Hause Kuchen gebacken wurde, habe ich immer am liebsten den rohen Teig genascht. Am allerliebsten hätte ich die Rührschüssel komplett leer gemacht! Aber das durfte ich leider nie. Ist doch komisch, da will man mal Bauchweh kriegen, und dann soll man nicht ... Wäre doch eine tolle Gelegenheit für ein sattes elterliches «Ich hab’s dir ja gesagt!» gewesen. (Heutzutage backe ich manchmal Kuchen, nur um mich am rohen Teig satt zu essen. Meine Kuchen sind deshalb immer ziemlich klein.)

Wer im Kindergarten gut aufgepasst hat, weiß, dass Backen ziemlich einfach ist:

Backe, backe, Kuchen,

Der Bäcker hat gerufen!

Wer will guten Kuchen backen,

Der muss haben sieben Sachen:

Eier und Schmalz,

Butter und Salz,

Milch und Mehl,

Safran macht den Kuchen gehl!

Statt Schmalz nimmt man heutzutage Butter oder Margarine. Und Safran, mit dem man früher den Kuchen leuchtend gelb (auf Altdeutsch: «gehl») färbte, lässt man meistens weg.

Dafür aber kommt inzwischen üblicherweise ein Backtriebmittel in den Teig, weil der Kuchen sonst fest wie Früchtebrot wird. Das kann zum Beispiel Hefe oder Backpulver sein. Hefe und Backpulver stellen Kohlendioxid her. Das ist ein Gas – man kann es an den Blasen im Teig erkennen –, das den Teig schön locker und luftig werden lässt. Isst man vom frischen, ungebackenen Teig, dann kommt auch Backtriebmittel in den Magen. Und produziert dort weiter Kohlendioxid. Das ist dann so, als hätte man ganz viel Sprudelwasser getrunken. Davon kann man Blähungen und Bauchschmerzen bekommen.

Es gibt allerdings einen anderen, besseren Grund, keinen frischen Teig zu essen: die Eier. Auf Eierschalen können Krankheitserreger sitzen, zum Beispiel Salmonellen. Die sterben erst durch die Hitze im Backofen. Im rohen Teig aber sind sie noch drin, und deshalb kann man davon krank werden (und wie bei fast jeder anständigen Krankheit gehört Bauchweh mit dazu).

Bei frischgebackenem Brot ist es anders. Denn das ist ja schon gebacken. Hefe und Backpulver stellen bei Ofenhitze die Arbeit ein – sonst würde das Brot im Brotkorb sich ja über Nacht verdoppeln. Das wäre ganz schön unheimlich. Nur Menschen mit einem sehr empfindlichen Magen bekommen von frischem Brot Bauchschmerzen. Das liegt aber nur daran, dass frisches Brot so lecker duftet und schmeckt. Deshalb stopft man sich viel zu viel davon viel zu schnell rein. Und kaut dabei noch nicht mal richtig, sondern würgt es einfach nur begeistert runter. Ich zum Beispiel kann eine ganze Scheibe frisches Brot in weniger als einer halben Minute runterschlingen. Aber auf altem Brot kaue ich viel länger herum, weil es ja erst mal weich werden muss. Das dauert dann bei mir so um die zwei Minuten – viermal länger.

Wenn in meinem Magen jedoch ein kaum gekauter Riesenklumpen frisches Brot landet, mit ganz wenig Speichel, dann muss die Magenmuskulatur kräftig arbeiten. Und das verursacht Dehnungsschmerzen. Das besser vorgekaute und eingespeichelte ältere Brot muss nicht so stark bearbeitet werden, deshalb kriegt man davon keine Bauchschmerzen.

Apropos altes Brot: Vor ungefähr siebzig Jahren gab es sogar ein Brotgesetz, in dem stand, dass Brot erst einen Tag nach der Herstellung verkauft werden durfte. Denn damals war Nahrung knapp und musste möglichst lange reichen. An älterem Brot kaut man länger herum, und man isst auch weniger davon. Also brauchte man weniger, um sich satt zu fühlen.

Ungesund aber ist frischgebackenes Brot nicht. Sonst dürfte man ja auch keine Brötchen und keine warme Pizza essen. Und kriegt man von denen etwa Bauchweh? Eben!

Allerdings können manche Leute aus zwei anderen Gründen doch Brot-Bauchschmerzen kriegen. Erstens enthalten Brote manchmal in ganz geringen Mengen Stoffe, gegen die jemand allergisch ist. Wird zum Beispiel beim Bäcker erst ein Nussbrot aufgeschnitten, dann ein Graubrot, können an dem Graubrot trotzdem Nusskrümel kleben. Wer gegen Nüsse allergisch ist, kriegt dann Bauchschmerzen oder Ausschlag. Und: In den Randschichten des Getreides, die im Vollkornbrot mitverarbeitet werden, sitzen Stoffe, die mit Zucker zusammen im Darm zu gären beginnen. Einige wenige Menschen haben deshalb Probleme mit Marmelade, Honig oder Nougatcreme auf Vollkornbrot.

Übrigens: Ein reines Märchen ist die Behauptung, dunkles Brot sei gesünder als helles. Oft ist es nur mit Malz gefärbt. Nur wo «Vollkorn» draufsteht, ist auch Vollkorn drin, und das ist auch wirklich gesünder. Und hilft auf die Dauer sogar gegen Bauchschmerzen, weil es die Verdauung anregt.

Und jetzt entschuldigt mich bitte für ein paar Stunden – ich fühle das dringende Verlangen nach frischem Kuchen in mir aufquellen.

Ich hab´s dir ja gesagt

Подняться наверх