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Eine Postulation Schultes durch das Kölner Domkapitel? Bergen und Maglione

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Von der römischen Marschroute wusste man in Deutschland natürlich nichts. Die preußische Regierung versuchte weiterhin die Kurie von der unveränderten Fortgeltung des bisherigen Rechtsgrundes zu überzeugen. Diego von Bergen besuchte zu diesem Zweck den Schweizer Nuntius Luigi Maglione in Bern und bat ihn, das Kölner Bittgesuch um das Bischofswahlrecht vom 24. November nach Rom weiterzuleiten.314 Gleichzeitig legte er dem Nuntius die Regierungsauffassung zu diesem Thema dar. Bergen berichtete anschließend telegraphisch nach Berlin, dass Andeutungen Magliones zu erkennen gäben, dass Pacelli glaube, „die Kurie habe durch [die] Reichsverfassung [die] völlige Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit zurückerhalten“315. Dem sei er mit dem Hinweis entgegengetreten, dass ein neuer Rechtsstand nur durch Verhandlungen beider Parteien konstituiert werden könne, weil es sich bei den zwischen dem Heiligen Stuhl und Preußen seinerzeit geschlossenen Verträgen um bilaterale und internationale handle. Für die anstehende Kölner Besetzung empfahl Bergen erneut, sich auf den „allseitig genehmen“316 Paderborner Bischof Schulte zu einigen und dabei die Rechte des Domkapitels zu wahren. Der Unvereinbarkeit von Kandidateneinigung einerseits und freiem Kapitelswahlrecht andererseits schien er offenbar eine untergeordnete Bedeutung beizumessen. Stattdessen optierte er für eine Scheinwahl des Domkapitels.

Maglione erklärte Gasparri am 2. Dezember, als er diesem von seiner Zusammenkunft mit Bergen benachrichtigte, dass der preußische Gesandte den Inhalt des überbrachten Middendorfschen Schreibens nicht kannte.317 Bergen vermute aber – so Maglione –, dass das Kölner Kapitel die Wahl des neuen Erzbischofs thematisiert und die Absicht bekundet habe, Bischof Schulte zum Kölner Erzbischof zu „postulieren“318. Maglione gab die angeführten staatskirchlichen Ansichten Bergens an Gasparri weiter und fügte hinzu, dass jener die Hoffnung hege, Schulte werde recht bald nach seiner Erhebung zum Erzbischof das Kardinalspurpur erhalten. Dies sei deshalb so wichtig, weil jüngst der Erzbischof von Warschau, Aleksander Kakowski, das Kardinalat erhalten habe319 und in Deutschland der Eindruck entstehe, der Heilige Vater bringe dem arg gebeutelten deutschen Volk nicht das gleiche Wohlwollen entgegen wie dem polnischen. Dies war eine typisch außenpolitische Überlegung: Mit Hartmann war der einzige deutsche Kardinal,320 der einer Diözese vorstand, gestorben. Durch die Erhebung des Nachfolgers und womöglich eines weiteren deutschen Bischofs würde man in der Staatengemeinschaft Achtung und Anerkennung zurückgewinnen, die durch den Krieg verloren waren. Man wird davon ausgehen können, dass Bergen diesen Wunsch bereits Gasparri gegenüber bekundet hatte, was erklären würde, warum der Kardinalstaatssekretär in der Sitzung der AES eigens auf die sofortige Kardinalskreierung Schulte hingewiesen hatte. Nach eigenen Angaben versicherte Maglione dem Regierungsvertreter die Zuneigung Benedikts XV. gegenüber Deutschland und zeigte sich überzeugt, dass der Heilige Stuhl dem Münchener Nuntius bereits Instruktionen betreffs der Kölner Vakanz habe zukommen lassen.

Eugenio Pacelli im Spiegel der Bischofseinsetzungen in Deutschland von 1919 bis 1939

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