Читать книгу Eugenio Pacelli im Spiegel der Bischofseinsetzungen in Deutschland von 1919 bis 1939 - Raphael Hülsbömer - Страница 28
Die Reise Pacellis nach Berlin und Köln
ОглавлениеAm 29. Dezember reiste Pacelli schließlich nach Berlin.376 Vom Verlauf und den Ergebnissen seiner Reise berichtete er Gasparri am 4. Januar 1920.377 Zunächst brachte er dem Kardinalstaatssekretär zur Kenntnis, dass er sein Kommen in die Reichshauptstadt mit zwei Briefen an den Gesandten Zech angekündigt hatte, um den Regierungsvertretern die Möglichkeit zur Vorbereitung zu geben. In Deutschland sei es nämlich üblich, vor Entscheidungen stets externen Rat einzuholen und Sitzungen abzuhalten. Er habe so vermeiden wollen, in Berlin eventuell Zeit zu verlieren. Im zweiten Schreiben an Zech habe er schließlich die beiden von Gasparri am 17. Dezember präsentierten Optionen, die sich der Heilige Stuhl hinsichtlich der Wiederbesetzung des Kölner Erzbischofsstuhls vorstellen könne, referiert. Dadurch hatte Pacelli bereits a priori preisgegeben, dass der Heilige Stuhl sich als „Notanker“ auf die Kapitelswahl gemäß De salute animarum und Quod de fidelium einlassen würde. Das war von ihm aber kein Versehen, denn – so schrieb er Gasparri – er habe geahnt, dass die preußische Regierung zwar einer Ernennung Schultes seitens des Heiligen Stuhls ohne Kapitelswahl sicherlich zugestimmt hätte, eben weil der Kandidat in ihrem Interesse sei. Jedoch wäre damit ein Vorbehalt der Regierung verbunden gewesen, nämlich dass jene Ernennung weder einen Präzedenzfall darstellen noch dem Wahlrecht des Kapitels von Paderborn vorgreifen dürfe. Diese Einschränkung hätte er nicht akzeptieren können, ohne dadurch die kuriale Sicht zu kompromittieren, was Gasparri ihm am 22. Dezember ausdrücklich verboten hatte. Diese „Ahnung“ habe sich schließlich auch als richtig erwiesen. Somit war Pacelli also schon vor jeder Verhandlung mit der Regierung klar gewesen, dass er den „Wunschmodus“ Gasparris nicht werde durchsetzen können.
In Berlin angekommen, sei er – so Pacelli – vom Unterstaatssekretär des preußischen Kultusministeriums, dem Priester Rudolf Wildermann378, am Bahnhof empfangen worden.379 Nach einem Gespräch mit Kardinal Bertram am Morgen,380 habe nachmittags das Treffen mit den Regierungsvertretern Preußens und des Reichs stattgefunden.381 Dabei präsentierte Kultusminister Konrad Haenisch dem Nuntius die Position der Regierung(en) in Form des bereits erwähnten Promemoria. Der Nuntius beurteilte es in seinem Bericht an Gasparri als „in der Substanz zufriedenstellend“382. Sein Text lautete:
„1.) Die Preußische Regierung nimmt in Übereinstimmung mit der Reichsregierung den Standpunkt ein, dass auch nach Erlass der neuen Reichsverfassung die zwischen dem Heiligen Stuhl und Preußen abgeschlossenen Verträge vorläufig weiter zu Recht bestehen. Um die Landesgesetzgebung mit der Reichsverfassung, soweit erforderlich, in Einklang zu bringen, wird es als notwendig erachtet, dass alsbald mit dem Heiligen Stuhl entsprechenden Verhandlungen eingeleitet werden.