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Die Intervention Kardinal Bertrams in Rom

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In Köln wartete man seit der Mitteilung Gasparris vom 28. November, das Kapitel möge weitere Instruktionen abwarten, auf die authentische Dezision aus Rom. Gleichermaßen erwartete die preußische Regierung ein römisches Ergebnis aus der Unterredung des Gesandten Zech mit Pacelli. Während dieser Zeit blieb man auf beiden Seiten aber nicht untätig, sondern koordinierte ein gemeinsames Vorgehen gegen Rom. Am 4. Dezember trafen sich Regierungspräsident Brugger und Dompropst Middendorf in Köln zu einer Besprechung.325 Brugger bemerkte, dass Adolf Bertram, der kurz vor einer Romreise anlässlich seiner Kardinalskreierung stehe, in Berlin gewesen sei und für die Position der Regierung hinsichtlich der Kapitelswahl bei der Kurie eintreten werde. Der Staatsbeamte kam mit Middendorf überein, dass auch das Domkapitel diese Gelegenheit nutze, um noch einmal – und nun nicht brieflich, sondern personaliter – zur Verteidigung der Wahl bei der Kurie vorstellig zu werden. Die Auffassung des Metropolitankapitels sei auch die Ansicht des preußischen Episkopats, die Bischöfe von Trier, Münster und Paderborn (also auch Schulte, der designierte Erzbischof von Köln) hätten sich ähnlich geäußert. Wenngleich insgesamt schlecht organisiert,326 waren sich die preußischen Oberhirten in der Befürwortung der Bischofswahl durch die Domkapitel einig. Nachdem der Regierungspräsident auf die baldige Durchführung der Wahl gedrängt hatte, erklärte ihm Middendorf, dass sie mit dem Wahlakt erst beginnen könnten, wenn aus Rom endgültige Order käme.327 Brugger hingegen dachte, dass, wenn die Kurie vor das Ergebnis der Wahl gestellt würde, es für sie schwieriger wäre, diesbezüglich andere Wege zu beschreiten. Er versicherte dem Dompropst, dass die Regierung dem Kapitel in der Kandidatenfrage so weit wie möglich entgegenkommen werde. Ihr ging es einzig und allein darum, dass der Gewählte den von der Entente geförderten Separationsbestrebungen des Rheinlandes absolut entgegentrete.328

Middendorf konnte Bertram vor dessen Abreise nach Rom telefonisch nicht mehr erreichen. Deshalb beauftragte er den ihm vertrauten und neu ernannten Rektor des Campo Santo Teutonico, Emmerich David, in Rom bei Bertram vorzusprechen und bei dieser Gelegenheit auch mit Gasparri und dem Papst in Audienz zusammenzutreffen.329 Im „Auftrag“ der preußischen Regierung besprach Bertram das Anliegen der Kölner Bischofswahl bereits am 9. Dezember mit Gasparri.330 David wurde am 18. Dezember zum frisch kreierten Kardinal vorgelassen. Von dieser Besprechung verfasste Bertram einen Bericht, den David am 21. des Monats in einer Audienz Gasparri übergab.331 Demnach hatte der Kölner Abgesandte ihm gegenüber drei Punkte vorgebracht: 1) Das Kapitel fürchte durch eine Abweichung von der Norm der Zirkumskriptionsbulle schwere Anschuldigungen gegen die Kirche, das Abkommen verletzt zu haben. Dies könnte für verschiedene Seiten Anlass sein, sich in die Neubesetzung der Kölner Erzdiözese einzumischen. 2) Die Regierung wolle nicht ernsthaft in den Besetzungsprozess eingreifen, sondern sei zufrieden, wenn die Bulle rein formal im Wesentlichen umgesetzt werde. 3) Nachdem mittlerweile bereits ein Monat nach dem Tod Hartmanns vergangen sei, sei eine Neubesetzung gemäß der für Preußen bislang üblichen Art sehr dringlich. Bertram, der neue Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, fügte seine persönliche Meinung hinzu, die er womöglich in seiner eigenen Audienz beim Kardinalstaatssekretär schon in ähnlicher Weise vorgebracht hatte. Auch er warnte vor Komplikationen mit der preußischen Regierung, „welche im gegenwärtigen Stand der Dinge leicht sehr verhängnisvoll werden können“332. Mit den Komplikationen meinte Bertram die drohende Einstellung der staatlichen Leistungen gegenüber der Kirche. Er wisse, dass die Feinde der Kirche in Preußen nur auf eine solche Gelegenheit warteten.333 Daraus erkläre sich die Sorge des Kapitels, die geltende Vereinbarung in irgendeiner Form zu verletzen. Bertram unterstützte daraufhin das Kapitelswahlrecht, da es von den Katholiken Preußens gewünscht sei. Es bestehe kein Zweifel an der Aufrichtigkeit des Kapitels und seines Gesandten sowie an ihrer frommen Anhänglichkeit an den Heiligen Stuhl.334 Wie die Unterredung zwischen Gasparri und David verlief, ist quellenmäßig nicht erfasst. Der Breslauer Bischof wertete die Besprechungen jedenfalls als vollen Erfolg und beruhigte deshalb am 25. Dezember den Kölner Dompropst „sowohl wegen der lokalen, wie wegen der generellen Seite der Frage“335. Wie die bisherigen römischen Anweisungen bereits vermuten lassen, war die Freude jedoch verfrüht.336

Eugenio Pacelli im Spiegel der Bischofseinsetzungen in Deutschland von 1919 bis 1939

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