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Bei diesen Gedanken fällt mir eine Begegnung in Kenia ein. Wie so oft, wenn ich längere Zeit Englisch spreche, hatte sich die Sprache verinnerlicht, sie war zur zweiten Haut geworden. An diesem Tag versuchte ich, den Bus von Arusha nach Nairobi zu erwischen. Er fuhr gerade los. Keuchend laufe ich nebenher und klopfe an die Scheibe, die Tür öffnet sich. Kaum bin ich ins Innere des Wagens gesprungen, fährt sie ruckartig wieder zu und klemmt mir den Arm ein. Spontan entkommt meinen Lippen das ominöse Fuck!

Ein anglikanischer Priester, der neben der Tür sitzt, dreht sich um: »Right now? Is this an order?« Perplex starre ich ihn an. »I assume this is neither the proper time nor the proper place.« Nicht schlecht, diese Engländer.

Im Grunde mag ich keine vulgären Wörter. Doch manchmal ist es nicht leicht, adäquate Vokabeln zu finden. Wie sollte man das von mir so verehrte weibliche Zentrum der Lust benennen? Medizinische Begriffe törnen ab. Alternativen gibt es kaum. Das Wort »Möse« hingegen gefällt mir.

Wenn man es langsam und genüsslich ausspricht, öffnet sich der Mund zu einem runden O und wird damit zur fleischlichen Metapher für das Angesprochene.

Umso mehr, als dieses Wort auf den Begriff Moos zurückgeht und somit sehr treffend an das erregende Feuchtbiotop erinnert, das zwischen den Schenkeln der Frauen schlummert. Wo sind die sprachlichen Alternativen?

Vagina klingt wie Angina, ist überdies lateinisch, deshalb zu abstrakt, außerdem zu klinisch. Infantile Vokabeln scheiden aus. Was tun?

Andere Sprachen haben es auch nicht leichter. Das französische Wort »chatte« klingt nach einer Falle, die zuschnappt. Die Doppelkonsonanten hacken das Wort ab wie ein Küchenbeil. Auch Engländer und Amerikaner machen es nicht besser. Das primitive »cunt« ist im Ton noch härter.

Oft als Synonym für »Frau« missbraucht ist es extrem abwertend. Die Silbe wird förmlich ausgespuckt, das Wort klingt so gemein, wie es ist.

Sind solche Ausdrücke nicht eine Beleidigung des weiblichen Geschlechts?

Sowohl der französische als auch der englische Begriff bleibt auf Männergespräche und pornografische Texte reduziert, sonst flüchtet man sich ins Lateinische. Eine normale Vokabel gibt es anscheinend nicht!

Was sagt das aus über eine Gesellschaft?

Klingt im Vergleich dazu meine Variante nicht weich wie ein Kosename? Einschmeichelnd, ausgewogen. Mö–se. Zwei Silben, die Harmonie und Ruhe ausstrahlen wie zwei Brüste. Und erst der Umlaut, das Ö – die beiden frechen Pünktchen über dem weit geöffneten Mund. Für mich sind es die Augen des Voyeurs, der sich dem Gral des weiblichen Orakels gegenübersieht und sich ihm in Demut hingibt.

Sie sehen, verehrte Leserin, kein Anlass für Empörung. Fühlen Sie sich vielmehr zart berührt, wenn sich die Vokabel in unser Gespräch einschleichen sollte. Denn das Wort ist, was es sein soll – eine Hommage an Sie!

Odyssee eines Unvernünftigen

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