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Ich bestelle einen weiteren Cappuccino. Die Bedienung huscht lächelnd davon, als hätten wir beide ein stilles Geheimnis. Auf der Straße kommt eine Mulattin um die Ecke, der grazile Gang lässt ihren Körper wie eine Melodie an mir vorüberziehen. Für einen Augenblick verwirren mich die Klänge. Die frische Tasse, die ein freundliches Lächeln vor mir abstellt, katapultiert mich zurück in die Realität. Ich rühre mit dem Löffel im Schaum. Mulatto wäre auch ein passender Name für mein Getränk. Diese oft so perfekten braunen Körper!

Sie suggerieren eine Geschmeidigkeit, die uns Deutschen fehlt. Mir ganz besonders. Um mich zu rächen, behaupte ich, dass auch diesen Frauen etwas fehlt, vor allem in Bezug auf die sinnliche Verheißung zwischen ihren Beinen. Schwarze Lusthaare auf schwarzer Haut, dieser Komposition fehlt der stimulierende Kontrast, sie hat wenig Magie. Bei dem Anblick will sich bei mir der genetische programmierte Impuls nicht mit gleicher Vehemenz einstellen wie sonst. Deshalb ziehe ich bei der ästhetischen Evaluierung des magischen Dreiecks hellhäutige Frauen vor. In diesem Punkt bin ich konservativ und bevorzuge den mitteleuropäischen Standard: schwarzes Haar auf weißer Haut. Erregend finde ich bei schwarzen Frauen eher das, was unter dem festen Kraushaar lauert. Hier glüht eine Oase, ein Kontrast der besonderen Art. Rote Lippen, die sich auf schwarzer Haut auftun, suggerieren eine pulsierenden Lebendigkeit. Ein Leuchtfeuer, das nachts die Schiffe wie ein Magnet in den Hafen lockt.

Ich blicke hinüber zur Straße, die an den Akademiegarten angrenzt. Langsam färben sich die ersten Bäume. Bald kommt wieder die Zeit, in der die Natur sich selbst malt. Jede Saison bietet ihre Gelegenheiten für kreative Assoziationen, die sich mühelos in erotische Arrangements verwandeln lassen.

So kann herbstliches Ahornblatt in meinen Gedanken umgehend zur spielerischen Zierde für schwarze Lusthaare werden. Schon rekelt sich vor meinem inneren Auge ein heller Frauenkörper auf dunklem Laken. Das weinrote Blatt ziert das schwarze Dreieck zwischen den weißen Schenkeln. Erotischer Minimalismus! Bei blonden oder glatt rasierten Damen ziehe ich eine Rebe dunkler Trauben vor. Was liegt in einem solchen Augenblick näher, als nun ein wenig Barolo in den Nabel der Dame zu gießen und ihn langsam und genüsslich auszuschlürfen?

Im nächsten Augenblick würden die Lippen dann tiefer nach unten wandern. Als kleines amuse-gueule könnte man dazwischen ein paar Steinpilze servieren. Ich würde sie in kalt gepresstem Olivenöl lauwarm angaren, um dann mit einem der schlüpfrigen Pilze die Brustwarzen massieren, ât libido sozusagen, um anschließend den zarten Geschmack mit der Zunge abzulecken.

Und dann? Was wäre Ihnen, verehrte Leserin, ein würdiger nächster Schritt? Vertrauen Sie Ihrer Intuition. Ein kleiner Tanz auf den Synapsen der Lust und schon ist das Horsd’œuvre eines kulinarischen Intermezzos komponiert.

Ich lecke den Schaum des Cappuccino von meinem Löffel, der in meiner Fantasie keiner ist. Die Frauen, die an mir vorbeigehen, würdigen mich keines Blickes. Sie wissen nicht, was ihnen entgeht, denn sie ahnen nichts vom Geheimnis des magischen Blicks. Dabei will ich den so Entblößten keineswegs zu nahe treten. Im Gegenteil. Wie kann ich mich den vielen Unbekannten erkenntlich zeigen, deren Lusthaare ich im Geist bewundert, andächtig behaucht und in seltenen Fällen zart geküsst habe?

Soll ich eines dieser wunderbaren Geschöpfe, die an mir vorbeigehen, an den Händen fassen und ihr meine Fantasie offenbaren? Würde die so Angesprochene lachen, würde sie mich empört abschütteln?

Ich bin sicher, eine würde mich erhören. Aber welche?

Was empfindet eine Frau, wenn ein Mann vor ihr auf die Knie fällt, das Gesicht gegen ihre Schenkel drückt und sie wie ein Ertrinkender anfleht: Ich möchte mich opfern auf dem Altar deiner Möse? Ist das so kitschig, wie es klingt? Vielleicht.

Ich tauche meine Lippen in die geschäumte Milch des Cappuccinos und gebe mich der naheliegenden Assoziation hin.

Eine Sekunde später kreischen Bremsen, Metallteile knallen aufeinander, ein Mensch schreit. Ich hebe den Kopf: An der Kreuzung ist ein Motorrad gegen einen Lieferwagen geprallt. Es sieht böse aus.

Ich stehe auf und zahle. X nimmt die ungelesene Zeitung, klemmt sie sich unter den Arm und verschwindet, ohne einen weiteren Blick auf das Geschehen zu werfen. Er kann kein Blut sehen.

Odyssee eines Unvernünftigen

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