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Tag 121

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1. Juli 2014

Manfred Götzl, Richter. Thomas Gerlach, 35, Monteur, führendes Mitglied der rechten Szene in Thüringen.

(Zu Beginn der Hauptverhandlung wird diese auf Antrag der Verteidigung von Ralf Wohlleben gleich für längere Zeit unterbrochen. Anschließend stellen Wohllebens Anwälte einen Befangenheitsantrag gegen Götzl und seine Richterkollegen. Damit reagieren sie darauf, dass der Senat einen Antrag Wohllebens, ihn aus der Untersuchungshaft zu entlassen, abgelehnt hatte. Wohllebens Verteidiger argumentieren, die Richter würden Aussagen von Zeugen, die zugunsten ihres Mandanten auszulegen seien, unzureichend würdigen und verzerrt wiedergeben. Ein anderer Senat des Oberlandesgerichts weist den Befangenheitsantrag einige Tage später als unbegründet zurück.)

Götzl Uns geht es um Kontakte zu den Angeklagten und zu Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.

Gerlach Ich kenne bewusst nur den Herrn Wohlleben. Die anderen – ist mir nicht bewusst, dass ich die kenne. Herrn Wohlleben habe ich Anfang 2000 in Jena kennengelernt.

Götzl Welche Ziele haben Sie selbst politisch verfolgt?

Gerlach Ich habe einen sozialistischen Staat verfolgt, der aufs Volk begrenzt ist, also einen nationalen Sozialismus, der begrenzt ist auf die Völker. Dass sich das halt innerhalb der Nationalgrenzen organisiert.

Götzl Wie sahen Ralf Wohllebens Ziele aus?

Gerlach Wir wollten den Kapitalismus als solches demaskieren und Alternativen aufzeigen. Ich gehe mal davon aus, dass er sich auch sozialistisch positioniert hat, das war meine Ansicht von ihm.

Götzl Was meinen Sie mit sozialistisch?

Gerlach Ich gehe mal davon aus, dass er auf meiner Wellenlänge mitgeschwommen ist. Dass Betriebe ab einer bestimmten Größe unter unter staatliche Kontrolle gestellt werden müssen, dass nicht so Riesenkonzerne entstehen.

Götzl Wann haben Sie denn zusammengearbeitet?

Gerlach So von 2004 bis 2010, da habe ich aufgehört, politisch aktiv zu sein.

Götzl Was bedeutet das?

Gerlach Ich sehe halt aktuell in der politischen Arbeit keinen Sinn, ich kümmere mich um meine Familie.

Götzl Hat sich Ihre politische Einstellung geändert?

Gerlach Nee.

Götzl Unterstützen Sie die Familie Wohlleben?

Gerlach Wir schreiben halt Briefe, und ich bin mit meiner Frau mal bei seiner Frau gewesen.

Götzl Sie sagten, dass Sie die anderen Angeklagten bewusst nicht kennen würden. Was können Sie zu Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sagen?

Gerlach Och nix. Mir ist nicht erinnerlich, dass ich engeren Kontakt mit denen hatte.

Götzl Haben Sie denn was über diese Personen erfahren, über sie gehört?

Gerlach Ich wusste, dass Personen weg waren. Aber mir ist nicht bekannt, dass das mal groß Thema war. Und die Sache mit dem Koffer und der komischen Puppe hat man schon mitbekommen,.

Götzl Haben Sie sich mit Herrn Wohlleben darüber unterhalten?

Gerlach Nein.

Götzl Sind Sie sich da sicher?

Gerlach Ja.

Götzl Kennen Sie André Kapke?

Gerlach Ja, das war bis vor Kurzem mein Arbeitgeber. Und ich bin mit ihm auch befreundet.

Götzl Was können Sie über Mandy Struck berichten?

Gerlach Kennengelernt habe ich sie während der Haft, sie hat mir Briefe geschrieben, es hat sich auch ein persönlicher Kontakt ergeben. Ich war nach der Haft kurzzeitig mit ihr liiert, das hat dann aber nicht gepasst, ja, dann hat man sich wieder getrennt.

Götzl Gab es Diskussionen um die Anwendung von Gewalt im politischen Zusammenhang?

Gerlach Das war Konsens, dass das so nicht funktioniert. Das war Konsens, da brauchte man nicht groß drüber zu reden.

Götzl Haben Sie mit Herrn Wohlleben mal über Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung gesprochen?

Gerlach An Diskussionen kann ich mich nicht erinnern. Aber er war immer der Erste, der dazwischen gegangen ist, wenn jemand gewalttätig wurde.

Götzl Weswegen waren Sie in Haft?

Gerlach Ich war wegen Körperverletzung in Haft. Ich habe aus eigener Erfahrung gemerkt, dass es nichts bringt. In Haft habe ich reflektiert, dass es allgemein nichts bringt. Ich war im angetrunkenen Zustand, ich war jung und habe die Situation falsch eingeschätzt und zugeschlagen.

Götzl Waren oder sind Sie Mitglied bei den Hammerskins?

Gerlach Dazu möchte ich nichts sagen.

Götzl Und aus welchem Grund?

Gerlach Es verbietet mir mein an mich selbst gestelltes Wertegefühl, hier darüber zu reden.

Götzl Wir werden noch über die Hammerskins und Ihre Mitgliedschaft sprechen müssen. Es gibt keine Gründe, dass Sie hier die Aussage dazu verweigern können. Ich mache jetzt zehn Minuten Pause.

Gerlach Da wird sich in zehn Minuten aber auch nichts ändern.

(Nach der Pause setzt Götzl die Befragung fort.)

Götzl Gibt es jetzt von Ihrer Seite etwas zu ergänzen?

Gerlach Nein. (Der Zeuge soll noch einmal wiederkommen.)

Der NSU Prozess

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