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Tag 133

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31. Juli 2014

Manfred Götzl, Richter. Michael K., 42, Kriminalhauptkommissar beim BKA. Jochen Weingarten, Vertreter der Bundesanwaltschaft.

(Der Befangenheitsantrag von Tag 131 gegen die Richter wurde von einem anderen Senat zurückgewiesen. Nun sagt ein BKA-Beamter aus, der Thomas Müller, geborener Starke, vernommen hat. Müller ist Beschuldigter, aber nicht Angeklagter im NSU-Verfahren und hat vor Gericht als Zeuge die Aussage verweigert. Deswegen wird nun ein weiterer Vernehmer vom BKA befragt.)

Michael K. Es war die achte Vernehmung mit dem Beschuldigten Starke, sie wurde im LKA Dresden durchgeführt im Beisein von Vertretern der Bundesanwaltschaft. Herr Starke wurde morgens auf dem Weg zur Arbeit abgefangen und gefragt, ob er bereit sei, noch ein paar Fragen zu beantworten. Er war dazu bereit. Hintergrund war ein Untersuchungsbericht der KT (das Kürzel steht für »Kriminaltechnik«) vom 24.6.2013, Fachbereich Molekulargenetik. Dieser Bericht beinhaltete die Information, dass an einem Asservat in der Frühlingsstraße in Zwickau ein DNA-Muster gefunden wurde, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,85 Prozent auf ein Eltern-Kind-Verhältnis hindeutete zu dem Beschuldigten Starke. Gefunden wurde das Muster an einer Überwachungskamera, die erst 2009 produziert wurde und 2010 in den freien Markt gelangte. Das war für uns natürlich schon eine Knaller-Information. Der leibliche Vater von Herrn Starke oder dessen Söhne, sind da nur infrage gekommen. Der Vater, den hat er nie persönlich kennengelernt, es handelt sich um einen griechischstämmigen Facharbeiter, den die Mutter in der DDR kennengelernt hatte. Es kamen dann nur die beiden Söhne infrage. Die Kamera befand sich im Wohnzimmer in der Frühlingsstraße, sie war dort in einem Blumenkasten, getarnt mit Kunst-Efeu, angebracht. Aus den bisherigen Ermittlungen wussten wir auch, dass Kinder in der Nähe vom Trio erkannt wurden. Bei einer Wohnmobil-Anmietung im Oktober 2011 sollen Zschäpe und Böhnhardt in Begleitung eines Kindes gesehen worden sein, Anfang 2011 soll Zschäpe beim Tierarzt ebenfalls mit einem Kind gesehen worden sein. Ferner gab es noch diverse Indizien, wie Spielzeug in der Frühlingsstraße und im Wohnmobil. Herr Starke wurde direkt mit dem Sachverhalt konfrontiert. Wie reagierte er auf diesen relativ heftigen Vorwurf? Es gab keine weiteren Ermittlungsergebnisse, dass er nach Mai 1998 noch mit dem Trio in Kontakt stand. Der neue Sachverhalt hätte geheißen, dass er beziehungsweise seine Söhne noch nach 2010 in der Frühlingsstraße gewesen sein müssten. Er bestritt den Vorwurf vehement, es sei totaler Quatsch. Wir haben noch weitergebohrt, die Reaktion blieb unverändert. Er wirkte sichtlich nervös, nach dem Motto: Was soll ich jetzt noch machen? Im weiteren Verlauf wurde ihm noch angedeutet, was im Raume steht, wenn er nicht bereit ist, Tacheles zu reden. Da wurde ihm eine Vorführung in Karlsruhe angedroht, man hat ihm auch die Kronzeugenregelung angeboten. Er blieb dabei, dass er mit dem Sachverhalt nichts anfangen könne. Er wisse nicht, was wir eigentlich von ihm wollten. Wir haben ihn gefragt, ob er bereit sei, mit seiner Frau zu sprechen: Ob sie bereit sei, eine DNA-Probe abzugeben? Er war einverstanden, telefonierte mit seiner Frau. Kollegen sind zu ihr gefahren, haben die Probe entnommen, danach wurde die Vernehmung beendet. Wir fragten Herrn Starke, ob wir uns in seiner Wohnung umschauen könnten. Die Durchsuchung erbrachte keine weiteren Erkenntnisse.

Götzl Wie ging es weiter?

Michael K. Das Ergebnis dieser Probe von der Frau von Thomas Starke brachte dann das Ergebnis, dass die beiden Söhne nicht als Spurenverursacher infrage kamen.

Oberstaatsanwalt Weingarten Ist inzwischen die Identität des Spurenlegers geklärt?

Michael K. Ja, es handelt sich dabei um einen wissenschaftlichen Mitarbeiter von der Kriminaltechnik, das kam einige Zeit später erst raus. Er war der Spurenverursacher. Eine missliche Situation.

(Auch wegen dieses Vorfalls im Jahr 2013 waren die Ermittler sehr vorsichtig, als drei Jahre später, im Oktober 2016, eine genetische Spur von Uwe Böhnhardt in der Nähe des Skeletts der 2001 ermordeten Peggy Knobloch in einem Wald in Thüringen gefunden wurde.)

Der NSU Prozess

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