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Tag 113

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20. Mai 2014

Manfred Götzl, Richter. Stefan C., 32, Bankkaufmann in Eisenach. Nadine W., 35, Sachbearbeiterin, frühere Mitarbeiterin von Stefan C. Egon S., 78, Rentner aus Eisenach.

Götzl Es geht uns um die Ereignisse am 4. November 2011. Sie waren damals Filialleiter der Sparkasse Eisenach.

Stefan C. Es war ein Freitagmorgen, Viertel vor neun, ich saß mit Kollegen im Büro. Auf einmal hören wir Schreie. Ich bin raus in die Schalterhalle, hab zwei maskierte Männer gesehen. Einer versuchte, eine Kollegin zu schnappen. Einer kam zu mir, hielt mir eine Waffe an den Kopf. Ich hab dann eine Kollegin, die sich im Bankraum eingeschlossen hatte, gebeten, die Tür zu öffnen. Wir sind dann alle in der kleinen Notkasse gestanden und wurden mit Waffen bedroht. Die Kolleginnen haben das Geld ausgehändigt. Der Mann sagte, dass er gern noch mehr Geld hätte, was wir aber nicht dahatten. Dann hatte er gemeint, mir mit der Waffe auf den Kopf schlagen zu müssen. Er ist dann mit einer Kollegin zum Tresor gegangen. Sie hat dem guten Mann das Geld gegeben, der hat es dann aber fallen lassen, sodass es erst mal aufgesammelt werden musste. Der eine Mann hatte eine schwarz-weiße »Scream«-Maske auf, falls Sie den Film kennen, und der andere eine Gorillamaske.

Götzl Wie viel Geld wurde insgesamt erbeutet?

Stefan C. Irgendwas mit 74 000 Euro. (Tatsächlich waren es 71 920 Euro.) (Als nächste Zeugin soll seine frühere Mitarbeiterin Nadine W. den Überfall schildern.)

Nadine W. Ein Maskierter stand mir gegenüber und er hat nur gesagt: »Geld her!« Aber wir waren so unter Schock, wir konnten gar nicht reagieren. Bis der Maskierte Herrn C. niedergeschlagen hat. Dann hat meine Kollegin gesagt: Jetzt reicht’s, wir gehen zum Tresorraum, jetzt gehen wir runter. Dann haben wir denen das Geld gegeben. Er wollte nur die Scheine.

Götzl Wie haben die Täter ausgesehen?

Nadine W. Es hat unmöglich ausgesehen, was die angehabt haben. Die Hose so in die Socken gestopft, das sah unmöglich aus, das hätte ich ihm auch am liebsten gesagt. (Gelächter im Saal.)

Götzl Wie war die Situation für Sie, auch was die psychische Belastung anbelangt?

Nadine W. Ich habe immer gedacht, bei einem Überfall falle ich um. Aber es war nicht so. Ich hab einfach nur gehandelt, wie im Film. Es war sehr schwierig, auch im Nachhinein noch. Ich arbeite nicht mehr bei der Sparkasse, ich hab mir eine neue Arbeit gesucht, ich hab meinen Beruf aufgegeben. (Sie ringt mit den Tränen.

Nach einem weiteren Zeugen tritt der Rentner Egon S. auf.)

Egon S. Am 4.11.2011 habe ich gegen 9.25 Uhr die Wohnung verlassen, mit dem Ziel, im Lidl-Markt einzukaufen. Ich bin auf die Hauptstraße und habe gesehen, dass auf dem Parkplatz ein Wohnmobil parkt. Es hatte eine wunderbare Farbe, Farbgebung weiß. Ich bin dann links weg, war gerade fünfzehn Schritte gegangen, da kamen zwei Radfahrer. Die kamen förmlich angeflogen und fuhren zu dem Wohnmobil. Einer der beiden nahm sofort Platz auf dem Fahrersitz, während der andere die Räder verstaute. Dann ging die Post ab. Die sind so schnell angefahren, dass die Räder durchgedreht sind. Beim Wegfahren konnte ich das polizeiliche Kennzeichen erkennen, das »V«. Auf dem Weg zum Lidl-Markt ist mir eingefallen: Das kann nur Vogtland sein. Ich habe im Lidl-Markt eingekauft: zwei Flaschen Wasser, je anderthalb Liter, drei Bananen und drei Brötchen. Ich wollte auch noch eine Frischmilch mitnehmen, die aber nicht da war, sodass sich der Einkauf etwas verzögerte. Dann bin ich zur Kasse und anschließend den gleichen Weg zurückgelaufen. Ich sah, dass ein Polizist eine Frau fragte, ob sie zwei Männer mit einem Fahrrad gesehen hatte. Ich hab dem zugerufen: »Ja, aber ich hab sie gesehen.« Der Polizist sagte mir, die zwei Männer auf dem Fahrrad hätten eine Bank überfallen. Darauf sagte ich: »O Gott, auch das noch!« Und das war’s.

Der NSU Prozess

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