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Tag 97

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25. März 2014

Manfred Götzl, Richter. Ralf B., 40, Kriminalhauptkommissar beim BKA. Er sagte auch an den Tagen 101 und 109 aus. Christian V., Kriminaloberkommissar beim BKA. Er trat auch am Tag 87 auf. Anja Sturm, Verteidigerin von Beate Zschäpe.

(Der BKA-Ermittler Ralf B. gibt die Inhalte dreier Vernehmungen von Max-Florian B. wieder, der den drei Untergetauchten seine Wohnung zur Verfügung gestellt hat.)

Ralf B. Bei der ersten Vernehmung ging es zunächst um Mandy Struck, die Exfreundin von Herrn B.. Er ging davon aus, dass sie ihre Krankenkassenkarte Frau Zschäpe nur einmalig zur Verfügung gestellt hat, für einen Arztbesuch. Dann haben wir nach André Eminger gefragt. Herr B. hat gesagt, dass er ihn Ende 1997, Anfang 1998 über Frau Struck kennengelernt hat. Sie hätten gemeinsam Konzerte besucht. Den letzten Kontakt zu Herrn Eminger hatte er nach seinen Angaben 1999. Herr Eminger soll das Trio auch etwa dreimal in der Wohnung von Herrn B. besucht haben. Nach 1999 habe er nur noch telefonischen Kontakt mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gehabt. Dabei sei auch Herr Eminger Thema gewesen. Dass er Kinder hat und sich ein Tattoo hat stechen lassen: »Die Jew die« (Übersetzt bedeutet das: »Stirb, Jude, stirb«.) Herr B. habe dreimal nachfragen müssen, bis er es verstanden hat. Herr Böhnhardt habe ihm davon erzählt. Herr Eminger hat das Trio öfter besucht, meinte Herr B. 2011 habe er einen Anruf von Herrn Eminger bekommen. Er wunderte sich darüber, dass er Informationen über ihn besaß, die er nur vom Trio haben konnte. Wir fragten Herrn B., ob innerhalb des Trios jemand das Sagen hatte. Der Eindruck von Herrn B. war, dass Uwe Böhnhardt der Autoritärere der drei gewesen sei, weil er Uwe Mundlos immer mal gebremst habe. Bei Frau Zschäpe sei das nicht der Fall gewesen. Er meinte, dass Herr Böhnhardt und Frau Zschäpe ein Paar gewesen seien, er sei sich aber nicht sicher. (Götzl geht die Vernehmungsprotokolle im Detail durch und liest die protokollierten Fragen und Antworten Wort für Wort vor. Der Zeuge bestätigt alles.) Herr B. berichtete auch, dass er einmal ein »Skinsons-T-Shirt« von Mundlos bekommen hat. Es zeigte die Figur Bart Simpson mit Springerstiefeln und Baseballschläger. Dazu machte B. die Angabe, dass er das T-Shirt von Mundlos geschenkt bekommen habe und dass der dieses Shirt entworfen habe für einen gewissen »Dackel«. Vertrieben wurden die Shirts von Hendrik L. Und ein Teil des Erlöses sei für das Trio gewesen.

Götzl Wie war das Verhalten von Herrn B. während der Vernehmungen?

Ralf B. Absolut kooperativ. Er hat sich sehr bemüht, sich zu erinnern, das gelang nicht immer. Er hat auch zu Hause Unterlagen rausgesucht, um Erinnerungen aufzufrischen und um Belege und Fakten zu finden, die für die Ermittlungen dienlich sein könnten, was auch der Fall war.

Verteidigerin Sturm Sie haben wiederholt von »Trio« gesprochen. Hat Herr B. diesen Begriff gewählt?

Ralf B. Er hat von »den dreien« gesprochen.

Verteidigerin Sturm Sollte er konkretisieren, wen er jeweils meint?

Ralf B. Wir haben wirklich versucht, darauf zu achten. Wenn er von allen dreien sprach, hat er alle drei gemeint.

(Der nächste Zeuge ist der Beamte Christian V., der Max-Florian B. ebenfalls vernommen hat.)

Christian V. Die Vernehmung am 5.1.2012 fand in den Räumen der Bundesanwaltschaft statt. Herr B. machte einen relativ ruhigen und souveränen Eindruck, er war kooperativ. Es gab zunächst mehrere Vorhalte aus früheren Vernehmungen. Wen er meinte mit »den dreien«? Er sagte, die drei seien für ihn als Einheit aufgetreten, er könne da niemanden herausheben. Er habe zum Beispiel immer mit Mundlos telefoniert, aber er hatte das Gefühl, dass dieser immer für alle drei sprach. Den Funkscanner habe zwar Böhnhardt benutzt, aber da habe er gemerkt, dass alle drei ein Interesse hatten. Auch seien alle drei nervös geworden, als ein Polizeiwagen in der Straße auftauchte. Er berichtete von der Erstellung des Pogromly-Spiels, dass alle drei beteiligt gewesen seien an der Fertigung. Böhnhardt habe ihm gesagt, dass er niemandem erzählen solle, dass er die drei untergebracht habe. Herr B. sagte, das sei ihm grundsätzlich klar gewesen, dass er dichthalten sollte. Zur Rolle von Frau Zschäpe gab er an, dass sie aus seiner Sicht eine absolut gleichberechtigte Rolle einnahm. Sie sei auf keinen Fall nur das Mäuschen gewesen, das den beiden bloß das Essen gekocht hat. Die hätten gesagt, dass sie sich ihr Leben verbaut hätten. Er habe das Gefühl gehabt, dass sie auch nicht mehr in der Szene seien. Herr B. sagte, dass er sich gedacht habe, dass alle drei gesucht werden und nicht nur wegen der Sachen, die sie ihm erzählt hätten. Er habe aber nicht gewusst, dass sie echte Bomben bauen und Morde begehen.

Der NSU Prozess

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