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§ 5Indeklinable Substantive

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Einige Substantive sind indeklinabel, d.h. sie flektieren nicht. Dies steht zwar im Widerspruch zu der einleitend gegebenen Definition von Nomina bzw. Substantiven, aber da die indeklinablen Substantive Bedeutung (semantische Kategorie) und Funktion (syntaktische Kategorie) eines Substantivs besitzen, wäre es sinnlos, sie nach streng morphologischen Kriterien den Partikeln zuzuordnen. Im Gegensatz zu anderen Substantiven können die indeklinablen Substantive aber nur bestimmte Kasusfunktionen übernehmen.

(1) instar11 bedeutet ursprünglich ‘gleiches Gewicht, gleiche Größe, gleiches Aussehen, gleiche Gestalt’. Es wird immer (vgl. aber die Anm.) mit einem Genetiv verbunden (instar alicuius ‘Gestalt’ oder ‘Gehalt von etwas’); in den meisten Fällen kann es mit ‘wie’ (ganz nach Art von, von gleicher Größe oder Bedeutung wie, so viel wie, so groß wie) wiedergegeben werden. instar wird nur verwendet, wenn es als Nominativ oder Akkusativ aufgefasst werden kann. Häufiger erscheinen die Wendungen urbis instar und mortis instar. instar wird gebraucht:

(a) als Prädikatsnomen bei esse, videri, habere, putare.

Plato mihi unus est instar omnium philosophorum (Platon allein ist mir der Gehalt aller Philosophen. Platon allein gilt mir ebenso viel wie alle anderen Philosophen.) (Brut. 191). Cohortes quaedam, quod instar legionis videbatur, erant post silvam (Einige Kohorten, die offenbar Legionsstärke hatten, standen hinter dem Wald.) (civ. 3,66,1). Id si accidat, mortis instar putemus (fin. 5,55).

Weitere Stellen: orat. 44; fam. 9,6,4; urbis instar: fam. 15,4,9; mortis instar: Rab. perd. 24; off. 2,69; orat. 222 (vgl. Kroll ad loc.); Att. 10,1a,1.

(b) als Apposition.

Navis maxima, triremis instar, tibi donata est (Verr. II 5,44). Instar muri hae saepes munimentum praebent (Gall. 2,17,4).

(c) als Akkusativobjekt.

Terra quasi puncti instar obtinet (Die Erde hat etwa die Ausdehnung eines Punktes. Die Erde ist so groß wie ein Punkt.) (Tusc. 1,40; vgl. Verr. II 5,89). Omnia ex altera parte collocata vix minimi momenti instar habent (Alles, was auf der anderen Seite liegt, hat kaum ein Gewicht [im Vergleich zum höchsten Gut]. Hier ist die ursprüngliche Bedeutung ‘Gewicht’ noch erkennbar.) (off. 3,11).

Anm.: Der adverbiale Gebrauch i. S. v. ‘fast’ findet sich nur Att. 16,5,5: Sed habet Tiro instar septuaginta (sc. epistulas) (Δ).

(2) mane ist (a) ein indeklinables Substantiv (der Morgen), das ausschließlich im Ablativ Singular je einmal in den Ausdrücken multo mane (Δ) (am frühen Morgen) und a mane (Δ) (seit dem frühen Morgen) gebraucht wird; (b) ein Adverb (morgens, frühmorgens), das mit Tageszeitangaben und Adverbien verbunden werden kann: hodie mane, hodierno die mane; postridie (eius diei) mane, cras mane, bene mane (sehr früh morgens), tam mane (so früh).

Stellen: multo mane: Att. 5,4,1; a mane: fam. 9,26,3; hodie mane: Att. 13,9,1; hodierno die mane: Catil. 3,21; postridie (eius diei) mane: Verr. II 1,68; Mil. 49; Gall. 5,10,1; cras mane: Att. 13,30,1; bene mane: Att. 4,9,2; 10,16,1; 14,18,1; tam mane: rep.1,14.

Anm.: Häufiger als das nur einmal belegte a mane ist a prima luce (civ. 1,81,3), unklassisch ist die Verbindung von mane mit einer Form von esse (Δ). Statt multo mane steht i.d.R. mane oder prima luce.

(3) pondo ist ein erstarrter Ablativ und bedeutet ursprünglich als Ablativus limitationis (vgl. § 381) ‘an Gewicht, dem Gewicht nach’. In klassischer Zeit steht pondo nur bei Zahlwörtern in der Bedeutung ‘Pfund’, z.B.: Auri quinque pondo abstulit. ‘Er trug fünf Pfund an Gold davon’ (Cluent. 179). pondo wird klassisch nur mit indeklinablen Zahlwörtern oder milia (vgl. § 46,2) verbunden.

auri pondo centum; auri pondo viginti (beides Flacc. 68); argenti pondo viginti milia (civ. 2,18,4). An virum bonum dices, qui depositum nullo teste, cum lucrari impune posset auri pondo decem, reddiderit, si idem in decem milibus pondo auri non idem fecerit? (parad. 21).

(4) sponte ist der Ablativ von *spons (Trieb, Anreiz) und kommt klassisch nur in Verbindung mit dem fast immer vorangestellten Possessivpronomen (meā, tuā, nostrā, vestrā) vor. sua sponte bedeutet (a) ‘aus eigenem Antrieb’; (b) ‘aus eigener Einsicht’; (c) ‘ohne jemandes Hilfe, von selbst’; (d) bei Sachen ‘an sich’, ‘für sich allein’; (e) ‘als erster, ohne Vorbild’.

Zu a) Sua sponte Cottam ex oppido eiciunt (civ. 1,30,3).

Zu b) Neque id solum mea sponte prospexi, sed monente te (fam. 4,3,1).

Zu c) non sua sponte, sed eorum auxilio (fam. 7,2,3). Potest tale aliquid etiam sua sponte (von selbst, durch Zufall) in lapicidinis Chiorum exstitisse (div. 2,49).

Zu d) res, quae sua sponte scelerata est (etwas, das an und für sich genommen schon verbrecherisch ist) (Verr. II 1,108).

Zu e) Hoc C. Verres sua sponte instituit (Verr. II 1,111).

Anm. 1: Nur zweimal findet sich die Postposition des Possessivpronomens (Sest. 100; inv. 2,80). Nur einmal ist zwischen dem Possessivpronomen und sponte ein Wort einge schoben (Δ): Non vestra hoc sponte facitis (Cluent. 89). aliena sponte findet sich klassisch nur leg. 1,45. sponte alicuius (mit der Erlaubnis von jemandem) ist nachklassisch (Δ). Die von Menge § 174,4 aufgestellte Regel, die Postposition sei in Verbindung mit ipse erlaubt, lässt sich nicht aufrechterhalten.

Anm. 2: Zu vicem vgl. § 230,5. Häufig verwendete indeklinable Substantive sind außerdem die Neutra fas und nefas, die an anderer Stelle behandelt werden (vgl. § 106, 2b; § 473,2; § 477,1; § 519,1). Erwähnt sei, dass es im Lateinischen auch indeklinable Adjektive gibt, z.B. nequam mit vollständiger Komparation (nichtsnutzig) und frugi (anständig), außerdem mille (vgl. § 46).

Lehrbuch der lateinischen Syntax und Semantik

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