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10 Amt für Zivilschutz in Manaus, Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas
ОглавлениеAntonio Dumas, der Leiter des Amtes für Zivilschutz, das dem Militär angehörte, brütete über der Landkarte. Eingehend betrachtete er die Fotos, die von der Katastrophe am Balbina-Stausee vorlagen. Nach heftigen Regenfällen vor zwei Wochen hatte es mehrere Erdrutsche in diesem Bereich gegeben, so dass Teile der Stromversorgung lahmgelegt wurden. Die Auswirkungen waren auch in Manaus zu spüren, wo in einigen Stadtteilen das Stromnetz noch immer unterbrochen blieb. Mehrere Bautrupps versuchten mit Hochdruck, die Leitungen zu reparieren, sogar das Militär war mit schwerem Gerät und Helikoptern im Einsatz, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.
Als es an der Tür klopfte, blickte Dumas vom Schreibtisch auf und brüllte ein genervtes »Herein!«.
Der Unteroffizier machte eine besorgte Miene, als er das Büro des kommandierenden Offiziers für Zivilschutz betrat.
»Was ist nun schon wieder?«, fuhr Dumas den Unteroffizier an.
»Wir haben schlechte Nachrichten aus der Region um den Rio Jatapu«, erklärte der Unteroffizier. »Es mehren sich die Meldungen über eine seltsame Krankheit, die sich dort ausbreitet. Es sollen schon mehrere Menschen befallen worden sein. Es ist eine Art Fieber, das schließlich mit dem Tode endet.«
»Woher habt ihr diese Nachrichten?«, fragte Dumas und schnippte die Asche seiner Zigarre in den Aschenbecher.
Der Unteroffizier präsentierte mehrere Meldungen. »Ärzte, Missionare, sogar der Bürgermeister von Brás haben uns über Funk eine Meldung geschickt. Die Mediziner sind ratlos. Es gibt bereits mehrere Tote.«
Dumas räusperte sich und drückte seine Zigarre im Aschenbecher aus. Er erhob sich und ging zum Fenster. Nachdenklich blickte er hinaus auf die Avenida Codajás, auf der sich die wenigen Bäume im Wind wiegten.
»Ist es wirklich so schlimm?«
»Das können wir nicht sagen, der Kontakt ist abgebrochen«, erklärte der Unteroffizier.
»Was heißt das, der Kontakt ist abgebrochen?«
»Wir haben keine Verbindungen zu den Orten am Oberlauf des Flusses«, entgegnete der Unteroffizier. »Wir haben versucht, mit einem Patrouillenboot der Militärpolizei Kontakt aufzunehmen, aber bislang erfolglos.«
Dumas runzelte die Stirn.
»Wir sollten einen Erkundungstrupp losschicken«, empfahl der Unteroffizier. »Hubschrauber. Wir benötigen schnellstens Erkenntnisse aus den betroffenen Gebieten.«
»Vielleicht hat sich die Lage dort längst wieder stabilisiert«, wiegelte Dumas ab und griff nach den Meldeprotokollen, die der Unteroffizier in seinen Händen hielt. Er überflog die Zeilen.
»Die älteste Nachricht ist gerade mal vier Tage alt. Wir sollten die Pferde nicht scheu machen. Der Landstrich dort ist dünn besiedelt, und bei der vorherrschenden Wetterlage sind Störungen im Funkverkehr nichts Außergewöhnliches. Ich denke, wir warten noch ab. Wenn wir in drei Tagen nichts aus dem Gebiet hören, dann werden wir einen Helikopter nach Brás schicken. Sie wissen selbst, dass unsere Einheiten alle am Balbina-See im Einsatz sind. Dort ist die Lage noch immer nicht unter Kontrolle.«
Der Unteroffizier nickte.
»Ist sonst noch etwas?«
Einen kurzen Moment überlegte der Unteroffizier, schließlich schüttelte er den Kopf, griff nach den Meldungen und verließ das Büro.
Dumas widmete sich wieder den Fotografien vom Balbina-Stausee.