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Kasim Street in Miami, Florida

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Unweit des Flughafens Opa Locka lag ein neu erschlossenes Wohngebiet, in dem sich zahllose gleichartige Häuser mit einheitlich weiß getünchten Holzfassaden entlang der sichelförmigen Straßen rankten. Umgeben vom schmucklosen Grün, mit einem obligatorischen Busch neben dem Briefkasten am Zugang, der zu einer Veranda führte.

Gene suchte angestrengt nach der Hausnummer im monoton geplanten Wirrwarr. Ein einziger Hausentwurf für ein ganzes Viertel, in dem sich die Mittelschicht der Stadt niedergelassen hatte. Das Haus mit der Nummer 11 lag inmitten der Straße. Es unterschied sich nur dadurch vom Nachbarn, dass in der Einfahrt ein blauer Ford stand.

Gene parkte seinen Wagen am Straßenrand. Er wusste nicht, ob Miller hier alleine lebte oder ob er Familie hatte, dennoch wollte er dem Mann gleich die Pistole auf die Brust setzen. Er brauchte endlich Ergebnisse, denn bislang waren seine Fortschritte eher bescheiden. Am Flughafen hatte er erfahren, dass Miller krankgeschrieben sei, doch als Detektiv war es für ihn nicht schwer gewesen, an die Adresse des Mannes zu kommen. In der Bar, in der sich die Mitarbeiter der Flugaufsicht nach Feierabend oft noch auf einen Drink zusammensetzten, hatte er sich umgehört und sich als langjähriger Freund Millers vorgestellt. Schließlich verriet ihm der Wirt, wo er Miller finden konnte. Er ging den Fußweg aus sandfarbenen Platten entlang, betrat die Veranda und klopfte. Nichts rührte sich.

Gene versuchte einen Blick durch die Glasscheibe neben der Tür zu werfen, doch im düsteren Flur war nichts zu erkennen. Erneut klopfte er, diesmal heftiger. Wieder horchte er an der Tür, doch es rührte sich nichts. Erwartete ihn Miller bereits, hatte ihn der Wirt aus der Bar vor einem Besucher gewarnt?

Gene überlegte, schließlich verließ er die Veranda und umrundete das Haus. Auf dem gegenüberliegenden Grundstück stand eine Frau und goss einen Strauch. Sie warf ihm einen freundlichen Blick zu.

Am Hintereingang versuchte Gene erneut sein Glück. Nach zweimaligem erfolglosem Klopfen entschloss er sich, die Tür zu öffnen. Sie war unverschlossen.

»Mister Miller!«, rief er, doch es blieb still. Zögerlich betrat Gene den Raum, der wohl das Esszimmer darstellte. Ein runder Tisch und vier Stühle standen auf einem orangeroten Teppich, eine Glasvitrine mit Geschirr an der Wand. Der flüchtige Duft von Veilchen lag in der Luft. Er ging weiter und bog in den Flur ein, bis er wie vom Blitz getroffen stehen blieb.

Vor ihm lag der leblose Körper eines Mannes. Blut sickerte noch immer aus einer Wunde am Kopf, das sich zu einer großen Lache gebildet hatte. Der Spiegel über der Kommode zerbrochen, Blutspritzer an den weißen Wänden. Gene beugte sich zu dem Mann hinab und hörte auf dessen Atem. Kein Zweifel, der Mann lebte noch.

»Mister Miller!«, sagte Gene laut, doch der Mann war ohne Bewusstsein. Er schaute sich um. Mit einem Tuch, das er aus der Kommode holte, versuchte er die Blutung der Wunde zu stillen. Er drehte den leblosen Körper auf die Seite und suchte nach dem Telefon, als er ein leises Stöhnen vernahm. Der Mann war zu sich gekommen.

»Können Sie mich hören?«, fragte Gene.

Der Verwundete murmelte ein paar unverständliche Worte. Gene beugte sich zu ihm herab.

»… Tanner … Red Wing … Pocone …«, stammelte der Schwerverletzte mit brüchiger Stimme.

»Sind Sie Miller?«

Der Mann nickte.

»Wer ist Tanner, und wo ist die Maschine der Red Wing hingeflogen?«, fragte Gene.

»… Tanner … er … Tanner ist… ist der Boss … er …«

Millers Stimme versagte. Er bäumte sich noch einmal kurz auf, bevor er in sich zusammensackte. Seine Augen erloschen. Miller war tot.

»Verdammt, wer ist Tanner?«, fluchte Gene, als er plötzlich ein lautes Klirren hörte. Er sprang auf und wandte sich zur Tür.

»Keine Bewegung, Mister!«, stoppte ihn eine kalte Stimme. »Hände nach oben und umdrehen!«

Gene hob zögernd die Hände und wandte sich um. In der Tür zum Esszimmer stand ein dunkelhäutiger Polizist und zielte mit einer Waffe auf seinen Körper. Ein zweiter Beamter in blauer Uniform kniete vor seinem Kollegen auf dem Boden. Auch er hielt eine Waffe in der Hand.

»Verdammt, es ist nicht so, wie Sie denken!«, sagte Gene. »Ich war mal Polizist und habe den Mann sterbend gefunden.«

»Keine Bewegung, knien Sie nieder, und wenn ich den Eindruck habe, dass Sie nicht tun, was ich sage, dann schieße ich.«

Gene verzog die Mundwinkel. Mit einem Seufzer ging er auf die Knie.

»Die Hände hinter den Kopf!«

Er folgte den Anweisungen. Schließlich erhob sich der kniende Polizist und kam auf ihn zu. Er drehte Genes Arme auf den Rücken und legte ihm Handschellen an.

»Sie sind festgenommen, Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Haben Sie mich verstanden?«, murmelte der Dunkelhäutige die gesetzlich vorgeschriebene Belehrungsformel.

»Mann, glauben Sie mir, Officer«, beteuerte Gene. »Ich habe den Mann hier liegend gefunden. Ich bin Privatdetektiv. Fragen Sie Detective Leutnant Ryan. Ich habe ihn nicht umgebracht.«

Es klopfte an der Vordertür. Während Gene noch immer auf dem Boden kniete und von dem Dunkelhäutigen mit der Waffe bedroht wurde, öffnete der Kollege die Tür.

Zwei zivile Detectives betraten den Flur.

»Wen haben wir denn da!«

»Cavallino«, stöhnte Gene. »Ich habe nichts mit der Sache zu tun. Ruf Ryan an.«

Cavallino grinste. »Ich wusste, dass wir dich eines Tages schnappen«, entgegnete er kalt.

»Er sagt, er war ein Kollege von uns und ist Privatdetektiv«, sagte der dunkelhäutige Polizist.

»Er ist ein nichtsnutziger Säufer«, erwiderte Cavallino.

Mutiert

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