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14 Dade Police Department in Miami, Florida
ОглавлениеGene saß auf einem einfachen Metallstuhl im Vernehmungsraum der Miami Dade Police. Seine Hände waren mit Handschellen auf seinem Rücken gefesselt. Vor ihm stand ein Metalltisch, auf dem Cavallino Platz genommen hatte. Detective Sergeant Myers hatte sich auf dem Stuhl gegenüber niedergelassen und richtete das kleine Mikrophon des Aufzeichnungsgerätes aus.
Gene blickte sich um. Noch immer die gleiche trostlose Umgebung. Außer dem Tisch und vier unbequemen Stühlen gab es nichts in diesem hellgrün getünchten Zimmer. Lediglich die große undurchlässliche Glasscheibe vis-à-vis hielt seinen Blick für kurze Zeit gefangen.
Hier in diesem Zimmer war er auch damals gelandet, nachdem er auf der Straße die Beherrschung verloren und einen jungen Farbigen niedergeschlagen hatte. Damals, als er selbst noch das Abzeichen des Police Departments trug. Die Dienstaufsicht hatte ihn nach diesem Vorfall im gleichen Raum verhört. Hier hatte sich nichts verändert.
»Wir können«, sagte Myers und drückte auf den kleinen roten Aufnahmeknopf des Bandgerätes.
»Gene Mcfaddin, Sie stehen unter Mordverdacht«, begann Cavallino die Vernehmung. »Sie haben das Recht zu schweigen, Sie können auch einen Anwalt …«
»Ich kenne meine Rechte«, schnitt ihm Gene das Wort ab. »Macht mir jetzt endlich die Handschellen ab.«
»Umso besser«, antwortete Cavallino und zog einen kleinen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Er trat hinter Gene und öffnete umständlich die Handschellen.
Gene atmete erleichtert auf und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. Die Handschellen hatten sich tief in die Haut geschnitten. Er wusste, dass Cavallino diesen Moment auskostete. Schon damals, als sie noch im gleichen Dezernat arbeiteten, war ihre gegenseitige Aversion offensichtlich.
Cavallino zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf.
»Fangen wir an«, sagte er. »Warum haben Sie Steve Miller umgebracht?«
Gene lachte auf. »Cavallino, du warst schon immer einfältig, aber offenbar ist es mit dir noch schlimmer geworden.«
Cavallino sprang auf, so dass sein Stuhl umfiel, und packte Gene am Kragen. »Pass auf, du Säufer …«
Myers zog Cavallino zurück. »Bist du verrückt geworden, der Kerl provoziert dich doch nur. Fall bloß nicht darauf herein.«
Cavallino ließ Gene los, stellte seinen Stuhl auf und setzte sich wieder. »Du bist es nicht wert«, murmelte er.
»Wer ist hinter der Glasscheibe?«, fragte Gene an Myers gewandt.
»Niemand«, antwortete Myers.
»Also Schluss mit den Spielchen«, mischte sich Cavallino ein. »Was haben Sie im Haus von Steve Miller gesucht?«
Gene überlegte. »Ich bin Privatdetektiv und arbeite an einem Fall. Steve Miller war ein Zeuge. Er arbeitet bei der Flughafenaufsicht in Opa Locka. Ich wollte mit ihm sprechen.«
»Und weiter?«, fragte Myers.
Gene wandte sich Myers zu. »Ich habe geklopft, und niemand hat geöffnet. Da habe ich im Garten nachgeschaut und sah, dass die Hintertür offen stand.«
»Du hast sie geöffnet«, warf ihm Cavallino vor. »Wir haben die Aussage der Nachbarin.«
Gene überlegte. »Ja«, sagte er trocken. »Ich habe sie geöffnet und bin reingegangen. Ich habe etwas Verdächtiges gehört.«
»Verdächtiges, was war das?«, fragte Myers.
»Der Kerl lügt, wenn er das Maul aufmacht«, zischte Cavallino.
»Ein Geräusch«, antwortete Gene und ignorierte Cavallinos Einwand. »Ich ging rein und fand Miller auf dem Boden liegend, er blutete am Kopf. Ich habe mich über ihn gebeugt. Er lebte noch. Ich habe seinen Namen gesagt, dann ist er gestorben. Und dann kam das Rollkommando, das war alles.«
»Er blutete, weil du ihm mit dem Schürhaken eine übergezogen hast«, sagte Cavallino kalt.
»Es sieht nicht gut für dich aus, Mcfaddin«, bekräftigte Myers. »Du bist am Tatort festgenommen worden, der Todeszeitpunkt von Miller stimmt etwa mit der Festnahmezeit überein. Du bist in das Haus eingedrungen, dabei wurdest du beobachtet, und deine Kleider waren blutverschmiert …«
»Dazu werdet ihr meine DNA an der Leiche finden«, vervollständigte Gene. »Ich habe versucht ihm zu helfen, aber ich habe ihn nicht umgebracht.«
»Wer ist dein Auftraggeber?«, fragte Cavallino nach einer Weile des Schweigens.
Gene verzog seine Mundwinkel. »Betriebsgeheimnis.«
»Es ist wohl besser, wenn du dir einen Anwalt nimmst«, riet ihm Myers.
Die Tür zum Vernehmungsraum wurde aufgestoßen, und Ryan streckte seinen Kopf herein.
»Cavallino, Myers, ich muss mit euch reden!«, sagte der Leutnant.
»Okay, Boss«, antwortete Myers und erhob sich.
Cavallino wartete einen kleinen Moment, bevor er aufstand. »Diesmal haben wir dich am Arsch, und nicht mal dein Freund Ryan kann dir jetzt noch helfen«, flüsterte er.
Gene warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Du siehst den Wald nicht mal, wenn die Bäume direkt vor dir stehen.«
Als beide Detectives den Raum verlassen hatten und die Tür geschlossen wurde, schüttelte Gene den Kopf. Er wusste, dass er tief im Schlamassel steckte. Cavallino würde nicht eher ruhen, bis sich die eisernen Türen des Dade County Starke Prisons hinter Gene geschlossen hatten. Doch was sollte er tun? Er war blindlings in eine Falle getappt, und es würde schwer werden, ungeschoren aus der Sache wieder herauszukommen.