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12 An den Docks von Manaus, Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas

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Paco de la Pace war Geschäftsmann, ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann sogar. Er entstammte den Favelas um Manaus, doch er hatte schnell dazugelernt. Nun leitete er eine Firma, die offiziell sechzig Mann beschäftigte. Doch inoffiziell oder auch illegal arbeiteten noch weitaus mehr Menschen für Paco de la Pace. Sein Geschäft war der Wald – und in diesem Wald, der sich von Manaus bis über die Grenze zu Venezuela erstreckte, gab es allerhand, für das viele Menschen sehr viel Geld bezahlten. Holz, Diamanten und Gold. Und überall hatte Paco de la Pace seine Finger mit im Spiel. Es kostete eine lange Zeit und sehr viele Anstrengungen, bis er sich endlich an die Spitze gesetzt hatte. Viele Dollars an Bestechungsgeldern waren geflossen. Bis in die höchsten Kreise der Bezirksregierung reichte mittlerweile sein Einfluss. Konkurrenten hatte er kaltgestellt. Manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Offiziell handelte er mit Schrott, doch sein einträgliches und natürlich auch das gewinnbringende Standbein war das Geschäft mit den vielen tausenden von Glücksrittern, die in den Urwald aufgebrochen waren, um dem Elend der Favelas zu entkommen. Mittlerweile stand der Urwald unter dem besonderen Schutz der Regierung. Paramilitärs patrouillierten in den Wäldern und versuchten rigoros, dem Raubbau an der Natur ein Ende zu setzen. Deshalb war es für den illegalen Holzeinschlag immer schwieriger geworden. Einen Baum zu fällen, war die eine Sache, ihn zu einem geeigneten Transportmittel zu schaffen, war ebenfalls noch nicht die große Schwierigkeit, denn unzählige schiffbare Flussläufe durchzogen das Amazonasgebiet. Doch das wertvolle Holz am Ende ungehindert außer Landes zu schaffen und den Märkten der Welt zuzuführen, das war durch die Patrouillen und immer häufigeren Zugriffe der Paras ein wirklich gefährliches Unterfangen geworden.

Und hier trat Paco auf den Plan. Mit seiner Flotte von Schnellbooten, die in der Lage waren, den veralteten Patrouillenbooten der Militärpolizisten zu entkommen, schaffte er es immer wieder, seinen Reichtum zu vermehren. Und auch die Schürfer, die das Land nach Gold- oder Diamantenvorkommen durchkämmten, brauchten Pacos Hilfe, um aus dem Edelmetall oder den wertvollen Kohlestoffverbindungen bare Münze zu machen.

Paco hatte die Mittel, um die Wertstoffe außer Landes zu bringen, er hatte die Verbindungen, und er besaß stets aktuelle Informationen über die Streifen der Militärpolizei.

Er lächelte, als er im Schatten eines Wellblechdaches auf einem Fass Platz nahm und wartete, bis die dunkle Limousine zum Stehen gekommen war. Ein großgewachsener Mann in schwarzem Anzug stieg aus. Paco wusste nur, dass der Mann Luela hieß und ein hohes Tier in der Bezirksregierung war, doch wer hinter dem Mann stand, das wusste er nicht. Es interessierte ihn auch nicht, solange weiterhin alles nach Plan lief.

Paco nahm eine Zigarre aus der Jackentasche und zündete sie an. Als er lächelte, blitzten die Diamanten auf, mit denen seine Schneidezähne besetzt waren. Die Zähne waren genauso falsch wie sein Name, den er sich aus einem Roman entliehen hatte. Zwei Leibwächter mit großen Pistolen im Schulterhalfter waren an seiner Seite.

Luela war ebenfalls in Begleitung. Der Chauffeur der dunklen Limousine baute sich neben dem Wagen auf. Zweifellos war auch er bewaffnet.

»Luela, schön, dich zu sehen«, empfing Paco seinen Besucher.

»Paco«, entgegnete Luela. »Geht es dir gut?«

»Es geht.« Paco erhob sich und öffnete einen schwarzen Aktenkoffer, der auf dem Fass neben ihm gelegen hatte. Er war randvoll gefüllt mit blütenreinen Dollarnoten.

»Ich sehe, die Geschäfte laufen gut«, sagte Luela und warf einen Blick in den Koffer.

»Einhunderttausend. Wie abgemacht.«

Luela nickte und nahm ein Bündel Geldscheine heraus. »Was ist am Rio Jatapu geschehen?«

Paco verzog seine Lippen. »Ihr habt davon gehört?«

»Man spricht darüber in der Stadt. Vielleicht ist es besser, das Gebiet zu verlassen. Wenn die Gesundheitsbehörde davon etwas erfährt, dann wimmelt es da bald von Militärs.«

»Es ist nichts weiter als eine Krankheit«, beschwichtigte Paco. »Das wird vergehen. Wir können uns noch nicht zurückziehen. Die Früchte der letzten vier Monate lagern noch immer in der Nähe des Camps.«

»Dann holt sie ab, so schnell wie möglich.«

»Das wird nicht leicht, wir haben ein kleines logistisches Problem.«

»Was soll das heißen?«

»Wir sind noch nicht so weit. Viele im Camp starben. Einige sind geflohen und haben sich bis Bras durchgeschlagen. Die Lieferung wartet noch auf ihre Abholung und solange bleiben wir.«

»Du hast deine Leute noch dort?«, fragte Luela.

»Sie warten auf den Lieferwagen, verstehst du.«

»Du wirst dir nicht zu viel Zeit lassen dürfen. Wenn diese Krankheit tatsächlich so schlimm ist, wie manche befürchten, dann wird Brasilia reagieren. Wenn erst einmal das Gebiet unter Quarantäne gestellt ist, dann können selbst wir dir nicht mehr helfen.«

»Wir gehen erst, wenn alles erledigt ist. Außerdem bleibt uns noch immer der Weg nach Norden.«

»Trotzdem«, antwortete Luela, klappte den Aktenkoffer zu und nahm ihn an sich. »Trotzdem wirst du dich beeilen müssen.«

Mutiert

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