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Centro de Oncologia in Manaus, Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas

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Pater Innocento war eingeschlafen. Er hatte es sich auf dem Sofa in einem kleinen Raum im Onkologischen Zentrum bequem gemacht, nachdem ihn Doktor Perez gebeten hatte, ihn in das Institut zu begleiten.

»Es wird eine ganze Weile dauern, Pater«, hatte der Doktor noch gesagt, bevor er in den Labors verschwunden war.

Pater Innocento erwachte, als ihn Doktor Perez an der Schulter rüttelte. »Pater, sind Sie wach?«.

»Ähm … wie spät … ich habe geschlafen.« Draußen schien bereits die Sonne.

»Sie haben nichts versäumt. Ihr Begleiter befindet sich bereits im Untersuchungszimmer. Wir müssen uns vergewissern, dass Sie gesund sind.«

»Haben Sie …«

»Ein Ergebnis?«, vervollständigte Doktor Perez und machte eine besorgte Miene. »In der kurzen Zeit waren natürlich nur einige Grunduntersuchungen möglich, aber wir haben es mit einer schlimmen Infektion zu tun. Die Ergebnisse und Lilas Bericht belegen eindeutig, dass ein gefährlicher Virus dahintersteckt. Es wird nicht einfach, den Typus näher zu bestimmen. Wir benötigen Zeit, geeignete Labors, und wir benötigen Spezialisten, um das Virus eindeutig zu identifizieren. Aber nach all dem, was Sie mir erzählten und was in Lilas Bericht steht, muss es ein Virus sein, der eine hohe Letalitätsrate verursacht. Ich befürchte, das Virus ist in der Lage, viele Menschen zu infizieren. Und dann geht alles sehr schnell. Das Virus hat sich noch nicht an den Menschen angepasst. Die Auswirkungen in der Zusammensetzung des Blutes der Patienten sind allerdings enorm, so dass ich fürchte, dass nur wenige Erkrankte überleben werden. Zwar benötigen wir noch umfangreiche immunologische und molekularbiologische Tests, aber eines kann ich sagen: Das Virus ist äußerst aggressiv und offenbar resistent gegen das körpereigene Immunsystem.«

»Lieber Doktor Perez«, sagte Pater Innocento. »Ich bin ein Mann des Glaubens und kein Arzt. Ihre Fachbegriffe sagen mir nur sehr wenig. Gibt es eine Möglichkeit, diese Menschen zu heilen?«

»Solange wir das Virus noch nicht identifiziert haben, sind die Chancen auf Heilung gleich null. Das Virus wird offenbar durch direkten Blut- oder Schleimhautkontakt übertragen. Es befällt die Zellen und zerstört sie mit rasanter Geschwindigkeit. Das Blut wird – um es mit einfachen Worten zu sagen – zu einer unbrauchbaren Flüssigkeit. Weder der Transport von Sauerstoff noch von anderen Nährstoffen ist dann möglich. Und wenn der Patient nicht vorher erstickt, dann verblutet er innerlich.«

Pater Innocento war bestürzt. »Das heißt, es gibt keine Heilungschance?«

»Nicht, solange wir diesen Virustyp nicht einwandfrei identifiziert haben«, antwortete der Doktor. »Ich bin nur ein einfacher Laborarzt, dafür benötigen wir Spezialisten und eine entsprechende Ausrüstung.«

Der Pater erhob sich und ging ans Fenster, Nachdenklich blickte er hinaus.

»Ich habe in den Datenbanken der WHO recherchiert, es muss sich um einen Level-4-Virus handeln«, fuhr der Arzt fort. »Die beschriebenen Symptome gleichen denen, die das Ebola-Virus auslöst. Aber Ebola ist in Afrika beheimatet. Es könnte aber eine Unterart oder eine Mutation sein.«

»Was sollen wir tun?«

»Ich werde Meldung an die Bezirksregierung erstatten müssen«, sagte Doktor Perez. »Die Reaktionen des Virus in den verschiedenen Blutproben zeigen unterschiedliche Verläufe, obwohl sie am gleichen Tag genommen wurden und die Erkrankten auch etwa zur gleichen Zeit die gleichen Krankheitssymptome aufwiesen. Das deutet darauf hin, dass das Virus durchaus fähig ist, eine gewisse Zeit im Blut zu überleben, bevor die Krankheit ausbricht.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Das Virus ist aufgrund seiner langen Inkubationszeit in der Lage, sich über das ganze Land auszubreiten. Sehen Sie, das Ebola-Virus führt innerhalb kürzester Zeit zum Ausbruch der Krankheit. Bei schnellen und gezielten Maßnahmen lässt es sich innerhalb einer überschaubaren Region halten. Dieser Virustyp jedoch ist offenbar in der Lage, für längere Zeit im Körper inaktiv zu bleiben. Das erhöht natürlich die Gefahr einer überregionalen Epidemie bis hin zu einer Pandemie, die sich über Südamerika oder die ganze Welt ausbreiten kann.«

»Das ist ja furchtbar«, stöhnte der Pater.

»Lila schreibt in ihrem Bericht, dass die erste Person, die dieses Virus in sich trug, eine Frau war. Weiß man, woher sie stammt?«

Pater Innocento zuckte die Schulter. »Ja, es war eine Frau. Sie wurde von Militärpolizisten beinahe leblos in einem Boot auf dem Rio Jatapu gefunden. Ihre Begleiter waren bereits tot. Man nimmt an, dass es sich um eine Prostituierte handelt, die in irgendeinem illegalen Camp entlang des Flusses lebte.«

»Ich frage mich, ob sie das Virus der ersten Generation in sich trug«, sagte der Doktor nachdenklich. »Es wäre gut zu wissen, woher das Virus stammt. Manche Viren mutieren im Laufe ihrer Entwicklung. Möglicherweise enthält der Urtypus Informationen, die für eine gezielte Therapie hilfreich wären. Wir müssen den natürlichen Wirt finden.«

»Sehen Sie, Doktor«, erwiderte der Pater. »Entlang der Flüsse gibt es viele illegale Camps. Es wird schwierig werden, den Ursprung dieser Krankheit zu finden. Das Land ist groß und der Urwald dicht. Und selbst wenn wir noch auf einige dieser Glücksritter stießen, die sich an den Flussufern niedergelassen haben, so würden sie bestimmt nicht mit uns reden wollen.«

Der Doktor nickte. »Das verstehe ich. Ich denke, es ist nun Zeit zu gehen. Wir müssen auch Sie untersuchen. Und danach haben wir einen Termin beim Amt für Zivilschutz.«

»Ich soll Sie dorthin begleiten?«

»Unbedingt«, antwortete der Arzt. »Die einzige Möglichkeit, sich bislang vor der Krankheit zu schützen, ist die Ausbreitung zu verhindern. Wir müssen den gesamten Bereich, in dem das Virus bislang aktiv wurde, unter Quarantäne stellen. Ich glaube, wir haben es mit einem äußerst gefährlichen und bislang unbekannten Level-4-Virus zu tun.«

Mutiert

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