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Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso

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Es war wie verhext. Es gab keine Spuren, keine Hinweise und keine Tipps von Informanten. Zagallos Versuch, den Druck auf die Favelas der Stadt zu erhöhen und durch die Durchsuchungsaktionen und Razzien die Unterwelt dazu zu bringen, Hinweise auf den Täter abzuliefern, der seine verbrannten Leichen rund um die Stadt platzierte, schien zu scheitern. Als er am Abend zurück auf die Dienststelle kam und erfuhr, dass der Polizeipräsident der Stadt mit ihm reden wolle, hatte er einen schalen Geschmack im Mund.

Wortlos machte er kehrt und ging über die langen Flure und die lauten Treppenhäuser in den oberen Stock, wo die Polizeiführung thronte. Vor dem Büro des Präsidenten wurde er von einer ergrauten Sekretärin empfangen, die ihn beinahe eine volle Stunde warten ließ, bis sie ihn zum Rapport vorließ.

»Ah, Capitão Zagallo«, begrüßte der Präsident seinen Untergebenen mit überschwänglicher Freundlichkeit. »Nehmen Sie Platz, wir müssen miteinander reden.«

Zagallo reichte dem Präsidenten die Hand und setzte sich auf den angebotenen Stuhl. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, denn er ahnte, dass der Polizeichef von seinen bisherigen Fehlschlägen nicht angetan war.

»Capitão Zagallo, Carlos, ich freue mich immer, wenn mich meine besten Männer besuchen«, fuhr der Polizeipräsident mit gespielter Freundlichkeit fort. »Aber was muss ich da hören? Einhundertsechzig Polizisten waren heute wieder auf Ihren Befehl hin im Einsatz. Das ist das vierte Mal in den letzten Tagen. Finden Sie den Aufwand nicht ein wenig übertrieben?«

Zagallo fuhr sich mit dem Handrücken über das Kinn. »Sehen Sie, Herr Präsident, bislang tappen wir absolut im Dunkeln. Aber wir sind sicher, dass sich bald etwas tun wird, wenn wir jetzt am Ball bleiben.«

»Was macht Sie da so sicher?«

»Wir graben den Banden in den Favelas das Wasser ab. Sie können nicht mehr frei agieren. Unsere Aktionen verhindern die Geschäfte dieser Subjekte, deswegen werden sie reden, früher oder später.«

»Später?«, wiederholte der Polizeipräsident. »Es haben sich mittlerweile über zweitausend Überstunden angesammelt. Der Kommandant der Bundespolizei hat angefragt, wie lange sich diese Aktionen noch hinziehen wird. Und ich bin ehrlich gesagt auch nicht länger willens, Ihnen freie Hand zu lassen.«

»Aber …«

»Niemand vermisst die Toten, niemand weiß etwas über sie. Seit Wochen zieht sich diese Serie hin, doch keiner hat etwas gesehen. Ich denke, es wird eines Tages zu Ende sein. Wir sollten in diesem Fall abwarten und sehen, was sich ergibt. Wir müssen uns auch den anderen Dingen zuwenden, das ist nicht das einzige Verbrechen in unserer Stadt.«

Zagallo schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass der Mörder einfach so aufhört, es wird weitere Leichen geben.«

»Ich verstehe Ihren Ehrgeiz nicht«, antwortete der Polizeipräsident. »Es gibt keine Vermisstenfälle, und es gibt keine Anzeichen für einen Bandenkrieg. Sicherlich sollten wir alles daransetzen, die Sache aufzuklären, aber alles muss im Verhältnis stehen. Und diese andauernden Einsätze übersteigen langsam unser Budget. Der Bürgermeister hat bereits angefragt, und die Bezirksregierung ist ebenfalls unruhig geworden. Carlos, den Staub, den Sie aufwirbeln, der kratzt uns allen langsam im Hals.«

»Er fordert uns heraus«, konterte Zagallo. »Und nur, weil wir keine Vermisstenfälle haben, die auf die Leichen zutreffen, sollten wir unsere Bemühungen nicht einstellen. Schließlich sind wir die Polizei und sollten uns nicht auf der Nase herumtanzen lassen.«

Der Polizeipräsident fuhr sich nachdenklich über die Stirn. Schließlich schlug er mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »So gesehen, Carlos, haben Sie natürlich Recht. Ich werde mit dem Kommandanten der Bundespolizei reden und auch versuchen, den Bürgermeister und die Regierung im Zaum zu halten. Aber überspannen Sie den Bogen nicht. Wir halten die Aktionen noch zehn Tage aufrecht, dann bleibt uns keine andere Möglichkeit, als unsere Bemühungen ein Stück zurückzufahren.«

Carlos Zagallo lächelte. »Danke«, sagte er.

»Aber denken Sie daran, Carlos, zehn Tage, mehr Zeit werde ich Ihnen nicht verschaffen können.«

Mutiert

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